Die Kraft der Auferstehung Christi

Philipper 3,10: „Um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung.“

Der Apostel hatte die Philipper in den Versen davor gewarnt, „sich vor der Zerschneidung in Acht zu nehmen,“1Phil 3,2 vor judaistischen Lehrern, die versuchten, sie von der Einfachheit des Evangeliums abzubringen, indem sie ihnen sagten, dass sie immer noch der Beschneidung unterworfen sein sollten und all den anderen Ordnungen des Moses. Und damit sie nicht denken sollten, dass er aufgrund von Vorurteilen so sprechen und ihre Lehren verurteilen würde, weil ihm die jüdische Heilsordnung fremd sei, erklärt er ihnen, dass wenn irgendjemand anderes meinen könnte, etwas zu haben, aufgrund dessen er auf das Fleisch vertrauen könnte oder es anstreben könnte, durch die äußeren Privilegien der Juden gerechtfertigt zu werden, dann hätte er, Paulus, noch mehr davon: Denn er war „am achten Tag beschnitten; aus dem Volk Israel (kein Proselyt, sondern ein geborener Israelit); aus dem Stamm Benjamin (der Stamm, der zu Juda hielt, als die anderen sich auflehnten); ein Hebräer von Hebräern (ein Jude sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits); im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer,“ 2Phil 3,5 die strengste Sekte in ganz Israel. Um zu zeigen, dass er in religiösen Dingen kein Gallio 3Apg 18,17 war, hatte er die Kirche Christi verfolgt mit seinem großen, wenngleich auch fehlgeleiteten Eifer; und „im Hinblick auf das Gesetz (soweit, wie die Auslegung durch die Pharisäer ging) war er untadelig gewesen“ 4Phil 3,6 und hatte es von Jugend an gehalten. Als es aber Gott wohlgefiel, der ihn von seiner Mutter Leib an ausgesondert hatte, dass er seinen Sohn offenbarte in ihm,  5Gal 1,15 da sagt er: „Was mir Gewinn war,“ jene Vorrechte, auf die ich mich rühmte und durch die ich gerechtfertigt werden wollte, „habe ich um Christi willen für Verlust gehalten.“ 6Phil 3,7 Und damit sie nicht glauben sollten, dass er es bereuen würde, das getan zu haben, sagt er ihnen, dass er jetzt in seinem Urteil darüber mehr denn je ganz fest sei. Denn, so sagt er: „Ja, wahrlich (der Ausdruck im Original steigert sich in einen heiligen Triumph) gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn,“ 7Phil 3,8 Und damit sie ihm nicht vorwerfen könnten, er rede nur und handle nicht danach, erklärt er ihnen, dass er Beweise für die Aufrichtigkeit dieser Bekenntnisse vorgelegt habe, denn um ihretwegen habe er den Verlust all seiner weltlichen Sachen erlitten und sei immer noch willig dazu, noch mehr zu tun; denn „ich halte es für Dreck (nicht mehr als Abfall, der den Hunden zugeworfen wird), damit ich Christus gewinne (oder einen seligmachenden Anteil an ihm habe) und in ihm gefunden werde (so wie der Totschläger in der Zufluchtsstadt), dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt (nicht davon abhänge, dass ich Abraham zum Vater habe oder dass ich irgendwelche Werke der Gerechtigkeit getan habe, entweder um meine bösen Taten zu sühnen oder um sie auszugleichen), sondern die durch den Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott kommt durch den Glauben.“ 8Phil 3,8-9 Eine Gerechtigkeit aus Gottes Berufung und die mir angerechnet wird, wenn ich an Christus glaube, „um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung;“ 9Phil 3,10 damit ich ein Erfahrungswissen der Wirksamkeit seiner Auferstehung erlange, indem ich die Einflüsse seines gesegneten Geistes auf meine Seele spüre. In diesen Worten sind zwei Dinge enthalten.

   Erstens, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.

   Zweitens, dass es von großer Bedeutung für uns ist, die Kraft seiner Auferstehung zu erkennen.

   Dementsprechend werde ich in der folgenden Predigt versuchen, aufzuzeigen:

   Erstens, dass Christus tatsächlich von den Toten auferstanden ist und dass es für ihn notwendig gewesen war, das zu tun; und

   Zweitens, dass es von großer Bedeutung für uns ist, die Kraft seiner Auferstehung zu erkennen und zu erfahren.

   Erstens, Christus ist tatsächlich auferstanden.

   Dass Jesus von den Toten auferstehen sollte, war absolut notwendig:

   Erstens, um seiner selbst willen. Er hatte oft dies als den letzten und überzeugendsten Beweis angegeben, den er ihnen dafür geben würde, dass er der Messias sei: „Es soll euch kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona.“ 10Mt 12,39 Und wiederum: „Brecht diesen Tempel meines Leibes ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.“ 11Joh 2,19 An diese Worte erinnerten sich seine Feinde und brachten sie als Argument vor, um Pilatus davon zu überzeugen, ihnen eine Wache zu gewähren, um zu verhindern, dass er aus dem Grab gestohlen werden würde: „Wir haben uns erinnert, dass dieser Verführer, als er noch lebte, sagte: Nach drei Tagen werde ich wieder auferstehen.“ 12Mt 27,63 Wenn er also nicht wieder auferstanden wäre, hätten sie zu Recht sagen können: „Wir wissen, dass dieser Mann ein Betrüger war.“

   Zweitens, es war notwendig um unseretwillen. „Er ist auferweckt worden“ sagt der Apostel „um unserer Rechtfertigung willen;“ 13Röm 4,25 damit die Schuld, die wir Gott für unsere Sünden schuldeten, vollständig beglichen und getilgt werden würde.

   Es hatte dem Vater wohlgefallen (für immer gepriesen sei seine unendliche Liebe und freie Gnade), seinen einzigen Sohn um unsrer Missetat willen zu verwunden 14Jes 53,5 und ihn zu verhaften und im Gefängnis des Grabes einzusperren, als unsere Kaution für die Schuld, die wir durch die Missachtung seiner Gebote auf uns geladen hatten. Wenn Christus für immer im Grab geblieben wäre, dann hätten wir keine größere Gewissheit darüber haben können, dass für unsere Sünden gesühnt worden ist, als jeder gewöhnliche Schuldner sie darüber haben kann, dass sein Gläubiger befriedigt worden ist, solange seine Kaution noch einbehalten wird. Aber dadurch, dass er von der Macht des Todes freigekommen ist, sind wir dadurch versichert, dass sein Opfer Gott wohlgefällig gewesen war, dass unsere Versöhnung am Kreuz vollbracht wurde 15Joh 19,30 und dass er ein vollständiges, vollkommenes und ausreichendes Opfer, Darbringung und Genugtuung für die Sünden der Welt geleistet hat.

   Drittens, es war notwendig, dass unser Herr Jesus von den Toten wieder auferstand, um uns die Gewissheit der Auferstehung unserer eigenen Körper zu versichern.

   Die Lehre von der Auferstehung des Leibes wurde von den Heiden vollständig abgelehnt und verachtet, wie daraus hervorgeht, dass die Athener über Paulus spotteten und ihn einen „Schwätzer und Verkünder fremder Götter“ 16Apg 17,18 nannten, als er ihnen Jesus und die Auferstehung verkündete. Und obwohl sie von den meisten der Juden geglaubt wurde, wie aus vielen Schriftstellen ersichtlich ist, so doch nicht von allen; die ganze Sekte der Sadduzäer leugnete sie. Doch die Auferstehung Jesu Christi beseitigte alle Zweifel. Denn wenn er, unser Haupt, auferstanden ist, so müssen auch wir, die wir seine Glieder sind, mit ihm auferstehen, da er als unser Stellvertreter handelte. Und so wie wir in dem ersten Adam alle sterben, so müssen wir in ihm, unserem zweiten Adam, in diesem Sinne alle lebendig gemacht werden. 171Kor 15,22

   Und so wie es also aus den genannten Gründen notwendig war, dass unser gesegneter Herr von den Toten auferstehen sollte, so ist es also eindeutig und unwiderlegbar, dass er es getan hat. Noch nie wurde eine Tatsache besser bezeugt; noch nie wurden mehr Vorkehrungen getroffen, um einen Betrug absolut auszuschließen. Er wurde in einem Grab beigesetzt, das in einen Felsen gehauen war, sodass man nicht sagen konnte, jemand habe darunter gegraben und ihn weggebracht. Es war außerdem ein Grab, in dem noch nie ein Mensch zuvor gelegen hatte, sodass also, wenn irgendjemand daraus auferstehen würde, es der Leib von Jesus von Nazareth sein müsste. Außerdem war das Grab versiegelt; ein großer Stein war vor seinen Eingang gerollt worden und eine Gruppe von Soldaten (die nicht aus seinen Freunden bestand, sondern aus seinen erklärten Feinden) wurde zu seiner Bewachung aufgestellt. Und was seine Jünger betraf, dass diese in der Nacht kommen sollten und ihn wegstehlen würden, das war äußerst unwahrscheinlich: Denn es war noch nicht lange her, dass sie ihn alle verlassen hatten, und sie waren die Zögerlichsten darin, an seine Auferstehung zu glauben. Und angenommen es wäre wahr, dass sie gekommen wären, während die Soldaten schliefen; dann hätten die Soldaten aber in einen sehr tiefen Schlaf gefallen sein müssen, damit das Wegrollen eines so großen Steins einige von ihnen nicht aufgeweckt hätte.

   Und dass unser gesegneter Herr später vielfältig und auf vielerlei Weise 18Heb 1,1 seinen Jüngern erschien, als sie versammelt waren, als sie nach Emmaus gingen, als sie fischten; ja, und sich dazu herabließ, ihnen seine Hände und Füße zu zeigen und dass er mehr als 500 Brüdern auf einmal erschien,191Kor 15,6 machte die Wahrheit seiner Auferstehung unbestreitbar.

   In der Tat gibt es einen Einwand, der gegen das Gesagte erhoben werden könnte, nämlich dass die Bücher, in denen diese Tatsachen aufgezeichnet sind, von seinen Jüngern geschrieben wurden.

   Und wer wäre geeigneter dazu als diejenigen, die Augenzeugen dessen gewesen waren, was sie berichteten, und die mit ihm nach seiner Auferstehung gegessen und getrunken haben? „Aber sie waren ungelehrte und einfache Leute.“ 20Apg 4,13 Und doch genauso gute Zeugen einer offenkundigen Tatsache wie die gelehrtesten Meister Israels. Ja, das machte sie sogar zu noch geeigneteren Zeugen. Denn weil sie ganz einfache Leute waren, waren sie deswegen weniger verdächtig, Lügen zu erzählen oder zu erfinden, und zwar insbesondere, weil sie ihr Leben niederlegten, um die Wahrheit davon zu bezeugen. Tatsächlich lesen wir davon, dass Jakob eine Lüge erzählt hat, obwohl er ein einfacher Mann war, um den Segen seines Vaters zu erlangen. Aber seit Anbeginn der Welt hat man noch nie davon gehört, dass irgendjemand, geschweige denn eine ganze Gruppe von Menschen, als Märtyrer gestorben sind um einer Unwahrheit willen, während sie selbst daraus keinerlei Vorteil erlangen konnten.

Nein, dieser eine Umstand beweist, dass sie tatsächlich wahrhaftig Israeliten waren, in denen keine Falschheit ist. 21Joh 1,47 Und der wunderbare Erfolg, den Gott ihrem Dienst später schenkte, als dreitausend durch eine Predigt bekehrt wurden 22Apg 2,41 und zwölf arme Fischer in sehr kurzer Zeit dazu befähigt wurden, mehr als Überwinder zu sein 23Röm 8,37 gegen alle Widerstände von Menschen oder Teufeln, war ein so klarer Beweis dafür, dass Christus auferstanden war, gemäß ihrem Evangelium, genauso wie eine göttliche Kraft, die beim Klang einiger Widderhörner die Mauern Jerichos zu Fall brachte.

   Aber was brauchen wir noch mehr Zeugen? Glaubt ihr an die Auferstehung unseres gesegneten Herrn? Ich weiß, dass ihr daran glaubt, wie euer Zusammenkommen am ersten Tag der Woche in den Höfen des Hauses des Herrn es reichlich bezeugt.

   Was uns am meisten umtreiben sollte, dass wir uns dessen ganz sicher sein müssen und was die zweite Sache ist, über die ich sprechen wollte, ist, ob wir die Kraft seiner Auferstehung erfahren haben; das heißt, ob wir den Heiligen Geist empfangen haben und durch seine mächtigen Wirkungen an unseren Herzen aus dem Tod der Sünde zu einem Leben in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit auferweckt worden sind oder nicht.

   Das war es, was der große Apostel vor allem anderen wissen wollte. Er war sich darüber im Klaren, dass die Auferstehung des Leibes Christi ihm nichts nützen würde, es sei denn, er würde ihre Kraft erfahren, seine tote Seele aufzuerwecken.

   Denn noch ein weiterer Grund und zugleich ein Hauptgrund für die Auferstehung unseres gesegneten Herrn von den Toten war es, als unser Stellvertreter in den Himmel einzugehen und den Heiligen Geist herabzusenden, um die Erlösung, die er am Kreuz vollbracht hatte, auf unsere Herzen anzuwenden, dadurch, dass er in ihnen eine vollständige Veränderung bewirkt.

   Ohne das wäre Christus umsonst gestorben. Denn es hätte uns keinen Dienst erwiesen, seine äußere Gerechtigkeit angerechnet zu bekommen, ohne dass nicht auch eine innere, inhärente Gerechtigkeit in uns geschaffen worden wäre. Da wir alle in Sünde gezeugt und geboren sind und somit ungeeignet dazu, Gemeinschaft mit einem unendlich reinen und heiligen Gott zu haben, können wir unmöglich zur Begegnung mit ihm gebracht werden, ihn zu sehen oder zu genießen, bis eine vollständige Erneuerung in unseren Herzen stattgefunden hat.

   Ohne das lassen wir den Heiligen Geist in dem großen Werk unserer Erlösung weg. Aber so wie wir durch das gemeinsame Zusammenwirken und die Beratung der gesegneten Dreieinigkeit geschaffen wurden und in ihrem Namen getauft werden, so müssen auch alle an unserer Erlösung mitwirken: So wie der Vater geschaffen und der Sohn erlöst hat, so muss der Heilige Geist uns heiligen und versiegeln, oder ansonsten hätten wir vergeblich geglaubt. 241Kor 15,2

   Das ist also das, was der Apostel mit der „Kraft der Auferstehung Christi“ meint, und das ist es, was für uns ebenso wichtig ist, dass wir es aus Erfahrung wissen, genauso wie die Tatsache, dass er überhaupt auferstanden ist.

Und ohne das – auch wenn wir Moralisten sein mögen, auch wenn wir zivilisierte, gutmütige Menschen sein mögen – sind wir keine Christen. Denn nicht der ist ein wahrer Christ, der es äußerlich ist; 25Röm 2,28 noch haben wir deswegen ein Recht, weil wir täglich bekennen, dass Christus am dritten Tag von den Toten auferstanden ist. Sondern der ist ein wahrer Christ, der es innerlich ist; 26Röm 2,29 und erst dann können wir als wahre Gläubige bezeichnet werden, wenn wir nicht nur bekennen, daran zu glauben, sondern die Kraft der Auferstehung unseres gesegneten Herrn gespürt haben, indem wir durch seinen Geist lebendig gemacht und auferweckt worden sind, als wir tot waren in unseren Übertretungen und Sünden 27Eph 2,1 zu einer vollständigen Neuheit von Herz und Leben.

   Die Teufel selbst können nicht anders, als an die Lehre von der Auferstehung zu glauben und zu zittern; 28Jak 2,19 aber trotzdem bleiben sie weiter Teufel, weil die Vorteile dieser Auferstehung nicht ihnen zuteilgeworden sind und sie auch nicht von ihr eine erneuernde Kraft empfangen haben, um ihre diabolische Natur zu verändern und abzulegen. Und bevor wir nicht nur bekennen zu wissen, sondern es auch empfinden, dass Christus tatsächlich auferstanden ist, dadurch, dass wir von oben wiedergeboren worden sind, sind wir deshalb dem Reich Gottes ebenso fern sein wie sie: Unser Glaube wird genauso wirkungslos sein wie der Glaube der Teufel.

   Nichts hat der Christenheit mehr Schaden zugefügt, nichts hat das Kreuz Christi weniger wirksam gemacht als die vergebliche Annahme, dass Religion etwas ist, dass außerhalb von uns ist. Wohingegen wir bedenken sollten, dass alles, was Christus äußerlich getan hat, in unseren Seelen noch einmal neu vollzogen werden muss; andernfalls wird es uns nicht mehr nützen, daran zu glauben, dass es einst eine solche göttliche Person auf Erden gab, der über die Hölle und das Grab triumphierte, als zu glauben, dass es einst eine Person wie Alexander gab, der die Welt eroberte.

   So wie Christus aus dem Schoß der Jungfrau geboren wurde, so muss er geistlich in unseren Herzen geformt werden. So wie er für die Sünde gestorben ist, so müssen wir der Sünde sterben. 29Röm 6,2 Und so wie er von den Toten wieder auferstanden ist, so müssen auch wir zu einem göttlichen Leben auferstehen.

   Keine anderen als die, die ihm in dieser Wiedergeburt oder neuen Geburt nachgefolgt sind, werden auf Thronen sitzen, um seine Urteile zu billigen, wenn er in schrecklicher Majestät kommen wird, um die zwölf Stämme Israels zu richten. 30Mt 19,28

   Es ist wahr, was das äußere Werk unserer Erlösung betrifft, das war ein kurzer Vorgang und es wurde ganz sicher am Kreuz vollbracht, aber die Anwendung dieser Erlösung auf unsere Herzen ist ein Werk, das bis zum Ende der Welt andauern wird.

   Solange es noch einen auserwählten Menschen gibt, der auf der Erde atmet und natürlich aus der Nachkommenschaft des ersten Adam hervorgegangen ist, so lange muss der lebendig machende Geist, der durch die Auferstehung des zweiten Adams, des Herrn aus dem Himmel, 311Kor 15,47 erworben worden ist, noch auf seine Seele drauf atmen.

   Denn obwohl wir durch Christus existieren mögen, kann es trotzdem noch nicht von uns gesagt werden, dass wir in ihm existieren, bis wir durch einen Geist mit ihm vereint sind und in einen neuen Zustand eintreten, genauso sicher, wie er nach seiner Auferstehung von den Toten in einen neuen Zustand eingetreten ist.

   Wir können uns in Scharen um Christus drängen und ihn „Herr, Herr“ rufen, wenn wir kommen und anbeten vor dem Schemel seiner Füße; 32Ps 132,7 aber wir haben ihn nicht effektiv berührt, bis wir durch einen lebendigen Glauben an seine Auferstehung eine göttliche Kraft wahrnehmen, die von ihm ausgeht, um unsere Seelen zu erneuern und zu reinigen.

   Wie sehr irren sich daher diejenigen, die sich auf einem bloßen historischen Glauben an die Auferstehung unseres Erlösers ausruhen und nur nach äußerlichen Beweisen suchen, um sie zu belegen? Wohingegen, selbst wenn wir die gelehrtesten Wortreiter dieser Weltzeit 331Kor 1,20 wären und von der Gewissheit dieser Fakten in Sprachen der Menschen und der Engel reden 341Kor 13,1 könnten, aber ohne dieses innere Zeugnis davon in unseren Herzen, und selbst wenn wir sogar andere überzeugen könnten, trotzdem würden wir selbst dadurch niemals gerettet werden.

   Denn wir sind nur Tote, wir sind wie zahllose Leichname, die in Grabtücher gehüllt sind, bis der gleiche Jesus, der Lazarus aus seinem Grab gerufen hat und bei dessen eigener Auferstehung viele, die schliefen, auferstanden sind, auch uns durch seinen lebendig machenden Geist aus unserem natürlichen Tod, in dem wir so lange gelegen haben, zu einem heiligen und himmlischen Leben auferweckt.

   Wir könnten uns glücklich schätzen, wenn wir den heiligen Jesus gesehen hätten, nachdem er von den Toten auferstanden war, und unsere Hände diesen Herrn des Lebens berührt hätten. Aber glücklicher sind die, die ihn nicht gesehen haben und doch an ihn glauben, weil sie die Kraft seiner Auferstehung erfahren haben. Denn viele sahen unseren göttlichen Meister, die nicht von ihm gerettet wurden; aber wer auch immer die Kraft seiner Auferstehung auf diese Weise gespürt hat, hat das Pfand seines Erbes in seinem Herzen, er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen und wird niemals ins Gericht kommen.35Joh 5,24

   Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass dies dem natürlichen Menschen eine Torheit ist, 361Kor 2,14 so wie es viele ähnliche Wahrheiten für die eigenen Jünger unseres Herrn waren, als sie noch ganz schwach im Glauben waren, bevor er wieder auferstanden war. Aber wenn diese natürlichen Menschen so wie diese die Kraft seiner Auferstehung vollständig gespürt haben, dann werden sie anerkennen, dass diese Lehre von Gott ist, und mit den Samaritern sagen: „Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen,“ 37Joh 4,42 denn wir haben es selbst in unseren Herzen erfahren.

   Und o, dass alle Ungläubigen, alle schriftkundigen Lehrer Israels, 38Joh 3,10 die jetzt auf die Lehre von der Kraft der Auferstehung Christi oder unserer Wiedergeburt als ein leeres Gerede herabsehen und die Prediger dieser Lehre als Schwärmer und Verrückte verdammen, doch diese ihre Kraft in ihren Seelen erfahren würden! Sie würden nicht länger fragen: „Wie mag das zugehen?“ 39Joh 3,9 Vielmehr wären sie davon ebenso überzeugt wie Thomas, als er den Christus des Herrn sah; und so wie er, als Jesus ihm gebot, seine Hände auszustrecken und in seine Seite zu legen, würden sie in einem heiligen Bekenntnis ausrufen: „Mein Herr und mein Gott!“ 40Joh 20,28

   Aber wie soll ein Ungläubiger, wie soll ein formeller Christ so dazu kommen, „Christus zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung“? Gott, der nicht lügen kann, 41Tit 1,2 hat uns gesagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ 42Joh 11,25 Und weiter sagt der Apostel: „Aus Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ 43Eph 2,8

   Das, das ist der Weg, geht darauf. Glaubt, und ihr werdet in Christus leben und Christus in euch; ihr werdet eins mit Christus sein, und Christus eins mit euch. Aber ohne das werden euch euer äußerliches Gutmenschentum und eure Bekenntnisse nichts nützen.

   Aber unter diesem Glauben ist nicht ein toter, spekulativer Glaube zu verstehen, ein Glaube im Kopf; sondern ein lebendiges Prinzip, das durch die mächtigen Wirkungen des Heiligen Geistes im Herzen gewirkt wird, ein Glaube, der uns dazu befähigen wird, die Welt zu überwinden und jegliches Verlangen um Jesu Christi willen aufzugeben. Denn so spricht unser gesegneter Meister: „Wer sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.“ 44Lk 14,33

   Und so sagt der Apostel in den Worten unmittelbar nach dem Text: „Und seinem Tod gleich gestaltet werden;“ 45Phil 3,10 womit er andeutet, dass wir die Kraft der Auferstehung Christi nicht erkennen können, es sei denn, wir werden ihm in seinem Tod gleich gestaltet.

   Wenn wir Licht und Finsternis, Himmel und Hölle versöhnen könnten, dann könnten wir hoffen, die Kraft der Auferstehung Christi zu erkennen, ohne uns selbst und der Welt zu sterben. Aber bis dahin könnten wir ebenso gut erwarten, dass Christus mit Belial übereinstimmt. 462Kor 6,15

   Denn es besteht ein solcher Gegensatz zwischen dem Geist von dieser Welt und dem Geist von Jesu Christus, dass, wer der Freund des einen sein will, der Feind des anderen sein wird: 47Jak 4,4 „Wir können nicht Gott dienen und dem Mammon.“ 48Mt 6,24

   Dies mag in der Tat eine harte Rede sein; 49Joh 6,60 und viele könnten versucht sein, mit dem Jüngling im Evangelium zusammen betrübt wegzugehen. 50Mt 19,22 Aber warum sollte sie dies kränken? Denn was ist alles, was in der Welt ist, die Fleischeslust, die Augenlust und der Hochmut des Lebens, 511Joh 2,16 wenn nicht Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind? 52Pred 2,17

   Gott ist Liebe; 531Joh 4,16 und deshalb, wenn unser eigener Wille oder die Welt uns hätten glücklich machen können, hätte er niemals seinen geliebten Sohn Jesus Christus gesandt, um zu sterben und wieder aufzuerstehen, um uns von ihrer Macht zu befreien. Aber weil sie uns nur quälen und niemals zufriedenstellen können, deshalb gebietet uns Gott, sie zu verleugnen.

   Hätte irgendjemand den gottlosen Esau davon überzeugt, nicht ein so herrliches Vorrecht zu verlieren, bloß um eine akute verdorbene Neigung zu befriedigen, als er im Begriff war, sein Erstgeburtsrecht für ein wenig rote Linsensuppe zu verkaufen, würde man diesen Menschen nicht für einen Freund Esaus halten? Und genau so ist es der Fall zwischen Gott und uns. Durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi sind wir neu geboren zu einem himmlischen Erbe mit allen, die geheiligt sind; 54Apg 20,32 aber unser eigener verderblicher Wille würde uns dazu verleiten, dieses herrliche Erstgeburtsrecht für die Nichtigkeiten der Welt zu verkaufen, die uns, so wie Esaus rote Linsensuppe, für eine Weile Vergnügen bereiten mögen, aber schon bald werden sie wieder von uns genommen werden. Gott weiß das und gebietet uns deswegen, sie zu verleugnen, und zwar aus dem Grund, dass wir nicht für die kurze Zeit ihres Genusses das Vorrecht jenes herrlichen Erstgeburtsrechts verlieren, auf das wir Anspruch haben, indem wir die Kraft der Auferstehung Jesu Christi erkennen.

   O welche Tiefe des Reichtums 55Röm 11,33 und der Herrlichkeit des Christentums! Sehr wohl konnte der große St. Paulus alle Dinge für Dreck achten im Vergleich mit der Herrlichkeit seiner Erkenntnis. Wohl konnte er sich so leidenschaftlich danach sehnen, Jesus und die Kraft seiner Auferstehung zu erkennen. Denn schon diesseits der Ewigkeit erhebt sie uns über die Welt und lässt uns „mitsitzen in der Himmelswelt in Christus Jesus.“ 56Eph 2,6

   Wohl konnte jene herrliche Schar der Gerechten, die in der Heiligen Schrift verzeichnet sind, getragen von einem tiefen Bewusstsein ihrer himmlischen Berufung die Freuden und den Gewinn dieses Lebens verachten und „in Schafpelzen und Ziegenfellen, in Höhlen und Erdlöchern umherirren, Mangel, Bedrängnis, Misshandlung erleidend.“ 57Heb 11,37-38

   Und o, wären wir doch alle ihnen gleich gesinnt! Würden wir doch die Kraft der Auferstehung Christi so spüren wie sie! Wie sollten wir dann „alle Dinge als Dreck achten gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn!“ 58Phil 3,8 Wie sollten wir dann unsere ursprüngliche Würde zurückgewinnen, die Erde unter unseren Füßen zertreten und mit unseren Seelen unablässig nach Gott lechzen!

   Und was hindert uns daran, so gesinnt zu sein? Hat sich Jesus Christus, unser großer Hohepriester, von dem verändert, was er war? Nein, „er ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“  59Heb 13,8 Und obwohl er zur Rechten Gottes erhöht ist, schämt er sich nicht, uns Brüder zu nennen. 60Heb 2,11 Die Kraft seiner Auferstehung ist heute ebenso groß wie früher, und der Heilige Geist, der uns durch seine Auferstehung zugesichert wurde, ist ebenso bereit und fähig, uns, die wir tot sind in Übertretungen und Sünden, 61Eph 2,1 so lebendig zu machen wie jeden Heiligen, der je gelebt hat. Lasst uns nur rufen, und zwar sofort, zu ihm, dem starken Helden, der rettet,  62Zef 3,17 und auch retten kann. 63Heb 7,25 lasst uns, in Aufrichtigkeit und Wahrheit, ohne im Geheimen auch nur das Geringste zurückzuhalten, uns selbst und die Welt verleugnen; dann werden wir tatsächlich Christen sein. Und mag die Welt uns auch verstoßen und sich von der Gemeinschaft mit uns trennen, so wird doch Jesus Christus mit uns gehen und in uns bleiben. Und bei der allgemeinen Auferstehung am letzten Tag, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes 641Thess 4,16 dem Meer und den Gräbern befehlen wird, ihre Toten herauszugeben, 65Offb 20,13 und alle Völker vor ihm versammelt werden, 66Mt 25,32 dann wird er uns vor seinem Vater und den heiligen Engeln bekennen, und wir werden jene Einladung empfangen, die er dann an alle, die ihn lieben und fürchten, aussprechen wird: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ 67Mt 25,34

   Gewähre dies, o Vater, um deines lieben Sohnes willen, Jesus Christus, unseres Herrn; dem mit Dir und dem Heiligen Geist sei Herrlichkeit, Majestät, Gewalt und Macht vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeiten Amen. 68Jud 1,25

Fussnoten

  • 1
    Phil 3,2
  • 2
    Phil 3,5
  • 3
    Apg 18,17
  • 4
    Phil 3,6
  • 5
    Gal 1,15
  • 6
    Phil 3,7
  • 7
    Phil 3,8
  • 8
    Phil 3,8-9
  • 9
    Phil 3,10
  • 10
    Mt 12,39
  • 11
    Joh 2,19
  • 12
    Mt 27,63
  • 13
    Röm 4,25
  • 14
    Jes 53,5
  • 15
    Joh 19,30
  • 16
    Apg 17,18
  • 17
    1Kor 15,22
  • 18
    Heb 1,1
  • 19
    1Kor 15,6
  • 20
    Apg 4,13
  • 21
    Joh 1,47
  • 22
    Apg 2,41
  • 23
    Röm 8,37
  • 24
    1Kor 15,2
  • 25
    Röm 2,28
  • 26
    Röm 2,29
  • 27
    Eph 2,1
  • 28
    Jak 2,19
  • 29
    Röm 6,2
  • 30
    Mt 19,28
  • 31
    1Kor 15,47
  • 32
    Ps 132,7
  • 33
    1Kor 1,20
  • 34
    1Kor 13,1
  • 35
    Joh 5,24
  • 36
    1Kor 2,14
  • 37
    Joh 4,42
  • 38
    Joh 3,10
  • 39
    Joh 3,9
  • 40
    Joh 20,28
  • 41
    Tit 1,2
  • 42
    Joh 11,25
  • 43
    Eph 2,8
  • 44
    Lk 14,33
  • 45
    Phil 3,10
  • 46
    2Kor 6,15
  • 47
    Jak 4,4
  • 48
    Mt 6,24
  • 49
    Joh 6,60
  • 50
    Mt 19,22
  • 51
    1Joh 2,16
  • 52
    Pred 2,17
  • 53
    1Joh 4,16
  • 54
    Apg 20,32
  • 55
    Röm 11,33
  • 56
    Eph 2,6
  • 57
    Heb 11,37-38
  • 58
    Phil 3,8
  • 59
    Heb 13,8
  • 60
    Heb 2,11
  • 61
    Eph 2,1
  • 62
    Zef 3,17
  • 63
    Heb 7,25
  • 64
    1Thess 4,16
  • 65
    Offb 20,13
  • 66
    Mt 25,32
  • 67
    Mt 25,34
  • 68
    Jud 1,25