Der Pharisäer und der Zöllner
Lukas 18,14: „Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
Obwohl es einige wagen, den Herrn Jesus zu leugnen und an die Offenbarung, die er uns mit Wohlgefallen gegeben hat, nicht zu glauben und dadurch ein schnelles Verderben über sich selbst bringen; 12Petr 2,2 möchte ich trotzdem ganz optimistisch hoffen, dass wenn überhaupt nur wenige von dieser Sorte unter euch zu finden sind, denen ich jetzt das Reich Gottes predigen werde. Wenn ich euch fragen würde, wie wollt ihr vor dem Angesicht eines gekränkten Gottes gerechtfertigt werden? Ich nehme an, ihr würdet antworten, nur durch unseren Herrn Jesus Christus. Aber wenn ich noch genauer nachbohren würde, fürchte ich, dass die meisten den Herrn Jesus nur zum Teil zu ihrem Erlöser machen und ansonsten danach trachten würden, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten. 2Röm 10,3 Und das ist kein Gegensatz zu den Regeln der christlichen Nächstenliebe: Denn wir sind alle von Natur aus selbstgerecht; es ist ebenso selbstverständlich für uns, uns einem Bund von Werken zuzuwenden, wie dass die Funken nach oben fliegen. Wir haben in diesen vielen Jahren so viele gesetzliche Prediger gehört und so wenige Prediger der geschenkten Gnade, dass die meisten heutigen Bekenner auf ihren Hefen zu liegen 3Zef 1,12 scheinen und eher den Titel Pharisäer als Christen verdienen.
So stand es um das allgemeine Volk zur Zeit des öffentlichen Wirkens unseres Herrn. Und deshalb predigte er in fast allen seinen Predigten das Evangelium zu den armen Sündern und kündigte den stolzen Selbstgerechten schreckliche Leiden an. Das Gleichnis, zu dem die Worte des Textes gehören, schaut in diese beiden Richtungen: Denn laut dem Evangelisten (Vers 9) sagte unser Herr es zu „einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und die andern verachteten.“ Und es ist ein bemerkenswertes Gleichnis; ein Gleichnis, das eure größte Aufmerksamkeit verdient. „Wer Ohren hat zu hören, der höre,” 4Mt 11,15 was Jesus Christus darin zu allen sichtbaren Bekennern sagt.
Vers 10: „Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.“ Die Pharisäer waren die strengste Sekte unter den Juden. „Ich lebte nach der strengsten Sekte unserer Religion, als ein Pharisäer.“ 5Apg 26,5 sagt Paulus. Sie beteten nicht nur oft; sie beteten auch lange. Und um außergewöhnlich fromm zu wirken, beteten sie an den Straßenecken, wo sich zwei Wege trafen, damit die Leute, die gingen oder kamen, sie sehen konnten. „Sie machten (wie unser Herr uns mitteilt) ihre Gebetsriemen breit.“ 6Mt 23,5 Sie ließen Pergamentstücke in ihre langen Gewänder nähen, auf denen Abschnitte der Heiligen Schrift geschrieben waren, damit die Menschen daraus schließen konnten, dass sie glühende Verehrer des Gesetzes Gottes waren.
Sie waren bei der äußeren Reinigung so pünktlich und genau, dass sie sich beim Ein- und Ausgehen wuschen. Sie wuschen Töpfe, eherne Gefäße und Tische und machten viele andere ähnliche Sachen. Sie waren voll Eifer für die Traditionen der Väter und für die Einhaltung der Riten und Zeremonien des Gottesdienstes, obwohl sie durch ihre Traditionen häufig das Gesetz Gottes außer Kraft setzten. Und sie hielten den Sabbat äußerlich so genau ein, dass sie unseren Herrn dafür verurteilten, dass er aus seinem Speichel etwas Ton gemacht hatte; und nannten ihn einen Sünder und sagten, er sei nicht von Gott, weil er am Sabbat einen Blindgeborenen sehend gemacht hatte. Aus diesen Gründen genossen sie große Verehrung unter den Menschen, die von diesen blinden Führern auf traurige Weise in die Irre geführt wurden: Sie saßen gern obenan in den Synagogen und hatten es gern, dass sie auf dem Markt gegrüßt und von den Leuten Rabbi genannt wurden. 7Mt. 23,6 Kurz gesagt, sie hatten einen solchen Ruf der Frömmigkeit, dass es unter den Juden zum Sprichwort wurde, dass, wenn nur zwei Männer gerettet würden, einer von ihnen ein Pharisäer sein müsse.
Was die Zöllner betrifft, mit ihnen war es nicht so. Es scheint, dass sie manchmal Juden waren oder zumindest Fremdlinge, die innerhalb der Tore lebten; 82Mo 20,10 denn wir finden hier einen, der zum Tempel hinaufgeht; aber im Großen und Ganzen neige ich zu der Annahme, dass es sich um Nichtjuden handelte; denn sie sammelten römische Steuern ein und häuften großen Reichtum an (wie aus dem Geständnis von Zachäus, einem ihrer Anführer, hervorgeht), indem sie den Menschen mit falschen Anschuldigungen Unrecht zufügten. Sie waren so allgemein berüchtigt, dass unser Herr selbst seinen Jüngern sagte, der aus der Gemeinschaft ausgeschlossene Mann sollte für sie „wie ein Heide und ein Zöllner sein.” 9Mt 18,17 Und die Pharisäer hielten es für einen ausreichenden Vorwurf um den Charakter unseres Herrn infragezustellen, dass er ein Freund der Zöllner und Sünder war und sich mit ihnen zum Essen hinsetzte.
Aber so unterschiedlich sie auch in anderen Dingen waren, darin waren sie sich einig, dass der öffentliche Gottesdienst eine Pflicht ist, die allen obliegt. Denn sie gingen beide zum Tempel hinauf. Gerade die Heiden waren Beobachter der Tempelanbetung. Sehr früh im Alten Testament bemerken wir, dass Menschen Dankopfer darbringen und den Namen des HERRN anrufen; 10Ps 116,17 und ich finde nirgends im Neuen Testament einen Widerspruch dazu. Unser Herr und seine Apostel gingen zum Tempel hinauf; und der Apostel gebietet uns „die Zusammenkünfte nicht zu versäumen“ 11Heb 10,25 wie es in unseren Tagen zu viele tun; auch solche, die gerne möchten, dass wir gut von ihnen denken, obwohl sie selten oder nie die Vorhöfe des Hauses des Herrn betreten. Aber auch wenn unsere Gebete in unseren Kammern beginnen, sollen sie dort nicht enden. Und wenn Menschen draußen nie ihre Gebete zeigen, muss ich vermuten, dass sie zu Hause wenig oder gar keine verrichten. „Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf.“ Und warum gingen sie dorthin? Nicht (wie es viele unter uns tun) um das Haus Gottes zu einem Kaufhaus zu machen 12Joh 2,16 oder eine Räuberhöhle daraus zu machen; 13Mt 21,13 / Jer 7,11 geschweige denn, den Prediger lächerlich zu machen oder die Gemeinde zu stören. Nein, sie kamen zum Tempel, sagt unser Herr, „um zu beten.“ Dorthin sollten die Stämme des geistlichen Israels Gottes hinaufziehen, 14Ps 122,4 um mit ihm zu reden und ihr Herz auszuschütten vor dem mächtigen Gott Jakobs.
„Zwei Menschen gingen zum Tempel hinauf, um zu beten.“ Ich befürchte, einer von ihnen hat seinen Auftrag vergessen. Ich war oft schon ratlos, wie ich die Ansprache des Pharisäers nennen soll; sie verdient sicherlich nicht den Namen eines Gebets. Man kann eher sagen, dass er zum Tempel kommt, um sich zu rühmen, als zu beten, denn ich finde kein einziges Wort des Bekenntnisses seines sündhaften Wesens; nicht eine einzige Bitte um Vergebung seiner früheren begangenen Sünden oder um Gnade, ihm für die kommende Zeit zu helfen und beizustehen. Er legt Gott sozusagen nur eine Aufstellung seiner Taten vor; und macht das, was kein Fleisch mit Recht tun kann, ich meine, sich vor ihm zu rühmen. 151Kor 1,29
Vers 11. „Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner.“
Unser Herr macht zuerst eine Bemerkung über seine Haltung: „Der Pharisäer stand“, dafür ist er nicht zu verurteilen; denn sowohl das Stehen als auch das Knien ist eine angemessene Haltung zum Gebet. „Und wenn ihr steht und betet“ 16Mk 11,25 sagt unser Herr; obwohl unser Herr manchmal kniete, ja, flach auf dem Gesicht auf dem Boden lag; auch seine Apostel knieten nieder, wie wir in der Apostelgeschichte lesen, was mich über einige wundern lässt, die so dafür eifern, in der Familie zu stehen und auch beim öffentlichen Gebet, dass sie nicht knien wollen, auch wenn alle um sie herum knien. Ich fürchte, in diesem Verhalten steckt etwas vom Pharisäer. Ob Knien oder Stehen ist egal, wenn das Knie der Seele gebeugt und das Herz gerade auf Gott ausgerichtet ist. Wir sollten lernen, in gleichgültigen Dingen nicht wählerisch zu sein, damit wir nicht schwache Geister vor den Kopf stossen. Was am Pharisäer bemerkt wird, ist sein „bei sich selbst Stehen:“ Denn die Worte könnten so interpretiert werden, dass er allein an einem bedeutenden Ort, im oberen Teil des Tempels stand, in der Nähe des Allerheiligsten, damit die Gemeinde sehen konnte, was für ein gottesfürchtiger Mann er war. Oder es lässt sich so verstehen, wie wir es lesen: Er betete für sich oder aus sich selbst heraus, aus seinem eigenen Herzen heraus. Er betete nicht nach der Form; es war ein spontanes Gebet: Denn es gibt viele Pharisäer, die auch spontan beten und predigen. Ich sehe nicht, warum man sich das nicht ebenso aneignen können sollte wie andere Künste und Wissenschaften. Ein Mann mit einer guten Rhetorik und Ausdrucksweise, einer raschen Auffassungsgabe und einem guten Gedächtnis kann seine eigenen Predigten oder die anderer Männer wiederholen und mit der Hilfe von Wilkins oder Henry auch scheinbar hervorragend beten und trotzdem auch nicht das kleinste Körnchen wahrer Gnade in seinem Herzen haben; ich erzähle das nicht, um spontane Gebete schlechtzureden oder jene lieben Seelen zu entmutigen, die wirklich im Geiste beten; ich möchte hiermit nur ein Wort des Tadels an diejenigen richten, die so eifrig darin sind, spontan zu beten, dass sie alle verdammen oder zumindest verurteilen, die Formen verwenden, als ob sie nicht so heilig und himmlisch seien wie andere, die ohne diese beten. Ach! Das ist falsch. Nicht jeder, der spontan betet, ist ein spiritueller Mensch, und nicht jeder, der in einer Form betet, ist ein formeller Mensch. Lasst uns einander nicht verurteilen; wer sich einer Form bedient, soll den, der spontan betet, nicht deswegen verurteilen. Und wer spontan betet, der soll nicht den verachten, der sich einer Form bedient.
„Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so.“ Was bedeuten kann, dass er auch innerlich in seinem Herzen betet; denn es gibt eine Möglichkeit (und zwar eine ausgezeichnete), zu beten, wenn wir nicht sprechen können; so betete Hanna; als sie nicht hörbar sprach, bewegten sich nur ihre Lippen. So sagt Gott zu Mose: „Was schreist du zu mir?“ 172Mo 14,15 als dieser offensichtlich kein einziges Wort sprach.
Das ist es, was der Apostel damit meint, dass „der Geist selbst mit unaussprechlichem Seufzen für die Gläubigen eintritt.” 18Röm 8,26 Denn es gibt Zeiten, in denen die Seele zu groß ist, um zu sprechen; wenn Gott sie erfüllt und mit seiner Gegenwart überschattet, so dass sie nur noch niederfallen, anbeten, verehren und im Staub vor dem Herrn liegen kann. Wiederum gibt es eine Zeit, in der die Seele taub, unfruchtbar und trocken ist und der Gläubige seinem himmlischen Vater kein Wort zu sagen hat; und dann kann nur das Herz sprechen. Und ich erwähne das zur Ermutigung schwacher Christen, die denken, dass sie nur mit einem Wortschwall akzeptiert werden und sich einbilden, dass sie Gott im Grunde nicht gefallen, nur aus dem Grund, weil sie sich selbst nicht gefallen. Solche täten gut daran zu bedenken, dass Gott die Sprache des Herzens und den Sinn des Geistes kennt; und dass wir Worte benutzen, nicht um Gott zu informieren, sondern um auf uns selbst zu wirken. Wenn sich also jemand von euch in einer solchen Lage befindet, seid nicht entmutigt: Gebt euch selbst in Schweigen vor Gott als Opfer hin, wie Ton in den Händen des Töpfers, damit er sein eigenes göttliches Bild auf eure Seelen schreibt und einprägt. Aber ich glaube, der Pharisäer wusste nichts von dieser Art des Gebets: Er war selbstgerecht, dem göttlichen Leben entfremdet; und daher lässt sich jede der vorigen Erklärungen sehr gut auf diese Worte anwenden.
„Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner.“ Hier ist ein gewisser Anschein von Hingabe zu erkennen, aber es ist nur ein Schein. Gott dafür zu danken, dass wir keine Erpresser, Ungerechten, Ehebrecher sind und in unseren Taten nicht so böse sind wie andere Menschen, ist gewiss angebracht, richtig und unsere Pflicht: Denn was auch immer an Graden von guten Eigenschaften in uns mehr als in anderen vorhanden sein mag, ist nur der zurückhaltenden, verhindernden und unterstützenden Gnade Gottes zu verdanken. Wir sind alle gleichermaßen in Sünde empfangen und geboren; 19Ps 51,7 alle ermangeln der Herrlichkeit Gottes 20Röm 3,23 und sind allen Flüchen und Verwünschungen des Gesetzes ausgesetzt; deshalb gilt: „Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn.“ 212Kor 10,17 Denn keiner von uns hat etwas, was er nicht empfangen hat; und was auch immer wir empfangen haben, wir haben es nicht im Geringsten verdient und können auch nicht den geringsten Anspruch darauf erheben, egal mit welcher Begründung: Wir stehen ganz und gar in der Schuld der freigebig geschenkten Gnade für alle. Hätte der Pharisäer so gedacht, als er sagte: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die anderen Menschen“, wäre das eine ausgezeichnete Einleitung für sein Gebet gewesen. Aber er war ein Anhänger des freien Willens und selbstgerecht (denn wer das eine ist, muss auch das andere sein) und dachte, er hätte sich aus eigener Kraft und Stärke von diesen Lastern ferngehalten. Und doch sehe ich nicht, welchen Grund er hatte, darauf zu vertrauen, dass er gerecht war, nur weil er auf sich selbst vertrauen musste, dass er gerecht sei, nur weil er kein Erpresser, kein Ungerechter, kein Ehebrecher war; denn die ganze Zeit über war er darauf sicherlich (so wie jeder selbstgerechte Mensch) so stolz wie der Teufel. Aber er rühmt sich nicht nur selbst, sondern er lügt vor Gott (wie alle Selbstgerechten hier und später als Lügner gelten werden). Er dankt Gott dafür, dass er nicht ungerecht war: Aber ist es nicht ein Akt höchster Ungerechtigkeit, Gott seiner Vorrechte zu berauben? Ist es nicht ein Akt der Ungerechtigkeit, unseren Nächsten zu verurteilen? Und doch ist dieser selbstgerechte Prahler dieser beiden Verbrechen schuldig. „Oder auch wie dieser Zöllner!“ Er scheint mit äußerster Verachtung zu sprechen; dieser Zöllner! Vielleicht zeigte er auf den armen Mann, damit andere ihn mit der gleichen Verachtung behandeln sollten. Du stolzer, selbstbewusster Prahler, was hattest du mit diesem armen Zöllner zu schaffen?
Angenommen, andere Zöllner wären ungerecht und Erpresser, folgert daraus dann automatisch, dass er auch so sein musste? Oder wenn er ein solcher Sünder gewesen wäre, woher weißt du, dass er diese Sünden nicht bereut hat? Dass er zum Tempel kam, um zu beten, ist zumindest ein gutes Zeichen einer Erneuerung. Darum bist du nicht zu entschuldigen, o Pharisäer, der du den Zöllner so verurteilst; denn du, der ihn für ungerecht hält, bist im Akt des Urteils selbst ungerecht; dein Opfer ist nur das Opfer eines Toren. 22Pred 4,17
Wir haben gesehen, wozu die negative Tugend des Pharisäers führt: Ich denke, zu überhaupt nichts. Lasst uns sehen, wie weit seine positive Tugend reicht. Denn wenn wir wirklich religiös sind, werden wir uns nicht nur vom Bösen abwenden, sondern auch Gutes tun: 231Petr 3,11 „Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“
Der Pharisäer wird hier nicht wegen seines Fastens verurteilt, denn Fasten ist eine christliche Pflicht; „Wenn ihr fastet,“ 24Mt 6,16 sagt unser Herr und geht somit davon aus, dass seine Jünger fasten würden. Und „wenn der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, in jenen Tagen werden sie fasten.“ 25Lk 5,35 „Oftmals in Fasten,“ 261Kor 9,27 sagt der Apostel. Und alle, die nicht selbst verwerflich werden möchten, werden dafür sorgen, als ihr Privileg, dass sie ohne gesetzliche Zwänge „ihren Leib bezwingen und ihn beherrschen.“ 271Kor 9,27 Der Pharisäer wird nur dafür verurteilt, dass er aus seinem Fasten eine Gerechtigkeit macht und denkt, dass Gott ihn annehmen würde oder dass er besser als seine Nächsten sei, nur wegen seines Fastens: Dafür wurde er getadelt. Der Pharisäer wurde nicht dafür verurteilt, zweimal in der Woche zu fasten; ich wünschte, einige Christen würden ihn darin mehr nachahmen: Aber sich für seine Rechtfertigung vor Gottes Angesicht auch nur im Geringsten auf das Fasten zu verlassen, war wirklich abscheulich. „Ich gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“ Er hätte genauso gut sagen können: „Ich zahle den Zehnten.“ Aber selbstgerechte Menschen (was auch immer sie anderes sagen mögen) denken, dass sie Gott etwas geben. „Ich gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“ Ich gebe gewissenhaft den Zehnten, nicht nur von allem, was das Gesetz verlangt, sondern auch von meiner Minze, meinem Dill und meinem Kümmel, 28Mt 23,23 von allem, was ich besitze; das war in Ordnung; aber mit solchen Dingen oder mit seinem Fasten anzugeben, ist pharisäerhaft und teuflisch. Lasst uns jetzt also die ganze Gerechtigkeit dieses angeberischen Pharisäers zusammenfassen und sehen, wie wenig Grund er dazu hatte, auf sich selbst zu vertrauen, dass er gerecht sei oder andere zu verachten. Er verübt kein Unrecht (aber dafür haben wir nur sein bloßes Wort, ich glaube, ich habe das Gegenteil bewiesen), er ist kein Ehebrecher, kein Erpresser; er fastet zweimal in der Woche und gibt den Zehnten von allem, was er besitzt; und alles das konnte er tun und noch viel mehr, und dennoch ein Kind des Teufels sein: Denn hier wird nicht erwähnt, dass er den Herrn, seinen Gott, von ganzem Herzen liebte, was das „höchste und erste Gebot“ 29Mt 22,38 war, hier finden wir keine einzige Silbe über innere Religion; und er ist kein echter Jude, der es nur äußerlich ist. 30Röm 2,28 Es ist nur eine äußerliche Frömmigkeit im besten Fall; innerlich ist er voller Stolz, Selbstgerechtigkeit, Eigenwillen und großer Lieblosigkeit.
Denkt ihr nicht, dass die Pharisäer über diese Darstellung ziemlich beleidigt waren? Denn sie konnten leicht erkennen, dass sie damit gemeint waren. Und obwohl einige von euch vielleicht mit mir beleidigt sein mögen, muss ich euch doch aus Liebe sagen, dass ich fürchte, dass dieses Gleichnis gegen viele von euch gesprochen wird; denn gibt es nicht viele unter euch, die zum Tempel hinaufgehen um zu beten, mit keinem besseren Geist als es dieser Pharisäer tat? Und weil du fastest, zum Beispiel in der Fastenzeit oder jeden Freitag, und weil du niemandem Schaden zufügst, am Abendmahl teilnimmst, den Zehnten zahlst und ab und zu ein Almosen gibst; denkst du, dass du in Sicherheit bist, und vertraust darauf, dass du gerecht bist, und verachtest innerlich diejenigen, die in diesen äußeren Pflichten nicht an dich herankommen? Ich bin überzeugt, dass das leider bei vielen von euch der Fall ist! Aber ach, es ist eine Angelegenheit zum Verzweifeln, wie ich am Ende dieses Diskurses zeigen werde.
Werfen wir nun einen Blick auf den Zöllner, Vers 13. „Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!“
„Der Zöllner stand ferne.“ Vielleicht im äußeren Vorhof des Tempels, im Bewusstsein, dass er nicht würdig war, sich dem Allerheiligsten zu nähern; sich dessen so bewusst und so niedergedrückt von dem Gefühl seiner eigenen Unwürdigkeit, dass er nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben wollte, von dem er wusste, dass er Gottes Thron war. 31Jes 66,1 Armes Herz! Was hat er zu diesem Zeitpunkt gefühlt! Niemand außer reuigen Zöllnern wie ihm selbst kann es sagen. Mir kommt es vor, als würde ich ihn in der Ferne stehen sehen, nachdenklich, bedrückt und sogar von Kummer überwältigt; manchmal versucht er aufzuschauen; aber dann fällt es ihm ein, die Himmel sind nicht rein vor seinen Augen, und sogar seinen Engeln wirft er Torheit vor. 32Hi 15,15 / Hi 4,18 Wie soll denn ein solcher Elender wie ich es wagen, mein schuldiges Haupt zu erheben? Und um zu zeigen, dass sein Herz voll heiligem Groll gegen sich selbst war und dass er nach gottgewollter Weise betrübt worden war, 332Kor 7,11 schlug er sich auf die Brust. Das Wort im Original deutet darauf hin, dass er sich hart an die Brust schlug: Er wird niemandem die Schuld geben außer seinem eigenen bösen Herzen. Er wird nicht, wie der nicht demütige Adam, stillschweigend die Schuld für seine Niederträchtigkeit auf Gott schieben und sagen: „Die Leidenschaften, die du mir gegeben hast, sie haben mich betrogen und ich sündigte.” 341Mo 3,12 Er ist zu reumütig, um seinem Schöpfer solche Vorwürfe zu machen; er schlägt sich auf die Brust, seine verräterische, undankbare, verzweifelt böse Brust; eine Brust, die nun bereit ist zu platzen; und schließlich schreit er aus der Fülle seines Herzens, zweifellos unter vielen Tränen: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Nicht: Gott sei diesem stolzen Pharisäer dort drüben gnädig. Er fand genug Grund zum Unmut in sich selbst, ohne auf andere zu blicken. Nicht: Gott sei mir Heiligem gnädig. Denn er wusste, „alle seine Gerechtigkeiten waren wie ein beflecktes Kleid.” 35Jes 64,4 Nicht: Gott sei diesem oder jenem gnädig. Sondern: Gott sei mir gnädig, ja mir, einem Sünder, einem Sünder von Geburt an, einem Sünder in Gedanken, Worten und Taten; ein Sünder in Bezug auf meine Person, ein Sünder in Bezug auf alle meine Leistungen; ein Sünder, an dem nichts Gesundes ist, in dem nichts Gutes wohnt, ein Sünder, arm, elend, blind und nackt, 36Offb 3,17 von der Fußsohle bis zum Haupt Beulen und Striemen und frische Wunden; 37Jes 1,6 / Röm 7,18 ein sich selbstanklagender, sich selbst verurteilender Sünder. Was denkt ihr? Wäre dieser Zöllner beleidigt gewesen, wenn irgendein Pastor ihm gesagt hätte, dass er es verdiente, verdammt zu werden?
Wäre er wütend gewesen, wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er von Natur aus halb Teufel und halb Tier sei? Nein: Er hätte gestanden, dass ihm tausend Höllen gebührten und dass er ein irdischer, teuflischer Sünder war. Er spürte nun, wie schrecklich es war, sich vom lebendigen Gott 38Heb 10,31 abzuwenden: Er fühlte, dass er in jeder Hinsicht nicht zu entschuldigen war; dass er auf keine Weise aufgrund irgendetwas in sich selbst vor den Augen Gottes gerechtfertigt werden konnte; und wirft sich deshalb vor die Füße der souveränen Gnade. „Gott sei mir Sünder gnädig.“ Hier ist kein Vertrauen in das Fleisch, keine Verteidigungsrede, die sich aus dem Fasten, dem Zahlen des Zehnten oder der Erfüllung irgendeiner anderen Pflicht ergibt; hier ist keine Prahlerei, dass er kein Erpresser, kein Ungerechter oder Ehebrecher sei. Vielleicht hatte er sich all dieser Verbrechen schuldig gemacht, zumindest wusste er, dass er sich all dieser Verbrechen schuldig gemacht hätte, wenn er den Plänen und Wünschen seines eigenen Herzens gefolgt wäre; und deshalb ruft er aus, mit einem zerbrochenen und zerschlagenen Geist: 39Ps 51,19 „Gott sei mir Sünder gnädig.“
Dieser Mann kam zum Tempel, um zu beten, und er betete tatsächlich. Und ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wird Gott nicht verachten. 40Ps 51,19 „Ich sage euch“, sagt unser Herr, ich, der von Ewigkeit an im Schoß des Vaters gelegen hat; ich, der Gott ist und daher alles weiß; ich, der weder täuschen noch getäuscht werden kann, dessen Urteil gerecht ist; ich sage euch, was auch immer ihr darüber denken wollt oder von mir denken werdet, weil ich es euch gesagt habe: „Dieser Mann“, dieser Zöllner, dieser verachtete, sündige, aber gebrochene Mann, „ging gerechtfertigt (freigesprochen) hinab in sein Haus (als gerecht angesehen in den Augen Gottes), eher als der andere.“
Lasst die Pharisäer sich davor hüten, diesen Text zu verdrehen. Denn wenn es heißt: „Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, eher als der andere“, meint unser Herr nicht, dass beide gerechtfertigt waren und dass der Zöllner noch mehr Rechtfertigung bekommen hatte als der Pharisäer, sondern es ist entweder gemeint, dass der Zöllner tatsächlich gerechtfertigt war, der Pharisäer jedoch nicht; oder dass der Zöllner auf einem besseren Weg war, die Rechtfertigung erlangen zu können als der Pharisäer; gemäß dem Ausspruch unseres Herrn: „Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr.“ 41Mt 21,31 Dass der Pharisäer nicht gerechtfertigt war, ist sicher, denn „Gott widersteht den Hochmütigen;“ 42Jak 4,6 und dass der Zöllner zu dieser Zeit tatsächlich gerechtfertigt war (und vielleicht mit einem Gefühl davon im Herzen nach Hause ging), dazu haben wir guten Grund, aus dem letzten Teil des Textes zu schließen: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
Deshalb spricht das Gleichnis zu allen, die mir heute zuhören; und dass unser Herr wollte, dass wir daraus etwas lernen, geht aus seiner Allgemeingültigkeit hervor: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
Das Gleichnis vom Zöllner und Pharisäer ist wie ein Spiegel, in dem wir die unterschiedlichen Arten der gesamten Menschheit sehen können; denn die gesamte Menschheit kann in zwei allgemeine Klassen eingeteilt werden. Entweder vertrauen sie ganz oder teilweise darauf, dass sie gerecht sind, und dann sind sie Pharisäer; oder sie haben kein Vertrauen in das Fleisch, sind sich selbst anklagende Sünder, und dann fallen sie unter den eben beschriebenen Charakter des Zöllners. Und wir können auch hinzufügen, dass die unterschiedliche Aufnahme, die diese Männer erfahren, uns in lebhaften Farben die unterschiedliche Behandlung vor Augen führt, auf welche der selbstgerechte und der sich selbst verurteilende Angeklagte am schrecklichen Tag des Gerichts treffen werden: „Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
„Jeder“ ohne Ausnahme, jung oder alt, hoch oder niedrig, reich oder arm (denn Gott sieht die Person nicht an), 43Apg 10,34 „jeder“ wer auch immer er ist, der sich selbst erhöht, jeder, der auf sich selbst vertraut, dass er gerecht sei, der sich auf seiner Pflichterfüllung ausruht oder daran denkt, sie mit der Gerechtigkeit Jesu Christi zu verbinden, zur Rechtfertigung vor Gott, auch wenn er kein Ehebrecher ist, kein Erpresser, auch wenn er äußerlich kein Unrecht tut, ja, obwohl er zweimal in der Woche fastet und den Zehnten von allem gibt, was er besitzt; dennoch wird er vor den Augen aller guten Menschen, die ihn hier kennen, und vor den Menschen und Engeln und vor Gott selbst erniedrigt werden, wenn Jesus Christus im Jenseits im Gericht erscheint. Wie niedrig, kann niemand außer dem allmächtigen Gott sagen. Er wird erniedrigt werden, um mit den Teufeln zu leben, und für immer in der untersten Hölle zu hausen.
Hört das, ihr Selbstgerechten, zittert, und seht euren Untergang! Ein schreckliches Schicksal, schrecklicher, als Worte es ausdrücken oder sich Gedanken vorstellen können! Wenn ihr euch weigert, euch zu demütigen, nachdem ihr dieses Gleichnis gehört habt, rufe ich Himmel und Erde als Zeugen gegen euch auf an diesem Tag, dass Gott euch mit all seinen Stürmen heimsuchen und alle Schalen seines Zorns auf eure rebellischen Häupter ausgießen wird; 44Off 16,1 ihr habt euch hier erhöht, und Gott wird euch im Jenseits erniedrigen; ihr seid so stolz wie der Teufel, und bei Teufeln werdet ihr bis in alle Ewigkeit wohnen. „Irrt euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten!“ 45Gal 6,7 Er sieht eure Herzen, er weiß alles. Und selbst wenn ihr vielleicht zum Tempel hinaufsteigt, um zu beten, werden eure Gebete zur Sünde, und ihr geht ungerechtfertigt in eure Häuser hinab, wenn ihr euch selbst rechtfertigt. Und wisst ihr, was es bedeutet, ungerechtfertigt zu sein? Wenn ihr ungerechtfertigt seid, bleibt der Zorn Gottes auf euch; du bist in deinem Blut; 46Hes 16,6 alle Flüche des Gesetzes kommen über dich: Verflucht wirst du sein bei deinem Eingang und verflucht bei deinem Ausgang; 475 Mo 28,19 verflucht sind deine Gedanken, verflucht sind deine Worte, verflucht sind deine Taten. Alles, was ihr von morgens bis abends tut, sagt oder denkt, ist nur eine fortlaufende Reihe von Sünden. So hoch ihr auch in den Augen der Menschen geschätzt werdet, wie sehr ihr auch mit den obersten Plätzen in den Synagogen 48Lk 11,43 geehrt werden mögt, in der streitenden und triumphierenden Kirche werdet ihr keinen Platz haben. „Demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes.“ 491Petr 5,6 Zerstört jeden selbstgerechten Gedanken und jede stolze Fantasie, die sich jetzt noch selbst gegen die vollkommene, persönliche, zugeschriebene Gerechtigkeit des lieben Herrn Jesus erheben: 502Kor 10,5 „Denn wer (und nur der) sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“
Wer sich demütigt, egal was er für einer ist: Wenn er, anstatt zweimal in der Woche zu fasten, zweimal in der Woche betrunken war; wenn er, anstatt von allem, was er besitzt, den Zehnten zu geben, den Geistlichen um seinen Zehnten und den König um seine Steuern betrogen hat; wenn er ungerecht ist, ein Erpresser, ein Ehebrecher, ja wenn die Sünden der ganzen Menschheit, sich in ihm zentrieren und vereinen; aber wenn er durch Gnade in die Lage versetzt wird, sich selbst zu demütigen, wie der Zöllner, wird er erhöht werden; nicht auf zeitliche Weise; denn Christen müssen eher damit rechnen, erniedrigt zu werden, dass ihre Namen als böse verworfen werden 51Lk 6,22 und dass sie ihr Leben für Christus Jesus in dieser Welt hingeben; aber er wird im geistlichen Sinne erhöht werden; er wird durch das Blut Jesu als Geschenk von all seinen Sünden gerechtfertigt; er wird Frieden mit Gott haben, einen Frieden, der allen Verstand übersteigt; 52Phil 4,7 nicht nur Frieden, sondern auch Freude am Glauben; er wird aus dem Reich Satans in das Reich des Sohnes von Gottes Liebe versetzt 53Kol 1,13 werden. Er wird in Christus bleiben und Christus in ihm. 541Joh 4,13 Er wird eins sein mit Christus und Christus eins mit ihm. 55Joh 17,21 Er wird göttliche Wonnen trinken aus einem Strom: 56Ps 36,9 Er wird durch und durch geheiligt werden an Geist, Seele und Körper; mit einem Wort: Er soll erfüllt werden bis zur ganzen Fülle Gottes. 57Eph 3,19 So wird der Mann, der sich selbst erniedrigt, hier erhöht werden; aber Oh, wie hoch wird er im Jenseits erhöht werden! Bis zu den höchsten Himmeln, zur Rechten Gottes: Dort wird er sitzen, glücklich an Leib und Seele, und die Engel richten; 581Kor 6,3 hoch, außerhalb der Reichweite aller Sünde und aller Schwierigkeiten, auf ewig sicher vor jeder Gefahr des Absturzes. Oh Sünder, wüsstet ihr nur, wie sehr Gott diejenigen erhöhen will, die sich erniedrigen und an Jesus glauben, ihr würdet euch sicherlich erniedrigen und mindestens Gott anflehen, euch zu erniedrigen; denn er ist es, der auf den Felsen eurer Herzen schlagen muss damit ein Strom reuiger Tränen daraus herauslaufen wird. 592Mo 17,6 Oh, dass Gott dieser Predigt einen solchen Auftrag geben würde, wie er ihn einst dem Stab von Moses gegeben hat! Ich würde auf euch wieder und wieder mit dem Stab seines Wortes schlagen, bis jeder von euch dazu gebracht wurde, mit dem armen Zöllner zu schreien: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Was wäre das für eine angenehme Sprache in den Ohren des Herrn von Zebaoth!
Gibt es unter euch keine armen Sünder? Was, seid ihr alle Pharisäer? Sicherlich könnt ihr den Gedanken nicht ertragen, ungerechtfertigt nach Hause zurückzukehren; könnt ihr? Was wäre, wenn euch ein Schlaganfall plötzlich erwischt und eure Seelen vor den schrecklichen Richter der Lebenden und Toten weggebracht würden? Was werdet ihr ohne die Gerechtigkeit Christi tun? Wenn ihr ohne Rechtfertigung aus der Welt geht, müsst ihr für immer ohne sie bleiben. Oh, dass ihr euch selbst demütigen würdet! Dann würde der Herr euch erhöhen; es kann sein, dass der Herr euch, während ich spreche, durch seine Gnade grosszügig rechtfertigt. Ich bemerkte, dass den Zöllner vielleicht so eine Ahnung für seine Rechtfertigung beschlich, bevor er den Tempel verließ, und er wusste, dass seine Vergebung im Himmel besiegelt war. Und wer weiß, ob ihr nicht schon vor eurer Heimkehr so erhöht werdet, wenn ihr euch demütigt? O welchen Frieden, welche Liebe und welche Freude würdet ihr dann in euren Herzen spüren! Ihr hättet den Himmel auf Erden. Oh, dass ich jemanden von euch sagen hören könnte (wie ich einst einen armen Sünder unter meinen Predigten ausrufen hörte): Er ist gekommen, er ist gekommen! Wie würdet ihr dann wie er einen kostbaren, freiherzigen Christus preisen?
Wie würdet ihr ihn dafür loben, dass er den Zöllnern und Sündern so ein Freund ist? Größere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde; 60Joh 15,17 aber Christus hat sein Leben für seine Feinde hingegeben, auch für euch, wenn ihr in der Lage seid, euch zu demütigen, wie es der Zöllner getan hat. Sünder, ich weiß nicht, wie ich aufhören soll, zu euch zu sprechen; ich möchte meinen Mund mit Argumenten füllen, ich möchte euch anflehen. „Kommt, lasst uns zusammen rechten.“ 61Jes 1,18 Auch wenn eure Sünden scharlachrot sind, wenn ihr euch demütigt, werden sie so weiß wie Schnee 62Ps 51,9 werden. Ein einziger Akt des wahren Glaubens an Christus rechtfertigt euch für immer und ewig; er hat euch nicht versprochen, was er nicht erfüllen kann; er kann euch erhöhen; denn Gott hat ihn erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich alle Knie beugen sollen; 63Phil 2,9-10 ja, Gott hat ihn nicht nur zum Fürsten, sondern auch zum Erlöser erhöht. Möge er euch ein Retter sein! Und dann werde ich Grund haben, mich zu freuen; am Tag des Gerichts, dass ich nicht vergeblich gepredigt und nicht vergeblich gearbeitet habe. 64Gal 4,11
Fussnoten
- 12Petr 2,2
- 2Röm 10,3
- 3Zef 1,12
- 4Mt 11,15
- 5Apg 26,5
- 6Mt 23,5
- 7Mt. 23,6
- 82Mo 20,10
- 9Mt 18,17
- 10Ps 116,17
- 11Heb 10,25
- 12Joh 2,16
- 13Mt 21,13 / Jer 7,11
- 14Ps 122,4
- 151Kor 1,29
- 16Mk 11,25
- 172Mo 14,15
- 18Röm 8,26
- 19Ps 51,7
- 20Röm 3,23
- 212Kor 10,17
- 22Pred 4,17
- 231Petr 3,11
- 24Mt 6,16
- 25Lk 5,35
- 261Kor 9,27
- 271Kor 9,27
- 28Mt 23,23
- 29Mt 22,38
- 30Röm 2,28
- 31Jes 66,1
- 32Hi 15,15 / Hi 4,18
- 332Kor 7,11
- 341Mo 3,12
- 35Jes 64,4
- 36Offb 3,17
- 37Jes 1,6 / Röm 7,18
- 38Heb 10,31
- 39Ps 51,19
- 40Ps 51,19
- 41Mt 21,31
- 42Jak 4,6
- 43Apg 10,34
- 44Off 16,1
- 45Gal 6,7
- 46Hes 16,6
- 475 Mo 28,19
- 48Lk 11,43
- 491Petr 5,6
- 502Kor 10,5
- 51Lk 6,22
- 52Phil 4,7
- 53Kol 1,13
- 541Joh 4,13
- 55Joh 17,21
- 56Ps 36,9
- 57Eph 3,19
- 581Kor 6,3
- 592Mo 17,6
- 60Joh 15,17
- 61Jes 1,18
- 62Ps 51,9
- 63Phil 2,9-10
- 64Gal 4,11