Die abscheuliche Sünde des lästerlichen Fluchens und Schwörens
Matthäus 5,34: „Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt.“
Unter den vielen abscheulichen Sünden, für die diese Nation berüchtigt ist, gibt es vielleicht keine, die mehr zum Himmel schreit und häufiger vorkommt als der abscheuliche Brauch des gottlosen Fluchens und Schwörens. Auf unseren Straßen wimmelt es von Menschen aller Arten, die den Heiligen Israels durch ihre abscheulichen Eide und Gotteslästerungen fortwährend zum Zorn erzürnen; und unsere eigenen Kinder, „aus deren Mund“, wie der Psalmist schrieb, „ein Lob bereitet war“ 1Ps 8,3 sind jetzt besonders geübt in der völlig gegensätzlichen Untugend des Fluchens und Schwörens. Das kann für jeden aufrichtigen und ehrlichen Diener Jesu Christi nur traurig an seinen Mitgeschöpfen mitanzusehen sein; und wird ihn dazu bringen, sich Mittel auszudenken, um zumindest die Ausbreitung eines so wachsenden Übels zu verhindern; im Wissen, dass ohne Reue der Herr ganz sicher dafür heimsuchen wird. Aber leider! Was kann man tun? Öffentlicher Tadel ist unter uns so vernachlässigt, dass wir selten einen gewöhnlichen Flucher von Gesetzen bestraft vorfinden. Und was private Ermahnungen betrifft, so sind die Menschen mittlerweile durch die Täuschung der Sünde so verhärtet, dass ihnen nüchterne und fromme Ratschläge zu geben und ihnen das Böse ihrer Taten aufzuzeigen, nichts anderes ist als „Perlen vor die Säue zu werfen; sie wenden sich nur um und zerreißen dich.“ 2Mt 7,6 Da die Dinge nun so weit gekommen sind, ist alles was wir tun können, dem Volk von Zeit zu Zeit seine Übertretung zu zeigen und es vor seiner Sünde zu warnen, da wir zu Wächtern und Botschaftern des Herrn ernannt wurden und es unsere Pflicht ist; damit wir, ob sie nun darauf hören oder es bleiben lassen, 3Hes 2,5 wenigstens unsere eigene Seele retten. 4Hes 14,14 Damit ich daher meiner Pflicht in dieser Hinsicht nachkommen kann, erlaubt mir im Namen Gottes, demütig zu eurer ernstlichen Betrachtung einige wenige Bemerkungen zu den Worten des Verses anzubieten, um die Abscheulichkeit des lästerlichen Fluchens und Schwörens aufzuzeigen.
Aber bevor ich mich direkt mit diesem Punkt befasse, wäre es angebracht, diese Vorschrift unseres Herrn von einer Verfälschung zu befreien, die ihr von einigen zugefügt wurde, welche daraus schließen, dass unser Erlöser das Schwören vor einem Richter verbietet, wenn man zu einem ernsten und angemessenen Anlass erscheinen muss. Aber dass für einen Christen nicht alles Schwören ungesetzlich ist, geht aus den Schriften des heiligen Paulus hervor, der bei ernsten Anlässen oft verschiedene Formen der Bekräftigung verwendet, wie zum Beispiel: „Ich rufe Gott zum Zeugen an;“ 52Kor 1,23 „Der Herr ist mein Richter;“ 61Kor 4,4 „So wahr ihr mein Ruhm seid, den ich habe in Christus Jesus“ 71Kor 15,31 und dergleichen. Und dass unser Erlöser mit den Worten, die uns hier vorliegen, das Schwören vor einem Richter keineswegs verbietet, ist klar, wenn wir den Sinn und die Absicht bedenken, die er damit beabsichtigte, als er seinen Jüngern diesen Befehl gab. Erlaubt mir, euch darauf hinzuweisen, dass sich unser gesegneter Meister ab dem 27. Vers des Kapitels, aus dem der Text stammt, zum Ziel gesetzt hatte, das moralische Gesetz zu rechtfertigen und von den verdorbenen Randbemerkungen und Fehlkonstruktionen der Pharisäer zu befreien, die damals auf dem Stuhl des Mose saßen 8Mt 23,2 aber bekanntermaßen den Fehler begingen, sich zu sehr an den wörtlichen Wortlaut des Gesetzes zu halten, ohne jemals sein tatsächliches Ausmaß und seine spirituelle Bedeutung zu bedenken. Dementsprechend stellten sie sich vor, dass, weil Gott gesagt hatte: „Du sollst keinen Ehebruch begehen“, jemand, der sich nicht des tatsächlichen Akts des Ehebruchs schuldig gemacht hatte, nicht des Verstoßes gegen das siebte Gebot angeklagt werden könnte. Und das gilt auch für das Schwören und Fluchen, denn Gott hatte seinem Volk in den Büchern Exodus und Deuteronomium verboten, „seinen Namen zu missbrauchen“ 92Mo 20,7 oder falsch bei seinem Namen zu schwören; daher hielten sie es für zulässig, bei der gewöhnlichen Unterhaltung im Namen jeder Kreatur zu schwören, vorausgesetzt, sie erwähnten den Namen Gottes nicht direkt. Unser gesegneter Erlöser korrigiert daher in den uns hier vorliegenden Worten ihren Fehler bezüglich des Schwörens und Fluchens, wie er es in den unmittelbar vorangegangenen Versen bezüglich des Ehebruchs getan hatte und teilt dem Volk mit, dass egal welche Erlaubnis die Pharisäer geben, um bei irgendeinem Geschöpf zu schwören, er es für absolut ungesetzlich erklärt, wenn seine Anhänger dies tun sollten. „Ihr habt gehört, dass von alten Zeiten gesagt wurde“ (nämlich von den Pharisäern und Lehrern des jüdischen Gesetzes): Du sollst nicht schwören, sondern deine Eide vor dem Herrn erfüllen; aber ich sage euch (ich, vom Vater zum großen Propheten und wahren Gesetzgeber seiner Kirche ernannt worden): Schwört überhaupt nicht (in eurer normalen Konversation), auch nicht beim Himmel, denn er ist Gottes Thron; (und deshalb bedeutet, darauf zu schwören, bei Ihm zu schwören, der darauf sitzt) und auch nicht bei der Erde, denn sie ist sein Fußschemel; noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs; Du sollst auch nicht bei deinem Kopf schwören, denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Es sei aber eure Rede (was deutlich zeigt, dass Christus hier nicht vom Schwören vor einem Richter spricht, sondern in der gewöhnlichen Unterhaltung) Ja, ja! Nein, nein! (höchstens eine starke Bestätigung oder Verneinung) Was darüber ist, das ist vom Bösen.“ Das heißt, es kommt von einem bösen Prinzip, von dem Bösen, dem Teufel, dem Urheber alles Bösen.
Was übrigens meiner Meinung nach eine Warnung für alle Personen sein sollte, die, obwohl sie sich nicht des Schwörens im groben Sinne des Wortes schuldig gemacht haben, dennoch die Wahrheit dessen bezeugen, worüber sie sprechen, auch wenn es noch so unbedeutend ist, indem sie sagen: Auf mein Leben; so wahr ich lebe; bei meinem Glauben; beim Himmel und dergleichen: Diese Ausdrücke, so harmlos und unschuldig sie manchen Menschen auch vorkommen mögen, sind doch genau die Eide, die unser gesegneter Herr verurteilt in den Worten, die unmittelbar auf den Vers folgen; und Personen, die solche ungerechtfertigten Ausdrucksformen verwenden, müssen damit rechnen, als Schwörer verurteilt und verdammt zu werden, wenn unser Erlöser zum zweiten Mal kommt, um die Welt zu richten.
Aber zurück zum Text: Aus dem gesamten Tenor der Rede unseres Erlösers geht hervor, dass er in den Worten des Verses nicht das Schwören vor einem Gericht missbilligt oder verbietet (was, wie sich leicht zeigen lässt, sowohl rechtmäßig als auch notwendig ist). Sondern allein das lästerliche Schwören und Herumfluchen beim allgemeinen Reden; ich komme jetzt dazu, euch dessen Abscheulichkeit und Sündhaftigkeit noch deutlicher darzulegen.
Und hier, ganz zu schweigen davon, dass es sich um einen direkten Verstoß gegen das Gebot unseres gesegneten Herrn und großen Gesetzgebers handelt, wie es in der Textstelle steht, ebenso wie gegen das dritte Gebot, in dem Gott eindeutig erklärt: „Er wird den nicht ungestraft lassen, (er wird ihn also ganz sicher bestrafen) der seinen Namen missbraucht;“ und außerdem noch ganz zu schweigen davon, dass das der größte Missbrauch dieser edlen Fähigkeit der Sprache ist, durch die wir uns von den Tieren der Schöpfung unterscheiden; oder von der großen Gefahr, in die der gewöhnliche Schwörer gerät, früher oder später meineidig zu werden; ganz zu schweigen also von den Gründen, die dagegen sprechen, die für sich genommen die Dummheit und Sündhaftigkeit des Schwörens reichlich beweisen würden: Ich werde mich an dieser Stelle damit begnügen, vier Einzelheiten zu nennen, die das Verbrechen des gottlosen Schwörens und Fluchens sehr verschlimmern und das sind die folgenden:
- Erstens, weil es in der Natur keine Versuchung zu dieser Sünde gibt und sie zu begehen dem Täter nicht die geringste Freude oder Befriedigung verschafft.
- Zweitens, weil es eine Sünde ist, die ungezählte Male wiederholt werden kann.
- Drittens, weil es die Ungläubigen gegenüber der christlichen Religion verhärtet und jedem wahren Jünger Jesu Christi schwere Kränkung zufügt und ihm viel Kummer und Sorge bereitet.
- Viertens, weil es ein Auswuchs an Sünde ist, der nur zur Hölle passt.
I. Der erste Grund, warum das Schwören und Fluchen in normaler Konversation in Gottes Augen so abscheulich ist und warum wir überhaupt nicht schwören und fluchen sollten, ist, dass es in der Natur keine Versuchung dazu gibt und dass seine Ausübung dem Täter nicht das geringste Vergnügen und Befriedigung bereitet, es sei denn, man ist ein Teufel in Menschengestalt.
Ich nehme an, wir können es hier als eine allgemein anerkannte Maxime darlegen, dass die Schuld eines Verbrechens gemessen im Verhältnis zur Schwäche oder Stärke der Versuchung, durch die eine Person zur Begehung dieses Verbrechens verleitet wird, größer oder kleiner wird. Es war diese Überlegung, die die Schuld milderte und verringerte, die Saul auf sich lud, als er vor der Ankunft des Propheten Samuel ein Opfer darbrachte; und die Ussa auf sich lud, als er die Bundeslade berührte, weil sie herunterzufallen drohte; und auf der anderen Seite, was den Ungehorsam unserer ersten Eltern und Lots Frau so sehr verschlimmerte, war der Umstand, dass die ersten so wenig Grund dazu hatten, die verbotene Frucht zu essen, und für die letzte war die Versuchung, auf Sodom zurückzublicken, so gering.
Wenn wir also davon ausgehen, muss der gewöhnliche Herumflucher von allen Sündern sicherlich der mit der geringsten Entschuldigung sein, da es in der Natur keine Art der Versuchung gibt, sein Verbrechen zu begehen. Bei den meisten anderen Geboten können Personen sich vielleicht auf die Kraft der natürlichen Triebe berufen, um ihren Verstoß zu entschuldigen: Einer könnte zum Beispiel seine Neigung zum Zorn anführen, um seinen Bruch des fünften Gebots zu entschuldigen; ein anderer seine Neigung zur Begierde für seine Verletzung des sechsten Gebots. Aber sicherlich hat der gewöhnliche Herumflucher nichts dergleichen zu seinen Gunsten vorzubringen; denn auch wenn er eine natürliche Neigung zu diesem oder jenem Verbrechen haben mag, so ist doch anzunehmen, dass kein Mensch von sich behaupten kann, er sei mit einer fluchenden DNA geboren.
Aber weiter: Da es keine Versuchung dazu gibt, ist auch kein Vergnügen oder Gewinn daraus zu ziehen, wenn man es begeht. Fragt den Trunkenbold, warum er früh aufsteht, um starken Getränken zu frönen, und er wird euch antworten, weil es seiner Sinneslust eine Art Vergnügen und Befriedigung verschafft, wie es ähnlich auch für ein Tier gelten würde. Fragt den habgierigen Weltmenschen, warum er seinen Nächsten betrügt und übervorteilt, und er hat eine Antwort parat: Um sich zu bereichern und viele Jahre lang Güter anzuhäufen.
Aber es muss sicherlich den lästerlichen Herumflucher selbst verwirren, euch mitzuteilen, welches Vergnügen er aus dem Fluchen zieht: Leider! Es ist eine fruchtlose, geschmacklose Sache, für die er seine Seele verkauft. Aber tatsächlich verkauft er sie überhaupt nicht: In diesem Fall verschenkt er sie verschwenderisch (ohne Reue) an den Teufel weg; und trennt sich von einer gesegneten Ewigkeit und rennt in ewige Qualen, einfach so für absolut nichts.
II. Was aber zweitens die Abscheulichkeit des lästerlichen Schwörens und Fluchens noch verstärkt, ist die Tatsache, dass es eine Sünde ist, die so oft wiederholt werden kann.
Das ist eine weitere Überlegung, die immer dazu dient, die Schuld und Bösartigkeit einer Sünde zu verringern oder zu vergrössern. Es war eine Entschuldigung für die Trunkenheit Noahs und den Ehebruch Davids, dass sie diese Verbrechen nur einmal begingen; auf der anderen Seite wiederholte der Patriarch Abraham es aus Misstrauen gegenüber Gott zweimal, zu leugnen, dass Sara seine Frau war. Und wenn das als ein erschwerender Umstand bei anderen gottlosen Verbrechen zugelassen wird, wieviel mehr gilt es dann sicherlich für die Schuld des gewöhnlichen Herumfluchens, denn es ist eine Sünde, die wiederholt werden kann und im Allgemeinen oft wiederholt wird. Bei vielen anderen schweren Sünden kann das nicht geschehen: Wenn jemand gesoffen hat bis der Arzt kommt, muss einige Zeit vergehen, bis er seine Ausschweifungen wieder aufleben und wieder zu seinen Kelchen zurückkehren kann; oder wenn er daran gewöhnt ist, den Sabbat zu entweihen, kann er das nicht jeden Tag tun, sondern nur jeden siebten. Aber leider! Der lästerliche Schwörer ist zu einem weiteren Eid bereit, fast bevor der Klang des ersten aus unseren Ohren ist; ja, einige verdoppeln und verdreifachen sie in einem Satz, sogar um den Sinn dessen, was sie sagen, durch das schreckliche Krakeelen der Gotteslästerung zu verwirren! Wenn nun der große und schreckliche Jehova ausdrücklich erklärt hat, dass er den nicht ungestraft lassen wird, das heißt also, ihn mit Sicherheit strafen wird, der seinen Namen auch nur ein einziges Mal missbraucht; was für ein riesiger Haufen dieser abscheulichen Sünden liegt vor der Tür jedes gewöhnlichen Fluchers? Es wäre leicht, ihn in eine unerträgliche Verzweiflung zu stürzen, wenn er nur ihre ganze Summe sehen würde. Und welches Brandmal im Gewissen 101Tim 4,2 muss dieser Unglückliche haben, der dieses ungeheure Gewicht nicht spürt!
III. Was aber drittens die Sünde des gotteslästerlichen Schwören und Fluchens noch überaus sündiger erscheinen lässt, ist, dass es die Ungläubigen gegenüber der christlichen Religion verhärten lässt.
Es ist der Rat des Apostels Petrus an die verheirateten Personen seiner Zeit, einen Lebenswandel zu führen, wie es dem Evangelium Christi gebührt, damit diejenigen, die nicht an es glaubten, dazu gewonnen werden könnten, die christliche Religion anzunehmen, wenn sie ihre frommen Gespräche in Verbindung mit ihrem Lebenswandel in Gottesfurcht beobachteten. 111Petr 3,1 Und was der Apostel verheirateten Personen auferlegt, finden wir an anderer Stelle jedem einzelnen Mitglied der Kirche auferlegt. Dementsprechend wird uns von unserem gesegneten Herrn geboten, „unser Licht vor den Menschen leuchten zu lassen, damit sie unsere guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel verherrlichen; 12Mt 5,6 und der Apostel Paulus fordert uns auf, „in Weisheit denen gegenüber zu wandeln, die außerhalb [der Gemeinde] sind, und die Zeit auszukaufen;“ 13Kol 4,5 das heißt, alle Gelegenheiten zu nutzen, um ihnen Gutes zu tun, „denn die Tage sind böse.“ 14Eph 5,16 Aber Achtung! In welch direktem Widerspruch lebt der lästerliche Schwörer zu diesen und ähnlichen Geboten, der, anstatt aus dem ungläubigen Teil der Welt Bekehrte für Christus zu gewinnen, alles tut, was er kann, um das zu verhindern! Denn wie kann man erwarten, dass Ungläubige Gott ehren, wenn die Christen ihn selbst verachten? Oder dass irgendjemand unsere Religion annehmen sollte, wenn ihre Bekenner selbst eines ihrer strengsten Gebote so leichtfertig missachten? Nein; zu unserem Kummer und unserer Schande sei gesagt, dass unsere heilige Religion (die beste und reinste) aufgrund solcher Gottlosigkeiten den Heiden gleich geworden ist; dass die heilige Autorität des heiligen Jesus und seiner Lehre verachtet wird; und „der Name Gottes gelästert wird unter den Heiden, wie es geschrieben steht.“ 15Röm 2,24
Das können nur traurige Stolpersteine und Verführungen auf dem Weg der Bekehrung unserer Brüder sein; „aber wehe jenem Menschen, durch den der Anstoß [zur Sünde] kommt!“ 16Mt 18,7 Wir können von ihnen sagen, wie unser gesegneter Herr von Judas sagte: „Es wäre für diese Menschen besser, wenn sie nie geboren worden wären.“ 17Mt 26,24 Oder, wie er an anderer Stelle droht: „Es wird dem Land Sodom und Gomorra erträglicher gehen am Tag des Gerichts als solchen Sündern.“ 18Mt 10,15
Aber das ist nicht alles; so wie lästerliches Schwören und Fluchen zweifellos diejenigen in ihrem Unglauben verhärten lassen muss, die außerhalb der Gemeinde sind, so muss es auch die ehrlichen und aufrichtigen Personen innerhalb der Gemeinde nicht weniger betrüben und sehr beleidigen. Wir hören David klagen und ausrufen: „Weh mir, dass ich ein Fremdling bin unter Meschech; ich muss wohnen bei den Zelten Kedars!“ 19Ps 120,5 das heißt, dass er gezwungen war, mit einem überaus bösen und gottlosen Volk zu leben und sich mit ihnen zu unterhalten. Und der heilige Petrus erzählt uns, dass „Lots gerechte Seele Tag für Tag Qualen litt, weil er die gottlosen Taten der Bösen sehen und hören musste.“ 202Petr 2,8 Und zweifellos machte das einen großen Teil der Leiden unseres gesegneten Meisters aus, als er auf Erden lebte, dass er gezwungen war, sich mit einem bösen und ehebrecherischen Geschlecht 21Mt 16,4 zu unterhalten und hören zu müssen, wie der heilige Name seines himmlischen Vaters von ungerechten und bösen Menschen entweiht und verspottet wurde. Und sicherlich muss es jedem wahren und aufrichtigen Christen, jedem, der in irgendeiner Weise am Geist seines Meisters teilhat, das Herz durchdringen, wenn er die Vielzahl von Eiden und Flüchen hört, die täglich und stündlich aus dem Mund vieler Leute hervorgehen, und auch solche, deren liberale Bildung und scheinbare Rücksichtnahme auf das Wohlergehen der Religion, wie man meinen könnte, ein angemesseneres Verhalten nahelegen sollte, bilden davon keine Ausnahme. Zu hören wie der große und schreckliche Name Gottes, den Engel verehren, von Menschen verunreinigt wird; und zu bedenken, wie oft dieser heilige Name, den wir nicht würdig sind, in unseren Gebeten zu erwähnen, im gewöhnlichen Reden entweiht wird; das kann jeden von ihnen nur dazu bringen, mit dem heiligen David zu rufen: „Weh mir, dass ich ein Fremdling bin unter Meschech; ich muss wohnen bei den Zelten Kedars!“ Und obwohl aufrichtigen Personen die blasphemischen und gottlosen Gespräche anderer nicht als Sünde zugeschrieben werden, solange sie „nichts zu tun haben mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern vielmehr missbilligend Zeugnis gegen sie ablegen;“ 22Eph 5,11 werden sie doch die Schwere der Schuld erheblich vergrössern und leider auch die künftige Bestrafung jedes lästerlichen Schwörers erhöhen, von dem solche Anstössigkeiten ausgehen.
Denn wenn, wie unser Erlöser uns sagt „es für einen Menschen besser wäre, wenn ein großer Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde, als dass er einem dieser Kleinen (das heißt den schwächsten seiner Jünger) einen Anstoß zur Sünde gibt; 23Lk 17,2 wieviel schlimmerer Strafe, meint ihr, werden diejenigen würdig erachtet werden, die es nicht nur verursachen, dass der Name Gottes unter den Heiden gelästert wird und die Religion unseres lieben Erlösers verabscheut wird; sondern die auch seine Heiligen zum Weinen und zum Trauern bringen und ihre gerechten Seelen Tag für Tag mit ihrem gottlosen, lästerlichen und blasphemischem Gerede quälen? Gewiss, wie Gott die Tränen der einen in seinem Krüglein sammeln wird, 24Ps 56,9 so wird es ihm gerecht sein, die anderen mit ewiger Trauer für all ihre gottlosen und harten Reden zu bestrafen und sie in den See aus Feuer und Schwefel zu werfen, 25Offb 21,8 wo sie sich über einen Tropfen Wasser freuen werden, um jene Zungen zu kühlen, 26Lk 16,24 mit denen sie so oft den Herrn der Heerscharen gelästert und das Volk unseres Gottes betrübt haben.
IV. Aber es ist an der Zeit, dass ich meinen vierten und letzten Grund anführe, warum alltägliches Herumfluchen so überaus sündig ist; und der wäre, weil es sich um einen solchen Auswuchs an Sünde handelt, dass nur die Hölle passend dafür ist, wo alle verzweifelt sind und keine Hoffnung auf Gnade haben.
Von den verdammten Teufeln und den verdammten Seelen der Menschen in der Hölle könnte man annehmen, dass sie in ihren Qualen toben und lästern, weil sie wissen, dass die Ketten, mit denen sie festgehalten werden, niemals abgerissen werden können; aber von Menschen, die im Fluss der Güte Gottes schwimmen, für die seine Barmherzigkeit jeden Morgen erneuert wird 27Klgl 3,22-23 und die jeden Augenblick von neuen Zeichen seiner unendlichen, unverdienten, liebenden Güte besucht werden; dass diese Lieblingsgeschöpfe ihren Mund gegen den Himmel richten und einen gnädigen, geduldigen und allgütigen Gott lästern, ist ein Gipfel der Sünde, der die Schwärze und Gottlosigkeit der Teufel und der Hölle selbst übertrifft.
Und nun, nach allem, was hier dargelegt wurde, um die Abscheulichkeit des lästerlichen Fluchens und Schwörens in der alltäglichen Unterhaltung aufzuzeigen möchte mich zu Recht mit den Worten des Verses an euch wenden: „Darum sage ich euch: Schwört überhaupt nicht.“ Weil es sich um eine Sünde handelt, der in der Natur keine Versuchung zugrunde liegt und die dem Täter weder Vergnügen noch Gewinn bringt; weil es die Ungläubigen in ihrem Unglauben verhärten lässt und jedem ehrlichen Christen traurige Gründe zu Kummer und Wehklagen gibt; weil es eine Sünde ist, die sich im Allgemeinen zur Gewohnheit entwickelt, und schließlich, weil es eine solche Sünde ist, wie sie nur zur Hölle passt.
Und wenn es sich so verhält und die Sünde des lästerlichen Schwörens und Fluchens, wie in gewissem Maße gezeigt wurde, so überaus sündhaft ist, folgt daraus:
Erstens: Was sollen wir dann zu solchen unglücklichen Menschen sagen, die es nicht nur für zulässig, sondern auch für modisch und kultiviert halten „den Namen Gottes zu missbrauchen“? Die glauben, dass Fluchen sie unter den Kameraden hervorstehen lässt, und es wirklich für eine Ehre halten, sich darin reichlich hervorzutun. Aber Vorsicht! Wenig wissen sie darüber Bescheid, dass ein solches Verhalten auf die größte Degenerierung des Geistes und die größte Verdummung schließen lässt, die man sich vorstellen kann. Denn was kann niederträchtiger sein, als eine Stunde lang so zu tun, als würde man Gott im öffentlichen Gottesdienst anbeten und im nächsten Moment seinen Namen zu lästern? Tatsächlich ist ein solches Verhalten von Personen, die die Existenz eines Gottes leugnen (falls es solche Narren gibt), nicht allzu verwunderlich; aber die Menschen, die sich nicht nur dem Glauben an eine Gottheit anschließen, sondern ihn auch als einen Gott von unendlicher Majestät und Macht anerkennen; die Menschen, die seinen heiligen Namen durch gottloses Schwören und Fluchen lästern und gleichzeitig bekennen, dass dieser Gott es ausdrücklich erklärt hat, dass er den nicht ungestraft lassen wird, sondern ihn ganz sicher und auf ewig (ohne Reue) bestrafen wird, der seinen Namen zu Nichtigem missbraucht; diese Menschen sind ein solches Beispiel an kompletter Dummheit und Falschheit, das ohne Parallelen ist. In anderen, weniger gefährlichen Fällen würden sie es nicht wagen, so etwas zu tun: Sie wagen es nicht, einen General an der Spitze seiner Armee zu verspotten, oder einen schlafenden Löwen aufzuwecken, wenn sie sich in Reichweite seiner Pfote befinden. Und ist der allmächtige Gott, der große Jehova, der ewige König, der sie durch den Hauch seines Zorns verzehren kann 28Hi 4,9 und sie in einem Augenblick in die Hölle werfen kann; ist er ihrer Annahme nach das einzige verachtungswürdige Wesen, das man ohne Furcht provozieren und ohne Strafe beleidigen kann? Nein; auch wenn Gott lange hört, wird er nicht immer langmütig sein. Die Zeit wird kommen, und das vielleicht auch viel früher als solche Menschen es erwarten, wenn Gott seine verletzte Ehre rechtfertigt, wenn er seinen allmächtigen Arm entblößt 29Jes 52,10 und diese Unglücklichen die ewige Kraft seiner Gerechtigkeit spüren lässt, die Macht und den Namen zeigt, den sie so oft verunglimpft und gelästert haben. Ach! Was wird dann aus all ihrer Tapferkeit werden? Werden sie dann mutwillig mit dem Namen ihres Schöpfers herumspielen und den König der ganzen Erde im Spass dazu auffordern, sie noch mehr zu verdammen? Nein; ihr Wortlaut wird sich dann ändern: Sie werden tatsächlich rufen, aber nach den „Bergen und Felsen ‘Fallet auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht des auf dem Throne Sitzenden und vor dem Zorn des Lammes!” 30Offb 6,16 Es ist wahr, es gab eine Zeit, in der sie, wenn auch vielleicht, ohne nachzudenken, um die Verdammnis für sich selbst und andere beteten; und jetzt werden ihre Gebete erhört. „Er liebte den Fluch: so treffe er ihn! Er hatte am Segen keine Freude: so bleib’ er ihm fern! Er zog den Fluch an wie sein Kleid: so dringe er ihm in den Leib wie Wasser und wie Öl in seine Gebeine.” 31Ps 109,17-18
Zweitens folgt daraus, wenn die Sünde des Fluchens so überaus abscheulich ist und so häufig vorkommt, dann ist es die Pflicht jedes Einzelnen, insbesondere derjenigen, die Autorität haben, ihr Möglichstes zu tun, ein so bösartiges Verbrechen zu missbilligen und zu unterdrücken. Die Pflicht, die wir Gott und unserem Nächsten gegenüber schuldig sind, fordert das von uns; die eine verpflichtet uns, die Ehre unseres Schöpfers geltend zu machen; und die andere, den Untergang unseres Nächsten zu verhindern; und das heisst, so zu handeln, wie wir selbst behandelt werden wollen und wie wir uns selbst bei Fällen von geringeren Konsequenzen verhalten würden. Würden wir hören, wie unser eigener oder der gute Name unseres Freundes verunglimpft und verleumdet wird, würden wir es für unsere Pflicht halten, den verleumdeten Ruf jedes Einzelnen wiederherzustellen; und soll der große, schreckliche und heilige Name unseres besten und einzigen Freundes, unseres Königs, unseres Vaters, ja unseres Gottes, täglich, ja jeden Augenblick, verhöhnt und gelästert werden; und wird es niemand wagen, aufzustehen und seine Ehre und Heiligkeit zu verteidigen? Entsetzt euch darüber, ihr Himmel! 32Jer 2,12 Nein; lasst uns über jede solche niederträchtige und verräterische Behandlung zürnen; lasst uns den Entschluss fassen, die Sache der Religion zu unterstützen, und mit besonnenem Mut unseren Eifer für die Ehre des Herrn der Heerscharen zum Ausdruck bringen. Männer mit Autorität haben doppelt so viele Vorteile wie gewöhnliche Christen; schon ihr Amt zeigt, dass sie dazu bestimmt sind, Übeltäter zu bestrafen. Und die Degenerierung der Menschheit ist so groß, dass ihre Allgemeinheit mehr von der Macht der Autoritätspersonen beeinflusst wird als von den mühsamsten Ermahnungen von der Kanzel. Deshalb wende ich mich, wenn hier welche anwesend sind, demütig an euch und flehe euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus an, euer Möglichstes zu tun, um dem gottlosen Schwören und Fluchen ein Ende zu setzen und es zu unterdrücken. Und obwohl man zugeben muss, dass das eine Arbeit ist, die viel Mut und Mühe erfordert, tätet ihr doch gut daran zu bedenken, dass ihr es für Gott tut, der euch sicherlich bei der ordnungsgemäßen Ausführung eures Amtes hier unterstützen wird und euch in der Herrlichkeit belohnen wird für immer. Aber es ist an der Zeit, zum Ende zu kommen.
Drittens: Ich möchte mich daher im Namen unseres Herrn Jesus Christus noch einmal an alle hier Anwesenden wenden. Und wenn sich einige von euch in irgendeiner Weise dieser notorischen Sünde des Schwörens und Fluchens schuldig gemacht haben, so möchte ich sie bei allen, die ihnen nahe und teuer sind, bitten, dass sie dem Richter weder die Mühe machen, sie bestrafen zu müssen, noch ihren Freunden in Zukunft einen Grund dafür geben, sie davor warnen zu müssen, dieses Verbrechen zu begehen: Sondern sie sollen eine Wache vor ihren Mund stellen und das Tor ihrer Lippen behüten 33Ps 141,3 und dabei den göttlichen Beistand anflehen (ohne den alles nichts ist), damit sie mit ihren Zungen nicht mehr so skandalöse Verstösse begehen. Sie sollten sich ernsthaft zu Herzen nehmen, was hier mit großer Klarheit und Einfachheit vorgetragen wurde, und wenn sie irgendeinen Respekt vor sich selbst als Menschen oder vor ihrem Ruf als Christen haben; wenn sie nicht ein öffentlicher Skandal für ihren Beruf oder ein Kummer für alle sein möchten, die sie kennen oder sich mit ihnen unterhalten; kurz gesagt, wenn sie nicht Teufel in Menschengestalt sein und Gott dazu provozieren wollen, sie im Jenseits für immer zu bestrafen; ich sage zu ihnen im Namen unseres Herrn Jesus Christus: „Schwört überhaupt nicht.“
Fussnoten
- 1Ps 8,3
- 2Mt 7,6
- 3Hes 2,5
- 4Hes 14,14
- 52Kor 1,23
- 61Kor 4,4
- 71Kor 15,31
- 8Mt 23,2
- 92Mo 20,7
- 101Tim 4,2
- 111Petr 3,1
- 12Mt 5,6
- 13Kol 4,5
- 14Eph 5,16
- 15Röm 2,24
- 16Mt 18,7
- 17Mt 26,24
- 18Mt 10,15
- 19Ps 120,5
- 202Petr 2,8
- 21Mt 16,4
- 22Eph 5,11
- 23Lk 17,2
- 24Ps 56,9
- 25Offb 21,8
- 26Lk 16,24
- 27Klgl 3,22-23
- 28Hi 4,9
- 29Jes 52,10
- 30Offb 6,16
- 31Ps 109,17-18
- 32Jer 2,12
- 33Ps 141,3