Christi Verklärung
Lukas 9,28-36: „Und es begab sich etwa acht Tage nach diesen Reden, dass er mit sich nahm Petrus, Johannes und Jakobus und ging auf einen Berg, um zu beten. Und als er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts ein anderes, und sein Gewand wurde weiß und glänzte. Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm; das waren Mose und Elia. Die erschienen in himmlischer Klarheit und redeten von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus aber und die mit ihm waren, waren voller Schlaf. Als sie aber aufwachten, sahen sie seine Klarheit und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es begab sich, als sie von ihm schieden, sprach Petrus zu Jesus: Meister, hier ist für uns gut sein! Lasst uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete. Als er aber dies redete, kam eine Wolke und überschattete sie; und sie erschraken, als sie in die Wolke hineinkamen. Und es geschah eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dies ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören! Und als die Stimme geschah, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und verkündeten in jenen Tagen niemandem, was sie gesehen hatten.“
Es wird uns erzählt, dass der Engel, als er zum geliebten Jünger des Erlösers, Johannes, gesandt wurde, zu ihm sagte: „Komm hier herauf.“ 1Offb 4,1 Er sollte erhöht werden, dem Himmel nähergebracht werden, so dass sein Geist besser auf die großen Offenbarungen vorbereitet werden würde, die ihm ein unendlich großer und sich herabneigender Gott schenken wollte. Und nach dem Lesen der Verse, die ihr gerade gehört habt und da ich sehe, dass eine so große und ernsthafte Versammlung in der Gegenwart Gottes zusammengekommen ist, denke ich, dass ich euch ansprechen sollte, wie der Engel den Johannes angesprochen hat und zu euch sagen sollte: „Komm hier herauf.“ Lass deine weltlichen Gedanken hinter dir und vergiss für eine Weile die Erde. Und da es der Tag des Herrn ist, wenn wir besonders an den Himmel denken sollten, möchte ich euch wirklich bitten, zu Gott zu beten, dass ihr auf den Gipfel des Gebirges Pisga 25Mo 3,27 steigen und einen Blick auf das verheißene Land werfen dürft. Es ist tatsächlich wahr, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keinem Menschen ins Herz gekommen ist, was Gott hier denen bereitet hat, die ihn lieben; 31Kor 2,9 geschweige denn die unendlich größeren und herrlicheren Dinge, die er für diejenigen, die ihn fürchten, in der ewigen Welt bereitgehalten hat; aber gepriesen sei Gott! Obwohl wir noch nicht im Himmel sind – außer man könnte das Sein in Christus korrekt als Himmel bezeichnen und dann wären alle wahren Christen bereits dort; jedoch war es dem gesegneten Jesus eine Freude, einen Bericht über sich selbst, über das, was ihm in den Tagen seines Fleisches geschehen ist und über einige Offenbarungen, die er einigen seiner Jünger freundlicherweise gewährt hat, in Aufzeichnungen zu hinterlassen, damit wir aus dem, was ihnen hier unten geschehen ist, eine – wenn auch nur schwache Vorstellung von der Glückseligkeit erhalten können, die sein Volk in seinem Königreich oben erwartet. Wenn jemand von euch fragt, von welchem Teil des Lebens unseres Herrn diese Geschehnisse aufgezeichnet sind, habe ich eine Antwort parat: Eines dieser Geschehnisse, und zwar ein sehr bemerkenswertes, ist in den Versen aufgezeichnet, die ich jetzt als das Thema für eure Andacht ausgewählt habe.
Die Verse geben uns einen Bericht über das, was allgemein als die Verklärung unseres Herrn bezeichnet wird; wie er wundervoll verändert und auf dem Berg wundervoll von seinem Vater anerkannt wurde. Einige glauben, dass dies an einem Sabbattag geschah; und den besonderen Anlass dafür, dass sich unser gesegneter Herr dazu herabließ, seinen Dienern einen solchen Anblick zu bieten, können wir dem 26.+27. Vers entnehmen. Es scheint, dass unser gesegneter Herr denen, die sich seiner nicht schämen würden, eine große Belohnung versprochen hatte: „Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel.“ Diese Drohung beinhaltet eine Belohnung für diejenigen, die sich seiner nicht schämen werden: „Aber (fügt er hinzu) ich sage euch wahrlich: Einige von denen, die hier stehen, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes sehen.“ Das heisst so viel wie: Es wird einen Tag geben, an dem ich in der Herrlichkeit meines Vaters und seiner heiligen Engel kommen werde; aber ich habe auch ein paar Lieblingsjünger und ich sage euch noch eine Wahrheit, die ihr vielleicht für eine zu gute Nachricht halten werdet: Einige unter euch werden den Tod nicht schmecken, bis ihr das Reich Gottes sehen werdet. Einige Theologen meinen, dass sich diese Verheißung auf die Schaffung einer Kirche des Evangeliums durch unseren Herrn bezieht; und wenn wir es in diesem Sinne verstehen, bedeutet das, dass die Apostel, die damals anwesend waren, zumindest einige von ihnen, nicht sterben sollten, bis sie sahen, wie das Königreich Satans in großem Maße niedergerissen und das Reich des Evangeliums des Erlösers errichtet werden würde. Einige glauben, der Vers habe einen besonderen Bezug zu Johannes, der offenbar alle anderen Apostel überlebte und bis zur Ankunft Christi lebte; das heißt, bis er kam, um Jerusalem zu zerstören. Aber es ist die Meinung von Matthew Henry, von Bishop Hall, von Burkit und anderen, die über diese Textstelle geschrieben haben, dass unser gesegneter Herr sich hier besonders auf die Verklärung auf dem Berg bezieht: „Es sind einige von euch hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis ihr meine Verklärung auf dem Berg gesehen habt; bis ihr gesehen habt, wie ein verherrlichter Heiliger vom Himmel herabkommt und mir einen Besuch abstattet und infolgedessen ein wenig von dem Reich Gottes seht, das ihr vollständig sehen werdet, wenn ihr in die Herrlichkeit kommt.“ Dies scheint mir die richtige Interpretation zu sein. Wenn ihr an den Rand eurer Bibeln schaut, werdet ihr die Parallelstelle bei Matthäus finden, wo der Bericht über die Verklärung unseres Herrn gegeben wird und dort werdet ihr feststellen, dass sie unmittelbar auf diese Verheißung unseres Herrn folgt.
Nun, Christus hatte ihnen gesagt, dass sie den Tod nicht schmecken sollten, bis sie das Reich Gottes gesehen hätten, weshalb uns der Evangelist im 28. Vers sagt: „Und es begab sich etwa acht Tage nach diesen Reden, dass er mit sich nahm Petrus, Johannes und Jakobus und ging auf einen Berg, um zu beten.“ Etwa acht Tage; das heißt, wie Bischof Hall denkt, am Sabbattag; oder, einigen zufolge, der erste Tag der Woche, der später der christliche Sabbat sein sollte; unser gesegneter Herr nimmt Petrus, Johannes und Jakobus mit: Warum nahm der Herr Jesus Christus nicht mehr von seinen Jüngern mit? Warum drei und warum diese drei? Und warum nur drei? Unserem gesegneten Herrn hat es wohlgefallen, drei und nicht mehr mitzunehmen, um uns zu zeigen, dass er ein souveräner Akteur ist; um uns zu zeigen, dass er zwar alle seine Jünger liebte, es aber dennoch einige gab, denen er gerne besondere Besichtigungen erlaubte. Er liebte Petrus und alle anderen Jünger; dennoch war Johannes der Schüler, den er besonders liebte. Und er nahm drei statt einen mit, weil drei ausreichten, um die Wahrheit seiner Verwandlung zu bezeugen: „Durch zweier oder dreier Zeugen Mund soll jede Sache bestätigt werden.“ 45Mo 19,15 Und er nahm nicht mehr als drei mit, denn diese drei reichten aus. Und er nahm insbesondere diese drei mit, Petrus, Johannes und Jakobus, weil genau diese Personen, die Christus jetzt verklärt sehen sollten, später im Garten sahen, wie er sich quälte und sein Schweiß wie Blutstropfen wurde, die auf die Erde fielen. 5Lk 22,44 Und wenn diese drei Jünger Christus nicht auf dem Berg gesehen hätten, wäre es für sie vielleicht äußerst erschreckend gewesen, ihn später im Garten so zu sehen. Sie hätten vielleicht gezweifelt, ob es für den Sohn Gottes möglich war, sich in einem solch beklagenswerten Zustand zu befinden. Nun, unser Herr nimmt diese drei mit „auf einen Berg“. Warum das? Weil Christus Jesus wie Mose sein sollte, der auf einen Berg hinaufsteigen sollte, als Gott vorhatte, ihm das moralische Gesetz zu übergeben. 62Mo 24,12 Und unser gesegneter Herr stieg auf einen Berg, weil ein Berg gut geeignet war zur Hingabe. Wenn er sich zurückziehen wollte, um zu seinem Vater zu beten, ging er an solche Orte, wo er ganz im Verborgenen seinem Herzen am besten freien Lauf lassen konnte. So wird uns erzählt, dass Petrus einst auf dem Dach des Hauses betete. Und wenn wir die Absicht haben, Gott nahe zu sein, sollten wir solche Orte wählen, die frei von Ablenkung sind und unserer Gemeinschaft mit Gott zuträglich. Und was tat Christus, wenn er auf einen Berg ging? Uns wird gesagt, dass er auf einen Berg ging, „um zu beten“. Christus hatte keine Verdorbenheit zu bekennen und er hatte nur wenige eigene Bedürfnisse, die gelindert werden mussten; dennoch hören wir, dass Christus viel betete; wir hören, dass er auf einen Berg ging, um zu beten; dass er früh aufstand, lange bevor es Tag wurde, um zu beten; und dass er eine ganze Nacht im Gebet mit Gott verbrachte.
Im 20. Vers hört ihr einen Bericht über die Wirkung des Gebets unseres Herrn: „Und als er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts ein anderes, und sein Gewand wurde weiß und glänzte.“ Ich möchte euch darauf aufmerksam machen, dass sich unser Herr an seinem Körper nicht veränderte, als er auf den Berg stieg, sondern erst als er oben auf dem Berg war und während er betete. Auf diese Weise ist es ausreichend, dass unsere Seelen verwandelt werden. Die Zeit, wenn wir den Einfluss des Geistes Gottes besonders erwarten können, ist die Zeit, in der wir im Gebet sind. Es scheint seine äußerst grosse Richtigkeit damit zu haben, dass unser Herr auf dem Berg verklärt oder verwandelt wurde. Ich hoffe, ihr wisst alle, dass es Gott Freude bereitete, von Angesicht zu Angesicht mit Mose zu sprechen, als er auf den Berg Gottes stieg. Und als er vom Berg herabstieg, sahen die Israeliten, dass das Gesicht Moses‘ so leuchtete, dass er sich verpflichtet sah, einen Schleier über sein Gesicht zu legen. Nun war das Leuchten von Moses‘ Gesicht für das Volk ein Beweis dafür, dass Mose mit Gott gesprochen hatte. Und Mose sagte dem Volk: „Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, erwecken aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf ihn sollst du hören!“ 75Mo 18,15 Um seinem Sohn (als Mensch) das Zeugnis zu geben, dass er ein Prophet war, gefiel es Gott dem Vater nicht nur, sein Gesicht glänzen oder leuchten zu lassen; sondern um zu zeigen, dass er ein Prophet war, der Mose weit überlegen war, gefiel es ihm dazu, auch sein Gewand weiß werden und glänzen zu lassen, „und sein Angesicht (wie uns ein anderer Evangelist erzählt) leuchtete wie die Sonne.“ 8Mt 17,2 Was für eine Verwandlung geschah hier! Was für ein Anblick! Mir scheint, ich sehe Petrus, Jakobus und Johannes überrascht; und angesichts dessen, was hier geschieht, ist es vollkommen angebracht, dass der Evangelist den folgenden Teil der Geschichte mit dem Wort „Siehe“ einleitet; „Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm; das waren Mose und Elia.“ Und im 31. Vers erhaltet ihr eine Beschreibung von ihrer Kleidung: „Sie erschienen in himmlischer Klarheit“; und von ihrer Rede: „Sie sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem vollbringen sollte.“
„Siehe, zwei Männer, das waren Mose und Elia.“ Das waren zwei vollkommen geeignete Personen, um in dieser Gesandtschaft zum Sohn Gottes zu kommen. Mose war der große Gesetzgeber, Elia war der große Wiederhersteller des Gesetzes: Der Körper von Moses wurde versteckt und nie gefunden, Elias Körper wurde in einem Augenblick versetzt und in einem feurigen Wagen in den Himmel getragen. Und es kann sein, dass dies insbesondere deswegen geschah, weil diese beiden künftig die Ehre haben sollten, auf den Sohn Gottes zu warten. „Sie erschienen in himmlischer Klarheit“; das heißt, ihre Körper trugen nun die herrliche Kleidung, die die Körper der Gläubigen am Morgen der Auferstehung tragen sollen. Christus war nun sozusagen in seine königlichen Gewänder gekleidet; und wie es für Gesandte üblich ist, wenn sie in die Gegenwart des Königs vorgelassen werden sollen, um eine Botschaft von einem König zum anderen zu überbringen, erscheinen sie in ihrer ganzen Pracht, um die Ehrwürdigkeit der Botschaft zu unterstreichen; hier also sind diese himmlischen Boten, die auf den Herrn Jesus Christus warten sollen, mit königlicher Würde bekleidet, sie erschienen in Herrlichkeit und „sie sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem vollbringen sollte“; sie kamen, um dem Erlöser von seinen Leiden und dem Ort seiner Leiden zu berichten und ihn darüber zu unterrichten, dass seine Leiden, wie groß und wie bitter sie auch sein mögen, vollbracht werden müssten, wie unser Herr selbst sagt: „Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende.“ 9Lk 22,37 Welche weiteren Einzelheiten sie unserem Herrn mitteilten, wird uns nicht erzählt. Doch welche Wirkung das alles auf die Jünger hatte, könnt ihr im 32. Vers erfahren: „Petrus aber und die mit ihm waren, waren voller Schlaf.“
Wir dürfen nicht annehmen, dass Petrus, Jakobus und Johannes jetzt im wahrsten Sinne des Wortes schliefen; nein, wenn wir das mit einer anderen Stelle der Heiligen Schrift vergleichen, ich meine den Bericht, der uns gegeben wurde, wie Daniel beeindruckt und überwältigt war, als er den Engel des Herrn sah, werdet ihr feststellen, dass dieser Schlaf das bedeutet, was wir eine Ohnmacht nennen. Sie wurden überwältigt vom Anblick der Herrlichkeit der Gewänder Christi, des Glanzes seines Körpers und der Herrlichkeit, in der Mose und Elia erschienen; all das überwältigte sie völlig, ließ sie zu Boden sinken, und es stockte ihnen der Atem 101Kö 10,5 wie der Königin von Saba, als sie Salomos Herrlichkeit sah. Aber sie erholten sich: „Als sie aber aufwachten“, das heißt, als sie wieder zu Kräften kamen, als Gott ihnen Kraft gab, wie der Engel Daniel Kraft gab, „sahen sie seine Klarheit und die zwei Männer, die bei ihm standen.“ Und wie, glaubt ihr, schauten sie auf Christus? Wie haben sie wohl Mose und Elia angestarrt? Petrus, der immer aus der Fülle seines Herzens 11Lk 6,45 der erste Redner war, spricht jetzt in Vers 33: „Und es begab sich, als sie von ihm schieden, sprach Petrus zu Jesus: Meister, hier ist für uns gut sein! Lasst uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete. “ Als Petrus ein wenig vom neuen Wein Christi getrunken hatte, redete er wie ein Betrunkener; er war überwältigt von der Helligkeit der Manifestation. „Lasst uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“ Gut, dass hinzugefügt wird: „Er wusste aber nicht, was er redete.“ Dass er ausruft: „Meister, es ist gut für uns, hier zu sein“, in solch guter Gesellschaft und in einem so herrlichen Zustand, ist kein Wunder; wer von uns allen hätte nicht das Gleiche getan? Aber über den Bau von Stiftshütten zu sprechen, und zwar eine für Christus, eine für Mose und eine für Elias, dafür muss Petrus selbst getadelt werden. Gewiss, Petrus, du warst nicht ganz wach! Du redest wie einer im Traum: Wenn dein Herr dich beim Wort genommen hätte, was für eine armselige Hütte hättest du gehabt im Vergleich zu dem Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel, in welchem du auch seit langem wohnhaft bist, nachdem dein irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wurde? 122Kor 5,1 Was! Unten Hütten bauen und die Krone erhalten, bevor du das Kreuz getragen hast? O Petrus, Petrus! „Herr, schone dich selbst!“ 13Mt 16,22 klebt zu sehr an dir: Und warum so egoistisch, Petrus? Kümmerst du dich nicht um deine Mitjünger unten, die nicht mit dir auf den Berg hinaufgestiegen sind? Kümmerst du dich nicht um die kostbaren Seelen, die wie Schafe sind, die keinen Hirten haben 14Mt 9,36 und die für immer umkommen müssen, es sei denn, dein Meister steigt vom Berg herab, um sie zu lehren und für sie zu sterben? Würdest du so deine geistigen Bissen alleine essen 15Hi 31,17 wollen? Wenn du außerdem so dafür bist, Hütten zu bauen, warum müssen es dann drei sein, eine für Christus, eine für Mose und eine für Elia? Sind Christus und die Propheten gespalten? Passen sie nicht wunderbar zusammen und sind sich einig? Haben sie nicht über die Leiden deines Herrn sowie über die Herrlichkeit, die folgen sollte, prophezeit? Ach, wie verschieden ist ihre Rede von deiner? Mose und Elia kamen herab, um über Leiden zu reden, und du träumst davon, ich weiß nicht was für Hütten zu bauen. Sicherlich, Petrus, du bist so hoch oben auf dem Berg, dass dir schwindlig geworden ist.
Doch inmitten dieser Schwächen gab es etwas, das die Ehrlichkeit und Integrität seines Herzens erkennen lässt. Obwohl er nicht genau wusste, was er sagte, war er doch nicht so dumm wie sein angeblicher Nachfolger in Rom. Er fällt nicht nieder und betet diese beiden verstorbenen Heiligen an, und ich höre ihn auch nicht zu einem von ihnen sagen: „Ora pro nobis“; er hatte Christus nicht so kennengelern. 16Eph 4,20 Nein, er wendet sich direkt an das Oberhaupt: „Er sagte zu Jesus: „Meister, hier ist für uns gut sein.“ Und obwohl er bauen wollte, würde er doch nicht ohne die Erlaubnis seines Meisters bauen. „Meister, lass uns bauen“ oder wie der heilige Matthäus es ausdrückt: „Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine?“ Ich höre ihn nicht hinzufügen: Für Jakobus eine, für Johannes eine und für Petrus eine. Nein, er würde bereitwillig mit ihnen auf dem Berg bleiben, auch in der kalten und dunklen Nacht, damit für Christus und seine himmlischen Begleiter gesorgt sei. Die Süße einer solchen himmlischen Vision wäre mehr als genug für alle körperlichen Leiden, die als Folge ihres längeren Aufenthalts dort auftreten könnten, ja und darüber hinaus möchte er nicht, dass weder Christus noch Mose noch Elia irgendwelche Mühe mit dem Bauen haben sollten; er sagt auch nicht: „Lasst meine Vikare Jakobus und Johannes bauen, während ich untätig herumsitze und meine Brüder dirigiere,“ sondern er sagt: „Lasst uns bauen.“ Er will genauso hart, wenn nicht sogar härter arbeiten als jeder von ihnen und möchte sich nur durch seine Aktivität, seine ausdauernde Hartnäckigkeit und seinen Eifer, das Wohlergehen ihres gemeinsamen Herrn und Meisters zu fördern, auszeichnen.
Zweifellos hatte Petrus gelesen, wie die Herrlichkeit des Herrn die Stiftshütte und den alten Tempel erfüllte; und jetzt, da Jesus verwandelt ist und Mose und Elia in Herrlichkeit erschienen sind, hält er es für richtig, dass für sie neue Stiftshütten errichtet werden. Eine solche Mischung aus Natur und Gnade, aus Kurzsichtigkeit und Schwäche findet sich im glühendsten und nur gutgemeinten Eifer der allerbesten Menschen, wenn sie dem Thron der Gnade am nächsten sind oder sogar auf dem Berg mit Gott. Vollkommenheit in jeglicher Gnade sollte nur von den Geistern der vollendeten Gerechten 17Hebr 12,23 im Himmel erwartet werden. Diejenigen, die wie Petrus auf Erden über so etwas reden, wissen nicht, was sie sagen.
Aber wie konnte Petrus so leicht unterscheiden, wer Mose und wer Elia war? Er scheint ohne das geringste Zögern zu sagen: „Lasst uns drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia“, als ob er sie sehr gut kannte, obwohl sie beide schon lange tot waren, lange bevor Petrus geboren wurde. Glaubt ihr, es gab irgendetwas Besonderes an ihrer Kleidung? Oder irgendetwas in ihrem Gespräch, das sie verraten hat? Oder kannte er sie nicht vielmehr hier auf dem Berg, so dass wir daraus schließen können, dass verstorbene Heilige einander kennen und im Himmel erkennen werden, einfach durch Intuition und unmittelbare Offenbarung? Aber leider! Wie vergänglich sind unsere Ansichten vom Himmel während unseres Aufenthaltes hier auf der Erde; Vers 34: „Als er aber dies redete“, als Petrus vom Bau von Stiftshütten redete, als er sagte: „Es ist gut für uns, hier zu sein“, als er träumte, sein Berg sei so stark, dass er niemals versetzt werden könnte, „kam eine Wolke und überschattete sie.“ Der heilige Matthäus bemerkt, dass es eine helle Wolke war, nicht dunkel wie die auf dem Berg Sinai, sondern hell, weil das Evangelium uns ein viel helleres Zeitalter eröffnet als das des Gesetzes. Diese überschattete sie und erfüllte sie dadurch nicht nur mit heiliger Ehrfurcht, sondern schirmte sie in gewissem Maße auch vor dem Glanz jener Herrlichkeit ab, von der sie jetzt umgeben waren und die sonst unerträglich gewesen wäre. Diese Wolke war wie der Schleier, der über das Gesicht Moses‘ geworfen wurde und bereitete sie auf die Stimme vor, die sie bald daraus hören würden. Es überrascht mich nicht sehr, dass uns der heilige Matthäus mitgeteilt hat, dass sie Angst hatten, als sie in die Wolke eintraten, oder der heilige Markus, dass „sie voller Furcht waren.“ Denn seit dem Sündenfall ist in uns allen ein solches Bewusstsein des verdienten Zorns vorhanden, dass wir nicht anders können als Angst zu haben, wenn wir in eine Wolke eintreten, selbst wenn Jesus Christus selbst mitten darin wäre. Ach Petrus, wo ist jetzt deine Rede vom Bau von Hütten? Ist dein starker Berg so schnell versetzt? Was, so schnell herunterkommen? Warum hören wir dich jetzt nicht sagen: „Hier ist für uns gut sein?“ Ach! Er und seine Mitjünger sind völlig sprachlos; seht, wie sie bangen und wie Mose bei einer anderen Gelegenheit, voller Furcht und Zittern sind. 18Heb 21,21 / 5Mo 9,19 Aber wie schnell werden diese Ängste zerstreut, wie schnell wird die schreckliche Aufregung beruhigt und besänftigt, mit dieser seelenbelebenden Stimme, die aus der herrlichen Herrlichkeit kam, Vers 35: „Dies ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören!“
St. Markus und St. Matthäus fügen hinzu: „An dem ich Wohlgefallen habe.“ Dasselbe Zeugnis, das Gott der Vater dem seligen Jesus bei seiner Taufe gab bevor seine Versuchung begann, wird nun wiederholt, um ihn zu stärken und auf seine bevorstehende Qual im Garten vorzubereiten. Wahrscheinlich war es eine leise, aber deutliche Stimme, weder von Donner noch von Blitzen begleitet noch vom Klang einer Posaune, sondern in Übereinstimmung mit der gesegneten Nachricht, die sie enthielt, wurde sie eingeläutet mit Zeichen unaussprechlicher Wohlgefälligkeit und Liebe. Gott, der Vater, erteilt hiermit Mose und Elia eine feierliche Entlassung, als ob sie vom Himmel zu dem Zweck gesandt wurden, ihren Auftrag an ihren rechtmäßigen Herrn abzugeben und so wie der Morgenstern zu verschwinden, sobald die Sonne der Gerechtigkeit 19Mal 4,20 selbst aufgeht, um einen Tag des Evangeliums herbeizuführen. „Dies ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören!“ Aber die Betonung des Wortes „dies“; diesen Menschensohn, diesen Jesus, den ihr bald in blutigem Schweiß sehen werdet, mit verbundenen Augen, angespuckt, geschlagen, gegeißelt und schließlich an einem Holz hängend, ich schäme mich nicht zuzugeben, dass er mein Sohn ist, mein einer, eingeborener Sohn, der bei mir war, bevor die Himmel gemacht wurden 20Spr 8,27 oder als ich den Grund der Erde legte. 21Hi 38,4 Mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, an dem meine Seele Freude hat und den ich hiermit öffentlich einsetze und zum König, Priester und Propheten der Kirche ernenne. „Den sollt ihr hören.“ Schaut nicht länger auf Mose oder Elia, erwartet nicht länger, durch die Werke des Gesetzes gerettet zu werden; sondern durch die Verkündigung und Anwendung des ewig gesegneten Evangeliums. Den sollt ihr hören, um an ihn zu glauben, zu lieben, zu dienen, zu gehorchen und, wenn es sein muss, zu sterben und euer Leben für ihn hinzugeben. „Den sollt ihr hören“, was er zu sagen hat, denn er kommt mit einem Auftrag von oben. Hört seine Lehre; hört auf ihn, um ihm zu gehorchen; hört auf ihn, um seine Gebote in die Tat umzusetzen, und folgt seinem guten Beispiel.
Im 36. Vers finden wir den Abschluss dieses himmlischen Festes: „Als die Stimme verklang, wurde Jesus allein gefunden. Und sie schwiegen und sagten in jenen Tagen niemand etwas von dem, was sie gesehen hatten.“ Wenn wir das mit dem Bericht vergleichen, den die anderen Evangelisten über die Verklärung unseres gesegneten Herrn geben, werdet ihr feststellen, dass dies auf den Befehl Christi hin geschah: Petrus, Jakobus und Johannes wären sonst hinabgegangen und hätten der ganzen Welt erzählt, dass sie den Herrn Christus auf dem Berg der Verklärung gesehen hatten; aber unser Herr befahl ihnen, darüber Stillschweigen zu bewahren. Warum so? Wenn sie vom Berg herabgestiegen wären und es den anderen Jüngern erzählt hätten, hätte es möglicherweise böses Blut bei den anderen hervorgerufen; sie hätten vielleicht gesagt: Warum hat unser Meister Petrus, Jakobus und Johannes ausgesucht? Warum hatten wir nicht das Privileg, auf den Berg mitzugehen wie sie? Hätten sie gesagt, dass ihr Herr verklärt worden sei, hätten die Menschen ihnen nicht geglaubt; sie hätten gedacht, dass Petrus, Jakobus und Johannes nur Schwärmer waren; aber wenn sie es für sich behielten bis nach seiner Auferstehung und nachdem er die Türen des Todes zerbrochen 22Ps 107,16 haben würde, dann würde die Aussage, dass sie ihn auf dem Berg verklärt gesehen hatten, das Zeugnis bestätigen.
Ich habe die Worte so ausgeschmückt, damit ihr den Bericht des Evangelisten über die Verklärung unseres gesegneten Herrn besser versteht; aber ich bin noch nicht fertig; ich habe zu euren Köpfen gesprochen; der praktische Teil kommt noch. O, dass Gott eure Herzen erreichen möge! Eigentlich sollte ich zwar der Reihenfolge nach mit den praktischen Schlussfolgerungen beginnen, die aus dem ersten Teil gezogen werden können; aber ich halte es für das Beste, euch, dem Volk Gottes, und besonders euch Neubekehrten, die Aufrichtigkeit, aber noch nicht viel Klugheit besitzen, zu zeigen, welche Lektionen unser Herr euch hier lernen lassen möchte.
„Und als die Stimme geschah, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und verkündeten in jenen Tagen niemandem, was sie gesehen hatten.“ Es ist das Normalste von der Welt, wenn Gott einer armen Seele Mitteilungen gewährt, dass die Person, die in diesen Genuss kommt, hingeht und alles erzählt, was sie gesehen und gefühlt hat, und das oft zu unpassenden Gelegenheiten und gegenüber unpassenden Personen. Ich erinnere mich, dass Matthew Henry bemerkte: „Joseph besaß mehr Ehrlichkeit als Prinzipien, sonst hätte er seinen Brüdern nie von seinen Träumen erzählt.“ Frischgebackene Christen neigen zu leicht dazu, diesen Fehler zu begehen: Ich selbst habe mich dessen ziemlich schuldig gemacht, von Dingen zu sprechen, die vielleicht besser geheim gehalten werden sollten; das ist ein Fehler, der Gottes Volk nur allzu leicht passiert. Obwohl es für diejenigen, die Christus gesehen und seine Liebe gespürt haben, gut ist, anderen davon zu erzählen, was Gott für ihre Seelen getan hat; aber wenn ihr gerade erst vom Berg herabgekommen seid und euch selbst ein wenig kennt, werdet ihr oft Grund dazu finden, eure Zunge im Zaum zu halten. Neue Christen sind ein wenig wie Kinder, denen man ein wenig Taschengeld gibt und die es nicht aushalten können, bis sie es für irgendetwas ausgegeben haben. Wenn neu bekehrte Christen etwas von Gott bekommen haben, reden sie sofort zu viel darüber. Sie sollten daher gut aufpassen und wissen, wann sie sprechen und wann sie schweigen sollten.
Aber, meine lieben Freunde, hat unser Herr Jesus Christus Petrus, Jakobus und Johannes zum Beten auf einen Berg mitgenommen? Seid ihr Väter, Mütter, Herren und Herrinnen einer Familie? Lernt daher daraus, zu bestimmten Zeiten eure Kinder, eure Diener und diejenigen, die zu euch gehören, aus der Welt zu nehmen und nicht nur für sie zu beten, sondern mit ihnen zu beten. Wenn Christus das praktiziert hat, der nur wenige eigene Bedürfnisse zu befriedigen hatte und nichts zu bekennen und zu beklagen hatte; wenn Christus das Gebet so sehr liebte, dann sollten sicherlich ihr und ich, die wir so viele Bedürfnisse haben, die erfüllt werden müssen, so viel Verdorbenheit, über die wir trauern müssen; ihr und ich sollten viel Zeit im Gebet verbringen. Ich sage nicht, dass ihr euch in euren Kammern einschließen sollt und euch nicht um eure Läden, Bauernhöfe oder weltlichen Geschäfte kümmern sollt; ich sage nur, dass ihr darauf achten sollt, wie ihr all eure Zeit verbringt: Und wenn ihr Gottes Kinder seid, werdet ihr euch häufig von der Welt zurückziehen und nach einem Besuch eures Gottes ersuchen.
Wurde der Herr Jesus verwandelt oder verklärt, während er betete? Lernt daraus, viel im geistlichen Gebet zu sein. Der Weg, die Seele umgewandelt zu bekommen, verwandelt in Gott und ihm ähnlich gemacht, besteht darin, häufig mit Gott zu sprechen. Wir sagen, ein Mann ist wie seine Gesellschaft. Personen, die miteinander reden, übertragen dabei häufig ihr Temperament aufeinander. Und wenn euch daran liegt, das göttliche Temperament in euch aufzunehmen, betet viel. Und wie das Gewand Christi weiß und glänzend wurde, so werden auch eure Seelen ein wenig von Gottes Licht erhalten, das auf sie strahlen wird.
Sind Mose und Elia in Herrlichkeit erschienen? Sind heute betagte Heilige hier? Ich zweifle nicht, dass es eine beträchtliche Anzahl ist. Und hat irgendeiner von euch Angst vor dem Tod? Schleppt irgendeiner von euch einen Körper mit sich herum, der eure unsterbliche Seele belastet? Ich bin sicher, ein armes Geschöpf predigt euch, dass jeder Tag seine verrückte Last mitschleift. Aber kommt, ihr Gläubigen, kommt, ihr Kinder Gottes, kommt, ihr alten, gebrechlichen Heiligen, kommt und tretet dieses Monster Tod mit Füßen. Wenn ihr über den Kirchhof geht, macht es wie ich es von einem alten, ausgezeichneten Christen in Maryland gehört habe. Geh, setz dich auf ein Grab und meditiere über deine eigene Auflösung. Vielleicht habt ihr eine natürliche Furcht vor dem Sterben: Der Körper und die Seele wollen sich nicht trennen ohne ein wenig Beileid und ein Stöhnen; aber schau dort hin, blick hinauf zum Himmel, sieh dort deinen Jesus, deinen Erlöser, und lerne, dass dein Körper im Jenseits wie der herrlichste Körper Christi gestaltet werden soll; dieser arme Körper, der jetzt Gicht und Nierensteinen unterworfen ist und den du kaum mitschleppen kannst; dieser arme Körper, der dich im geistigen Leben so sehr behindert, wird dich bald nicht mehr behindern; er soll ins Grab gelegt werden; es wird gesät in Verweslichkeit und auferweckt in Unverweslichkeit; es wird gesät in Unehre und wird auferweckt in Herrlichkeit. 231Kor 15,42-43 Diese Überlegung veranlasste den seligen Paulus dazu, auszurufen: „Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?“ 241Kor 15,55 Deine Seele und dein Körper werden wieder vereint sein und du wirst „beim Herrn sein allezeit.“ 251Thess 4,17 Deine Knie, die vielleicht durch das Knien im Gebet hart geworden sind; deine Zunge, die Hymnen auf Christus gesungen hat; deine Hände, die für Gott gearbeitet haben; die Füße, die den Geboten Christi gefolgt sind; werden alle verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick; 261Kor 15,51-52 und du wirst unter einer ewigen und über allen Maßen gewichtigen Herrlichkeit 272Kor 4,17 stehen bleiben können. Kommt also, ihr Gläubigen an Christus, schaut über das Grab hinaus; kommt, ihr lieben Kinder Gottes, und wie schwach und kränklich ihr jetzt auch seid, sagt: Gepriesen sei Gott, ich werde bald einen starken Körper voller Kraft und Herrlichkeit haben.
Doch während das für Heilige Trost bedeutet, bedeutet es Schrecken für Sünder, für alle Menschen, die außerhalb Christi leben und sterben. Es ist die Meinung von Erzbischof Usher, dass, so wie die Körper der Heiligen verherrlicht werden sollen, auch die Körper der Verdammten deformiert werden sollen. Und wenn das wahr ist, leider! Was für eine schlechte Figur werden die schönen Damen machen, die ohne Christus sterben! Was für eine schlechte Figur wird der feine Gentleman am Morgen der Auferstehung machen, der jetzt seinen Körper modisch kleidet und es gleichzeitig versäumt, sich einen Anteil an Christus und dem ewigen Glück zu sichern! Erzbischof Usher ist außerdem der Meinung, dass verdammte Seelen auch all ihre guten Eigenschaften verlieren werden, die sie hier hatten; obwohl also Gott den nicht wiedergeborenen Menschen zum Wohle des Gemeinwesens auch Anlagen der Sanftmut, Gutmütigkeit und des Mutes verliehen hat; wenn der Gebrauch dieser Segnungen vorbei sein wird und sie ohne Christus gestorben sind und weil es unmöglich ist, dass es in der Hölle irgendeine Erscheinung des Guten geben wird, werden diese guten Charaktereigenschaften für immer verloren sein. Wenn dem so ist, ist das eine schreckliche Überlegung; deshalb sollten Menschen, die ihren Körper lieben, unbedingt auch auf das Wohlergehen ihrer Seele achten.
Wusste Petrus, wer Mose und welcher Elia war? Dann denke ich und Gott sei Dank dafür, dass aus dieser und anderen Bibelstellen klar hervorgeht, dass wir einander kennen werden, wenn wir in den Himmel kommen. Der reiche Mann kannte Lazarus: „Vater Abraham, sende Lazarus.“ Und uns wird gesagt: „Er sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.“ 28Lk 16,23 Adam kannte seine Frau Eva; obwohl ein tiefer Schlaf auf ihn gefallen war, als Gott sie aus seiner Rippe baute, sagte er doch aus Intuition: „Das ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch.“ 291Mo 2,23 Und aus diesem Grund sagt der Apostel zu den Philippern: „Ihr seid meine Freude und meine Krone 30Phil 4,1 am Tag des Herrn.“ Was für ein Trost wird das für einen geistlichen Vater sein! Sagt einer: Hier ist der Mann, o Herr Jesus, der meine Seele dahin gebracht hat, von deiner Liebe zu schmecken; ein anderer sagt: Das ist der Mann, der mir an dem und dem Tag und mit den und den Worten ins Herz getroffen hat: Du, o Herr, weißt es. Dann wird sich der geistliche Vater über seine Kinder freuen. Ihr, die ihr euch getroffen und gemeinsam gebetet habt, die ihr füreinander geseufzt und mitgefühlt habt und einander eure Versuchungen erzählt habt, werdet für immer beim Herrn und miteinander sein. Dort werden wir Abraham, Isaak und Jakob mit der ganzen erlösten Gesellschaft zu Tisch sitzen sehen; 31Mt 8,11 und wir werden die Namen aller im Buch Gottes erwähnten Personen kennen. O gesegnete Aussicht! O gesegnete Zeit! Wer sich das vorstellt, das Lamm auf dem Thron sitzen zu sehen, mit dem ganzen Volk Gottes um ihn herum, kann gar nicht anders, als sich danach zu sehnen, in den Himmel zu kommen und für immer, für immer beim Herrn zu sein. Und wenn es für die Gläubigen so ein Trost ist, einander im Himmel zu kennen, mit welchem Trost kann dann jeder von euch, der seinen Vater, seine Mutter oder seine Freunde verloren hat, an sie denken: Wir sind für eine kurze Zeit getrennt, aber wir werden sie wiedersehen. Mein Vater starb in Christus, meine Mutter starb im Herrn, mein Mann, meine Frau waren Anhänger Jesu; ich werde sie sehen, allerdings nicht jetzt; ich werde zu ihnen gehen, aber sie werden nicht zu mir zurückkehren! Dies kann euch davor bewahren, wie die Menschen ohne Hoffnung zu trauern; und euch davon abhalten, so grausam zu sein, dass ihr wünscht, sie würden in diese böse Welt wieder hinabsteigen.
Aber was für eine schreckliche Überlegung ist das für verdammte Seelen! Ich glaube, so wie verherrlichte Geister einander kennen werden, werden auch verdammte Seelen einander kennen. Und wie die Gemeinschaft der Seligen ihr Glück im Himmel steigert, so wird auch die Gemeinschaft der Verdammten ihre Qualen verstärken. Was hat den reichen Mann dazu bewogen, diese Petition einzureichen? „Ich habe fünf Brüder; sende jemanden in das Haus meines Vaters, dass er sie warnt, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.“ 32Lk 16,28 Beim ersten Lesen könnte man meinen, dass die Hölle den reichen Mann barmherzig gemacht habe und dass er, obwohl er auf Erden ein schlechtes Wesen gehabt hatte, in der Hölle doch eine gewisse Gutmütigkeit erworben habe. Nein, nein, es gibt keinen Funken Gutmütigkeit am Ort der Qual. Aber der reiche Mann wusste, wenn seine fünf Brüder dorthin kämen, könnten sie sagen: „Wir können dir danken, an zweiter Stelle nach einem bösen Herzen, dass wir hierhergebracht wurden.“ Du hast uns saufen lassen, bis wir betrunken waren. Du hast uns das Spielen, Fluchen, Beschimpfen usw. beigebracht. Er wusste sehr gut, dass wenn seine fünf Brüder durch sein Beispiel in der Hölle landen, die Hölle noch fünfmal heisser angeheizt werden würde, um seine Seele zu quälen. Man wird ausrufen: Verflucht sei der Tag, an dem ich jemals die Begleitung von so einem in der Sünde war. Verflucht sei der Tag, an dem wir jemals auf den Rat der anderen gehört haben und durch das Beispiel der anderen gegenseitig dazu verleitet wurden, gegen Gott zu sündigen!
Aber überschattete eine Wolke Petrus, Jakobus und Johannes? Waren himmlische und göttliche Besuche hier nur von kurzer Dauer? Wundert euch also nicht, ihr Volk Gottes, wenn ihr in einer Stunde auf dem Berg seid und euch in der nächsten im Tal der Todesschatten 33Ps 23,4 befindet. Es gibt nichts Normaleres auf der Welt, als dass eine Wolke einen überschattet, nachdem es einem richtig gut gegangen ist. Wir sagen im Allgemeinen: „Hier ist für uns gut sein“; und dann sendet der Herr eine Wolke, die uns überschattet. Aber fürchtet euch nie; Gott wird aus der Wolke zu euch sprechen; Gott wird sich euch offenbaren; diese Wolke wird bald verschwinden; bald werden wir im Himmel sein und in dieser Herrlichkeit, wo keine Wolke uns erreichen kann.
Jetzt kann ich nur noch eines erwähnen: Hat der Vater gesagt: „Dies ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören?“ Dann lasst jedes unserer Herzen ein Echo sein zu diesem Zeugnis, das von Christus gegeben wurde: „Dies ist mein geliebter Retter.“ Hat Gott die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen eingeborenen Sohn, seinen geliebten Sohn, sandte, 34Joh 3,16 damit er zu uns predigt? Dann, meine lieben Freunde, hört ihn. Was Gott vor siebzehnhundert Jahren unmittelbar durch eine Stimme vom Himmel über seinen Sohn auf dem Berg sagte, das Gleiche sagt Gott euch unmittelbar durch sein Wort: „Den sollt ihr hören.“ Wenn ihr ihn noch nie zuvor gehört habt, hört ihn jetzt. Hört ihn, damit ihr ihn als euren Propheten, Priester und König anseht. Hört ihn, um ihn als euren Gott und euer Alles zu betrachten. Hört ihn heute, ihr Jugendlichen, solange es „heute“ heißt; 35Heb 3,13 hört ihn jetzt, damit Gott euch nicht dahinrafft, bevor ihr eine weitere Einladung erhaltet, ihn zu hören. Hört ihn, während er ruft: „Komm zu mir.“ Hört ihn, während er seine Hand und sein Herz öffnet; hört ihn, während er an die Tür eurer Seelen klopft, 36Offb 3,20 damit ihr ihn nicht sagen hört: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ 37Mt 25,41 Hört ihn, ihr Alten und Grauhaarigen, hört ihn, ihr, die ihr mit einem Fuß im Grab steht; hört ihn, sage ich; und wenn ihr schwerhörig seid, bittet Gott, die Ohren eures Herzens und eure blinden Augen zu öffnen. Bitte Gott, dass du ein offenes und gläubiges Herz bekommst und erkennst, was der Herr, Gott, über dich sagt. Gott wird es übelnehmen, er wird sich rächen an seinen Widersachern, 38Jer 46,10 wenn du nicht auf einen gesegneten Erlöser hörst. Er ist Gottes Sohn, er ist Gottes geliebter Sohn; er kam mit einem großen Auftrag, nämlich sein kostbares Blut für Sünder zu vergießen; er ist gekommen, um dich von aller Sünde zu reinigen und dich mit einer ewigen Erlösung zu retten. Ihr, die ihn gehört habt, hört ihn noch einmal; macht weiter damit, glaubt an ihn und gehorcht ihm und einer nach dem anderen werdet ihr ihn sagen hören: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ 39Mt 25,34 Möge Gott es euch allen gewähren, um des Herrn Jesus Christus willen. Amen und Amen.
Fussnoten
- 1Offb 4,1
- 25Mo 3,27
- 31Kor 2,9
- 45Mo 19,15
- 5Lk 22,44
- 62Mo 24,12
- 75Mo 18,15
- 8Mt 17,2
- 9Lk 22,37
- 101Kö 10,5
- 11Lk 6,45
- 122Kor 5,1
- 13Mt 16,22
- 14Mt 9,36
- 15Hi 31,17
- 16Eph 4,20
- 17Hebr 12,23
- 18Heb 21,21 / 5Mo 9,19
- 19Mal 4,20
- 20Spr 8,27
- 21Hi 38,4
- 22Ps 107,16
- 231Kor 15,42-43
- 241Kor 15,55
- 251Thess 4,17
- 261Kor 15,51-52
- 272Kor 4,17
- 28Lk 16,23
- 291Mo 2,23
- 30Phil 4,1
- 31Mt 8,11
- 32Lk 16,28
- 33Ps 23,4
- 34Joh 3,16
- 35Heb 3,13
- 36Offb 3,20
- 37Mt 25,41
- 38Jer 46,10
- 39Mt 25,34