Über die Rechtfertigung durch Christus
1. Korinther 6,11: „Aber ihr seid gerechtfertigt worden.“
Einige Gegner, ja, ich möchte hinzufügen, auch andere, die tatsächlich Freunde des gegenwärtigen kirchlichen Establishments sind, haben Vorwürfe erhoben, dass die Geistlichen der Kirche von England sich selbst predigen und nicht Christus Jesus, den Herrn; dass sie ihre Zuhörer mit Vorträgen über bloße Moral unterhalten ohne ihnen die frohe Botschaft der Erlösung durch Jesus Christus zu verkünden. Es ist nicht mein Anliegen zu untersuchen, wie gut begründet ein solcher Vorwurf sein mag. Alles, was ich im Moment zu diesem Punkt sagen werde, ist, dass, wann immer ein solcher großer Vorwurf gegen den gesamten Klerus im Allgemeinen vorgebracht wird, jeder ehrliche Diener Jesu Christi sein Bestes tun sollte, um allen Anlass zu entfernen, für diejenigen, die einen Anlass suchen, uns anzuklagen; damit sie sich, wenn sie uns stetig das Wort der Wahrheit verkünden hören und mit aller Kühnheit und Glaubensgewissheit erklären hören, „dass kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, in dem sie gerettet werden müssen, als der von Jesus Christus,” 1Apg 4,12 für ihre selbstsichere Prahlerei uns gegenüber schämen müssen.
Dass ich auf diese Vorwürfe eingehen möchte, verbunden mit der freudigen Annehmlichkeit dieses Themas (denn wer könnte sich nicht darüber freuen, von dem zu sprechen, in das die gesegneten Engel hineinzuschauen begehren? 21Petr 1,12), veranlasst mich dazu, ein wenig über diesen großen und fundamentalen Artikel unseres Glaubens zu sprechen; nämlich, dass wir durch das kostbare Blut Jesu Christi uneingeschränkt gerechtfertigt werden. „Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.” 31Kor 6,11
Weil die Worte mit der Konjunktion „aber“ eingeleitet werden, beziehen sie sich offensichtlich auf etwas Vorhergehendes; es wäre daher nicht unangebracht, die Worte im Zusammenhang zu betrachten, bevor ich zu den Einzelheiten übergehe. Der Apostel hatte in den unmittelbar vorangehenden Versen viele berüchtigte Sünden aufgezählt: Trunksucht, Ehebruch, Unzucht und dergleichen, deren Ausübung, ohne eine wahre und aufrichtige Reue, so erzählt er es den Korinthern, sie komplett aus dem Reich Gottes ausschließen würde. Und dann, damit sie nicht einerseits geistlich stolz würden, sobald sie wahrnehmen, dass sie sich von ihren unbekehrten Brüdern unterscheiden, und deshalb versucht sein könnten, sie zu verachten und wie der selbstgerechte Heuchler im Propheten zu sagen: „Komm mir nicht nahe, denn ich bin heiliger als du;” 4Jes 65,5 oder damit sie andererseits nicht dazu tendieren würden, zu denken, dass ihre Sünden zu zahlreich und schwerwiegend seien, um vergeben werden zu können, wenn sie auf die Vielzahl ihrer vergangenen Vergehen zurückblicken; deshalb erinnert er sie zuerst an ihren traurigen Zustand vor der Bekehrung, damit sie demütig bleiben und sagt ihnen klipp und klar: „Und solche (oder, wie man lesen könnte, diese Dinge) sind einige von euch gewesen;” 51Kor 6,11 einige von euch haben sich nicht nur eins davon, sondern die ganze traurige Liste der Laster, die ich aufgezählt habe, zuschulden kommen lassen; aber gleichzeitig, um sie vor Verzweiflung zu bewahren, verkündigt er ihnen die frohe Botschaft großer Freude: 6Lk 2,10 „Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.” 71Kor 6,11
Den ersten Teil dieses Textes, dass wir geheiligt werden, habe ich in gewisser Weise bereits behandelt; ich werde jetzt weiter auf unsere freie Rechtfertigung durch den kostbaren Gehorsam und Tod Jesu Christi eingehen: „Aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus.”
Ausgehend von diesen Worten werde ich drei Dinge betrachten:
- Erstens, was mit dem Wort „gerechtfertigt” gemeint ist.
- Zweitens werde ich aufzeigen, dass die gesamte Menschheit im Allgemeinen und jede einzelne Person im Besonderen es nötig hat, gerechtfertigt zu werden.
- Drittens, dass es keine Möglichkeit gibt, diese Rechtfertigung zu erlangen, die wir so sehr benötigen, außer durch den vollkommenen Gehorsam und den kostbaren Tod Jesu Christi.
Erstens werde ich betrachten, was mit dem Wort „gerechtfertigt” gemeint ist. „Aber ihr seid gerechtfertigt worden,” sagt der Apostel; und das ist, als ob er gesagt hätte, eure Sünden sind vergeben und Gott betrachtet euch so, als hättet ihr ihn überhaupt noch nie beleidigt: Denn das ist die Bedeutung des Wortes „gerechtfertigt” in fast allen Stellen der Heiligen Schrift, wo dieses Wort erwähnt wird. So sagt derselbe Apostel, als er an die Römer schreibt: „Die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt.” 8Röm 8,30 Und dass dieses Wort „gerechtfertigt” die Löschung all unserer Übertretungen beinhaltet, wird deutlich aus dem, was folgt: „die hat er auch verherrlicht;” 9Röm 8,30 was nicht der Fall sein könnte, wenn eine gerechtfertigte Person von Gott nicht so angesehen werden würde, als hätte sie ihn nie beleidigt. Und nochmals, wenn er über Abrahams Glauben spricht, sagt er ihnen, dass „Abraham an den glaubte, der den Gottlosen gerecht macht,” 10Röm 4,3-5 der den gottlosen Menschen freispricht und reinigt; denn es ist ein Rechtsbegriff und bezieht sich auf einen Richter, der einen angeklagten Verbrecher von der ihm zur Last gelegten Sache freispricht. Diese Ausdrucksweise erklärt der Apostel selbst durch ein Zitat aus den Psalmen: „Glückselig ist der Mann, dem der Herr die Sünde nicht anrechnet!” 11Röm 4,8 Aus all diesen Beweisen und vielen anderen, die angeführt werden könnten, ist klar, dass wir unter „gerechtfertigt worden“ verstehen sollen, dass wir vor Gott so freigesprochen sind, dass wir so angesehen werden, als ob wir ihm niemals Unrecht getan hätten. Und in diesem Sinne sollen wir auch den Artikel verstehen, von welchem wir in unserem Glaubensbekenntnis bekennen, dass wir ihn glauben, wenn jeder von uns für seine eigene Person erklärt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden.“
Das führt mich zum zweiten Punkt, dem Beweis, dass die gesamte Menschheit im Allgemeinen und jede einzelne Person im Besonderen es nötig hat, gerechtfertigt zu werden. Und in der Tat nimmt der Apostel das in den Worten des Textes: „Aber ihr seid gerechtfertigt” an und deutet damit an, dass die Korinther (und folglich die gesamte Menschheit, da es keinen Unterschied gibt, wie später gezeigt wird) es nötig haben, gerechtfertigt zu werden.
Aber um nicht nur von bloßen Annahmen auszugehen, werde ich im Folgenden beweisen, dass wir alle es nötig haben, gerechtfertigt zu werden, aufgrund der Sünde unserer Natur und der Sünde unseres Lebens.
Erstens behaupte ich, dass wir es alle nötig haben, gerechtfertigt zu werden, aufgrund der Sünde unserer Natur: Denn wir alle können belangt werden wegen der Erbsünde oder der Sünde unserer ersten Eltern. Diese Aussage mag von einem selbstgerechten Ungläubigen abgelehnt werden, der „nicht zu Christus kommen will, damit er das Leben hätte;” 12Joh 5,40 doch kann sie niemals von jemandem abgelehnt werden, der glaubt, dass die Briefe des Paulus durch göttliche Inspiration geschrieben wurden; worin uns gesagt wird, dass „in Adam alle sterben;” 131Kor 15,22 das heißt, Adams Sünde wurde allen angerechnet; und damit wir es nicht vergessen, das konkret auf uns selbst anzuwenden, wird an anderer Stelle hinzugefügt: „Da ist keiner, der Gutes tut, (das heißt, von Natur aus), auch nicht einer; nein, nicht einer: Wir sind alle abgewichen (von der ursprünglichen Gerechtigkeit) 14Röm 3,12 und sind von Natur Kinder des Zorns.” 15Eph 2,3 Und sogar David, der ein Mann nach Gottes Herzen war (und wenn jemand das könnte, dann könnte sicherlich er eine Ausnahme von dieser allgemeinen Verderbtheit geltend machen) bekennt dennoch, dass er „in Schuld geboren ist, und in Sünde hat ihn seine Mutter empfangen.” 16Ps 51,5 Und um nur eine weitere Stelle zu erwähnen, die unmittelbar zu unserem Zweck anwendbar ist, sagt Paulus in seinem Brief an die Römer, dass „der Tod über alle Menschen kam, wegen des Ungehorsams eines Einzigen, nämlich Adams, auch über die, welche nicht mit einer gleichartigen Übertretung gesündigt hatten (nämlich die kleinen Kinder) wie Adam;” 17Röm 5,14 die sich nicht einer tatsächlichen Sünde schuldig gemacht hatten und daher nicht mit dem zeitlichen Tod bestraft werden konnten (der, wie derselbe Apostel uns an anderer Stelle informiert, nur durch die Sünde in die Welt gekommen ist 18Röm 5,12), wenn nicht der Ungehorsam unserer Ur-Eltern ihnen angerechnet worden wäre. Was zu diesem Punkt gesagt wurde, scheint in jenem Artikel unserer Kirche hervorragend zusammengefasst zu sein, wo sie erklärt: „Die Erbsünde besteht nicht im bloßen Nachfolgen Adams, sondern ist die Schuld und Verderbnis jedes Menschen, der von der Nachkommenschaft Adams natürlich gezeugt ist; dadurch ist der Mensch sehr weit von der ursprünglichen Gerechtigkeit entfernt und von Natur aus zum Bösen geneigt, so dass das Fleisch stets dem Geist entgegenstrebt. Daher verdient in jedem Menschen, der in diese Welt geboren wird, dieser Zustand Gottes Zorn und Verdammnis.” 19Artikel IX der 39 Artikel der Kirche von England
Ich habe mich mit diesem Punkt ausführlicher beschäftigt, weil er das Fundament der christlichen Religion ist. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass es nichts anderes als ein Mangel an einer soliden Grundlage in der Lehre von der Erbsünde ist, und von dem hilflosen, ja, ich könnte sagen, verdammenswerten Zustand, in dem jeder von uns in die Welt kommt, der so viele Ungläubige dazu bringt, sich zu widersetzen und so viele, die sich Christen nennen, so lauwarm in ihrer Liebe und Zuneigung zu Jesus Christus sein lässt. Das ist es und ich könnte fast sagen, das allein, das den Unglauben unter uns so weit verbreitet. Denn, ach! Wir irren uns, wenn wir uns vorstellen, dass Menschen jetzt zu Ungläubigen werden oder solche bleiben und die verdorbene Vernunft in Opposition zur göttlichen Offenbarung setzen nur aus einem Mangel an Beweisen (denn ich glaube, es kann leicht bewiesen werden, dass ein moderner Ungläubiger das leichtgläubigste Geschöpf ist, das es gibt); nein, es ist nur der Mangel an einem demütigen Geist, an einem Bewusstsein ihrer ursprünglichen Verdorbenheit und an Bereitwilligkeit, sich selbst als so verdorben anzuerkennen, was sie dazu bringt, ihre Augen so hartnäckig gegen das Licht des herrlichen Evangeliums von Christus zu verschließen. Wo sie doch im Gegenteil, wenn sie nur einmal mit einem tiefen und lebendigen Sinn für ihre natürliche Verderbtheit und dass sie haftbar sind, was Verurteilung nach sich ziehen wird, ins Herz getroffen werden würden, nicht mehr über die göttliche Offenbarung spotten würden, sie nicht mehr als ein Ammenmärchen ansehen würden; sondern sie würden mit dem zitternden Kerkermeister ausrufen: „Was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“ 20Apg 16,30 Es war ein Irrtum in diesem fundamentalen Punkt, der so viele dazu brachte, die Beweise, die der Sohn Gottes selbst für seine göttliche Mission gab, abzulehnen, als er unter uns wohnte. 21Joh 1,14 Jedes Wort, das er sprach, jede Handlung, die er vollbrachte, jedes Wunder, das er wirkte, bewies, dass er von Gott kam. Und warum verhärteten dann so viele ihre Herzen und wollten seinem Bericht nicht glauben? Warum, er selbst informiert uns: „Sie wollen nicht zu mir kommen, dass sie das Leben hätten;“ 22Joh 5,40 sie weigern sich hartnäckig, die von Gott bestimmten Mittel zur Errettung anzunehmen. Und Paulus sagt uns, „wenn unser Evangelium verdeckt ist, so ist es bei denen verdeckt, die verloren gehen; den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, damit ihnen das helle Licht der Heilsbotschaft von der Herrlichkeit Christi, der das Ebenbild Gottes ist, nicht leuchte.“ 232Kor 4,3-4
Wenn gefragt wird, wie es mit der göttlichen Güte zusammenpasst, die Schuld der Sünde eines Mannes einer unschuldigen Nachkommenschaft zuzurechnen? Ich denke, es reicht aus, die Worte des Apostels zu verwenden: „Ja, o Mensch, wer bist denn du, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch das Gebilde zu dem, der es geformt hat: Warum hast du mich so gemacht?“ 24Röm 9,20 Aber um eine direktere Antwort zu geben: Die Menschen täten gut daran, zu bedenken, dass Adam im ersten Bund, den Gott mit dem Menschen schloss, als öffentliche Person handelte, als gemeinsamer Vertreter der gesamten Menschheit; folglich müssen wir mit ihm bestehen oder fallen. Wäre er in seinem Gehorsam geblieben und hätte die verbotene Frucht nicht gegessen, wären uns zweifellos die Vorteile dieses Gehorsams zugerechnet worden. Weil er aber nicht dabeigeblieben ist, sondern den mit ihm geschlossenen Bund – und mit uns in ihm – gebrochen hat, wer würde es wagen, den gerechten Richter der ganzen Erde 251Mo 18,25 der Ungerechtigkeit zu bezichtigen, weil Er das auch uns zurechnet?
Ich fahre fort damit, zweitens, zu beweisen, dass wir es nötig haben, gerechtfertigt zu werden, wegen der Sünden unseres Lebens.
Dass Gott ein Recht dazu hat, den Gehorsam des Menschen zu verlangen, weil er ihn geschaffen hat, ist, so denke ich, eine Wahrheit, die niemand bestreiten wird; dass er uns auch sowohl ein natürliches als auch ein geschriebenes Gesetz gegeben hat, nach dem wir beurteilt werden sollen, kann von niemandem in Frage gestellt werden, der glaubt, dass der Brief des Paulus an die Römer von göttlicher Autorität ist. Denn darin wird uns von einem Gesetz berichtet, das in ihre Herzen geschrieben ist 26Röm 2,15 und von einem Gesetz, das durch Mose gegeben wurde; und dass jeder von uns diese Gesetze gebrochen hat, ist zu offensichtlich aus unserer traurigen und häufigen Erfahrung. Entsprechend informieren uns die heiligen Schriften, dass „es keinen Menschen gibt, der nicht sündigt;“ 271Kön 8,46 dass „wir alle oft straucheln;“ 28Jak 3,2; dass „wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, wir uns selbst betrügen“ 291Joh 1,8 und ähnliches. Und wenn wir so gegen Gott verstoßen, folgt daraus, dass wir Vergebung für diese Verstösse gegen ihn brauchen; es sei denn, wir nehmen an, dass Gott Gesetze erlässt und gleichzeitig nicht darauf achtet, ob diese befolgt werden oder nicht; was genauso absurd ist, wie anzunehmen, dass ein Fürst Gesetze für die ordentliche Regierung seines Landes aufstellt und dennoch jeden Übeltäter straffrei ausgehen lässt. Aber Gott hat nicht so töricht mit seinen Geschöpfen gehandelt. Nein, da er uns ein Gesetz gegeben hat, verlangt er unseren Gehorsam gegenüber diesem Gesetz und hat uns dazu verpflichtet, es universell und beständig zu befolgen, unter der Strafe, seinen Fluch und den ewigen Tod zu erleiden für jeden einzelnen Gesetzesbruch. Denn so spricht die Schrift: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun;“ 30Gal 3,10 und an einer anderen Stelle sagt die Schrift auch: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben.“ 31Hes 18,20 Nun wurde bereits bewiesen, dass wir alle gesündigt haben; und daher müssen wir für ewig zugrunde gehen, sofern keine Mittel gefunden werden können, um Gottes Gerechtigkeit zu befriedigen.
Lasst uns dann eine Weile innehalten und sehen, in welchem beklagenswerten Zustand jeder von uns in die Welt kommt und weiterhin verbleibt, bis wir in einen Zustand der Gnade versetzt werden. Denn sicherlich kann nichts als beklagenswerter angesehen werden, als unter dem Fluch Gottes geboren zu werden; mit der ursprünglichen Schuld angeklagt zu sein; und nicht nur das, sondern auch als tatsächliche Gesetzesbrecher von Gottes Gesetz überführt zu werden, wo doch der kleinste Verstoß dagegen zu Recht die ewige Verdammnis verdient. Sicherlich kann dies nur eine düstere Aussicht sein, uns selbst zu sehen, und es muss uns dazu bringen, uns Mittel zu überlegen, durch die wir unseren beleidigten Richter zufriedenstellen und besänftigen können. Aber was sollen diese Mittel sein? Sollen wir Buße tun? Ach! Es wird im ersten Bund kein einziges Wort über Buße erwähnt: „An dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben.“ 321Mo 2,17 Wenn also Gott wahr ist, müssen wir, wenn kein Weg gefunden wird, um göttliche Gerechtigkeit zu befriedigen, zugrunde gehen; und es bleibt kein Raum, um auf eine Sinnesänderung bei Gott zu hoffen, auch wenn wir sie mit Tränen suchen sollten. 33Heb 12,17 Nun, wenn Buße nicht ausreicht, sollen wir uns auf das Gesetz der Werke berufen? Ach! „Aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden; denn durchs Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ 34Röm 3,20 Es ist das Gesetz, das verurteilt und anklagt, und daher kann es uns keinesfalls rechtfertigen; und „alle unsere Gerechtigkeiten (sagt der Prophet) sind wie ein beflecktes Kleid.“ 35Jes 64,6 Womit also sollen wir vor den Herrn treten und uns beugen vor dem Gott der Höhe? Sollen wir mit einjährigen Kälbern, mit Tausenden von Widdern oder mit zehntausenden von Bächen von Öl vor ihn treten? 36Mi 6,6-7 Ach! Gott hat dir gezeigt, o Mensch, dass das nicht ausreicht: Denn er hat erklärt: „Ich will keinen Stier aus deinem Stall nehmen, noch Böcke aus deinen Hürden; denn alle Tiere des Waldes sind mein, und das Vieh auf tausend Bergen.“ 37Ps 50,9-10 Wird der Herr dann bereit sein, unseren Erstgeborenen für unser Vergehen, die Frucht unserer Leiber für die Sünde unserer Seelen anzunehmen? Selbst das wird unseren Freispruch nicht erkaufen: Denn er hat erklärt, dass „die Kinder nicht die Missetat der Väter tragen sollen.“ 38Hes 18,20 Außerdem sind sie Sünder und da sie unter demselben Urteil stehen, bedürfen sie genauso der Vergebung wie wir selbst. Sie sind unrein, und wird der Herr das Blinde und Lahme als Opfer annehmen? 39Mal 1,8 Soll dann ein Engel oder Erzengel den Bund, den wir gebrochen haben, erfüllen und Sühne für uns leisten? Ach! Sie sind nur Geschöpfe, wenn auch Geschöpfe der höchsten Ordnung; und daher sind sie verpflichtet, Gott ebenso zu gehorchen wie wir; und nachdem sie alles getan haben, müssen sie sprechen, dass sie nicht mehr getan haben, als was sie zu tun schuldig waren. 40Lk 17,10 Und selbst wenn es ihnen möglich wäre zu sterben, wie könnte der Tod eines endlichen Geschöpfes eine unendlich verletzte Gerechtigkeit zufriedenstellen? O elende Menschen, die wir sind! Wer wird uns retten? Ich danke Gott, unser Herr Jesus Christus.
Was mich ganz natürlich zum dritten Punkt bringt, nämlich den Beweis zu erbringen, dass es keinerlei Möglichkeit gibt, diese Rechtfertigung zu erlangen, die wir so sehr brauchen, außer durch den vollkommenen Gehorsam und den kostbaren Tod von Jesus Christus: „Aber ihr seid gerechtfertigt durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus.“
Aber das ist in gewissem Maße bereits durch das bewiesen, was unter dem vorhergehenden Punkt gesagt wurde, worin ich gezeigt habe, dass weder unsere Reue noch unsere Gerechtigkeit, noch Opfer, ja nicht einmal der Gehorsam und der Tod der Engel selbst, uns die Rechtfertigung verschaffen könnten, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als zu zeigen, dass Jesus Christus sie für uns erworben hat.
Und hier werde ich noch einmal zurückkommen „zum Gesetz und zum Zeugnis.“ 41Jes 8,20 Denn nach all den feinsinnigsten Disputationen auf beiden Seiten können uns nur die lebendigen Orakel Gottes in diesem bedeutenden Punkt irgendeine Befriedigung verschaffen: Es ist ein so unvorstellbares Geheimnis, dass der ewige eingeborene Sohn Gottes für den sündigen Menschen sterben sollte, dass wir es nicht gewagt hätten, auch nur daran zu denken, wenn Gott es uns nicht in seinem heiligen Wort offenbart hätte. Es ist wahr, die Vernunft mag uns die Wunde zeigen, aber nur die Offenbarung kann uns zu den Mitteln unserer Heilung führen. Und obwohl die Methode, um uns glücklich zu machen, die es Gott wohlgefallen hat, dafür auszuwählen, dem Ungläubigen ein Ärgernis und dem Weisen und Wortgewaltigen dieser Weltzeit eine Torheit 421Kor 1,20;23 sein mag, so wird doch „die Weisheit (das heisst die Rechtsprechung unserer Erlösung) gerechtfertigt werden“ 43Mt 11,19, akzeptiert und vorbehaltlos angenommen werden von all ihren wahrhaft weisen und heiligen Kindern, von jedem aufrichtigen und rechtschaffenen Christen.
Aber um noch direkter auf den Punkt zu kommen: Wie bereits erwähnt, zwei Dinge benötigen wir, um mit Gott im Frieden zu sein:
- Von der Schuld der Sünde unserer Natur befreit zu werden.
- Von der Sünde unseres Lebens befreit zu werden.
Und beides (Gott sei Dank für dieses unsagbare Geschenk) wird den Gläubigen durch den Gehorsam und Tod Jesu Christi zugesichert. Denn was sagt die Schrift?
1. Was das erste betrifft, so informiert sie uns, dass „gleichwie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten gemacht.“ 44Röm 5,19 Und nochmals: „Wie nun durch die Übertretung des einen die Verurteilung für alle Menschen kam“ oder alle Menschen verurteilt wurden, weil ihnen die Sünde Adams zugerechnet wurde; „so kommt auch durch die Gerechtigkeit des Einen, nämlich Jesus Christus, für alle Menschen die freie Gabe, die Rechtfertigung, die Leben gibt.“ 45Röm 5,18 Ich sage, alle Arten von Menschen; denn der Apostel zieht in diesem Kapitel nur eine Parallele zwischen dem ersten und dem zweiten Adam in dieser Hinsicht, dass beide als Repräsentanten handelten; und wie die Nachkommen Adams seine Sünde zugerechnet bekamen, so werden auch denen, für die Christus starb und deren Repräsentant er ist, seine Verdienste zugerechnet. Wer auch immer die Parallele weiter zieht, um eine universelle Erlösung zu beweisen (welche Argumente sie auch immer für den Beweis daraus aus anderen Schriftstellen ziehen mögen), wenn sie diese Stelle dafür als Beweis nehmen wollten, dann denke ich, dass sie ihre Interpretation über die Grenzen der Schrift hinaus zu weit ausdehnen.
2. Freispruch von den Sünden unseres Lebens war eine weitere Sache, die wir nötig haben, dass sie uns zugesichert ist, bevor wir mit Gott Frieden haben können.
Und das, so informiert uns die Heilige Schrift, wurde durch den Tod Jesu Christi reichlich vollbracht. Der prophetische Evangelist sagte voraus, dass der verheißene Erlöser „verwundet werden würde um unserer Übertretungen willen, zerschlagen um unserer Missetaten willen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.“ 46Jes 53,5 Die Engel bei seiner Geburt sagten, dass er „sein Volk erretten wird von ihren Sünden.“ 47Mt 1,21 Und der heilige Paulus erklärt: „Das ist gewisslich wahr und ein Wort, dessen Annahme wert ist, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten.“ 481Tim 1,15 Und hier in den Worten des Textes, „ Und solche sind einige von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen,“ und nochmal: „Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.“ 49Röm 10,4 Und um uns zu zeigen, dass niemand außer Jesus Christus all das tun kann, sagt der Apostel Petrus: „Es ist in keinem anderen das Heil; denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen!“ 50Apg 4,12
Wie Gott mit den Heiden, die noch in der Finsternis und in Todesschatten sitzen 51Ps 107,10 und denen die Sonne der Gerechtigkeit nochnicht aufgegangen ist, 52Mal 3,20 verfahren wird, das ist nicht unsere Sache zu untersuchen. „Was haben wir zu richten, die draußen sind?” 531Kor 5,12 Empfehlen wir sie der Barmherzigkeit Gottes und warten auf eine Lösung dieses und aller anderen schwierigen Punkte bis zum großen Tag der Abrechnung, wenn alle Ratschlüsse Gottes, sowohl der Vorsehung als auch der Gnade, vollständig aufgeklärt werden durch Methoden, die uns noch unbekannt sind, weil sie nicht offenbart wurden. Doch das wissen wir: Der Richter der ganzen Erde wird ganz sicher gerecht richten. 541Mo 18,25
Aber es ist an der Zeit für mich, dass ich zum Schluss komme.
Ich habe nun, Brüder, durch den Segen Gottes über die Worte des Textes in der vorgeschlagenen Weise gesprochen. Viele nützliche Folgerungen könnten aus dem, was gesagt wurde, gezogen werden; aber da ich euch, so fürchte ich, schon zu lange aufgehalten habe, erlaubt mir nur noch ein oder zwei Überlegungen zu dem, was gesagt wurde, anzustellen, und dann bin ich fertig.
Wenn wir also durch den Tod und Gehorsam Jesu Christi frei gerechtfertigt sind, lasst uns hier eine Weile innehalten; und so wie wir zuvor über das Elend einer gefallenen Seele nachgedacht haben, so lasst uns jetzt zur Seite treten und das Glück einer glaubenden Seele betrachten. Aber ach! Wie bin ich verloren in dem Gedanken, dass Gott der Vater, als wir in einem Zustand der Feindschaft und Rebellion gegen ihn waren, trotz alledem in seinem Innersten aufgewühlt sein sollte wegen 551Mo 43,30 uns, seinen gefallenen, abtrünnigen Geschöpfen. Und weil nichts anderes als ein unendliches Lösegeld eine unendlich beleidigte Gerechtigkeit befriedigen konnte, dass er seinen einzigen und geliebten Sohn Jesus Christus „der Gott ist, gepriesen in Ewigkeit” 56Röm 9,5 und der von Ewigkeit her in seinem Schoß ist, 57Joh 1,18 sandte, um den Bund der Werke zu erfüllen und einen verfluchten, schmerzhaften, schändlichen Tod für uns und zu unserem Heil zu sterben! Wer kann da anders, als bei der Betrachtung dieses Geheimnisses der Gottseligkeit 581Tim 3,16 auszurufen: O welch eine Tiefe des Reichtums der Liebe Gottes! zu uns seinen elenden, erbärmlichen und verlorenen Geschöpfen! Wie unbegreiflich ist seine Gnade und unerforschlich sind seine Wege!” 59Röm 11,33 Nun wissen wir wahrhaftig, o Gott, dass du uns geliebt hast, „da du deinen Sohn, deinen eigenen Sohn Jesus Christus, nicht verschont hast,” 60Röm 8,32 uns zu retten und für uns zu sterben.
Aber wie wir den Vater für das Entsenden bewundern, lasst uns ebenso demütig und dankbar den Sohn für das Kommen anbeten, als er gesandt wurde, um für die Menschen zu sterben. Aber Oh! Welche Gedanken können die unendliche Größe dieser beispiellosen Liebe erfassen, die den Sohn Gottes dazu brachte, aus den Wohnungen der Herrlichkeit seines Vaters herabzukommen, um zu gehorchen und für sündige Menschen zu sterben! Als er nur eine Träne am Begräbnis des armen Lazarus vergoss, sagten die Juden: „Seht, wie lieb hat er ihn gehabt!” 61Joh 11,36 Wie viel mehr können wir ausrufen: Seht, wie lieb hat er uns gehabt! Als er nicht nur das ganze moralische Gesetz erfüllte, sondern auch nicht zögerte, sein eigenes kostbarstes Blut für uns zu vergießen.
Und kann irgendein armer, wahrhaftig überzeugter Sünder nach all dem noch an der Gnade verzweifeln? Was, können sie ihren Erlöser an einem Holz hängen sehen, mit ausgestreckten Armen, bereit, sie zu umarmen, und doch daran zweifeln, Annahme bei ihm zu finden, wenn sie wahrhaftig an ihn glauben? Nein, weg mit all solchen entehrenden, deprimierenden Gedanken. Blickt auf seine Hände, durchbohrt mit eisernen Nägeln; blickt auf seine Seite, durchbohrt mit einem grausamen Speer, um den Fluss seines Blutes freizusetzen und einen Quell zu eröffnen gegen Sünde und alle Unreinheit; 62Sach 13,1 und verzweifelt dann an der Gnade, wenn ihr könnt! Nein, glaubt nur an ihn, und dann, selbst wenn ihr ihn aufs Neue gekreuzigt habt, wird er euch reichlich vergeben; „Wenn eure Sünden auch rot wie Scharlach sind, sollen sie doch weiß werden wie Schnee; und sind sie auch rot wie Karmesin, sollen sie doch weiß wie Wolle werden.” 63Jes 1,18
Fussnoten
- 1Apg 4,12
- 21Petr 1,12
- 31Kor 6,11
- 4Jes 65,5
- 51Kor 6,11
- 6Lk 2,10
- 71Kor 6,11
- 8Röm 8,30
- 9Röm 8,30
- 10Röm 4,3-5
- 11Röm 4,8
- 12Joh 5,40
- 131Kor 15,22
- 14Röm 3,12
- 15Eph 2,3
- 16Ps 51,5
- 17Röm 5,14
- 18Röm 5,12
- 19Artikel IX der 39 Artikel der Kirche von England
- 20Apg 16,30
- 21Joh 1,14
- 22Joh 5,40
- 232Kor 4,3-4
- 24Röm 9,20
- 251Mo 18,25
- 26Röm 2,15
- 271Kön 8,46
- 28Jak 3,2
- 291Joh 1,8
- 30Gal 3,10
- 31Hes 18,20
- 321Mo 2,17
- 33Heb 12,17
- 34Röm 3,20
- 35Jes 64,6
- 36Mi 6,6-7
- 37Ps 50,9-10
- 38Hes 18,20
- 39Mal 1,8
- 40Lk 17,10
- 41Jes 8,20
- 421Kor 1,20;23
- 43Mt 11,19
- 44Röm 5,19
- 45Röm 5,18
- 46Jes 53,5
- 47Mt 1,21
- 481Tim 1,15
- 49Röm 10,4
- 50Apg 4,12
- 51Ps 107,10
- 52Mal 3,20
- 531Kor 5,12
- 541Mo 18,25
- 551Mo 43,30
- 56Röm 9,5
- 57Joh 1,18
- 581Tim 3,16
- 59Röm 11,33
- 60Röm 8,32
- 61Joh 11,36
- 62Sach 13,1
- 63Jes 1,18