Das Evangeliums-Abendmahl

Lukas 14,22-24: „Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.”

Hier hat sich heute eine große und feierliche Versammlung zusammengefunden und ich nehme an, dass ihr alle davon ausgeht, dass ihr nicht für immer in dieser Welt leben werdet. Dürfte ich es als selbstverständlich voraussetzen, dass selbst die Weltlichsten unter euch in ihren Herzen glauben, was die heiligen Orakel klar und deutlich offenbart haben: Dass es „den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht?” 1Heb 9,37 Ja ich weiß, dass ihr glaubt, dass nichts sicherer ist, als dass wir „alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen müssen, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse.” 22Kor 5,10 Und so hart euch die Rede 3Joh 6,60 beim ersten Hören auch erscheinen mag, ich kann nicht anders als euch mitzuteilen, dass ich völlig davon überzeugt bin, dass viele von diesem Richterstuhl mit einem „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer” 4Mt 25,41 vertrieben werden für das Streben nach an sich rechtmäßigen Dingen aber aus falschen Prinzipien heraus und in übertriebenem Ausmaß; genauso wie für Trunksucht, Ehebruch, Unzucht oder jedes andere üble Laster. So niederträchtig die Welt auch ist, gesegnet sei Gott, es gibt dennoch eine große Zahl unter uns, die für sich selbst aus Zurückhaltung aufgrund einer religiösen Erziehung oder aus Selbstliebe oder wegen ihrer öffentlichen Reputation grobe Sünden meiden und mit Abscheu auf andere blicken, die sich diesen hingeben. Aber durch ein übereifriges Streben nach sinnlichen und zeitlichen Dingen werden ihre Seelen unmerklich in einen geistlichen Schlaf eingelullt und nach und nach werden sie so tot für Gott und so taub für alle gnädigen Einladungen des Evangeliums wie die verlorensten Verschwender. Es ist deshalb bemerkenswert, dass unser Erlöser, der wusste, wie verzweifelt böse und verräterisch das Herz des Menschen ist, seine Jünger und uns mit ihnen ermahnte: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Saufen” und dann sofort hinzufügt „und mit täglichen Sorgen (die übertriebenen sorgenvolle Ängste).“ 5Lk 21,34Denn diese sind von ablenkender, vergiftender Natur und überfordern und belasten bald die Herzen der Menschenkinder. Um diesem Übel vorzubeugen oder Abhilfe zu schaffen, erzählte unser Herr während der Zeit, in der er hier unter uns wohnte, 6oder “zeltete” (KJV: “tabernacled”) Joh 1,14 viele Gleichnisse, aber kein einziges relevanteres, kein einziges, in dem das grosszügige Angebot des Rufs des Evangeliums und die leichtfertigen Vorwände der Menschen, welche sie als Ausrede erfinden, um es nicht anzunehmen und die schreckliche Verdammnis, die sie sich dadurch zuziehen, drastischer dargestellt oder in lebendigeren Farben hervorgehoben wird als in diesem, aus dem die Worte unseres Textes entnommen sind.

„Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an dieZäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.”

   Um eine klare Vorstellung von Anlass, Umfang und Inhalt des Gleichnisses zu bekommen, zu dem diese Worte gehören, ist es notwendig, dass wir bis zum Anfang des Kapitels zurückblicken. „Und es begab sich, als er am Sabbat in das Haus eines Obersten der Pharisäer ging, um zu speisen, da beobachteten sie ihn.” 7Lk 14,1 Die Person, von der hier die Rede ist, die in das Haus dieses Pharisäers geht, ist unser gesegneter Erlöser. Denn wenn er zum Essen und zum Trinken kam, war er grosszügig, höflich und umgänglich zu allen, wie es seinem Charakter entsprach; und deshalb nahm er, obwohl es an einem Sabbattag war, eine Einladung an und ging in das Haus eines Obersten der Pharisäer, um Brot zu essen, obwohl er wusste, dass die Pharisäer seine erklärten Feinde waren und dass sie ihn beobachteten, in der Hoffnung, etwas zu finden, irgendeine Gelegenheit, ihn zu tadeln wegen seines Redens oder seines Verhaltens. Wenn der Pharisäer, in dessen Haus unser Herr ging, einer von diesem Schlag war, so beweist seine Einladung, dass er ein sehr böser Mann war und kann dazu dienen, uns zu lehren, dass viel Groll und tiefe Feindschaft gegen Jesus Christus unter einem großen und flammenden Bekenntnis zur Religion verborgen und verhüllt sein können. Unser Erlöser war jedoch allen seinen Feinden mehr als gewachsen und hat durch die Annahme dieser Einladung seinen Geistlichen und Jüngern die Befugnis verliehen, ähnlichen Einladungen nachzukommen und sich frei über die Dinge Gottes zu unterhalten, auch wenn diejenigen, die sie einladen, keine wirkliche Religion im Herzen haben. Denn woher weißt du, oh Mensch, ob du nicht eine Bemerkung fallen lassen könntest, die ihren Seelen nützen und sie tatsächlich religiös machen könnte? Und angenommen, sie beobachten dich, beobachten dein Gebet, während du in ihrer Gesellschaft bist? Derselbe Jesus, der in das Haus dieses Pharisäers ging und dort bei seinem Aufenthalt in seinen Gesprächen so treu und erbaulich war, wird es dir ermöglichen, hinzugehen und ebenso zu handeln. 8Lk 10,37

   Dass die Konversation unseres Herrn nicht trivial war, sondern gut war zur Erbauung 9Eph 4,29 und dass er sich gegenüber den Gästen wie ein treuer Arzt und nicht wie eine nachlässige, gleichgültige Gesellschaft verhielt, geht aus dem 7. Vers dieses Kapitels hervor, wo uns gesagt wird, dass „er bemerkte, wie sie sich die ersten Plätze aussuchten“ oder, um es einfach auszudrücken, sie wollten am oberen Ende des Tisches sitzen. Und ob wir darüber nachdenken oder nicht, der Herr Jesus bemerkt unser Verhalten, auch wenn wir uns nur zu unseren gemeinsamen Mahlzeiten hinsetzen. Möchte Gott, dass alle, die sich zum wahren Christentum bekennen, darüber gut nachdenken! Die Religion wäre dann nicht so sehr auf die Kirche oder Versammlungen beschränkt, sondern würde nach Hause in unsere Privathäuser gebracht und viele unnötige unchristliche Verhaltensweisen würden verhindert. Denn (mit Trauer spreche ich es aus) ist es nicht zu wahr, dass viele Bekenner den obersten Platz in den Häusern und die ersten Sitze in den Synagogen lieben 10Mt 23,6 und sehr begehren? Das war es, was unser Herr den Gästen dort vorwarf. Er bemerkte es, er nahm Notiz davon, er beobachtete, bevor er sprach (wie wir es immer tun sollten, wenn wir zweckdienlich sprechen wollen) wie sie die Sitzplätze auswählten. Sie besaßen Reichtum in der jetzigen Weltzeit 111Tim 6,17 und waren nicht seine Gäste, aber er wollte nicht die geringste Sünde von ihnen hinnehmen oder die Gelegenheit zur Unterweisung verpassen und deshalb gab er ihnen eine Lektion über Demut und er sprach zu ihnen allen im Allgemeinen, obwohl er wahrscheinlich im Besonderen zu jemandem sprach, der in seiner Nähe saß und von dem er möglicherweise bemerkt hatte, dass ihm die Auswahl seines Platzes sehr wichtig war oder der Liege, worauf man nach dem Brauch der Römer beim Essen lag. „Wenn du von jemand zur Hochzeit eingeladen bist (was darauf hindeutet, dass es sich um ein Hochzeitsfest handelte), so setze dich nicht obenan; denn es könnte einer eingeladen sein, der angesehener ist als du, und dann kommt der, der dich und ihn eingeladen hat, und sagt zu dir: Weiche diesem! und du müsstest dann beschämt untenan sitzen. Sondern wenn du eingeladen bist, so geh hin und setz dich untenan, damit, wenn der kommt, der dich eingeladen hat, er zu dir sagt: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen.“ O herrliches Beispiel der Treue und Liebe zu den Seelen! Wie sollten besonders Geistliche ihrem gesegneten Meister nacheifern und mit Einfachheit und göttlicher Aufrichtigkeit die Fehler der Gesellschaft, in der sie sich befinden, sanft und passend zurechtweisen, auch wenn sie ihnen in den äußeren Umständen überlegen sind? Welche richtig informierte Person kann nach der Lektüre dieser Verse denken, dass in dieser Hinsicht richtig und im Einklang mit dem Wort Gottes lehrt, wer sagt, dass wir natürliche Menschen 121Kor 2,14 nicht zurechtweisen dürfen oder zumindest nicht müssen? Sicherlich kommt eine solche Lehre nicht von oben! Wird uns denn nicht geboten, unseren Nächsten ernstlich zurechtzuweisen (ob er ein Kind Gottes ist oder nicht)? 133Mo 19,17 Ist es nicht mehr als wahrscheinlich, dass alle diese Gäste natürliche Menschen waren? Und doch hat unser Herr sie zurechtgewiesen. Hilf uns dann, oh Erlöser, in diesem und jedem anderen Beispiel deines moralischen Verhaltens so zu wandeln, wie du uns ein Beispiel gegeben hast!

   Aber unser Herr hörte hier noch nicht auf; sondern als er feststellte, dass nur die Reichen, Mächtigen und Edlen zum Fest eingeladen waren, nutzte er die Gelegenheit dazu, auch seinem Gastgeber (denn die beste Vergeltung, die wir unseren Freunden für ihre Freundlichkeit erweisen, ist Treue zu ihren Seelen), einem Obersten der Pharisäer, einen gesunden Ratschlag zu erteilen. „Er sprach aber auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“ So unterhielt unser Herr die Gesellschaft. Wie gut sind die Worte, die zur richtigen Zeit gesprochen werden! Würden sich die Nachfolger Christi auf diese Weise anstrengen und in Gesellschaft eine nützliche Ansprache für ihren großen Meister beginnen, sie wissen nicht, was sie Gutes bewirken könnten und wie viele durch ihr gutes Beispiel beeinflusst werden könnten, ihnen dabei zu assistieren.

   Ein Beispiel dafür finden wir im 15. Vers: „Da aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!“ Glücklich sind diejenigen, die bei der Auferstehung der Gerechten, von der du gesprochen hast, belohnt werden. Ein sehr treffender Spruch! In jeder Hinsicht passend für Personen, die sich zum Brotessen auf Erden hinsetzen, was wir niemals tun sollten, ohne über die Zeit zu sprechen und uns nach ihr zu sehnen, wenn wir uns hinsetzen und Brot im Himmelreich essen werden. Das eröffnete unserem Herrn ein neues Gesprächsthema und gab Anlass zu dem Gleichnis, das das eigentliche Thema unserer heutigen Andacht sein soll. Als hätte er zu dem letzten Redner gesagt: „Du sagst recht: Selig sind die, die im Reich Gottes sitzen werden, um Brot zu essen. Aber ach! Die meisten Menschen, besonders ihr Pharisäer verhalten sich so, als würden sie das nicht glauben.“ Und deshalb sagte er zu ihm: „Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein.“ Unter dem Menschen, der ein großes Abendessen vorbereitete, sollen wir Gott den Vater verstehen, der durch den Gehorsam und den Tod seines geliebten Sohnes Jesus Christus für die sterbenden Seelen Vorsorge 141Mose 22,14 getroffen und alles bereitgestellt hat. Diese Vorsorge wird hier mit dem Bild eines Abendessens dargestellt, weil das Abendessen im Altertum die Hauptmahlzeit war: Niemals hätten die Menschen eine solche Vorsorge für sich selbst oder die Engel für sie bereitstellen können. Nein, unsere Erlösung kommt vom Anfang bis zum Ende ausschließlich von Gott. Er hat sie erwirkt und nicht wir selbst; und es ist allein der göttlichen Weisheit zu verdanken, und nicht unserer eigenen, dass wir Gottes Volk und die Schafe seiner Weide geworden sind. Diese Versorgung für sterbende Seelen kann mit Recht als groß bezeichnet werden, denn das Evangelium enthält eine große und reichliche Versorgung für eine sehr große Zahl an Seelen. Denn auch wenn die Herde Christi nur eine kleine Herde 15LK 12,32 sein mag, wenn sie auseinander zerstreut ist, so werden sie doch, wenn sie alle zusammenkommen, eine Menge sein, die kein Mensch zählen kann. Und ganz besonders kann man sie groß nennen, weil sie für einem so großen Preis erworben wurde, den Preis des kostbarsten Blutes Christi. Und wenn der Apostel die Christen daher ermahnt, Gott mit ihrer Seele und ihrem Körper zu verherrlichen, bedient er sich dieses herrlichen Motivs: Dass „sie mit einem Preis erkauft wurden.” 161Kor 6,20 Er sagt nicht, welcher Preis, sondern nur ein Preis, und das mit Nachdruck; als ob alle Preise der Welt keinerlei Wert hätten (was sie in der Tat nicht haben) im Vergleich zu diesem Preis für Christi allerkostbarstes Blut.

   Aus diesen Gründen sagte Jesus in dem Gleichnis: „Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist schon bereit!“ Er lud viele dazu ein; der ewige Gott nahm die Juden unter der mosaischen Dispensation als sein besonderes Volk an; und lud sie durch Bilder, Schatten und Prophezeiungen des Alten Testaments ein, an den herrlichen Vorrechten des Evangeliums teilzuhaben. „Aber zur Stunde des Abendmahls“, als die Zeit erfüllt war, 17Gal 4,4 die Gott der Vater von Ewigkeit an beschlossen hatte, am Abend der Welt (weshalb die Zeiten des Evangeliums die letzten Zeiten genannt werden), „sandte er seinen Knecht aus“, Christus seinen Sohn, hier sein Knecht genannt, weil er als Mittler dem Vater untergeordnet war; deshalb sagt der Prophet Jesaja: „Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe” 18Jes 42,1 / Mt 12,18 „ den Geladenen zu sagen:“ – zu den bekennenden Juden, die der heilige Johannes „sein Eigentum” 19Joh 1,11 nennt, das heißt zu seinem besonderen Volk von Bekennern – mit dieser Botschaft: „Kommt“ Buße zu tun und an das Evangelium zu glauben. Vom Menschen wird nichts anderes verlangt, als zu kommen und das Angebot des Evangeliums anzunehmen. Es entspricht nicht dem alten Bund: „Tue und lebe“; sondern nur: „Komm, glaube, und du wirst gerettet werden.” 20Apg 16,31Alles ist bereit. Von Gottes Seite her fehlt nichts. „Alles ist schon bereit.“ Eine besondere Betonung scheint auf das “schon” gelegt zu werden, was impliziert, dass es eine besondere Zeit der Gnade war und dass Gott jetzt seine letzten Anstrengungen unternahm, um den verlorenen Menschen zu retten. Nun, wenn der große Gott einen so großen Aufwand betreibt, um ein so großes Abendessen für sterbende Geschöpfe zu bereiten und er einen so großen Menschen wie seinen eigenen Sohn in Gestalt eines Knechtes sendet, um sie einzuladen, daran teilzunehmen; man sollte eigentlich meinen, dass alle, die diese frohe Botschaft hören, bereitwillig sagen würden: „Herr, siehe, wir kommen.“ 21Heb 10,7

   Aber stattdessen wird uns erzählt: „Da begannen alle (der größte Teil der Juden) ohne Ausnahme sich zu entschuldigen.“ Das Gewissen sagte ihnen, dass sie kommen sollten, und aller Wahrscheinlichkeit nach verspürten sie den leisen Wunsch, zu kommen; und sie hatten, wie wir hören, nichts einzuwenden, weder gegen die Person, die das Abendessen veranstaltete, noch gegen die Person, die sie einlud, noch gegen die Veranstaltung selbst; wir hören auch nicht, dass sie ihnen Verachtung entgegenbrachten, wie es bei uns heutzutage bei so vielen üblich ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach erkannten sie an, dass alles sehr gut war und dass es nett von diesem Mann war, ihnen eine solche Einladung zu schicken. Aber da sie sehr beschäftigt waren und ihrer Meinung nach das auch aus gutem Grund, fingen sie an, sich zu entschuldigen.

   Aber die Ausreden, die sie vorbrachten, machten ihre Absage unentschuldbar. „Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn mir ansehen.“ Du Dummkopf, ein Stück Land kaufen und dann hingehen und es besichtigen! Ein kluger Mann hätte sich zuerst das Grundstück angesehen und es anschließend gekauft. Warum muss er gehen? Beziehungsweise, warum muss er jetzt gehen? Das Land gehörte ihm. Hätte er dann die Einladung heute nicht annehmen und morgen seinen Acker besichtigen können? Da er es bereits gekauft hatte, brauchte er auch nicht zu befürchten, ein Geschäft zu verlieren, wenn andere ihm beim Kauf zuvorkamen. Aber ungeachtet all dessen besteht die Notwendigkeit, dass er geht, und deshalb sagt er: „Ich bitte dich, entschuldige mich.“ Das war eine schlechte Ausrede.

   Der zweite war noch schlimmer. Denn was sagt der Evangelist, Vers 19? „Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe hin, um sie zu erproben.“ Einer schien ein Grundstück gekauft zu haben und ein anderer hatte Vieh gekauft, um ein bereits gekauftes Anwesen zu bestücken; und beide verhielten sich bei ihren Geschäften dumm. Denn dieser Zweite hatte fünf Joch Ochsen gekauft, was ihn zwangsläufig eine beträchtliche Summe kosten musste, vielleicht alles, was er auf der Welt hatte und jetzt musste er gehen und sie erproben. Ein kluger Händler hätte die Ochsen zuerst geprüft und sie anschließend gekauft: Aber unser Erlöser erzählt uns das, um uns zu zeigen, dass wir einander, ja ich möchte hinzufügen, dem Teufel selbst, mehr vertrauen werden, als wir Gott vertrauen werden.

   Die Ausrede, die der Dritte vorbringt, ist die schlimmste von allen. „Ich habe eine Frau geheiratet; darum kann ich nicht kommen.“ Hätte er gesagt: „Ich möchte nicht kommen“, hätte er die wahren Gefühle seines Herzens zum Ausdruck gebracht: Denn es ist nicht so sehr die Unfähigkeit der Menschen, sondern ihr Mangel an Willen und Neigung, der sie vom Fest des Evangeliums abhält. Aber warum kann er nicht kommen? Er hat „eine Frau geheiratet.“ Hat er das? In dem Fall sollte er auf jeden Fall kommen. Denn das Abendmahl, zu dem er eingeladen wurde, war, wie es schien, ein Hochzeitsbankett und hätte ihm die Mühe einer Hochzeitsfeier erspart. Es war ein großartiges Abendessen, und daher war genug vorgesorgt für ihn und auch für seine Braut. Und es wurde von einem großen Mann veranstaltet, der seinen Knecht aussandte, um viele einzuladen, so dass er ohne Zweifel herzlich willkommen geheißen werden würde, wenn er seine Frau mitbringen würde. Oder angenommen, seine Frau wollte nicht kommen, dann hätte er ihr gebieten können, ihn zu begleiten, weil er als Ehemann das Oberhaupt der Frau war. Denn wir können für unsere Jochgefährten nichts Besseres tun, als sie zum Fest des Evangeliums mitzubringen. Oder, angenommen, sie ließe sich doch nicht überzeugen, dann hätte er ohne sie gehen sollen: Denn „diejenigen, die Frauen haben, sollen sein, als hätten sie keine“ 221 Kor 7,29 und wir dürfen nicht zulassen, dass die fleischliche Zuneigung eine solche Oberhand über uns gewinnt, dass wir dadurch von geistlichen Veranstaltungen abgehalten werden. Adam hat teuer dafür bezahlt, dass er auf die Stimme seiner Frau gehört hat. Und manchmal können wir nicht Jünger des Herrn sein, wenn wir nicht unsere Frauen, Häuser und Äcker verlassen. 23Mt 19,29

   So wurde also der Knecht empfangen und das waren die Ausreden und Antworten, die zurückgeschickt wurden. Und was war die Konsequenz daraus? „Und der Knecht kam zurück (zweifellos mit traurigem Herzen) und sagte das seinem Herrn.“ Egal wie gering es geachtet wird, Geistliche müssen dem Herrn zeigen, welchen Erfolg ihr Dienst hat. Wir müssen es unserem Herrn hier zeigen. Wir müssen den Fall im Gebet vor ihm ausbreiten. Wir müssen es unserem Herrn im Jenseits vor der Generalversammlung der ganzen Welt zeigen. Aber wie schrecklich ist es, wenn Geistliche gezwungen sind, auf die Knie zu gehen und zu schreien: „Wie bin ich so elend! Wie bin ich so elend! Weh mir!“ 24Jes 24,16 und so wie Elia, sich gegen diejenigen zu verwenden, denen sie nicht nur das Evangelium, sondern sogar ihr eigenes Leben anvertraut hätten. Es ist eine herzzerreißende Überlegung. Aber so muss es sein: „Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn.“ Das müssen wir auch tun. Nun, und was sagt der Herr? In Vers 21 wird uns gesagt, dass „der Hausherr zornig wurde.“ Nicht mit dem Knecht; denn wenn auch Israel nicht gesammelt wurde, wurde doch Christus geehrt in den Augen des HERRN; 25Jes 49,5 und treue Prediger werden belohnt, ob die Menschen nun dem Evangelium gehorchen oder nicht. „Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch, diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben.“ 262Kor 2,15-16 Der Hausherr war daher nicht auf den Knecht zornig, sondern auf diese weltlich gesinnten, vergnügungssüchtigen Verweigerer seiner gnädigen Einladung; sie gingen aller Wahrscheinlichkeit nach hin, um ihre Ländereien zu besichtigen und zu bestücken und sich um ihre Bräute zu kümmern, ohne daran zu zweifeln, dass ihre Entschuldigungen akzeptiert werden würden, weil sie rechtmäßig eingereicht worden waren. Und in gewisser Hinsicht wurden ihre Entschuldigungen tatsächlich akzeptiert. Denn ich höre nicht, dass sie jemals wieder eingeladen wurden. Gott nahm sie beim Wort, obwohl sie ihn nicht bei seinem Wort nehmen wollten. Sie baten um Entschuldigung und sie wurden entschuldigt, wie wir in der Fortsetzung dieses Gleichnisses sehen werden. Deshalb lasst uns nicht unsere Herzen verhärten wie am Tag der Versuchung; „Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ 27Heb 3,8 / 2Kor 6,2 Aber sollte es dem Fest an Gästen mangeln? Nein, wenn sie nicht kommen können oder wollen, wollen und werden andere kommen. Der Hausherr war deshalb verärgert und schickte den Knecht mit einem zweiten Auftrag los. „Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein.“ Jedes Wort zeugt von einem Geist des Grolls und der Aufdringlichkeit. Geh schnell hinaus, zögere nicht, scheue keinen Versuch und keine Gefahr, auf die Straßen und Gassen der Stadt und bringe sie hierher, rufe sie nicht nur, sondern bringe sie herein (und um den Knecht zu ermutigen, versichert der Herr ihm hier den Erfolg); die Armen und die Verkrüppelten und die Lahmen und die Blinden. Das wurde erfüllt, als Jesus Christus, nachdem das Evangelium von den Juden abgelehnt worden war, hinging und die Heiden einlud, und als die Zöllner und die Huren das Reich Gottes mit heiliger Gewalt an sich rissen, 28Mt 11,12 / Mt 21,31 während die Pharisäer und die Lehrer des Gesetzes für sich selbst Gottes Ratschluss verwarfen. 29Lk 7,30 Darin fand sich auch ein Vorwurf an den reichen Pharisäer, in dessen Haus der Herr Jesus war, und eine scharfe Lektion für die anderen Gäste.

   Denn unser Erlöser wollte ihnen hiermit zeigen, dass Gott eine ganz andere Herangehensweise wählte als sein Gastgeber und sich nicht zu schade war, die Armen, Blinden, Lahmen und Verkrüppelten zum Evangeliums-Mahl zu empfangen, obwohl dieser keine solchen eingeladen hatte, sich an seinen Tisch zu setzen. Wir erfahren nicht, ob die Gäste das übelnahmen oder nicht. Aber wenn sie nicht ganz blind waren, konnten sowohl der Gastgeber als auch die Gäste leicht erkennen, dass das Gleichnis gegen sie erzählt wurde.

   Der Knecht kehrt wieder zurück, aber mit einer erfreulicheren Antwort als zuvor: „Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.“ Die Worte verraten, dass der Knecht voller Freude ist, wenn er an den Erfolg denkt, den er hatte. Niemand außer denen, die es erlebt haben, kann sagen, welchen Trost es für Geistliche hat, wenn sie ihre Arbeit gesegnet sehen. „Jetzt lebe ich (sagt der Apostel), wenn ihr fest steht im Herrn! Ihr seid unsere Hoffnung und Freude und Krone vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft.” 301Thess 3,8 / 1Thess 2,19 „Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast. Die Armen und Verkrüppelten und Lahmen und Blinden wurden gerufen und sind der Aufforderung gefolgt, und ich habe sie mitgebracht. Und doch, Herr, dein Haus und dein Abendmahl sind so groß, da ist noch Platz für mehr.“ Hiermit deutete er an, dass er noch einmal beauftragt werden wollte, weitere Seelen einzuladen; und je mehr wir tun, desto mehr können wir für Gott tun: „Wer hat, dem wird gegeben werden.“ 31Mt 25,29 Und der gegenwärtige Erfolg ist eine große Ermutigung für künftigen Fleiß. Solche Hinweise erfreuen unseren Erlöser. Er freut sich zu sehen, wenn seine Diener für neue Aufgaben bereitstehen und auf neue Befehle warten. „Der Herr (so wird uns gesagt in Vers. 23) sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.“ Oh, scharfe Worte für diejenigen, die am Tisch saßen, wenn sie es wagten, die Anwendung zu machen! Aber frohe Botschaft großer Freude 32Lk 2,10 den Zöllnern, Huren und Heiden, die von den stolzen Pharisäern abgelehnt wurden, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremdlinge hinsichtlich der Bündnisse der Verheißung! 33Eph 2,12 Das erfüllte sich, als unser Herr die Apostel aussandte, nicht nur in die Straßen und Gassen der Stadt und in die an Jerusalem und Judäa angrenzenden Orte; sondern als er ihnen den Auftrag gab, in alle Welt hinzugehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung zu verkündigen, 34Mk 16,15 sowohl den Heiden als auch den Juden; und er erteilte ihnen nicht nur einen Befehl, sondern segnete ihre Arbeit mit solchem Erfolg, dass sich an einem Tag dreitausend bekehrten. 35Apg 2,41 Und ich bin nicht ohne Hoffnung, dass es sich noch weiter erfüllen wird, wenn einige von euch heute nach Hause gerufen werden. Auch wenn dieses Gleichnis ursprünglich den Juden und zu einem bestimmten Anlass bei einem Gastmahl erzählt wurde, so ist es doch auf uns und unsere Kinder und auf alle, die in der Ferne sind, anwendbar; ja, an so viele, wie der Herr, unser Gott, rufen wird. Es gibt seine Zustimmung für das Predigen auf den Feldern und an anderen Orten außerhalb der Synagogen; und weist darauf hin, wie das Evangelium heutzutage aufgenommen wird; und zwar mittels einer so lebensechten Darstellung, dass man meinen könnte, es beziehe sich ganz besonders auf die heutige Zeit. Denn ist es nicht zu offensichtlich, dass die Angebote des Evangeliums und die Gnade des Evangeliums von vielen Bekennern dieser Generation ignoriert und geringgeschätzt werden?

   Wir waren in den Kirchen und haben ihnen immer wieder erzählt, dass Gott ein großes Abendessen bereitet hat (und viele dazu eingeladen hat, sogar sie) und uns durch seine Vorsehung und seinen Geist gesandt hat, „den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist schon bereit! Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst gerettet werden.” 36Apg 16,31 Aber die meisten Kirchgänger haben es auf die leichte Schulter genommen, sie haben uns zugehört, sind aber zu beschäftigt mit ihren Höfen und ihrem Handel, ihrem Heiraten und Verheiraten, als zu kommen und im Herrn des Lebens gesegnet zu werden. Wir haben ihnen immer wieder gesagt, dass wir nicht wollen, dass sie sich vor der Welt verstecken, sondern dass wir sie lehren, wie sie darin leben und doch nicht von ihr sein 37Joh 17,16 können. Aber das alles wird nicht reichen. Auch viele Geistliche (wie die schriftkundigen Gesetzesgelehrten und Pharisäer zur Zeit unseres Erlösers) verwerfen das Reich Gottes für sich selbst 38Lk 7,30 und verweigern uns den Gebrauch der Kanzeln, und zwar aus keinem anderen Grund, als dass wir die Lehre von der Rechtfertigung vor Gott allein durch den Glauben predigen und Sünder einladen, zu kommen und vom Gastmahl des Evangeliums gratis, ohne Geld und umsonst 39Jes 55,1 zu kosten.

   Was auch immer sie denken, wir sind davon überzeugt, dass der große Herr des Hauses zornig auf sie ist, weil sie ohne Grund wütend auf uns sind. Deshalb befiehlt er uns jetzt durch seine Vorsehung: „Geht schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und bringt die Armen und Verkrüppelten und die Lahmen und Blinden herein“ oder ruft die Zöllner und Huren herbei, die vulgären Flucher, die Sabbatbrecher und Ehebrecher, die vielleicht noch nie durch eine Kirchentür eingetreten sind oder gehört haben, dass Jesus Christus für solche Sünder wie sie gestorben ist. Aus Gnade haben wir dem Befehl gehorcht, wir sind hinausgegangen, obwohl wir dafür einer solchen Verachtung ausgesetzt waren, und, Gott sei gepriesen, unsere Mühe war nicht vergeblich im Herrn. Denn viele wurden zu einem Volk von Willigkeit am Tage von Gottes Macht 40Ps 110,3 gemacht; und wir könnten freudig zu unserem Erlöser gehen und mit demütiger Stimme sagen: „Es ist geschehen, Herr, wie du es geboten hast, und doch ist noch Platz.“ Er freut sich daher, trotz aller Widerstände von Menschen oder Teufeln unseren Auftrag zu verlängern, zu erneuern und zu erweitern; er hat uns buchstäblich auf die Straßen und an die Zäune geschickt; und ich vertraue darauf, dass er uns den Auftrag gegeben hat, Sünder zum Kommen zu nötigen. Denn wenn der Herr das Wort nicht mit seiner Macht begleiten und den Willen der Menschen nicht sanft dazu neigen würde, dem Ruf des Evangeliums zu folgen, dann wären wir ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle, auch wenn wir in Sprachen der Menschen und der Engel redeten. 411Kor 13,1 Aber wir glauben, dass unser Erlöser das tun wird, denn sein Haus muss gefüllt werden: Jede Seele, für die er sein Blut vergossen hat, wird schließlich gerettet werden, „und alles, was ihm der Vater gibt, das kommt zu ihm; und wer zu ihm kommt, den wird er nicht hinausstoßen.” 42Joh 6,37 Das tröstete unseren Herrn, als sein Evangelium von den Juden abgelehnt wurde. Als hätte er gesagt: „Nun, auch wenn ihr die Angebote meiner Gnade verachtet, werde ich mein Blut nicht umsonst vergießen; denn alles, was der Vater mir gegeben hat, wird zu mir kommen.“

   Gestützt auf diese Überlegung schäme ich mich nicht, heute auf die Straßen und an die Zäune hinauszugehen und zu bekennen, dass es meine Aufgabe ist, die Armen, die Verkrüppelten, die Verdammten und die blinden, sich selbst verfluchenden, hilflosen Sünder zu rufen: Zum Hochzeitsfest des Abendmahls des Lammes.

   Mein Ruf ist: Kommt, glaubt an den Herrn Jesus; werft euch vor den Fußschemel seiner Barmherzigkeit, und ihr werdet gerettet werden; denn alles ist jetzt bereit. Gott der Vater ist bereit, Gott der Sohn ist bereit, Gott der Heilige Geist ist bereit; die gesegneten Engel oben sind bereit, und die gesegneten Heiligen unten sind bereit, euch zum Evangeliums-Gastmahl willkommen zu heißen. Eine vollkommene und ewige Gerechtigkeit ist jetzt durch Jesus Christus ausgefertigt worden. Gott kann jetzt unter ehrenvollen Bedingungen die Schuldigen freisprechen. Gott kann jetzt gerecht sein und dennoch die Gottlosen rechtfertigen. „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ 432Kor 5,21 Das gemästete Kalb wird jetzt geschlachtet 44Lk 15,23 und „Christus, unser Passahlamm, ist ja für uns geopfert worden” 451Kor 5,7 Kommt, ihr Sünder, und nährt euch von ihm in euren Herzen durch Glauben mit Danksagung. Um Jesu Christi willen, fangt nicht einmütig an, euch mit Ausreden zu entschuldigen. Lasst nicht zu, dass ein Stück Land, fünf Ochsengespanne oder eine Frau euch von diesem großen Abendmahl abhalten. Ihr könnt diese als Gaben Gottes genießen und zur Ehre des Mittlers nutzen und dennoch beim Fest des Evangeliums anwesend sein. Wahre und unbefleckte Religion nimmt die Annehmlichkeiten des Lebens nicht weg, sondern sie steigert diese sogar noch. Und unser Herr betete nicht dafür, dass wir aus der Welt genommen würden, sondern dass wir vor dem Bösen bewahrt würden.” 46Joh 17,15 Oh, dann würdet ihr alle einmütig sagen: „Siehe, wir kommen.“ 47Heb 10,7 Überzeugt euch selbst, dass hier genügend Vorkehrungen getroffen wurden. Denn es ist ein großartiges Gastmahl. Im Haus unseres Vaters gibt es Brot im Überfluss. 48Lk 15,17 Und obwohl ein großer Gott das Abendmahl veranstaltet, ist er doch ebenso gut und herablassend wie großartig. Auch wenn er der Hohe und Erhabene ist, der in Ewigkeit wohnt, wird er dennoch auch bei dem zerschlagenen und demütigen Herzen wohnen 49Jes 57,15 und bei dem, der zittert vor seinem Wort. 50Jes 66,2 Ihr könnt euch auch nicht über Platzmangel beschweren. „Es ist noch Raum da. Im Haus unseres Vaters gibt es viele Wohnungen.” 51Joh 14,2 Wenn dem nicht so wäre, hätte es uns unser Erlöser gesagt. Die Gnade Christi ist so reich, so freigiebig und so mächtig wie eh und je. Er ist „derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.” 52Heb 13,8 Er ist voller Gnade und Wahrheit, und aus seiner Fülle kann jeder, der zu ihm kommt, Gnade um Gnade empfangen. 53Joh 1,16 Er gibt großzügig und tadelt nicht. Er will nicht den Tod eines Sünders, sondern dass er glaubt und leben wird. 54Joh 11,25 Kommt also, ihr alle, ihr armen, verkrüppelten und blinden Sünder; tröstet euch, der Herr Jesus hat seinen Knecht gesandt, um euch zu rufen. Es ist jetzt Zeit für das Abendmahl und ein Tag außergewöhnlicher Gnade. Vielleicht hat der Tag sich schon geneigt. 55Lk 24,29 Eile also und geh zum Abendmahl des Lammes. Wenn du nicht kommst, dann weiß ich, dass der Herr zornig sein wird. Und wer kann vor ihm bestehen, wenn er zornig ist? „Verhärtet eure Herzen nicht wie in der Auflehnung, am Tag der Versuchung in der Wüste.“ 56Heb 3,8 Provoziert den Herrn nicht dazu, zu sagen: „Keiner von denen, die eingeladen wurden, soll von meinem Abendmahl kosten.“ O schreckliche Worte! In ihnen ist viel mehr enthalten, als ausgedrückt wird.

   Ebenso verhält es sich mit dem Satz in den Psalmen: „Sodass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen!“ 57Ps 95,11 Und wenn du nicht in die Ruhe Gottes eingehst und auch nicht am Abendmahl Christi teilnimmst, musst du deine Augen in Qualen erheben, 58Lk 16,23 wo du keine Ruhe finden wirst und für immer mit den verdammten Teufeln zu Abend speisen musst.

   Weil wir nun wissen, dass der Herr zu fürchten ist, 592Kor 5,11 wollen wir euch überreden, euch zu beeilen und keine leichtfertigen Ausreden mehr zu machen. Denn es gibt keine Entschuldigung gegen den Glauben. Vielleicht sagt ihr: Du rufst die Verkrüppelten, die Lahmen, die Blinden und die Armen an. Aber wenn wir verkrüppelt und lahm sind, wie können wir kommen? Wenn wir blind sind, wie können wir dann unseren Weg sehen? Wenn wir arm sind, wie können wir dann Zutritt zu einem so erlesenen Tisch erhalten? Ah! Glücklich seid ihr, wenn euch klar geworden ist, dass ihr verkrüppelt und lahm seid. Denn wenn ihr euch so fühlt und darüber klagt, wer weiß, ob Gott nicht, während ich spreche, seinen Geist mit dem Wort sendet und euch nach Hause holt? Auch wenn ihr blind seid, hat Jesus Augensalbe, um euch damit zu salben. 60Offb 3,18 Auch wenn ihr arm seid, seid ihr zu diesem reichen Festmahl herzlich willkommen. Es hat Jesus Christus einen hohen Preis gekostet, aber für euch ist es gratis. Für solche wie euch wurde geschrieben: „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.” 61Mt 5,3 Ich weiß, dass reiche, selbstgerechte und selbstgenügsame Sünder sowohl das Fest als auch seinen großen Spender verachten werden. Sie haben es bereits getan, deshalb hat der Herr uns auf die Straßen und an die Zäune gesandt, um solche armen Seelen wie euch zu holen. Wagt es also, meine lieben Freunde, und ehrt Gott, indem ihr ihn beim Wort nehmt. Kommt zum Hochzeitsfest. Glaubt mir, ihr werdet dort die köstlichsten Speisen genießen.

   Sagt mir, ihr, die ihr schon geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist, 621Petr 2,3 wollt ihr dieses Fest nicht allen empfehlen? Während ich spreche, seid ihr nicht schon bereit zu rufen: Kommt alle, die draußen sind, kommt, gehorcht dem Ruf, denn im Schatten unseres Erlösers saßen wir so gern, und seine Frucht war unserem Gaumen süß. 63Hld 2,3 Während ich spreche, entzündet sich nicht das Feuer, brennt in euren Herzen nicht der Wunsch, dass auch andere kommen und gesegnet werden mögen? Wenn ihr tatsächlich Christen seid, weiß ich, dass ihr so denkt, und die Sprache eurer Herzen wird sein: „Herr, während er ruft, lass deinen Geist sie nötigen, hereinzukommen.“ Oh, dass der Herr sagen möge: „Amen!“ Und warum sollten wir daran zweifeln? Unser Erlöser wird mich heute sicherlich nicht klagen lassen, dass ich vergeblich gearbeitet und meine Kraft umsonst verbraucht habe. 64Jes 49,4 Ich glaube, ich sehe viele, die gerne kommen würden. Oh, wie soll ich euch nötigen, hervorzutreten? Ich werde weder Feuer noch Schwert einsetzen, wie es die Papisten tun, um diesen Text der Heiligen Schrift schrecklich zu verdrehen. Aber ich werde euch von der Liebe Gottes erzählen, der Liebe Gottes in Christus, und das muss euch sicherlich nötigen, das muss euch anlocken, ob ihr wollt oder nicht. Sünder, mein Herz öffnet sich euch gegenüber. Ich könnte meinen Mund mit Argumenten füllen. Bedenkt die Größe des Gottes, der das Abendessen ausrichtet. Bedenkt, wie hoch der Preis war, für den es erworben wurde. Bedenkt die Großartigkeit der für euch getroffenen Vorkehrungen. Was wollt ihr mehr? Bedenkt die unendliche Herabneigung Gottes darin, dass er euch jetzt ruft, wenn ihr in der Hölle hättet sein können, „wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.” 65Mk 9,44

   Und damit ihr keine Entschuldigung habt, hat er seinen Knecht auf die Straßen und an die Zäune geschickt, um euch einzuladen. Oh, wenn ihr schmecken könntet, was ich schmecke! Ich bin mir sicher, ihr müsstet keine Argumente hören, um überzeugt zu werden, hereinzukommen: Nein, ihr würdet zum Evangeliums-Festmahl fliegen wie Tauben zu ihren Schlägen. 66Jes 60,8

   Aber, arme Seelen! Viele von euch haben vielleicht keinen Hunger. Ihr fühlt euch nicht verkrüppelt, lahm oder blind, und deshalb habt ihr keinen Gefallen an dieser spirituellen Veranstaltung. Nun, seid mir nicht böse, weil ich euch gerufen habe. Seid nicht beleidigt, wenn ich um euch weine, denn ihr kennt den Tag eurer Heimsuchung nicht. Wenn ich als parteiischer Zeuge gegen euch vor Gericht erscheinen muss, muss ich das tun. Aber dieser Gedanke lässt mir das Blut in den Adern gefrieren! Ich kann es nicht ertragen; ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben für euch hingeben könnte. Aber ich bin nicht bereit, ohne euch zu gehen. Was sagt ihr, meine lieben Freunde? Ich möchte euch noch einmal die Frage stellen: Werdet ihr vom Abendmahl Christi kosten oder nicht? Ihr seid alle herzlich willkommen. Beim Festmahl gibt es sowohl Milch für Babies als auch Fleisch für starke Männer und für Personen in reiferen Jahren. 67Heb 5,13-14 Es gibt Platz und Versorgung für Hohe und Niedrige, Reiche und Arme alle miteinander; und unser Erlöser wird euch für euer Kommen danken. Erstaunliche Herablassung! Erstaunliche Liebe! Der Gedanke daran überwältigt mich völlig. Helft mir, helft mir, oh Gläubige, ihn zu segnen und zu preisen.

   Und oh! Dass diese Liebe uns dazu anregt, erneut zu ihm zu kommen, als ob wir vorher noch nie gekommen wären! Denn, obwohl wir oft bewirtet wurden, werden unsere Seelen verhungern, wenn wir nicht unsere Taten des Glaubens erneuern und uns als verlorene, unvollkommene Sünder beständig zu den Füßen Christi niederwerfen. Sich von vergangenen Erfahrungen zu ernähren, wird unsere Seele nicht befriedigen, genauso wenig wie das, was wir gestern gegessen haben, unseren Körper heute nähren wird. Nein, Gläubige müssen nach neuen Einflüssen der göttlichen Gnade Ausschau halten und den Herrn darum bitten, sie permanent damit zu tränken. Das Gleichnis spricht daher sowohl zu Heiligen als auch zu Sündern. Kommt zum Hochzeitsfest; ihr seid jetzt wie immer willkommen. Und möge Gott in euren Seelen die Sehnsucht nach der Zeit wecken, in der wir im Himmelreich sitzen und Brot essen werden! Dort werden wir die göttliche Liebe in vollen Zügen genießen und uns für immer an dem herrlichen Immanuel erfreuen. Ja, komm Herr Jesus, Amen. 68Offb 22,20

Fussnoten

  • 1
    Heb 9,37
  • 2
    2Kor 5,10
  • 3
    Joh 6,60
  • 4
    Mt 25,41
  • 5
    Lk 21,34
  • 6
    oder “zeltete” (KJV: “tabernacled”) Joh 1,14
  • 7
    Lk 14,1
  • 8
    Lk 10,37
  • 9
    Eph 4,29
  • 10
    Mt 23,6
  • 11
    1Tim 6,17
  • 12
    1Kor 2,14
  • 13
    3Mo 19,17
  • 14
    1Mose 22,14
  • 15
    LK 12,32
  • 16
    1Kor 6,20
  • 17
    Gal 4,4
  • 18
    Jes 42,1 / Mt 12,18
  • 19
    Joh 1,11
  • 20
    Apg 16,31
  • 21
    Heb 10,7
  • 22
    1 Kor 7,29
  • 23
    Mt 19,29
  • 24
    Jes 24,16
  • 25
    Jes 49,5
  • 26
    2Kor 2,15-16
  • 27
    Heb 3,8 / 2Kor 6,2
  • 28
    Mt 11,12 / Mt 21,31
  • 29
    Lk 7,30
  • 30
    1Thess 3,8 / 1Thess 2,19
  • 31
    Mt 25,29
  • 32
    Lk 2,10
  • 33
    Eph 2,12
  • 34
    Mk 16,15
  • 35
    Apg 2,41
  • 36
    Apg 16,31
  • 37
    Joh 17,16
  • 38
    Lk 7,30
  • 39
    Jes 55,1
  • 40
    Ps 110,3
  • 41
    1Kor 13,1
  • 42
    Joh 6,37
  • 43
    2Kor 5,21
  • 44
    Lk 15,23
  • 45
    1Kor 5,7
  • 46
    Joh 17,15
  • 47
    Heb 10,7
  • 48
    Lk 15,17
  • 49
    Jes 57,15
  • 50
    Jes 66,2
  • 51
    Joh 14,2
  • 52
    Heb 13,8
  • 53
    Joh 1,16
  • 54
    Joh 11,25
  • 55
    Lk 24,29
  • 56
    Heb 3,8
  • 57
    Ps 95,11
  • 58
    Lk 16,23
  • 59
    2Kor 5,11
  • 60
    Offb 3,18
  • 61
    Mt 5,3
  • 62
    1Petr 2,3
  • 63
    Hld 2,3
  • 64
    Jes 49,4
  • 65
    Mk 9,44
  • 66
    Jes 60,8
  • 67
    Heb 5,13-14
  • 68
    Offb 22,20