Die Hochzeit zu Kana

Johannes 2,11: „Diesen Anfang der Wunder tat Jesus in Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.“

Ich hatte mehr als einmal die Gelegenheit zu beobachten, dass der hauptsächliche Zweck des heiligen Johannes, den er im Blick hatte, als er sein Evangelium schrieb, darin bestand, die Göttlichkeit Jesu Christi zu beweisen, (des Wortes, das nicht nur von Ewigkeit her bei Gott war, sondern auch wirklich Gott, der gelobt sei in Ewigkeit 12Kor 11,31) gegen die Erzketzer Ebion und Cerinthus, deren schädlichen Prinzipien in diesen letzten Tagen zu viele folgen. Ihr könnt feststellen, dass er aus diesem Zweck genauer darin ist als jeder andere Evangelist, die göttlichen Lehren unseres Herrn und auch die herrlichen Wunder zu erzählen, die er gewirkt hat, und zwar nicht durch eine Macht, die von einem anderen stammt, so wie bei Moses und anderen Propheten, sondern aus einer in ihm selbst innewohnenden Kraft.

    Die Worte des Textes beziehen sich auf ein bemerkenswertes Wunder, das Christus vollbrachte und dadurch seine ewige Macht und Gottheit bewies. „Diesen Anfang der Wunder tat Jesus in Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.“

    Das Wunder, von dem hier die Rede ist, ist dieses, als unser Herr bei einem Hochzeitsfest Wasser in Wein verwandelte. Ich habe jetzt vor, mit Gottes Hilfe einige Beobachtungen zu den Umständen und natürlich dem Wunder selbst zu machen und dann mit einigen praktischen Anweisungen zu schließen; damit ihr, indem ihr hört, wie Jesus Christus seine Herrlichkeit gezeigt hat, durch die Wirkung des Geistes Gottes auf eure Herzen zusammen mit den im Text erwähnten Jüngern zum Glauben an ihn gebracht werden könnt.

    Zunächst möchte ich einige Beobachtungen zum Wunder selbst machen.

    Vers 1 und 2: „Und am dritten Tag war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war dort. Aber auch Jesus wurde samt seinen Jüngern zur Hochzeit eingeladen.“ Von der Anwesenheit unseres Herrn bei einem Fest können wir lernen, dass ein Fest zu feierlichen Anlässen nicht etwas absolut Unzulässiges ist; aber dann müssen wir zu solchen Zeiten äußerst vorsichtig sein, dass der Anlass feierlich ist und wir nicht hingehen, um zu essen und zu trinken, sondern um uns gegenseitig in Liebe zu erbauen. Auf andere Weise zu feiern, halte ich für absolut unrechtmäßig für die Nachfolger Jesu Christi: Denn wenn wir mit irgendeiner anderen Absicht essen und trinken, kann es nicht zur Ehre Gottes sein. 21Kor 10,31 Wir wissen, dass der Menschensohn „gekommen war, aß und trank.“ 3Mt 11,19 Wenn ein Pharisäer ihn bat, in sein Haus zu kommen, ging unser Herr hin und setzte sich mit ihm zu Tisch. Und da stellen wir fest, dass seine Konversation immer dazu neigte, erbaulich zu sein. Wir sollten dann zweifellos hingehen und ebenso handeln. 4Lk 10,37

   Wir können weiter bemerken, dass, wenn unser Herr bei einem Hochzeitsfest anwesend war, es sicherlich eine „Lehre des Teufels“ ist, Menschen die Ehe zu verweigern. „Die Ehe (sagt der Apostel) soll von allen in Ehren gehalten werden.“ 5Heb 13,4 Unser Herr beehrte ein Hochzeitsfest mit seinem ersten öffentlichen Wunder. Es ist eine Einrichtung von Gott selbst, schon im Paradies: und daher ohne Zweifel für alle Christen rechtmäßig, auch für diejenigen, die durch den Glauben an Jesus Christus geheiligt werden und vollendet 6Heb 10,14 worden sind. Aber so erfahren wir vielleicht den Grund, warum es auf der Welt so viele unglückliche Ehen gibt; das liegt daran, dass die betroffenen Parteien Jesus Christus nicht durch Gebet anrufen und auch nicht den Rat seiner wahren Jünger einholen, wenn sie im Begriff sind zu heiraten. Nein; Christus und Religion sind die letzten Dinge, die befragt werden. Und es ist kein Wunder, wenn sich Bündnisse, die der Teufel gemacht hat (wie es bei allen der Fall ist, die nur wegen der äußeren Schönheit oder um schmutzigem Profits wegen eingegangen werden), als äußerst elend und schwer zu ertragen herausstellen.

    Ich möchte noch etwas auf diesen Punkt eingehen, weil ich davon überzeugt bin, dass der Teufel jungen Christen keine größere Falle stellen kann, als sie dazu zu verleiten, mit Ungläubigen in einem fremden Joch zu ziehen; 72Kor 6,14 was alle die sind, die nicht aus Gott wiedergeboren sind. Das war die Falle, in die sich die Söhne Gottes vor der Sintflut verstrickten, und ein gewichtiger Grund dafür, dass Gott diese Sintflut über die Welt brachte. Denn was sagt Mose (in 1Mo 6,2-3): „Die Söhne Gottes (die Nachkommen des frommen Seth) sahen die Töchter der Menschen (oder die Nachkommen des bösen Kain), dass sie schön waren (nicht, dass sie fromm waren). Und sie nahmen sich alle zu Frauen, die sie erwählten;“ nicht die, die Gott für sie erwählte. Was folgt? „Und der Herr spricht: Mein Geist soll nicht für immer mit dem Menschen rechten, denn er ist ja Fleisch.“ Das heißt, selbst die wenigen rechtschaffenen Seelen waren durch ihre gottlosen Ehen fleischlich geworden, die ganze Welt war insgesamt abscheulich geworden und hatte sich zu Gefäßen des Zorns gemacht, die zum Verderben bestimmt sind. 8Röm 9,22 Ich könnte noch weitere Beispiele anbringen, mit welcher Sorgfalt die alten Patriarchen Frauen aus ihren eigenen religiösen Familien für ihre Kinder auswählten, und es war ein großes Zeichen für Esaus Rebellion gegen seinen Vater, dass er sich Frauen von den Töchtern der Kanaaniter nahm, welche Fremde gegenüber dem Bund der Verheißung seiner Väter waren. Aber ich verzichte darauf. Die Zeit wird es mir nicht erlauben, hier näher darauf einzugehen. Es genügt, allen zu raten, wann immer sie eine Ehe eingehen, die Leute aus Kana in Galiläa nachzuahmen und Christus zur Hochzeit zu rufen. Er wird ganz bestimmt hören und für euch wählen; und ihr werdet immer feststellen, dass seine Wahl die Beste ist. Er wird euch zu solchen Jochgefährten leiten, die euch eine Hilfe sind, die euch entsprechen, 91Mo 2,20 beim großen Werk eurer Erlösung, und dann wird er euch auch befähigen, ihm ohne Ablenkung zu dienen, und euch dazu bringen, untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn zu wandeln 10Lk 1,6 wie Zacharias und Elisabeth.

    Aber um fortzufahren. Wer diese Personen waren, die unseren Herrn und seine Jünger zur Hochzeit einluden, ist nicht sicher. Einige haben angenommen, dass sie mit der Jungfrau verwandt waren, weil es heißt, dass die Mutter Jesu dort war, und dass deshalb unser Herr und seine Jünger ihretwegen eingeladen wurden.

   Wie dem auch sei, es scheint, dass sie nicht sehr reich waren, (denn was hatten reiche Leute mit einem verachteten Jesus von Nazareth und seinen gewöhnlichen Anhängern zu tun?) denn wir stellen fest, dass sie nicht mit einer ausreichenden Menge Wein für eine große Gesellschaft ausgestattet waren; deshalb „als es an Wein mangelte, sprach die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein.“ (Und sie wandte sich wohl deshalb so leicht damit an ihn, weil sie wahrscheinlich im Privaten schon einige Beispiele seiner wundersamen Macht gesehen hatte.) Sie hielt es für ausreichend, ihn nur über den Mangel der Gastgeber zu informieren, da sie wusste, dass er ebenso willig war zu geben, wie sie es war, zu bitten. In diesem Licht erscheint uns auf den ersten Blick die Bitte der gesegneten Jungfrau; aber wenn wir die Antwort unseres Herrn näher untersuchen, dann sehen wir, dass etwas nicht stimmte; denn Jesus spricht zu ihr in Vers 4: „Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?“ Beachtet hier, er nennt sie „Frau“, nicht „Mutter“; um ihr zu zeigen, dass sie, obwohl sie seine Mutter war, so wie er ein Mensch war, trotzdem auch sein Geschöpf war, so wie er Gott war. „Was habe ich mit dir zu schaffen?“ Glaubst du, dass ich auf deinen Befehl hin Wunder vollbringen muss? Einige haben es so ausgelegt, dass sie sprach, als hätte sie Autorität über ihn, was eine stolze Geste war, und deshalb gebot unser Herr ihr Einhalt. Und wenn Jesus Christus nicht auf ihren Befehl hin ein wenig Wasser in Wein verwandeln wollte, während er hier auf der Erde war, wie götzendienerisch ist diese Kirche, und wie zurecht trennen wir uns von ihr, die Formen vorschreibt, mit welchen von der Jungfrau verlangt wird, ihrem Sohn zu befehlen, Mitleid mit uns zu haben!

    Aber obwohl die gesegnete Jungfrau in dieser Hinsicht zu tadeln war, hat sie hier Reichen und Armen ein Beispiel gegeben und es ist eure Pflicht, diesem zu folgen. Ihr, die ihr reich seid und in prächtigen Häusern lebt, lernt von ihr, in die Hütten der Armen zu gehen; euer Herr war sich nicht zu fein dafür, und warum solltet ihr? Und wenn ihr sie besucht, prüft wie die jungfräuliche Mutter ihre Bedürfnisse. Und wenn ihr seht, dass sie keinen Wein haben oder sogar vor Hunger umkommen, verschließt nicht eure Herzen, 111Joh 3,17 sondern preist den Herrn dafür, dass er es in eure Macht gelegt hat, für ihre Bedürfnisse zu sorgen. Glaubt mir, solche Besuche würden euch gut bekommen. Dann würdet ihr lernen, dankbar dafür zu sein, dass Gott euch Brot im Überfluß 12Lk 15,17 gegeben hat. Und ich bin überzeugt, dass jede einzelne Münze, die ihr für die Speisung der Hungrigen und die Kleidung der nackten Jünger Jesu Christi gebt, euch in der Stunde des Todes und am Tag des Gerichts mehr Befriedigung verschaffen wird als all die Tausende davon, die ihr auf Bällen verschwendet habt, bei Versammlungen und ähnlichen Unterhaltungen.

    Ihr, die ihr arm an den Gütern dieser Welt seid und deshalb nicht in der Lage seid, zu helfen, könnt doch von der Jungfrau lernen, füreinander zu beten. Sie konnte das Wasser nicht in Wein verwandeln, aber sie konnte ihren Sohn bitten, es zu tun: Und das kannst du auch tun; und zweifle nicht daran, dass der Herr dich erhört; denn Gott hat die Armen dieser Welt erwählt, dass sie reich im Glauben würden. 13Jak 2,5 Und durch eure dienenden Gebete könnt ihr euren armen Mitgeschöpfen manchen Segen bringen. Oh, dass ihr euch vor dem Thron unseres lieben Herrn Jesus an mich erinnert! Aber was sollen wir sagen? Wird unser Herr dieses Gesuch seiner Mutter völlig ignorieren? Nein; obwohl er ihr mit den Worten „Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?” Einhalt geboten hat, deutet er trotzdem an, dass er wenig später tun würde, was sie wollte; „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“

   Als hätte er gesagt: Der Wein ist fast, aber noch nicht ganz ausgetrunken; wenn sie am äußersten Ende angelangt sind und sich bewusst sind, wie sehr sie meine Hilfe brauchen, dann werde ich meine Herrlichkeit zeigen, damit sie sie sehen und an mich glauben.

    So, meine Herren, hat es unserem Herrn oft gefallen, mit mir umzugehen, und ich daran zweifle nicht, auch mit vielen von euch. Oft, oft, wenn ich feststellte, dass seine Gegenwart vor meiner Seele verborgen war und sein Trost fast verschwunden war, habe mich an ihn gewandt und mich darüber beklagt, dass ich keinen Besuch und kein Zeichen seiner Liebe erhielt, wie sonst immer. Manchmal schien er gegenüber meiner Bitte ein taubes Ohr zu haben und sagte sozusagen: „Was habe ich mit dir zu schaffen?“ was mir den ganzen Tag Kummer bereitet hat; so töricht war ich und treulos vor ihm: 14Ps 73,22 Denn ich habe immer festgestellt, dass er mich liebte, so wie er Lazarus liebte, obwohl er zwei Tage wegblieb, nachdem er gehört hatte, dass dieser krank war. Aber wenn meine Stunde der Not gekommen war und mein Wille gebrochen war, dann hat er erneut das Leuchten seines gesegneten Angesichts erhoben; 154Mo 6,25-26 er hat seine Herrlichkeit gezeigt und mich beschämt, dass ich ihm,  der so oft mein Wasser in Wein verwandelt hat, nicht geglaubt habe. Seid nicht entmutigt, wenn der Herr die Stimme eures Gebets nicht sofort zu beachten scheint, wenn ihr zu ihm ruft. Wir stellen fest, die heilige Jungfrau war es nicht: Nein, sie war davon überzeugt, dass seine Zeit die beste Zeit war, und deshalb spricht sie in Vers 5 „zu den Dienern: (Ach, dass wir ihrem Rat folgen würden!) Was er euch sagt, das tut.“

    Und nun siehe, die Stunde ist gekommen, in der der ewige Sohn Gottes seine Herrlichkeit zeigen wird. Der Umstand des Wunders ist sehr bemerkenswert; Vers 6: „Es waren aber dort sechs steinerne Wasserkrüge, nach der Reinigungssitte der Juden, von denen jeder zwei oder drei Eimer fasste.“ Über die Art und Weise dieser Reinigung finden wir einen Bericht bei den anderen Evangelisten, insbesondere beim heiligen Markus, der uns mitteilt, dass die Pharisäer und alle Juden nicht essen, wenn sie sich nicht zuvor gründlich die Hände gewaschen haben; und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich gewaschen zu haben. 16Mk 7,3-4 Das war ein abergläubischer Brauch. Aber wir können daraus lernen, immer dann, wenn wir hereinkommen, nachdem wir mit denen gesprochen haben, die draußen sind, unsere Herzen zu reinigen durch Selbstprüfung und Gebet; denn es ist schwer, durch die Welt zu gehen und sich selbst von ihr unbefleckt zu bewahren. 17Jak 1,27

   Beachtet bitte weiter Vers 7: „Jesus spricht zu ihnen“, nicht zu seinen eigenen Jüngern, sondern zu den Dienern des Hauses, die dem heiligen Jesus unbekannt waren und denen die Jungfrau zuvor aufgetragen hatte, alles zu tun, was er ihnen sagte; „Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm.“ Wie unser Herr das Wasser in Wein verwandelte, wird uns nicht erzählt. Was haben wir damit zu schaffen? Warum sollten wir den Wunsch haben, in unserem Denken über das hinauszugehen, was geschrieben steht? 18Kor 4,6 Für die Offenbarung seiner glorreichen Gottheit reicht es aus, dass wir davon überzeugt sind, dass er es getan hat.

   Denn es heißt in den Versen 9 und 10: „Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.“

   Um diese Textstelle zu erklären, solltet ihr beachten, dass es Brauch der Juden, ja sogar der Heiden selbst war (das sei zur Schande unserer christlich getauften Heiden gesagt), bei ihren öffentlichen Festen einen Obersten zu wählen, der das Verhalten der Gäste überwachen und regeln sollte und dafür sorgte, dass alles mit Anstand und Ordnung ablief. Dieser Person brachten dann die Diener den Wein; und wir können beurteilen, wie edel dieser war, weil er ihn lobte: „Jedermann gibt zuerst usw.“ Beurteilt also, ob Jesus nicht damit seine Herrlichkeit gezeigt hat und ob ihr nicht wie die hier erwähnten Jünger guten Grund habt, an ihn zu glauben?

   Also, meine Brüder, ich habe mich angestrengt, einige Beobachtungen zum Wunder selbst zu machen. Aber ach! Wir befinden uns bisher nur in seinem äußeren Vorhof, der Schleier liegt noch vor unseren Augen; zieht ihn zur Seite und wir werden dahinter solche Geheimnisse finden, die unsere Herzen vor Freude tanzen lassen und unsere Münder für immer mit Lob erfüllen werden!

    Aber hier kann ich nicht anders als noch anzumerken, was für eine traurige Schlussfolgerung einer unserer Herren Israels kürzlich in einer gedruckten Predigt aus dieser Belobigung des Bräutigams gezogen hat. Seine Worte sind diese. „Unser gesegneter Erlöser kam, aß und trank, war bei Hochzeiten und anderen Unterhaltungen anwesend (obwohl ich höre, dass er nur bei einer davon war), ja, bei einer davon (von der ich jetzt spreche, nehme ich an) wirkte er das Wunder, Wein zu machen, wenn doch offensichtlich mehr getrunken wurde, als zur Erhaltung der Natur unbedingt notwendig war, und infolgedessen dem Vergnügen und der Heiterkeit etwas gegönnt wurde.“

    Es tut mir leid, dass solche Worte aus dem Mund und der Feder eines würdigen Geistlichen der Kirche von England kommen. Ach! Wie ist sie gefallen! Oder zumindest, in welcher Gefahr muss ihre wankende Arche sein, wenn so unheilige Hände ausgestreckt werden, um sie zu stützen! Sehr wohl kann ich es geduldig ertragen, als Gotteslästerer und Verbreiter seltsamer Lehren bezeichnet zu werden, wenn mein lieber Herr Jesus so verunglimpft wird; und wenn diejenigen, die vorgeben, in seinem Namen zu predigen, dieses Beispiel dazu benutzen, Zügellosigkeit und Maßlosigkeit zu fördern. Es ist wahr (wie ich zu Beginn dieser Ansprache bemerkte), dass unser gesegneter Erlöser tatsächlich gekommen war, aß und trank; er war bei einer Hochzeit und anderen Veranstaltungen anwesend; und ja, bei einer davon wurde ein Wunder vollbracht, um Wein herzustellen (ihr seht, ich habe dazu einige Beobachtungen angestellt), aber trotzdem ist es nicht klar, dass mehr Wein getrunken wurde, als zur Erhaltung der Natur unbedingt notwendig war; geschweige denn, dass etwas dem Vergnügen und der Heiterkeit gegönnt wurde.

    Der Speisemeister sagt tatsächlich: „Wenn sie betrunken sind“, aber es steht nirgends, dass es sich dabei um diese Leute handelte. Ist es vorstellbar, dass das heiligste und unbefleckte Lamm Gottes, das erschienen ist, dass es die Werke des Teufels zerstöre, 191Joh 3,8 und das, wenn es im Haus eines Pharisäers war, sogar die Gesten von denen, mit denen er beim Essen saß, bemerkte; ist es vorstellbar, dass unser lieber Erlöser, dessen ständige Praxis darin bestand, den Menschen zu sagen, sie müssten sich selbst verleugnen und ihr Kreuz auf sich nehmen täglich; 20Lk 9,23 der seine Jünger aufforderte, auf sich achtzuhaben, dass ihre Herzen nicht beschwert würden von Rausch und Trunkenheit; 21Lk 21,34 ist es vorstellbar, dass solch ein sich selbst verleugnender Jesus nun sechs große Wasserkrüge mit Wasser in den edelsten Wein verwandelte, um Exzesse und Trunkenheit bei Menschen zu fördern, die laut diesem Autor bereits dem Vergnügen und der Heiterkeit frönten? Hätte unser Herr daneben gesessen und zugesehen, wie sie sich gehen ließen, ohne zu ihnen darüber zu sprechen, wäre das nicht eine Sünde? Aber zu unterstellen, dass er nicht nur das tat, sondern auch Wasser in Wein verwandelte, um diese Ausschweifungen zu steigern; das macht Christus tatsächlich zu einem Diener der Sünde. Was ist das anderes, als ihn wie die alten Pharisäer zu benutzen, die ihn einen Fresser und Weinsäufer 22Lk 7,34 nannten? Ach! Was können wir von den Feinden unseres lieben Herrn erwarten, wie sie ihn behandeln werden, wenn er im Haus seiner scheinbaren Freunde so verwundet wird? 23Sach 13,6 Meine Herren, wenn ihr einer solchen Lehre folgt, werdet ihr nicht allzu gerecht sein, sondern, davon bin ich überzeugt, ihr werdet allzu gottlos sein. 24Pred 7,16

    Aber Gott bewahre, dass ihr denken könntet, unser Herr würde sich in dieser Angelegenheit so anders verhalten als sonst. Nein, er hatte edlere Ziele im Auge, als er dieses Wunder vollbrachte. Eins davon erwähnt der Evangelist mit den Worten des Verses: „um seine Herrlichkeit zu offenbaren“ oder um einen Beweis seiner ewigen Macht und Göttlichkeit zu geben.

   Hier scheint es sich um eine Anspielung auf die Erscheinung Gottes im Zelt der Stiftshütte zu handeln, auf die derselbe Evangelist in seinem ersten Kapitel aufmerksam macht, wo er sagt: „Das Wort (Jesus Christus) wurde Fleisch und wohnte (oder wie es in der Randbemerkung heißt, „zeltete“) unter uns.“ 25Joh 1,14 Unser lieber Herr, obwohl wahrer Gott vom wahren Gott und auch in sich selbst als Mensch höchst vollkommen und herrlich, hatte Wohlgefallen daran, einen Schleier aus Fleisch über diese seine große Herrlichkeit zu werfen, als er kam, um seine Seele als Opfer für die Sünde darzubringen. Und damit die Welt ihn als den Erlöser aller Menschen erkennen und an ihn glauben würde, vollbrachte er viele Wunder, und insbesondere dieses; denn so spricht der Evangelist: „Das ist das erste Zeichen usw.“

   Das war also die Hauptabsicht unseres Herrn, als er das Wasser in Wein verwandelte. Aber es gibt noch mehr Absichten, die unser Herr vermutlich damit im Sinn hatte, von denen ich einige erwähnen werde.

Zweitens könnte er das getan haben, um diejenigen zu belohnen, die ihn und seine Jünger zur Hochzeit eingeladen hatten.

Um seines Namens willen wird Jesus Christus denen, die ihn oder seine Anhänger aufnehmen, nichts schuldig bleiben. Wer ihn so ehrt, den wird er ehren. Ein Becher kalten Wassers gegeben in eines Jüngers Namen wird seinen Lohn gewiss nicht verlieren. 26Mt 10,42 Er wird Wasser in Wein verwandeln. Auch wenn es denen, die großzügig im Almosengeben sind, aus wahrem Glauben an Jesus und aus Liebe zu ihm, so vorkommt, als würden sie ihr Brot ins Wasser werfen, so werden sie es doch nach vielen Tagen wiederfinden. 27Pred 11,1

Denn diejenigen, die aus diesem Grundsatz heraus den Armen geben, die leihen dem Herrn; 28Spr 19,17 und siehe, was auch immer sie ausgeben, es wird ihnen wieder zurückgezahlt werden.

   Selbst in diesem Leben ordnet Gott oft an, dass ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß in den Schoß seiner Diener zurückgegeben wird. 29Lk 6,38 Es ist dasselbe im Geistlichen. Wer hat, und verbessert, was er hat, um Christi und seiner Jünger willen, dem wird gegeben werden, damit er Überfluss hat. 30Mt 25,29 Brüder, ich würde mich nicht rühmen; aber zur Ehre meines Herrn und dank seiner großzügigen Gnade kann ich aus glücklicher Erfahrung beweisen, dass das stimmt. Als ich darüber nachdachte, dass ich es nicht verstehe zu reden, weil ich zu jung bin, 31Jer 1,6 und so viele von euch in die Wüste fliehen gesehen habe, damit man euch dort ernähre, 32Offb 12,6 da habe ich mich oft gefragt, was kann ich mit meinem kleinen Vorrat an Gnade und Wissen unter einer so großen Schar tun? Aber auf Befehl meines Herrn habe ich euch von der geistigen Speise zu essen gegeben, die ich hatte, und bevor ich zu Ende gesprochen habe, habe ich meine Seele reichlich mit dem Brot genährt, das vom Himmel herabkommt. 33Joh 6,50 So soll es allen geschehen, die gerne hingeben und hingegeben werden wollen für Christus oder seine Jünger; 342Kor 12,15 denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott. 35Röm 2,11  

Drittens ist die Umwandlung des so reichlich ausgegossenen Wassers in Wein durch unseren Herrn ein Zeichen für das reichliche Ausgießen seines Geistes in die Herzen der Gläubigen.

Der Heilige Geist wird in der Schrift mit Wein verglichen; und deshalb ruft uns der Prophet dazu auf, neben Milch auch Wein zu kaufen, 36Jes 55,1 das heißt den Geist der Liebe, der die Seele erfüllt und erfreut wie mit neuem Wein. Darauf spielt der Apostel an, als er den Ephesern gebietet, „sich nicht mit Wein zu betrinken, was Ausschweifung ist, sondern mit dem Geist erfüllt zu werden.“ 37Eph 5,18 Und so viel zeigt uns unser Herr dadurch, dass er Wein wählt; um die Stärke und Erfrischung seines Blutes im Allerheiligsten Sakrament zu zeigen. Ich weiß, dass diese Begriffe für natürliche Menschen unverständlich sind, sie können mich genauso wenig verstehen, wie wenn ich in einer unbekannten Sprache zu ihnen reden würde, 381Kor 14,2 denn sie müssen nur geistlich beurteilt werden. 391Kor 2,14 Zu euch spreche ich also, die ihr geistlich seid, zu euch, die ihr durch den Glauben gerechtfertigt seid und den gesegneten Geist Jesu Christi auf euren Herzen wirken spürt; ihr könnt beurteilen, was ich sage; ihr seid schon (davon bin ich überzeugt) sozusagen mit neuem Wein erfüllt worden durch die Inspiration seines Heiligen Geistes. Aber leider! Ihr habt noch nicht einmal die Hälfte eures Anteils erhalten; es sind nur Schatten der guten Dinge, die kommen sollen; 40Kol 2,17 Unser Herr bewahrt seinen besten Wein bis zuletzt für euch auf; und obwohl ihr schon einen großen Schluck davon getrunken habt, hat er vor, euch noch mehr davon zu geben: Er wird euch nicht verlassen, bis er euch bis zum Rand gefüllt hat, bis ihr bereit seid zu rufen: „Herr, lass nun deine Hand sinken, 412Sam 24,16 deine armen Geschöpfe können nicht mehr aufnehmen!

   Seid nicht beengt in eurem Inneren, denn Jesus Christus ist in seinem Inneren nicht beengt. Macht eure Herzen so weit 422Kor 6,12-13 wie ihr wollt, der Geist des Herrn wird sie erfüllen. Christus geht mit wahren Gläubigen so um, wie Elisa es mit der armen Frau tat, deren Öl zunahm, um die Schulden ihres Mannes zu bezahlen; solange sie Krüge herbeibrachte, floss das Öl weiter. Es hörte nicht auf, bis sie aufhörte, Gefäße zum Auffüllen zu bringen. 432Kön 4,1-7 Meine Brüder, unsere Herzen sind wie diese Krüge; öffnet sie frei im Glauben, und das Öl der geschenkten Gabe Gottes, das Öl der Freude, die Liebe Gottes durch Christus, wird stetig einströmen; denn die Gläubigen sollen bis zur ganzen Fülle Gottes erfüllt werden. 44Eph 3,19

Viertens kann die Verwandlung von Wasser in Wein durch unseren Herrn und die Aufbewahrung des Besten bis zum Schluss die Herrlichkeit der letzten Tage seines Hochzeitsfestes mit seiner Kirche zum Ausdruck bringen.

 Große Dinge hat Gott bereits getan, worüber sich Millionen von Heiligen gefreut haben und sich noch immer freuen. Große Dinge tut Gott auch jetzt, aber doch, meine Brüder, werden wir größere Dinge als diese sehen. Es ist angemessen, richtig und unsere Pflicht, Gott, dem Vater, zu danken; denn viele Gerechte haben begehrt, zu sehen, was wir sehen, und haben’s nicht gesehen, und zu hören, was wir hören, und haben’s nicht gehört. 45Mt 13,17 Aber jenseits davon sind noch mehr außerordentliche Dinge. Herrliche Dinge werden von diesen Zeiten gesagt, „wenn die Erde erfüllt werden wird von der Erkenntnis der Herrlichkeit des HERRN, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“ 46Hab 2,14 Es besteht eine allgemeine Erwartung unter Gottes Volk, dass die Trennmauer zwischen Juden und Heiden niedergerissen und ganz Israel gerettet werden wird. Glücklich diejenigen, die leben, wenn Gott das tut. Sie werden den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen sehen. 47Lk 10,18 Sie sollen nicht weinen, wie die Juden beim Bau des zweiten Tempels. 48Esr 3,12 Nein, sie werden mit überaus großer Freude jubeln. Denn all die frühere Herrlichkeit der christlichen Kirche wird nichts sein im Vergleich gegenüber dieser überschwänglichen Herrlichkeit. 492Kor 3,10 Dann werden sie mit dem Speisemeister des Festes ausrufen: „Du hast deinen guten Wein bis jetzt zurückbehalten!“

Fünftens und letztens: Es zeigt uns die Freude dieses gesegneten Zustands, wenn wir alle beim Hochzeitsmahl des Lammes zusammensitzen und den neuen Wein in seinem ewigen und herrlichen Königreich trinken werden!

   Die Belohnungen, die Jesus Christus seinen treuen Dienern schenkt, und der Trost seiner Liebe, mit dem er sie tröstet, solange sie hier auf Erden Fremdlinge sind, 50Ps 119,19 sind oft so überaus groß, dass es für sie fast eine Anmaßung wäre, auf Belohnungen im Jenseits zu hoffen, wenn diese nicht versprochen worden wären. Aber, meine Brüder, alle Offenbarungen Gottes, mit denen wir hier möglicherweise beschenkt werden können, sind im Vergleich zu der Herrlichkeit, die in uns offenbart werden soll, nicht mehr als ein Tropfen Wasser im Vergleich zu einem grenzenlosen Ozean.

Obwohl Christus seine Heiligen oft bis zum Rand füllt, bedrücken ihre vergänglichen Körper doch ihre Seelen und lassen sie ausrufen: „Wer wird uns erlösen von diesem Leib des Todes?51Röm 7,24 Diese irdischen Zeltwohnungen können nicht mehr aufnehmen: Aber, gesegnet sei Gott, diese irdischen Zeltwohnungen müssen abgebrochen werden; 522Kor 5,1 dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen; dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen. 531Kor 15,53 Und wenn Gott all seine Herrlichkeit vor unserem Angesicht vorüberziehen lässt, 542Mo 33,18 werden wir ausrufen: „Herr, du hast deinen guten Wein bis jetzt zurückbehalten.“ Wir haben mit großen Schlucken von deinem Geist getrunken; herrliche Dinge haben wir von dieser, deiner Stadt gehört, o Gott! Aber wir stellen jetzt fest, nicht die Hälfte, nicht den Tausendstelteil hat man uns gesagt. 551Kön 10,7 O die unsichtbaren Realitäten der Welt des Glaubens! Was kein Auge gesehen hat, und kein Ohr gehört hat und in keines Heiligen Herz gekommen ist, 561Kor 2,9 sich vorzustellen, wie Christus dort seine Herrlichkeit zeigen wird! Der heilige Paulus, der in den dritten Himmel hinaufgetragen wurde, konnte uns wenig oder gar keinen Bericht darüber geben. Und natürlich konnte er es nicht – denn er hörte und sah Dinge, die ein Mann, der mit Fleisch und Blut bekleidet ist, nicht aussprechen kann. 572Kor 12,4 Während ich darüber nachdenke und nur zu euch darüber spreche, werde ich fast über mich selbst hinausgetrieben. Mir scheint, ich bekomme jetzt schon einen kleinen Vorgeschmack auf den neuen Wein, den ich hoffentlich für immer und ewig mit euch im himmlischen Königreich trinken werde.

   Und wozu, glaubt ihr, habe ich diese Dinge gesagt? Viele mögen vielleicht bereit sein zu sagen: „Um deinen eigenen eitlen Ruhm zu offenbaren.“ Aber es ist für mich nicht wichtig, nach dem Urteil der Menschen beurteilt zu werden. Der mich richtet, ist der Herr. Er weiß, dass ich von seinem Wunder nur zu dem gleichen Zweck gesprochen habe, zu dem er es zuerst gewirkt hat und den ich ursprünglich vorgeschlagen hatte, nämlich „um seine Herrlichkeit zu zeigen“, damit auch ihr zum Glauben an ihn gebracht werdet.

   Wäre ich gekommen, um mich selbst zu predigen, und nicht Christus Jesus, meinen Herrn, würde ich nicht in dieser einfachen Sprache, sondern mit überredenden Worten menschlicher Weisheit 581Kor 2,4 zu euch kommen. Wollte ich natürlichen Menschen gefallen, so brauche ich hier in der Wildnis nicht zu predigen. Ich hoffe, dass mein Herz auf nichts anderes zielt als auf das, worauf der große Vorläufer unseres Herrn abzielte und was die Aufgabe eines jeden Predigers des Evangeliums sein sollte, nämlich euch auf den Gottmenschen Christus Jesus hinzuweisen. „Siehe (im Glauben siehe) das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ 59Joh 1,29 Wendet euch zu ihm (schaut auf ihn) und lasst euch retten. 60Jes 45,22 Ihr habt gehört, wie er sich offenbarte, und sich den wahren Gläubigen noch offenbaren wird. Und warum wollt ihr dann, o ihr Sünder, nicht an ihn glauben? Ich sage: O ihr Sünder, denn nachdem ich jetzt zu den Heiligen gesprochen habe, habe ich auch euch viel zu sagen. Und möge Gott euch allen ein hörendes Ohr und ein gehorsames Herz geben!

   Der Herr Jesus, der vor über 1700 Jahren seine Herrlichkeit zeigte, hat ein Hochzeitsfest vorbereitet und bietet an, alle Sünder mit sich zu vermählen und sie zu Fleisch von seinem Fleisch und zu Bein von seinem Bein 61Eph 5,30 / 1Mo 2,23 zu machen. Er ist willig, mit euch durch einen Geist vereint zu sein. 621Kor 6,17 In vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise 63Heb 1,1 hat er seine Knechte ausgesandt, und sie hatten viele eingeladen, aber, meine Brüder, es ist noch Raum da. 64Lk 14,22 Deshalb hat der Herr nun in diesen letzten Tagen anderen seiner Knechte den Auftrag gegeben, arme Sünder mit den Seilen der Liebe 65Hos 11,4 sogar zu nötigen, hereinzukommen. Denn das Haus unseres Herrn muss und wird voll sein. Er wird sein gnädiges Blut nicht umsonst vergießen. Kommt also, kommt zur Hochzeit. Lasst dies den Tag eurer Vermählung mit Jesus Christus sein, er ist bereit, euch aufzunehmen, auch wenn andere Herren über euch geherrscht haben. Siehe, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit. Dann kommt zur Hochzeit! 66Mt 22,4 Lasst mich euch sagen hören, wie Rebekka es sagte, als man sie fragte, ob sie mitgehen und Isaaks Frau werden wollte; Oh, lasst mich euch sagen hören: „Wir wollen kommen. 671Mo 24,58“ Tatsächlich werdet ihr es nicht bereuen. Der Herr wird euer Wasser in Wein verwandeln. Er wird eure Seelen sättigen wie von Mark und Fett und euch veranlassen, ihn mit jubelnden Lippen zu loben. 68Ps 63,5

   Sagt nicht, dass ihr elend und arm und blind und nackt 69Offb 3,17 seid und dass ihr euch schämt, zu kommen, denn an genau solche richtet sich die Einladung. Die vornehmen, reichen, geschäftigen und selbstgerechten Pharisäer dieser Generation wurden bereits eingeladen, aber sie haben den Ratschluss Gottes für sich selbst verworfen. 70Lk 7,30 Sie sind zu sehr beschäftigt, der eine damit zu seinem Landhaus, der andere damit zu seinem Kauf zu gehen. Sie sind so tief mit dem Prunk und den Eitelkeiten dieser bösen Welt verbunden, dass sie sich einmütig entschuldigt haben. Und obwohl sie oft in ihre eigenen Synagogen gerufen wurden, besteht ihre einzige Gegenleistung darin, uns hinauszustoßen 71Joh 16,2 und damit im Grunde zu sagen, dass sie nicht kommen werden. Aber Gott bewahre, meine Brüder, dass ihr von ihnen lernt; nein, weil unser Herr sich dazu herablässt, als Erster zu rufen (denn wenn ihr euch selbst überlassen wärt, würdet ihr ihn niemals anrufen), möchte ich euch bitten, ihm zu antworten, wie er für euch geantwortet hat, als er von der unendlich beleidigten Gerechtigkeit aufgefordert wurde, für eure Sünden zu sterben. „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun.” 72Heb 10,9 / Ps 40,8 Wenn ihr elend und arm und blind und nackt seid, na und? Das ist keine Entschuldigung; der Glaube ist das einzige Hochzeitsgewand, das Christus benötigt. Er ruft euch nicht, weil ihr bereits Heilige seid, sondern weil er euch zu Heiligen machen will. Es tut ihm leid, euch nackt zu sehen. Er möchte euch mit seiner Gerechtigkeit bedecken. Kurz gesagt, er möchte seine Herrlichkeit, das heißt seine freigebige Liebe, durch euren Glauben an ihn offenbaren. Aber er wird verherrlicht, ob ihr an ihn glaubt oder nicht; denn die unendlich bedingungslose Liebe Jesu Christi wird immer dieselbe sein, ob ihr das glaubt und es so annehmt oder nicht. Aber unser Herr wird seine Knechte nicht für immer vergeblich aussenden, um euch zu rufen; es wird die Zeit kommen, in der er sagen wird: Keiner von denen, die eingeladen waren und nicht kommen wollten, wird mein Abendmahl schmecken. 73Lk 14,24

   Unser Herr ist ein Gott der Gerechtigkeit genauso wie der Liebe; und wenn Sünder sein goldenes Zepter nicht ergreifen, 74Est 5,2 wird er sie wahrlich mit seinem eisernen Stab zerschmettern. 75Ps 2,8 Es ist euretwegen, ihr Sünder, und nicht seinetwegen, dass er sich so dazu herablässt, euch einzuladen: Erlaubt ihm dann, seine Herrlichkeit zu offenbaren, ja die Herrlichkeit des überschwänglichen Reichtums seiner geschenkten Gnade, 76Eph 2,7 indem ihr an ihn glaubt: Denn aus Gnade sind wir gerettet durch den Glauben. 77Eph 2,8 Es war Gnade, großzügig umsonst gewährte Gnade, die den Vater dazu bewegte, die Welt so zu lieben, dass er „seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat!“ 78Joh 3,16 Es war die Gnade, die den Sohn dazu brachte, herabzusteigen und zu sterben. Es war Gnade, geschenkte Gnade, die den Heiligen Geist dazu bewegte, das auserwählte Volk Gottes zu heiligen; und es war Gnade, umsonst gewährte Gnade, die unseren Herrn Jesus Christus dazu bewegte, heute seine Diener auszusenden, um arme Sünder zu rufen. Lasst mich also, meine Brüder, nicht ohne meinen Auftrag weggehen. Warum glaubt ihr nicht an ihn? Wird der Teufel so große und gute Dinge für euch tun, wie Christus es tun wird? Nein, das wird er tatsächlich nicht. Vielleicht lässt er euch zuerst von einem kleinen tierischen Vergnügen trinken, aber was wird er euch zuletzt zu trinken geben? Einen Becher des Zorns und des Taumelns; 79Jes 51,22 einen Wurm, der niemals stirbt, 80Mk 9,48 ein sich selbst verurteilendes Gewissen und die bitteren Schmerzen des ewigen Todes. Aber was die Diener Jesu Christi betrifft, so ist es bei ihnen nicht so. Nein, er behält seinen besten Wein bis zum Schluss. Und obwohl er euch aus dem Bach am Weg zum Himmel trinken lässt 81Ps 110,7 und aus dem Kelch der Leiden, versüßt er ihn doch mit dem Sinn für seine Güte und macht ihn zu einem angenehmen Getränk, wie eure Seelen es lieben. Ich berufe mich auf die Erfahrung eines jeden hier anwesenden Heiligen (ich zweifle nicht, dass viele davon sich auf diesem Feld befinden): Hat sich Christus nicht als treu erwiesen, seit ihr mit ihm vermählt wurdet? Hat er nicht seine Herrlichkeit offenbart, seit ihr an ihn geglaubt habt?

   Und nun, Sünder, was habt ihr einzuwenden? Ich sehe, dass ihr alle schweigt, und das dürft ihr auch. Denn wenn ihr nicht von den Seilen der unendlichen und ewigen Liebe 82Hos 11,4 angezogen werdet, was wird euch dann anziehen? Ich könnte viele Schrecken des Herrn 832Kor 5,11 vorbringen, um euch zu überzeugen; aber wenn die Liebe Jesu Christi euch nicht nötigt, ist eure Lage verzweifelt. Denkt daran, dass ich heute alle, auch die schlimmsten Sünder, eingeladen habe, mit dem Herrn Jesus vermählt zu werden. Wenn ihr umkommt, denkt daran, dass ihr nicht umkommt, weil ihr nicht eingeladen wurdet. Ihr selbst müsst am Jüngsten Tag geradestehen, und ich rufe euch hiermit auf, mich am Richterstuhl Christi zu treffen und sowohl meinen Herrn als auch mich freizusprechen. Würde Weinen, würden Tränen euch überzeugen, ich wünschte, dass doch mein Haupt Wasser wäre und mein Auge eine Tränenquelle, 84Jer 8,23 damit ich jedes Argument wegweinen und in Liebe schmelzen könnte. Würde irgendetwas, was ich tun oder erleiden könnte, eure Herzen beeinflussen, ich glaube, ich könnte es ertragen, mir die Augen auszureißen oder sogar mein Leben für euch zu opfern. Oder wäre ich sicher, dass ich euch durch Zudringlichkeit überzeugen könnte, ich würde meine Rede bis Mitternacht fortsetzen, ich würde mit euch sogar bis zur Morgenwache ringen, wie Jakob es mit dem Engel tat, und würde nicht weggehen, bis ich überwunden hätte.

   Aber solche Macht gehört nur dem Herrn, ich kann nur einladen; nur er kann in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirken nach seinem Wohlgefallen. 85Phil 2,13 Es ist seine Sache, das Herz aus Stein wegzunehmen und euch ein fleischernes Herz zu geben. 86Hes 36,26 Es ist sein Geist, der euch vom Unglauben und von der ewigen Gerechtigkeit seines lieben Sohnes überführen muss. 87Joh 16,8 Er allein muss Glauben schenken, um seine Gerechtigkeit auf eure Herzen anzuwenden; er allein kann euch ein Hochzeitskleid schenken und euch hereinbringen, in seinem Königreich Platz zu nehmen und neuen Wein zu trinken. Was das Geistige betrifft, so sind wir völlig tot und haben nicht mehr Macht, uns aus uns selbst heraus an Gott zu wenden, als Lazarus von selbst auferstehen konnte, nachdem er vier Tage lang stinkend im Grab gelegen hatte. Wenn du, oh Mensch, hingehen und alle trockenen Knochen anhauchen kannst, die in den Gräbern liegen, und ihnen das Leben schenken kannst; wenn du deinen Mantel nehmen und den Fluss dort teilen kannst, wie Elia den Fluss Jordan teilte; dann werden wir glauben, dass du die Macht hast, dich aus dir selbst heraus an Gott zu wenden: Aber wie du an dem einen verzweifeln musst, so musst du an dem anderen verzweifeln, ohne die belebende Gnade Christi. In ihm ist deine einzige Hilfe; fliehe dann im Glauben zu ihm; sage zu ihm, wie es der arme Aussätzige tat: „Herr, wenn du willst, kannst du mich willig machen;“ 88Mt 8,2 und er wird die rechte Hand seiner Macht ausstrecken, um dir zu helfen und dich zu befreien: Er wird dich durch seine Weisheit auf Erden sanft führen und dich anschließend hinaufnehmen, um an seiner Herrlichkeit im Himmel teilzuhaben.

   Seiner Barmherzigkeit und dem Schutz des Allmächtigen übergebe ich euch daher ernsthaft, demütig und mit größter Zuneigung: Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein gesegnetes Angesicht leuchten über dir und schenke euch allen Frieden 894Mo 6,24 und Freude im Glauben, jetzt und für immer!

Fussnoten

  • 1
    2Kor 11,31
  • 2
    1Kor 10,31
  • 3
    Mt 11,19
  • 4
    Lk 10,37
  • 5
    Heb 13,4
  • 6
    Heb 10,14
  • 7
    2Kor 6,14
  • 8
    Röm 9,22
  • 9
    1Mo 2,20
  • 10
    Lk 1,6
  • 11
    1Joh 3,17
  • 12
    Lk 15,17
  • 13
    Jak 2,5
  • 14
    Ps 73,22
  • 15
    4Mo 6,25-26
  • 16
    Mk 7,3-4
  • 17
    Jak 1,27
  • 18
    Kor 4,6
  • 19
    1Joh 3,8
  • 20
    Lk 9,23
  • 21
    Lk 21,34
  • 22
    Lk 7,34
  • 23
    Sach 13,6
  • 24
    Pred 7,16
  • 25
    Joh 1,14
  • 26
    Mt 10,42
  • 27
    Pred 11,1
  • 28
    Spr 19,17
  • 29
    Lk 6,38
  • 30
    Mt 25,29
  • 31
    Jer 1,6
  • 32
    Offb 12,6
  • 33
    Joh 6,50
  • 34
    2Kor 12,15
  • 35
    Röm 2,11
  • 36
    Jes 55,1
  • 37
    Eph 5,18
  • 38
    1Kor 14,2
  • 39
    1Kor 2,14
  • 40
    Kol 2,17
  • 41
    2Sam 24,16
  • 42
    2Kor 6,12-13
  • 43
    2Kön 4,1-7
  • 44
    Eph 3,19
  • 45
    Mt 13,17
  • 46
    Hab 2,14
  • 47
    Lk 10,18
  • 48
    Esr 3,12
  • 49
    2Kor 3,10
  • 50
    Ps 119,19
  • 51
    Röm 7,24
  • 52
    2Kor 5,1
  • 53
    1Kor 15,53
  • 54
    2Mo 33,18
  • 55
    1Kön 10,7
  • 56
    1Kor 2,9
  • 57
    2Kor 12,4
  • 58
    1Kor 2,4
  • 59
    Joh 1,29
  • 60
    Jes 45,22
  • 61
    Eph 5,30 / 1Mo 2,23
  • 62
    1Kor 6,17
  • 63
    Heb 1,1
  • 64
    Lk 14,22
  • 65
    Hos 11,4
  • 66
    Mt 22,4
  • 67
    1Mo 24,58
  • 68
    Ps 63,5
  • 69
    Offb 3,17
  • 70
    Lk 7,30
  • 71
    Joh 16,2
  • 72
    Heb 10,9 / Ps 40,8
  • 73
    Lk 14,24
  • 74
    Est 5,2
  • 75
    Ps 2,8
  • 76
    Eph 2,7
  • 77
    Eph 2,8
  • 78
    Joh 3,16
  • 79
    Jes 51,22
  • 80
    Mk 9,48
  • 81
    Ps 110,7
  • 82
    Hos 11,4
  • 83
    2Kor 5,11
  • 84
    Jer 8,23
  • 85
    Phil 2,13
  • 86
    Hes 36,26
  • 87
    Joh 16,8
  • 88
    Mt 8,2
  • 89
    4Mo 6,24