Gott im Feuer rühmen oder Die richtige Besserung durch Not

Jesaja 24,15: „Darum rühmt den HERRN in den Feuern.“ (Wherefore glorify ye the Lord in the fires (KJV)

Ihr habt oft, meine lieben Zuhörer, lasst mich euch das sagen, Not erlebt, und ich glaube, ihr könnt euch selbst davon überzeugen, dass die Not gut darin ist, das Herz ganz aufzutauen, weil sie so tiefe Impressionen erzeugt, wenn sie vom Himmel gesandt und gesegnet ist. Der Glaube stellt diese so ähnlich wie ein Vergrößerungsglas in einem so hellen Licht dar, dass wir gar nicht anders können, als von der Wucht des Eindrucks ergriffen zu sein. Deshalb sahen die Propheten unter einer göttlichen Eingebung Ereignisse aus der Entfernung im Voraus; und sprachen und schrieben von ihnen, als ob diese tatsächlich ganz gegenwärtig seien. Sie sangen von Gnade und Recht 1Ps 101,1 in so starkem und überzeugendem Duktus, wie um so von der Realität ihrer Existenz zu überzeugen. Jesaja, der eine höfische Erziehung genossen hatte, wahrscheinlich als Bruder eines Königs, scheint sich in dieser Art zu reden besonders hervorzutun; eine Persönlichkeit sowohl mit natürlichen als auch mit erworbenen Fähigkeiten, welche durch den Heiligen Geist veredelt worden waren und ihn so zu einer Art Engel von einem Redner machten, von einem Schreiber und von einem Propheten. Als er dieses Kapitel verfasste, sah er wahrscheinlich die schrecklichen Katastrophen voraus, die über das Land kommen würden; und seine Vorstellung davon war so stark, dass er schreibt, als würde er die Dinge sich tatsächlich ereignen sehen. „Siehe“, sagt er, „der HERR macht die Erde leer und wüst und wirft um, was auf ihr ist, und zerstreut ihre Bewohner.“ 2Jes 24,1 Wie viel wird hier in wenigen Worten ausgedrückt! „Und es geht dem Priester wie dem Volk,“ die vielleicht aufgrund ihrer Stellung in der Kirche gedacht haben könnten, dass sie davon ausgenommen seien, aber wenn die Priester mit dem Volk sündigen, dann werden sie mit dem Volk bestraft werden.Dem Herrn wie dem Knecht, der Herrin wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Verleiher wie dem Borger, dem Gläubiger wie dem Schuldner.“ Ihr seht also, dass die Heimsuchung universell sein und alle Menschen treffen sollte. Vers 3: „Die Erde wird völlig leer und völlig verwüstet sein,“ wahrscheinlich durch einen fremden Feind, der die inneren Unruhen zu seinem Vorteil ausnutzen und die Früchte der Erde zerstören würde. Einige könnten vielleicht denken, dass dies niemals passieren würde, aber Jesaja sagt: „Der Herr hat es gesprochen.“ Es gefiel Gott wohl, dass die Nation einem furchtbaren Schlag ausgesetzt werden sollte: „Es trauert, es verwelkt die Erde, es verschmachtet, es verwelkt der Erdkreis; es verschmachten auch die Höchsten des Erdenvolkes!“ Deren Verbrechen, so würde man eigentlich denken, nie zur Rechenschaft gebracht werden würden, aufgrund ihres hohen Standes. Sie dachten, dass sie selbst außer Gefahr seien, aber auch sie werden die ganz gewöhnliche Geißel spüren. Vers 5: „Denn die Erde liegt entweiht unter ihren Bewohnern; denn sie haben die Gesetze übertreten, die Satzungen abgeändert, den ewigen Bund gebrochen!“ Gott hat den Schlag nicht ohne Grund ausgeführt; denn die Erde stöhnte sozusagen unter der Last der Sünden ihrer Bewohner, wegen ihrer Missachtung der Religion, weil sie Gott verleugneten und sich vom Allerhöchsten abgewandt hatten. „Darum hat der Fluch die Erde verschlungen“ (Vers 6) „und ihre Bewohner müssen ihre Verschuldung büßen.“ Er sagt nicht, dass es geschehen wird, sondern dass es bereits geschehen ist. „Die Bewohner der Erde sind verbrannt“, mit furchtbarem Feuer des verzehrenden Zorns, „und nur wenige Menschen sind übriggeblieben.“ Sogar all die Frohsinnigen, die nichts als Fröhlichkeit und ihr Vergnügen im Kopf hatten, seufzen jetzt; „die Freude der Harfe hat ein Ende; man trinkt keinen Wein mehr mit Gesang, bitter schmeckt der Rauschtrank denen, die ihn trinken. Die prächtige große Stadt, die Metropole, ist zerstört; jedes Haus ist verschlossen, sodass niemand hineinkommt.“ Die Bewohner haben sie verlassen, und ihre Häuser stehen leer und verriegelt aus Angst, dass eine fremde Macht kommen und sie zerstören könnte. „Man klagt um den Wein auf den Gassen; alle Freude ist untergegangen, alle Wonne des Landes dahin.“ Keine Theateraufführungen, keine Bälle, keine Partys mehr; die Stadt ist verlassen; der Hof ist davon keine Ausnahme; die Trostlosigkeit selbst hat sich dort auf den Thron gesetzt und verwüstet alles. „Die Erde taumelt wie ein Trunkener und wird hin und her geworfen wie eine schwankende Hütte; denn ihre Missetat drückt sie, dass sie fallen muss und nicht wieder aufstehen kann.“ 3Jes 24,20 Was für eine erschütternde Szene! Genug, um uns mit Schrecken zu erfüllen, sogar aus dieser Distanz von Raum und Zeit. Aber gibt es keinen Ausweg? Gibt es kein Licht, das durch diese dunklen Schatten durchbricht? Gelobt sei Gott, doch. Seht auf Vers 13, ihr werdet feststellen, dass inmitten von Gefahren Gott seine Gegenwart schenken wird. „Denn so wird es geschehen“, bitte achtet darauf, „mitten auf der Erde, mitten unter den Völkern“; was folgt? „wie beim Abschlagen der Oliven, wie bei der Nachlese, wenn die Weinernte zu Ende ist.“ Es werden einige gottesfürchtige Leute übrigbleiben, lasst den Teufel machen, was er will; aber es werden nur einige wenige sein. Ihr wisst, nachdem man die Früchte eines Baums geerntet hat, schüttelt man ihn, um die restlichen noch herunterzuholen; und nach der Getreideernte bleibt nur wenig zur Nachlese; also sagt der Herr: „Es wird die meisten zerstören, aber auf so unterscheidende Art und Weise, dass Gottes Volk sicher sein wird.“

   Ich kann mich nicht genau erinnern, wie Erzbischof Usher 4Bischof James Usher (1581–1656), einer der gelehrtesten Theologen seiner Zeit und Erzbischof hier die Anwendung macht; aber ich bin mir sicher, dass er sagt, dass ganz sicher eine Zeit kommen wird, in der die Welt die schwerste Geißel erleiden wird, die sie je gespürt hat, welche hauptsächlich auf die Äußeren-Vorhof-Anbeter fallen wird, auf die, welche Gott nicht kennen; Gott wird sich besonders darum kümmern, die Seinen zu bewahren; und wenn die Gottlosen alle zerstört sind, werden die Christen in eine kleine Stadt gehen und werden dort in Gosen wohnen, 51Mo 45,10 bis Gott sein altes Volk, die Juden, nach Hause rufen wird.

   So wird Gott sich um sein Volk kümmern, dass sie in Sicherheit sind; schaut bitte auf Vers 14: „Sie werden ihre Stimme erheben.“ Wozu, um zu schreien? Nein, sie sind fertig mit Gebeten, sie sind fertig mit Fasten; sie haben ihre Stimme erhoben und oft ihre Nachbarn ermahnt, dem kommenden Zorn zu entfliehen; 6Mt 3,7 aber jetzt werden sie „jauchzen über die Hoheit des HERRN; wenn alle Menschen trauern, werden sie sich freuen. Und am großen Tag, wenn Jesus Christus die Gottlosen verdammt und spricht: „Weicht von mir, ihr Verfluchten,“ 7Mt 25,41 dann werden alle aus Gottes Volk ihre Stimmen in Majestät und Triumph erheben; was einen guten Mann kurz bevor er starb zu seinem Sohn sagen ließ: „Ich fürchte, ich werde dich nicht mehr sehen, bis ich Jesus Christus zu dir sagen höre: „Weiche von mir, du Verfluchter!“ Vor einigen Jahren, als ich bei einem Gerichtsverfahren eines sehr verkommenen Menschen am Old Bailey anwesend war und es mit Spannung erwartet wurde, ob er schuldig gesprochen werden würde oder nicht, und als dann das Wort „schuldig“ fiel und die Leute es hörten, da verursachte es tatsächlich einen Aufruhr. Ob gerecht oder ungerecht, ich dachte, es sei ein Sinnbild jenes schrecklichen Tages, wenn alle Engel Gottes und seine Heiligen sagen werden: „Amen“; wenn Gott die Gottlosen in die Hölle verbannt; Gott gewähre, dass dies auf keinen von euch zutreffen wird. Der Prophet sagt: „Sie werden vom Meer her jubeln“; einige von ihnen könnten auf der anderen Seite des Wassers sein, nach Übersee gegangen, während andere zu Hause geblieben sind; aber ob zu Hause oder in Übersee, auch wenn sie durch Verfolgung verbannt wurden, auch wenn sie auf die andere Seite des Wassers vertrieben wurden, was bis jetzt schon vielen Menschen passiert ist, trotzdem werden sie jubeln; sie werden im Ausland denselben Gott finden wie zu Hause. Ein Richter sagte zu einer guten alten Christin, die zu Zeiten Charles II. verfolgt wurde: „Ich werde dich nach Amerika verbannen.“ Sie erwiderte: „Wie Sie wünschen, aus dem Land meines Vaters können Sie mich nicht vertreiben.“ Sie werden vom Meer her jubeln. Darum rühmt den Herrn in den Feuern. Wenn das der Fall ist, dann zieht der Prophet hier die Schlussfolgerung. Was müssen sie unter diesen Umständen tun? Nun, sie müssen studieren, wie sie Gott in den Feuern rühmen können, nicht, wie sie entkommen oder vor ihm davonlaufen können, sondern wie sie ihn verherrlichen können; „darum“, sagt er, „rühmt mich“, rühmt mich, den Herrn, „in den Feuern“, nicht „im Feuer“, in der Einzahl, sondern in der Mehrzahl, „in den Feuern“. Meine Brüder, wir irren uns sehr, wenn wir denken, dass wir nur ein Feuer haben, durch das wir gehen müssen.

   Die Worte implizieren, um sie auf uns selbst anzuwenden, dass alle Kinder Gottes in die Feuer gestellt werden müssen. Feuer bezeichnet manchmal die Liebe Gottes, manchmal das Werk des Heiligen Geistes, und sehr oft steht es für Not; deshalb spricht der Apostel von einer Feuerprobe. 81Petr 4,12 Und lasst es sein von welcher Art auch immer, ob es den Geist, Körper oder Besitz betrifft, ob es von Freunden oder Feinden kommt oder unmittelbar von der Hand Gottes selbst über die Seele, es kann sehr gut mit Feuer verglichen werden, denn ihr alle wisst, dass Feuer brennt; Gott erwartet, wenn er schlägt, dass wir es spüren sollen. Von allen Dingen auf der Welt, die vermieden werden sollen, sind ein steinernes Herz oder Gleichgültigkeit unter Gottes züchtigender Hand am meisten zu missbilligen – ich nehme an, ihr habt von den Stoikern gehört, mit denen der Apostel Paulus auf dem öffentlichen Marktplatz in Athen disputierte. Paulus ging nicht zum Markt, um über Geschäfte zu sprechen; er ging dahin, um über Jesus Christus zu sprechen, wenn er jemanden zum Reden finden konnte; ich wünschte, die Geistlichen würden keine anderen Gänge unternehmen als solche.

   Alles muss durch Feuer geprüft werden; 91Kor 3,13 wir können reden, was wir wollen, aber wir werden nie wissen, aus welchem Material wir gemacht sind, bis Gott uns ins Feuer stellt. Es ist sehr einfach, darüber zu sprechen, was wir ertragen können und was wir tun können, aber lasst Gott seine Hand auf uns legen, und wir werden sehen, was wir sind. Wir neigen dazu, unter solchen Umständen gereizt mit unseren Freunden und Verwandten zu sein und sie zu kritisieren; sie neigen dazu zu sagen: „Du solltest geduldig sein, geduldig, und geduldig!“ Ah! Steckt diese Besserwisser in denselben Feuerofen und seht, wie geduldig sie sein werden. Sie sagen: „Es ist nicht möglich, alte Köpfe auf junge Schultern zu setzen,“ und ebenso kann man keine alten Köpfe auf Seelen setzen, die jung in der Erfahrung sind. Der Teufel wusste sehr gut Bescheid, als er sagte: „Hast du nicht ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingehegt? Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: Was gilt’s, er wird dir ins Angesicht fluchen!“ 10Hi 1,10-11 So würden wir es alle machen, wenn Gott uns uns selbst überlassen würde und unser Glaube nicht von der rechten Art ist.

   Wie sollen wir wissen, ob unser Glaube gut ist? Oft beten wir: „Herr, gib uns Abrahams Glauben“, aber wir beten nie: „Gib uns gleichzeitig Abrahams Prüfungen.“ Ich war einmal in Schottland im Haus eines bedeutenden Mannes, wo einige wohlhabende Leute waren, die Jesus Christus kannten; Gott hatte meine Bemühungen bei einem früheren Besuch gesegnet, und so bat mich der Adlige zu beten; und ich erinnere mich, dass ich den Herrn bat, uns großen Glauben und Geduld zu schenken. „Oh“, sagte Satan, so deutlich, als wenn er zu mir gesprochen hätte, „bete nicht darum, denn dann werdet ihr große Prüfungen erhalten.“ „Oh“, sagte ich, „wenn das so ist, dann werde ich das Gebet des Teufels gegen ihn selbst richten;“ und ich betete: „Oh Herr, gib uns große Gnade, und dass uns die Prüfungen nicht weiter bekümmern, egal welche.“ Oft, wenn wir in Versuchungen sind, nimmt Gott uns bei unserem Wort: „Oh“, sagt jemand, „was für ein Gebet ich hatte! Ich betete für Glauben und Geduld; ich war auf dem Berg der Freude und dachte niemals daran, hinabzusteigen und wieder einen Sturm zu spüren.“

   Feuer, meine Brüder, brennt nicht nur und läutert, sondern ihr wisst, es trennt auch das eine von dem anderen und wird für chemische und mechanische Arbeiten genutzt. Was könnten wir ohne Feuer tun? Es prüft Metall, um es zu reinigen; Gott, der Allmächtige weiß, dass wir oft in einer Stunde durch eine gute, schwere Prüfung mehr gereinigt werden als durch tausend Offenbarungen seiner Liebe. Es ist eine feine Sache, geläutert und begnadigt aus dem Schmelzofen des Elends 11Jes 48,10 herauszukommen. Es ist dazu gedacht, uns zu läutern, das Edle vom Unedlen zu scheiden, 12Jer 15,19 die Spreu vom Weizen. 13Mt 3,12 Und um das zu tun, gefällt es Gott wohl, uns von einem Feuer ins nächste zu stellen, was mich dazu bringt, es zu schätzen, wenn ich einen guten Mann in Bedrängnissen sehe, weil es etwas über das Werk Gottes im Herzen lehrt. Ich erinnere mich, dass ich vor einigen Jahren, als ich zum ersten Mal im Norden Englands in Shields bei Newcastle predigte, eine Glasbläserei betrat. Dort beobachtete ich aufmerksam, wie mehrere Massen von glühendem Glas in verschiedenen Formen bearbeitet wurden. Der Glasbläser nahm ein Stück Glas und stellte es in einen Feuerofen, dann stellte er es in einen zweiten und schließlich in einen dritten. Als ich ihn fragte: „Warum stellen Sie es in so viele Feuer?“ antwortete er: „O Sir, das erste war nicht heiß genug, und das zweite auch nicht, und deswegen stellen wir es in ein drittes, und das wird es durchsichtig werden lassen.“ Nachdem ich mich höflich verabschiedet hatte, fiel mir ein, das würde eine gute Predigt abgeben. Oh, dachte ich, dieser Mann steckt das Glas in einen Feuerofen nach dem anderen, damit wir durch es hindurchsehen können; oh, möge Gott mich in einen Feuerofen nach dem anderen stecken, damit meine Seele durchsichtig werden möge; damit ich Gott so sehen möge, wie er ist. Meine Brüder, wir brauchen Reinigung. Wie leicht neigen wir dazu, auf einem Federbett in den Himmel kommen zu wollen; viele kommen dorthin auf Betten von Schmerz und Leiden, was die Straße des Königs dorthin ist. Ihr wisst, dass es einige Straßen in London gibt, die Königstraße heißen, und sie sind fein geschottert, aber die Königstraße zum Himmel ist gepflastert mit Kreuzen und Leiden. Wir neigen alle dazu, es für etwas Gutes zu halten, Christen zu sein; es ist sehr hübsch, davon zu sprechen, Christen zu sein, bis wir von einem Feuerofen in den nächsten gesteckt werden. „Denkt es nicht seltsam,“ sagt der Apostel, „lasst euch durch das Feuer nicht befremden, das euch widerfährt zu eurer Versuchung,“ 141Petr 4,12 Was soll ich tun? Nun, weil ich im Feuer sein muss, muss ich meinen Verdorbenheiten dafür danken; Gott wird weder euch noch mich in das Feuer stecken, gäbe es da nicht etwas, das weggereinigt werden muss. Die große Sache ist, zu lernen, Gott im Feuer zu rühmen. Darum rühmt den Herrn in den Feuern.

   Wann rühmen wir ihn? Wenn wir danach streben, solche Gnade vom Herrn zu erhalten, dass wir ihn nicht entehren, wenn wir unter dem Kreuz sind, und deswegen rühmen wir Gott im Feuer, wenn wir es ruhig als Züchtigung für unsere Sünden ertragen. Wenn ihr jetzt wachsam bleibt und nah bei Gott lebt, dann werdet ihr erkennen, dass ihr niemals in ein Feuer gestellt werdet, in welches ihr euch nicht selbst zuerst hineingebracht habt; und ich bin von tiefstem Herzen davon überzeugt, dass unsere Sünde immer in unserer Bestrafung zu sehen ist. Wenn jemand von euch sich von einem Kind trennen muss, das er sehr liebt; und nach eingehender Prüfung wird er sagen: „Ich merke jetzt, wo es fort ist, dass sich das Efeu zu sehr um die Eiche geschlungen hat; und dann merkt er, „Ah“, sagt er, „Gott ist mir jetzt begegnet.“ Und ihr werdet im gesamten Alten und Neuen Testament finden, dass die Betrübnisse von Gottes Volk passend waren zu ihren Verfehlungen. Jakob ließ sich von seiner Mutter dazu überreden, den Segen durch eine Lüge zu bekommen; aber er war ein gutherziges, armes Geschöpf. Manche Leute denken sich nichts bei einer Lüge. Wenn sie damit durchkommen, macht es ihnen nichts aus. Aber ein ehrlicher Mensch wird davor zurückschrecken. Jakob streitet mit seiner Mutter und ist dagegen: „Oh“, sagt sie, „dein Fluch sei auf mir, mein Sohn!“ 151Mo 27,3 Wie schrecklich! Für eine gute Frau, so etwas zu sagen! Zweifellos war sie überzeugt, dass Gott Jakob den Segen geben würde, aber sie nahm den falschen Weg, um ihn zu erlangen. Sie hätte auf den Segen warten sollen, dass er mit einem Segen kommen würde. Wie bestrafte Gott Jakob? Nun, danach wurde Jakob in einer Nacht mit einer falschen Ehefrau hereingelegt, er bekam eine Lea anstatt einer Rahel; das arme Geschöpf wurde dort hereingelegt und so hatte er fast bis ans Ende seines Lebens einen Schmelzofen des Elends. 16Jes 48,10 Glücklich sind diejenigen, die im Feuer beten: „Herr, lass mich wissen, warum du mit mir haderst.“ 17Hi 10,2 Deswegen sendet Gott durch Samuel diese Botschaft an Eli: Wegen der Sache, von der du weißt181Sam 3,13 Das scheint sich mir auf seine zu große Nachsicht gegenüber seinen Söhnen zu beziehen. Die Sache, von der du weißt; du verhältst dich nicht wie ein Richter.“ Diese Söhne waren das Mittel, ein Gericht über sein Haus zu bringen und das Genick ihres Vaters zu brechen. Gott der Allmächtige bewahre uns davor, eine Rute über uns selbst zu bringen.

   Wir rühmen Gott im Feuer, wenn wir es geduldig ertragen. Es ist eine schreckliche Sache, wenn wir zusammen mit Kain sagen: „Meine Strafe ist zu groß, als dass ich sie tragen könnte;“ 191Mo 4,13 aber die Sprache einer Seele, die Gott im Feuer rühmt, geht so: „Sollte ich, Herr, sollte ich, ein sündiger Mensch, mich über die Strafe für meine Sünden beklagen?“ 20Klgl 3,39Es ist eine herrliche Sache, wenn wir mit einem frommen Mann zusammen sagen können, einer über den mir einer seiner besten Freunde mehr als einmal erzählt hat, dass er, als er von Schmerzen geplagt wurde und die ganze Nacht vor Leid stöhnte, oft gesagt hätte: „Herr, ich stöhne; Herr, ich stöhne; Herr, ich stöhne; aber, Herr Jesus, ich rufe dich als Zeugen an: Du weißt, dass ich nicht murre.“ Dann rühmen wir Gott im Feuer, wenn wir, obwohl wir Schmerz und Kummer empfinden, zugleich bekennen: „Herr, wir verdienen das und zehntausendmal mehr.“

   Wir rühmen Gott im Feuer auch dann, wenn wir wirklich und vollständig davon überzeugt sind, dass Gott uns nicht ins Feuer steckt außer zu unserem eigenen Besten, und zu seiner eigenen Ehre. Ich befürchte, manche Leute denken, Gott würde wie ein betrügerischer Apotheker handeln, der fünf verschiedene Mittel herbeischafft, obwohl doch nur eines genügen würde, und gerade dann, wenn sie ein paar einfältige Patienten haben, die es lieben, Medizin zu nehmen. Er liefert eins nach dem anderen, obwohl das Beste vielleicht wäre, sie alle wegzuwerfen; so denken wir von Gott, aber das ist ein Fehler; er sendet niemals etwas anderes, als was notwendig ist, um etwas durch gründliche Reinigung zu entfernen.

   Wir rühmen Gott im Feuer, wenn wir sagen: „Herr, lass das Feuer nicht erlöschen, bis es all meine Schlacken entfernt hat.“ Dann rühmen wir Gott, wenn wir uns das Wirken des Feuers wünschen, und nicht, dass es gelöscht wird; wenn die Seele sagen kann: „Hier bin ich, mein Gott, mach’s mit mir, wie es dir wohlgefällt.“ 212Sam 15,26 Ich weiß, dass ich keinen Schlag erhalten werde, ohne dass du mir auch ein Pflaster geben und mich wissen lassen wirst, warum du mit mir haderst. 22Hi 10,2

   Wir rühmen Gott im Feuer, wenn wir damit zufrieden sind zu sagen: „Ich verstehe jetzt nicht, was Gott mit mir tut, aber ich werde es später verstehen.“ Erzählt ihr euren Kindern, die fünf Jahre alt sind, den Grund für Dinge? Nein; und denkt ihr, Gott wird es uns erzählen? „Was wird aber mit diesem?“ fragen die Jünger; Christus antwortet: „Was geht es dich an? Folge du mir nach.“ 23Joh 21,22 Ihr rühmt Gott im Feuer, wenn ihr damit zufrieden seid, im Glauben zu wandeln und nicht im Schauen. 242Kor 5,7

   Ihr rühmt Gott im Feuer, wenn ihr nicht murrt, sondern euch demütig seinem Willen unterordnet; ein demütiger Geist wandelt nicht in Trotz und Sturheit. Es gibt Geister, die zu stolz sind, um zu sprechen. Als Eli jene schreckliche Botschaft überbracht wurde, was sagt er? „Es ist der Herr, er tue, was ihm gefällt;  251Sam 3,18 lasst meine Kinder getötet werden, was immer auch geschieht, es ist das Werk des Herrn; nur, Herr, rette meine Seele am Ende.“

   Wir rühmen Gott im Feuer, wenn wir mitten im Feuer Lobgesänge auf Gott singen können. So rühmten die Kinder Israels den Herrn; das Lied der drei Jünglinge im Feuerofen ist ein süßes Lied, wie alle, die im Feuer gemacht werden: „Lobt den Herrn, alle Werke des Herrn, lobt und erhebt ihn in Ewigkeit!“ 26Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen („Benedicite, omnia opera Domini“). Hymnus. Strophe 1 Dann rühmen wir Gott im Feuer, wenn wir uns in ihm freuen, wenn wir nicht nur denken, sondern wissen, dass es das Beste ist, und Gott für seine Züchtigung danken können; Gott dafür danken können, dass er uns geißelt; Gott dafür rühmen können, dass er uns nicht allein lässt, Gott dafür danken, dass er nicht sagt: „Lass ihn in Ruhe!“ 27Hos 4,17 Das ist es, Gott im Feuer zu rühmen. „Nicht allein aber das“, sagt der Apostel, „sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt.“ 28Röm 5,3

   In einem Wort, wir rühmen den Herrn im Feuer, wenn wir Geduld, Sanftmut, Demut üben; wenn wir mehr lernen, uns selbst zu misstrauen, ein tieferes Verständnis unserer eigenen Schwäche und von Gottes Allmacht und Gnade gewinnen. Glücklich sind wir, wenn wir zurückblicken und sagen können: „So wurde ich dazu befähigt, Gott im Feuer zu rühmen.“ Wer kann sich die Hand aufs Herz legen und sagen: „Ich habe Gott im Feuer so gerühmt, wie ich sollte?“ Stattdessen fürchte ich, muss die Seele sagen: „Anstatt dankbar und ergeben zu sein, war ich unruhig; und weil ich weder mir dafür die Schuld geben wollte noch die Welt wissen lassen wollte, dass ich Gott dafür die Schuld gebe, habe ich allen um mich herum die Schuld dafür gegeben.“ Habt ihr niemals solch eine Laune gehabt, als eure Stimmung niedergeschlagen war? Ich hörte einmal einen guten Mann über die Worte predigen: „Noch im Alter tragen sie Frucht.“ 29Ps 92,15 „O die Frucht“, sagte er, „ist Reizbarkeit; ich dachte, es sei die Gebrechlichkeit des hohen Alters, wovon die Frucht sein sollte, ein Sinn fürs Himmlische, Abgestorbensein gegenüber der Welt und eine Lebendigkeit für Gott.“

   Meine Brüder, lasst uns heute Abend uns selbst demütigen und lasst uns beschämt und kleinlaut vor Gott sein und uns darüber wundern, dass er uns nicht in die Hölle gestoßen hat, als wir darüber geklagt haben, dass das Feuer zu heiß sei, dass Gott uns nicht zum Teufel geschickt hat. Lasst uns weinen, lasst uns weinen, lasst uns weinen über unsere Sturheit. Glücklich sind die, die beizeiten daran gewöhnt worden sind, ins Feuer gestellt zu werden! „Es ist gut für einen Mann, das Joch zu tragen in seiner Jugend.“ 30Klgl 3,27 Vor ein paar Jahren, als ich im Waisenhaus war, sagten sie mir, sie wollten zwei Ochsen zusammen einspannen, einen starken alten und einen kleinen jungen. Kaum legten sie dem kleinen das Joch an, da bockte er ein oder zwei Mal, fügte sich aber dann gut. Oh, dachte ich, es ist eine gute Sache, das Joch beizeiten zu tragen.

   Sind einige von euch jetzt im Feuerofen? Ist jemand von euch bedrängt, oder kann jemand sagen: „Ich habe keine Probleme“? Die Ruhe ist manchmal der Vorbote eines Sturms. Dankt Gott, dass ihr nicht im Feuer seid; sicher wart ihr schon einmal im Feuer. Es gibt das Feuer des Teufels: Die Feuer der Fleischeslust, der Augenlust und des Hochmuts des Lebens. 311Joh 2,16 Gott helfe euch, aus diesen Feuern herauszukommen, damit sie eure Seelen nicht für immer verdammen. Ihr müsst entweder ins Feuer des Teufels oder ins Feuer Gottes gestellt werden, und die Feuer des Teufels sind die heißesten, weil es dort keinen Gott gibt, um in den Nöten zu unterstützen, die sie der Seele verursachen. Oh, was für eine schreckliche Sache ist es, ununterbrochen im Feuer des Teufels zu sein und aus dem Feuer des Teufels hier herauszukommen, um mit dem Teufel in der Hölle im Jenseits zu brennen! Wenn das der Fall von irgendjemandem von euch ist, möge der Herr Jesus Christus es verkürzen; möge der Herr Jesus Christus seine Bedrängnisse für sein Volk heiligen, so wie er es letzten Mittwoch für einen der Gefangenen getan hat. Wie lieb hat er sich verhalten! Während die anderen fluchten und spotteten, wer auf der rechten Seite im Wagen sitzen sollte, verherrlichte er Gott, er dankte Gott, dass er dorthin geschickt wurde, und hingerichtet werden würde: „Gott“, sagte er, „hat mich aufgehalten; sonst hätte ich in der Sünde weitergemacht und wäre ins Verderben gestürzt. Oh, schickt nach meinem Vater, geht zu ihm, warnt ihn, dem kommenden Zorn zu entfliehen.“ 32Mt 3,7 Jemand ging zu seinen Eltern, und der Vater schickte diese liebevolle Nachricht zurück: „Sag ihm, er soll sich um seine eigene Seele kümmern und verdammt werden!“ O lieber Herr, wo ist die Menschheit hingekommen! Noch nie wurde jemals vorher eine solche Botschaft an einen Sohn gesandt. Er sagte ihm, er solle sich um seine eigene Seele kümmern und verdammt werden! Gott gebe, dass keiner von euch jemals in einen solchen Geisteszustand gerät! Oh, erinnert euch daran, Feuer verhärtet genauso wie es erweicht; und wenn ihr durch Bedrängnisse nicht besser werdet, werdet ihr schlechter werden; und tatsächlich werdet ihr wissen, dass ihr nicht so aus dem Feuer herauskommen könnt, wie ihr hineingegangen seid; ihr werdet entweder verhärtet oder gereinigt sein; und wenn das der Fall ist, dann helfe der Herr Jesus Christus euch dabei, das Feuer jetzt zu ertragen, damit ihr niemals in das Feuer der Hölle geworfen werdet. Gott mache euch Beine, die ihr aus dem Feuer des Teufels heraus seid, zu fliehen, zu fliehen, ihr müden Seelen, zu Jesus Christus; flieht zum Lamm Gottes, von der Hölle zum Himmel, so weit wie möglich von diesen höllischen Feuern, zu dem Feuer seiner gesegneten Verdienste und Liebe.

   Glücklich seid ihr, die ihr in das Feuer Christi gekommen seid! Glücklich seid ihr, die ihr seine Feuer in euren Seelen gefunden habt! Ich glaube, viele Seelen haben das. Oh, der Herr Jesus Christus helfe euch, ihn in allen Feuern zu rühmen, in die es ihm wohlgefallen wird, euch hineinzusenden, und in allen Feueröfen, in die es ihm wohlgefallen wird, euch hineinzustecken. Dann werden wir „Die triumphierende Kirche“ viel besser singen als heute Abend. Wir werden Jesus Christus sehen, bereit, uns zu helfen, wenn wir im Feuerofen sind. Oh, dass dieser Gedanke jede arme Seele sagen lässt: „Mit Gottes Hilfe werde ich ein Christ sein. Mit Gottes Hilfe, wenn ich brennen muss, dann soll es ein Brennen mit der Liebe Christi sein. Ich werde dann sagen: Oh Herr, verherrliche dich selbst, indem du mich als Brandscheit aus dem Feuer des Teufels herausreißt.“ 33Sach 3,2 Oh, dass dies der Schrei von jedem Herzen sein möge!

   Ich werde euch heute Abend um einen Gefallen bitten, was ich vorher noch nie getan habe und vielleicht auch für längere Zeit nicht wieder tun werde. Diejenigen, die sich um die Armen kümmern, haben mir berichtet, dass die Mittel für die Armen sehr knapp sind. Auch wenn ich am Sonntagabend nicht sprechen kann, werde ich am Mittwochabend ein Wort zu den Armen sprechen. Es gibt viele Arme, die kurz davor sind, zugrunde zu gehen, und wenn ihr ihnen etwas in Liebe gebt, wird Gott dafür sorgen, es euch zurückzuzahlen, wenn ihr vor sein Gericht tretet. Wir sollen Gott nicht nur rühmen, indem wir uns seinem Willen unterwerfen, wenn er uns ins Feuer stellt, sondern auch, indem wir Gutes tun, wenn wir allen Ruhm zu den Füßen Jesu niederlegen. Das gewähre uns Gott um Christi willen. Amen.

Fussnoten

  • 1
    Ps 101,1
  • 2
    Jes 24,1
  • 3
    Jes 24,20
  • 4
    Bischof James Usher (1581–1656), einer der gelehrtesten Theologen seiner Zeit und Erzbischof
  • 5
    1Mo 45,10
  • 6
    Mt 3,7
  • 7
    Mt 25,41
  • 8
    1Petr 4,12
  • 9
    1Kor 3,13
  • 10
    Hi 1,10-11
  • 11
    Jes 48,10
  • 12
    Jer 15,19
  • 13
    Mt 3,12
  • 14
    1Petr 4,12
  • 15
    1Mo 27,3
  • 16
    Jes 48,10
  • 17
    Hi 10,2
  • 18
    1Sam 3,13
  • 19
    1Mo 4,13
  • 20
    Klgl 3,39
  • 21
    2Sam 15,26
  • 22
    Hi 10,2
  • 23
    Joh 21,22
  • 24
    2Kor 5,7
  • 25
    1Sam 3,18
  • 26
    Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen („Benedicite, omnia opera Domini“). Hymnus. Strophe 1
  • 27
    Hos 4,17
  • 28
    Röm 5,3
  • 29
    Ps 92,15
  • 30
    Klgl 3,27
  • 31
    1Joh 2,16
  • 32
    Mt 3,7
  • 33
    Sach 3,2