Die Ewigkeit der Höllenqualen

Matthäus 25,46: „Und diese werden in die ewige Strafe gehen.“

An die Einwohner von Savannah in Georgia.

Meine lieben Freunde,

obwohl die folgende Predigt schon woanders gehalten wurde, habe ich es für richtig gehalten, sie euch zukommen zu lassen, weil es für mich etwas Besonderes war, sie unter euch zu predigen, weil ihr dieser in der Öffentlichkeit eine ganz ungewöhnliche Aufmerksamkeit geschenkt habt und mir auch danach, als ich euch in euren Häusern besuchen kam, noch eure positive Rückmeldung dazu gegeben habt.

Und hier kann ich gar nicht anders, als Gott für die allgemeine Abneigung gegen ketzerische Prinzipien zu loben, die ich unter euch vorgefunden habe; und auch für euren Eifer und euer Verständnis für mein Verhalten, als die Ehre Gottes und die Sorge um euer Wohlergehen mich dazu gedrängt haben, die antichristlichen Lehren einiger, die in letzter Zeit unter meiner Obhut standen, abzulehnen und mich öffentlich dagegen auszusprechen.

Ich brauche euch nur zu ermahnen, Gott zu bitten, euch einen wahren Glauben zu schenken und zu eurem Glauben Tugenden hinzuzufügen, damit ihr in allem das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus schmückt. 1Tit 2,10

Eure ständige tägliche Teilnahme an öffentlichen Gottesdiensten, die Freude, mit der ihr mich in euren Häusern aufgenommen habt, die Milde, mit der ihr meinen Tadel angenommen habt, und ganz besonders die große (wenn auch unverdiente) Sorge, die ihr bei meiner Abreise gezeigt habt, veranlassen mich dazu, zu hoffen, dass das euer eifriges Bestreben sein wird.

Wie lange Gott mich in seiner guten Vorsehung von euch fernhalten wird, weiß ich nicht. Ihr könnt jedoch versichert sein, dass ich wie versprochen zurückkehren werde, sobald ich das Auflegen der Hände erhalten habe und die anderen Geschäfte, die mich hierher gerufen haben, erledigt habe.

Nehmt in der Zwischenzeit das hier an als ein Pfand der Liebe von eurem Pastor, euch herzlich zugetan, wenn auch unwürdig

George Whitefield

London, 1738

   Die Vortrefflichkeit des Zeitalters des Evangeliums wird deutlich anhand des Katalogs von Belohnungen und Strafen bewiesen, welche es allen seinen Hörern zur Wahl anbietet, um sie zum Gehorsam gegenüber seinen Geboten zu verpflichten. Denn es verspricht den Guten nicht weniger als die ewige Glückseligkeit und verhängt gegen die Bösen keine geringere Strafe als ewiges Elend: Den einen ein Geruch des Todes zum Tode, den anderen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. 22Kor 2,16 Und obwohl man annehmen könnte, dass die bloße Erwähnung des ersteren ausreichen sollte, um die Menschen zu ihrer Pflicht zu bewegen, haben es doch Geistliche aller Zeiten für notwendig gehalten, ihre Leute häufig an das letztere zu erinnern und ihnen vor Augen zu führen, dass der Herr zu fürchten ist; 32Kor 5,11 als zahlreiche mächtige Abschreckungen vor der Sünde.

   Aber woher kommt es, dass die Menschen so unaufrichtig sind? Der Grund scheint folgender zu sein: Das Versprechen von ewiger Glückseligkeit ist den Neigungen und Wünschen der Menschheit so angenehm, dass alle, die sich Christen nennen, sich allgemein und bereitwillig dem Glauben daran anschließen; aber dann ist da auch etwas so Schockierendes in der Reflektion über ewige Qualen und scheinbar auch ein so unendliches Missverhältnis zwischen einer endlosen Dauer von Schmerzen und einem kurzen Leben, das im Vergnügen verbracht wurde, dass die Menschen (oder nur wenige von ihnen) kaum dazu gebracht werden können, es als einen ihrer Glaubensartikel zu bekennen, dass eine Ewigkeit von Elend die Bösen in einem zukünftigen Zustand erwartet.

   Deshalb bitte ich euch heute, mir zu gestatten, auf dem Beweis dieses Teils eines Artikels unseres Glaubensbekenntnisses zu bestehen und es zu unternehmen, aufzuzeigen, was unser gesegneter Herr hier mit den Worten des Textes angedroht hat: „Diese (das heißt, die Bösen) werden in die ewige Strafe gehen.

   Dementsprechend werde ich alles, was ich zu sagen habe, in dieser einen allgemeinen Aussage zusammenfassen: „Dass die Qualen, die den Bösen im Jenseits vorbehalten sind, für ewig sind.“

 Aber zunächst muss ich euch mitteilen, dass ich voraussetze:

  • Dass alle hier Anwesenden fest daran glauben, dass sie etwas in sich haben, was wir eine Seele nennen und das in der Lage ist, die Auflösung des Körpers zu überleben und bis in alle Ewigkeit elend oder glückselig zu sein.
  • Weiter setze ich voraus, dass ihr an eine göttliche Offenbarung glaubt; dass diese Bücher, die nachdrücklich die Heiligen Schriften genannt werden, durch die Inspiration Gottes geschrieben wurden und dass die darin enthaltenen Dinge auf ewiger Wahrheit beruhen.
  • Und ich setze voraus, dass ihr glaubt, dass der Sohn Gottes herabgekommen ist, um für die Sünder zu sterben; und dass nur einer Mittler zwischen Gott und den Menschen ist, nämlich der Mensch Christus Jesus. 41Tim 2,5

   Nachdem wir diese Dinge notwendigerweise vorausgesetzt haben, gehen wir nun dazu über, die eine allgemeine Aussage aufzuzeigen, die im Text behauptet wird, dass die Qualen, die den Bösen im Jenseits vorbehalten sind, ewig sind. „Diese werden in die ewige Strafe gehen.“

Das erste Argument, das ich vorbringen werde, um zu beweisen, dass die Qualen, die den Bösen im Jenseits vorbehalten sind, ewig sein werden, ist, dass das Wort Gottes selbst uns Zeile für Zeile versichert, dass es so sein wird.

Alle Verse zu zitieren, die als Beweis dafür vorgelegt werden könnten, wäre endlos. Wir wollen uns darauf beschränken, nur einige Beispiele zu nennen. Im Alten Testament, im Buch Daniel 12,2 wird uns gesagt, dass „die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande aufwachen werden.“ Im Buch Jesaja heißt es: „Die von ihm abgefallen sind, ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen.“ 5Jes 66,24 Und an einer anderen Stelle bricht der heilige Prophet, der zweifellos von Erstaunen und Entsetzen über die Aussicht auf ewig andauernde Qualen der Verdammten betroffen ist, in diese bewegende Klage aus: „Wer ist unter uns, der bei ewiger Glut wohnen kann?6Jes 33,14

   Das Neue Testament ist in diesem Punkt noch deutlicher, da es eine Offenbarung ist, die diese und ähnliche Einzelheiten ans helle Licht gebracht hat. Der Apostel Judas erzählt uns von den weltlichen Verächtern der himmlischen Mächte in seinen Tagen, 7Jud 1,8 dass für sie „das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit aufbewahrt ist.“ 8Jud 1,13 Und im Buch der Offenbarung steht geschrieben, dass „der Rauch der Qualen der Gottlosen aufsteigt von Ewigkeit zu Ewigkeit.9Offb 14,11 Und wenn wir dem Zeugnis inspirierter Menschen glauben, dann ist das Zeugnis des Sohnes Gottes, dem als Mittler der Geist gegeben war ohne Maß, 10Joh 3,34 ja noch viel größer; und im Markusevangelium wiederholt er diese feierliche Erklärung dreimal: „Es ist besser für dich, dass du verkrüppelt zum Leben eingehst;“ 11Mk 9,44 das heißt, es ist besser, auf die Befriedigung deiner Lüste zu verzichten oder das Missfallen eines Freundes auf sich zu ziehen, der dir vielleicht so teuer ist wie eine Hand oder so nützlich wie ein Fuß, „als dass du zwei Hände und als dass du zwei Füße hast, (d.h., um dem einen nachzugeben oder Gott ungehorsam zu sein, um dem anderen zu gefallen) und wirst in die Hölle geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht.“

  Und wieder die Worte unseres Textes: „Und diese werden in die ewige Strafe gehen.“

   Ich weiß, dass einige, die die Ewigkeit der Höllenqualen geleugnet haben, Einwände erhoben haben, dass die Worte „ewig“ und „immer und ewig“ in der Heiligen Schrift (insbesondere im Alten Testament) oft verwendet werden, wenn sie nicht eine endlose Dauer bezeichnen, sondern eine begrenzte Zeitspanne.

   Und das geben wir gerne zu, aber dann antworten wir: Wenn die Wörter mit dieser Einschränkung verwendet werden, scheinen sie entweder aus dem Kontext heraus ganz eindeutig so verwendet zu werden; oder sie werden in Gegensatz gesetzt zu gelegentlichen Archetypen, die Gott seinem Volk zu besonderen Anlässen gegeben hat, so wie wenn es heißt: „Das ist eine ewige Satzung“ oder „eine ewig gültige Ordnung“; das heißt, ein Archetyp, der bestehen bleibt und nicht nur vorübergehend ist oder singulär, wie die Wolkensäule, das Manna und dergleichen. Oder anders gesagt, sie stehen in Beziehung zu dem Bund, den Gott mit seinem geistlichen Israel geschlossen hat; welcher, wenn er im geistlichen Sinne verstanden wird, ewig sein wird, auch wenn die zeremonielle Dispensation abgeschafft ist.

   Im Übrigen sollte beachtet werden, dass in einigen der gerade erwähnten Textstellen keine diese Wörter auch nur erwähnt werden, und dass sie unmöglich so interpretiert werden können, dass sie nur einen begrenzten Zeitraum von einigen Jahren bezeichnen.

   Aber wie dem auch sei, es ist ganz eindeutig offensichtlich, dass die Worte des Textes eine so zurückhaltende Bedeutung nicht zulassen, wie aus ihrem direkten Gegensatz zu den unmittelbar folgenden Worten hervorgeht: „Dass die Gerechten aber in das ewige Leben hingehen.“ Anhand dieser Worte sind alle dazu bereit, dem zuzustimmen, dass das den Gerechten versprochene Leben ewig sein wird. Und warum die Strafe, die den Bösen droht, nicht als ewig verstanden werden sollte, wenn dasselbe Wort im Original verwendet wird, um die Dauer von beiden Urteilen auszudrücken, dafür kann überhaupt kein vernünftiger Grund angegeben werden.

Aber zweitens: Es kann kein einziges Argument dafür vorgebracht werden, warum Gott seine Heiligen mit ewigem Glück belohnen sollte, welches nicht gleichzeitig beweist, dass er Sünder mit ewigem Elend bestrafen sollte.

Denn weil wir nichts darüber wissen (zumindest nicht mit Sicherheit), wie er mit beiden umgehen wird, außer durch eine göttliche Offenbarung; und weil er, wie durch das Argument davor bewiesen wurde, ebenso entschieden damit gedroht hat, die Bösen auf ewig zu bestrafen, so wie die Guten zu belohnen, folgt daraus, dass seine Wahrheit genauso angeklagt und in Frage gestellt werden würde, wenn er seine Strafen nicht verhängen würde, so wie es der Fall wäre, wenn er seine Belohnungen nicht gewähren würde.

   Auch hier wurde dagegen eingewandt: Obwohl Gott durch die Verheißung verpflichtet ist, seine Belohnungen zu geben, könnte trotzdem seine Wahrhaftigkeit nicht in Frage gestellt werden, wenn man annehmen würde, dass er seine Drohungen nicht wahrmachen würde; was er auch tatsächlich im Fall von Ninive nicht getan hat; Gott hatte durch seinen Propheten Jona ausdrücklich verkünden lassen „Noch 40 Tage, und Ninive wird zerstört!“ 12Jon 3,4 und trotzdem erfahren wir in der Fortsetzung der Geschichte, dass Ninive verschont blieb.

   Aber als Antwort auf diesen Einwand bekräftigen wir: Sowohl die Drohungen Gottes als auch die Verheißungen können ihn nicht gereuen; 13Röm 11,29 und zwar deshalb, weil beide auf den ewigen Gesetzen der rechten Vernunft beruhen. Dementsprechend stellen wir immer fest, dass Gott immer die angedrohte Strafe vollstreckte, wenn die Bedingungen nicht erfüllt wurden, bei deren Nichterfüllung die Drohungen angekündigt worden waren. Die Vertreibung Adams aus Eden, die Zerstörung der alten Welt durch eine Sintflut und der Sturz von Sodom und Gomorra sind – und werden es immer bleiben – zahlreiche Denkmäler dafür, dass Gott seine Drohungen wahrmacht, wenn sie vorher angekündigt wurden, auch wenn die Strafe das Verbrechen für unsere schwachen Begriffe bei weitem zu übertreffen scheint.

   Es ist wahr, Gott hat Ninive verschont, und zwar weil die Bewohner tatsächlich Buße taten und daher die Bedingungen erfüllten, von denen sie vermuteten, dass durch sie die angedrohte Strafe abgewendet werden könnte, weil der Prophet gesandt worden war, um sie zu warnen.

   Und so ist es auch in Bezug auf die Drohungen des Evangeliums. Wenn die Menschen soweit auf ihr eigenes Wohlergehen achten, indem sie mit dem Evangelium übereinstimmen, wird Gott sie sicherlich nicht bestrafen, sondern ganz im Gegenteil ihnen seine Belohnungen gewähren. Aber zu bekräftigen, dass er unbußfertige, hartnäckige Sünder nicht bestrafen wird und auch nicht für ewig, so wie er es angedroht hat; was bedeutet das im Grunde anderes, als Gott als zu einem Menschen zu machen, dass er lüge, oder ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue? 144Mo 23,19

Aber die Absurdität einer solchen Meinung wird noch deutlicher gemacht durch das dritte Argument, das ich vorbringen werde, um zu beweisen, dass die Qualen, die den Bösen im Jenseits vorbehalten sind, ewig sind: Aus der Natur des christlichen Bundes.

Und hier muss ich noch einmal anmerken, dass wir am Beginn dieses Diskurses es als selbstverständlich angenommen haben, dass ihr glaubt, dass der Sohn Gottes herabgekommen ist, um Sünder zu retten; und dass nur ein Mittler zwischen Gott und den Menschen ist, nämlich der Mensch Christus Jesus. 151Tim 2,5

   Und hier halte ich es außerdem für selbstverständlich (es sei denn, ihr glaubt an die absurde und ungerechtfertigte Lehre vom Fegefeuer), dass ihr völlig davon überzeugt seid, dass dieses Leben die einzige Zeit ist, die der allmächtige Gott zur Verwirklichung unserer Rettung 16Phil 2,12 vorgesehen hat, und dass nachdem ein paar Jahre vergangen sind, für die Sünden kein Opfer mehr übrigbleiben wird. 17Heb 10,26

   Und wenn wir das so stehenlassen, (und wer wagt es zu leugnen?) dann folgt daraus, dass die Gottlosen, wenn sie in ihrer Gottlosigkeit sterben, und unter dem Zorn Gottes bleiben, bis in alle Ewigkeit in diesem Zustand weitermachen müssen. Weil es keine Möglichkeit gibt, dass sie aus diesem Zustand erlöst werden können, sondern nur von und durch Christus; und weil in der Stunde des Todes die Zeit von der Mittlerschaft und Fürsprache Christi für sie unwiederbringlich vorbei ist; und derselbe Grund, den man anführen kann, warum Gott einen Sünder, der unter der Schuld seiner Sünden stirbt, einen einzigen Tag lang bestrafen sollte, wird genauso gut gelten, warum er damit fortfahren sollte, ihn ein Jahr lang, ein Zeitalter lang, ja sogar die ganze Ewigkeit lang zu bestrafen.

Aber ich eile weiter zum vierten und letzten Argument, um zu beweisen, dass die Qualen, die den Bösen im Jenseits vorbehalten sind, ewig sind: Weil die Strafe für den Teufel so sein soll.

Dass es ein solches Wesen gibt, das wir den Teufel nennen; dass er einst ein Engel des Lichts 182Kor 11,14 war, aber wegen seines Stolzes und seiner Rebellion gegen Gott vom Himmel geworfen wurde und es ihm nun erlaubt ist, mit den übrigen geistigen Boshaften umherzugehen und zu suchen, wen sie verschlingen könnten; 191Petr 5,8 dass für sie ein Ort der Qual 20Lk 16,28 vorgesehen ist oder, um die Worte des Apostels zu verwenden: Dass sie „für das Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter der Finsternis verwahrt werden;21Jud 1,6 das sind Wahrheiten, von denen wir zu Beginn des Diskurses vorausgesetzt haben, dass alle hier Anwesenden von ihnen überzeugt sind, wenn ihr glaubt, dass die Heiligen Schriften, in denen diese Wahrheiten überliefert sind, durch die Inspiration Gottes geschrieben wurden.

   Aber wenn wir all dem zustimmen und es nicht für eine Ungerechtigkeit Gottes halten, diese einst glorreichen Geister für ihre Rebellion zu bestrafen; wie können wir dann denken, dass es ungerecht von ihm ist, gottlose Menschen für ihre Unbußfertigkeit bis in alle Ewigkeit zu bestrafen?

   Ihr werdet vielleicht sagen, dass sie gegen das größere Licht gesündigt haben und daher eine größere Strafe verdienen. Und so billigen wir, dass die Strafe der gefallenen Engel dem Grad nach schwerer sein kann als die der bösen Menschen; aber dann bekräftigen wir, dass sie gleich sein wird in Bezug auf ihre ewige Dauer: Denn an jenem Tag, wie uns die lebendigen Orakel Gottes mitteilen, wird der Menschensohn denen zu seiner Linken sagen: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ 22Mt 25,41 Womit wir feststellen, dass die unbußfertigen Sünder mit dem Teufel und seinen Engeln in dasselbe ewige Feuer geworfen werden sollen; und das auch sehr berechtigt. Denn auch wenn sie gegen das größere Licht gesündigt haben, so sündigen die Menschen gegen die größere Barmherzigkeit. Denn Christus hat die gefallenen Engel nicht ergriffen und ist nicht für sie gestorben, sondern für die Menschen und für unser Heil. Wenn also Gott diese hervorragenden Wesen nicht verschont hat, dann sei vergewissert, oh hartnäckiger Sünder, wer auch immer du bist, dass er dich auf keinen Fall verschonen wird.

Aus dem, was wir gesagt haben, geht deutlich hervor, dass die Qualen, die den Bösen im Jenseits vorbehalten sind, wahrlich für ewig sind. Und wenn das so ist, Brüder, wie sollten wir dann zu Jesus Christus fliehen und bei ihm Zuflucht suchen! Wie heilig sollten wir in allen Arten von Gesprächen und Frömmigkeit sein, damit wir gewürdigt werden, diesem Zorn zu entfliehen, der geschehen soll! 23Lk 21,36

Aber bevor ich zu einer praktischen Ermahnung übergehe, erlaubt mir noch, ein oder zwei Schlussfolgerungen aus dem Gesagten zu ziehen.

   Erstens: Wenn die Qualen, die den Gottlosen im Jenseits vorbehalten sind, ewig sind, was sollen wir dann zu denen sagen, die in ihrem Glaubensbekenntnis offen bekennen, dass sie an ein ewiges Leben, ein Leben voll Elend oder voll Glück glauben, und es trotzdem wagen, so weiterzuleben, dass sie tatsächlich Sünden begehen, die sie unweigerlich, ohne Buße, an diesen Ort der Qual bringen werden? Du glaubst, dass die Bestrafung der unbußfertigen Gottlosen in einem anderen Leben ewig ist: „Du tust recht daran; auch die Teufel glauben und zittern.“ 24Jak 2,19 Aber wisse, oh eitler Mensch, wenn dieser Glaube nicht deine tägliche Praxis beeinflusst und dich dazu bringt, dich von deinen Sünden zu verabschieden, dann sagst du tatsächlich jedes Mal, wenn du dein Glaubensbekenntnis wiederholst, im Grunde: „Ich glaube, ich werde für immer verloren sein.“

   Und zweitens: Wenn die Qualen, die den Gottlosen im Jenseits vorbehalten sind, ewig sind, dann soll das als Warnung für solche Personen dienen (und es ist zu befürchten, dass es solche gibt), die umhergehen und versuchen, andere von dem Glauben an eine solch wichtige Wahrheit abzubringen: Es gibt aller Wahrscheinlichkeit nach keinen sichereren Weg, Untreue und Weltlichkeit zu fördern und zu verbreiten, als eine solch ungerechtfertigte Lehre in die Welt zu setzen oder aufrechtzuerhalten. Denn wenn die eindeutigen Drohungen Gottes bezüglich der Ewigkeit der Höllenqualen bereits als unzureichend befunden werden, um die Menschen von der Sünde abzuhalten, was für eine höhere Stufe der Gottlosigkeit können wir uns dann vorstellen, werden sie schnell erreichen, wenn sie gelehrt werden, irgendwelche Hoffnungen darauf zu haben, zukünftig aus ihnen herausgeholt zu werden? Oder, was noch schlimmer ist, dass ihre Seelen später ausgelöscht werden und sie werden wie das Vieh, das umkommt? 25Ps 49,13 Aber wehe diesen blinden Blindenführern! Kein Wunder, wenn sie beide in die Grube fallen.  26Mt 15,14 Und lasst solche Verfälscher von Gottes Wort wissen, dass ich allen, die mir heute zuhören, bezeuge: „Wenn jemand etwas zu diesen Dingen hinzufügt oder von den Worten die im Buch Gottes geschrieben stehen, etwas hinzufügt oder wegnimmt, wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und wird ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht.“ 27Offb 22,18-19

   Drittens und letztens: Wenn die Qualen, die den Gottlosen im Jenseits vorbehalten sind, ewig sind, dann kann das als Tadel für diejenigen dienen, die mit Gott streiten und sagen, es sei mit seiner Gerechtigkeit unvereinbar, einen Menschen für alle Ewigkeit zu bestrafen, nur dafür, die Freuden der Sünde eine Saison lang genossen zu haben. Solchen Personen muss jedoch gesagt werden, dass, wenn sie Gott für ungerecht halten oder ihn so nennen, es ihn nicht auch so macht, ebenso wenig wie die Aussage eines verurteilten Gefangenen, dass das Gesetz oder der Richter ungerecht sei, diese mit einer solchen Anschuldigung gebührend belasten kann. Aber weißt du, oh Wurm, welcher Lästerung du dich schuldig gemacht hast, Gott der Ungerechtigkeit zu bezichtigen? „Spricht auch das Gebilde zu dem, der es geformt hat: Warum hast du mich so gemacht?“ 28Röm 9,20 Willst du dir anmaßen, den Allmächtigen mit deiner oberflächlichen Argumentation anzuklagen? Und ihn ungerecht nennen, dafür, dass er dich ewig bestraft, nur weil du willst, dass es nicht so sein sollte? Aber sollte Gott etwas sagen und nicht tun? 294Mo 23,19 Er hat es gesagt: Gott ist wahrhaftig, und alle Menschen sind Lügner. 30Röm 3,4Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?“ 311Mo 18,25 Ganz sicher wird er das tun. Und wenn Sünder seine Gerechtigkeit in seinen Drohungen hier nicht anerkennen, werden sie bald gezwungen sein, sie anzuerkennen und zu spüren, wenn sie im Jenseits von ihm gequält werden.

Aber jetzt kommen wir zu einer praktischeren Anwendung von dem, was bisher gesagt wurde.

Ihr habt gehört, Brüder, dass die Ewigkeit der Höllenqualen klar bewiesen wird durch die ausdrücklichen Erklärungen der heiligen Schrift und der Schlussfolgerungen, die logisch daraus gezogen werden können. Und jetzt scheint es keiner großen Kunst der Rhetorik zu bedürfen, um jede verständige Person davon zu überzeugen, diese Sünden zu meiden und zu verabscheuen, die sie ohne Buße ganz sicher in diesen ewigen Abgrund stürzen werden. Das Missverhältnis zwischen dem Vergnügen und dem Schmerz (sofern es überhaupt ein Vergnügen in der Sünde gibt) ist so unendlich groß, dass wenn es anzunehmen ist, dass allein die Möglichkeit bestünde, selbst wenn man sich auch nicht ganz sicher ist, dass die Gottlosen für die Ewigkeit bestraft werden, absolut niemand, der bei gesundem Menschenverstand ist, sich der Gefahr aussetzen würde, ewigen Schmerz ertragen zu müssen nur für den Genuss eines kleinen vorübergehenden Vergnügens. Aber weil die Qualen der Verdammten nicht nur möglich, sondern ganz sicher sind (weil Gott selbst, der nicht lügen kann, 32Tit 1,2 es uns gesagt hat), ist es ein absolut ungeheuerliches Beispiel von Torheit und Anmaßung von den Menschen, trotzdem in ihrem Ungehorsam zu verharren und sich dazu noch zu schmeicheln, dass Gott seine Drohungen nicht wahrmachen wird.

   Der reiche Mann selbst vermutete, dass seine Brüder ihr Leben ändern würden, wenn jemand von den Toten auferstünde, 33Lk 16,30 aber es scheint, Christen werden nicht Buße tun, obwohl der Sohn Gottes gestorben und wieder auferstanden ist und ihnen gesagt hat, was sie zu erwarten haben, wenn sie hartnäckig damit weitermachen, Böses zu tun.  

   Würden wir hin und wieder unsere Gedanken von sinnlichen Dingen ablenken und im Glauben eine Weile über das Elend der Verdammten meditieren, dann würden wir zweifellos sozusagen hören, wie viele unglückliche Seelen ihren fruchtlosen Kummer durch erbärmliches Stöhnen ausdrücken, wie zum Beispiel so:  

Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes?34Röm 7,24 Oh ich war so ein törichter Sterblicher, dass ich mich selbst so in diese nie endenden Qualen gebracht habe, nur für das vorübergehende Vergnügen von ein paar kurzlebigen Freuden, die mir kaum je wirkliche Befriedigung verschafften, sogar wenn ich ihnen am meisten frönte. Ach! Ist das der Lohn, sind das die Folgen der Sünde? Oh verdammter Abtrünniger! Mich zuerst mit vorgetäuschten Versprechungen vom Glück zu täuschen, und nach mehreren Jahren der Plackerei in seinen Diensten, mich dann so in ewiges Leid zu verwickeln. Oh, hätte ich doch niemals auf seine betörenden Unterstellungen gehört! Oh, hätte ich gleich seine ersten Vorschläge mit größter Abscheu und Grauen zurückgewiesen! Oh, dass ich mein Kreuz auf mich genommen hätte und Christus nachgefolgt wäre! 35Mt 16,24 Oh, dass ich mich nie ernsthaft über Frömmigkeit lustig gemacht hätte; und aus falscher Lässigkeit heraus die wirklich Frommen als zu streng, schwärmerisch oder abergläubisch verurteilt hätte! Denn sonst wäre ich in der Tat glücklich gewesen, über alle Maßen glücklich, glücklich bis in alle Ewigkeit, dort drüben in den gesegneten Regionen, wo sie hingehören, bekleidet mit unaussprechlicher Herrlichkeit, und ihre seraphischen Hallelujas zum Lamm singen, das auf dem Thron sitzt in alle Ewigkeit. Aber leider! Diese Überlegungen kommen jetzt zu spät; diese Wünsche sind jetzt vergeblich und fruchtlos. Ich habe nicht erduldet und darf deshalb nicht mit ihnen mitherrschen. 362Tim 2,12 Ich habe tatsächlich den Herrn verleugnet, der mich erkauft hat, 372Petr 2,1 und deshalb werde ich jetzt zu Recht von ihm verleugnet. 382Tim 2,12 Aber muss ich für immer gequält in diesen Flammen leben? Muss mein Körper, der noch vor nicht allzu langer Zeit aufgebahrt war, in Purpur und feines Leinen gekleidet war und alle Tage herrlich und in Freuden lebte, 39Lk 16,19 muss er für immer hier eingesperrt sein und zum Gespött gehässiger Teufel gemacht werden? O Ewigkeit! Dieser Gedanke erfüllt mich mit Verzweiflung: Ich muss auf ewig elend sein.“

   Kommt also, all ihr Sünder, die sich selbst betrügen, und versetzt euch gedanklich in die Lage dieses wirklich elenden Mannes, den ich hier beschrieben habe. Ich flehe euch bei der Barmherzigkeit Gottes in Christus Jesus an, denkt gut darüber nach, wie quälend, wie unerträglich der niemals sterbende Wurm eines selbstverurteilenden Gewissens für euch in Zukunft sein wird. Denkt daran, wie unmöglich es für euch sein wird, bei ewiger Glut zu wohnen. 40Jes 33,14

   Kommt, alle ihr Christen mit dem lauwarmen Geist von Laodizäa, 41Offb 3,16 ihr Gallios der Religion, die sich ein wenig, aber nicht genug für die Dinge Gottes interessieren und sich nicht weiter darum kümmern; 42Apg 18,17 O denkt doch gut darüber nach, wie bedauerlich es sein wird, den Genuss des Himmels zu verlieren und in endlose Qualen zu geraten, nur weil ihr euch damit zufriedengeben wollt, halbe Christen zu sein, und nicht danach streben wollt, vollkommene Christen zu sein. Überlegt euch, ich flehe euch an, überlegt es euch gut, wie ihr diese fatale Dummheit verfluchen und beschimpfen werdet, die euch glauben ließ, dass irgendetwas anderes geringeres als der wahre Glaube an Jesus, fruchtbringend aus einem Leben in strenger Frömmigkeit, Selbstverleugnung und Demütigung, euch vor diesen Qualen bewahren könnte, deren Ewigkeit zu beweisen ich hier heute unternommen habe.

   Aber ich kann nicht mehr. Diese Gedanken sind zu melancholisch; für mich, um sie noch weiter zu vertiefen und für euch, ihnen zuzuhören. Und Gott weiß, so wie das Bestrafen sein seltsames Werk ist, so ist es meine Aufgabe, seine Drohungen anzukündigen. Aber wenn schon die bloße Erwähnung der Qualen der Verdammten so schockierend ist, wie schrecklich muss es dann sein, sie zu ertragen!

   Und jetzt, wollen nicht einige von euch ausrufen: „Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?“43Joh 6,60

   Aber aufrichtige Christen müssen sich nicht im Geringsten vor dem Gesagten grauen: Nein, für euch ist eine Krone, ein Königreich, eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit 442Kor 4,17 reserviert. Christus hat nie gesagt, dass die Gerechten, die Gläubigen, die Aufrichtigen, die Ernsthaften in die ewige Strafe hingehen werden, sondern die zuvor beschriebenen Gottlosen, Gnadenlosen und auf negative Art guten Bekenner. Für euch, die ihr ihn aufrichtig liebt, wurde durch das Blut Jesu Christi ein neuer und lebendiger Weg in das Heiligtum eröffnet, 45Heb 10,20 und euch wird am großen Tag der Abrechnung reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Leben. 462Petr 1,11 Also achtet darauf und hütet euch davor, dass nicht etwa bei jemand von euch eine bittere Wurzel aus dem Unglauben aufwächst. 47Heb 12,15 Sondern im Gegenteil verlasst euch standhaft und von ganzem Herzen auf die vielen kostbaren Verheißungen, die euch im Evangelium versprochen werden, im Wissen, dass er treu ist, der die Verheißung gegeben hat, 48Heb 10,23 und sie deshalb auch ausführen wird.

   Aber hartnäckige, gottlose Bekenner sollen es nicht wagen, irgendeine der göttlichen Verheißungen auf sich selbst anzuwenden: „Denn es ist nicht recht, dass man das Brot der Kinder nimmt und es den Hunden vorwirft.“ 49Mt 15,26 Nein, für diese sind nur die Schrecken des Herrn 502Kor 5,11 bestimmt. Und so gewiss wie Christus zu allen seinen wahren Nachfolgern sagen wird: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“51Mt 25,34 So wird er auch unwiderruflich dieses schreckliche Urteil gegen alle aussprechen, die in ihren Sünden sterben: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“52Mt25,41

   Von diesem unglücklichen Zustand möge Gott uns alle in seiner unendlichen Barmherzigkeit durch Jesus Christus erlösen. Ihm, mit dir, o Vater, und dir, o Heiliger Geist, drei Personen und ein ewiger Gott, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht und Herrschaft, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen. 53Jud 1,26

Fussnoten

  • 1
    Tit 2,10
  • 2
    2Kor 2,16
  • 3
    2Kor 5,11
  • 4
    1Tim 2,5
  • 5
    Jes 66,24
  • 6
    Jes 33,14
  • 7
    Jud 1,8
  • 8
    Jud 1,13
  • 9
    Offb 14,11
  • 10
    Joh 3,34
  • 11
    Mk 9,44
  • 12
    Jon 3,4
  • 13
    Röm 11,29
  • 14
    4Mo 23,19
  • 15
    1Tim 2,5
  • 16
    Phil 2,12
  • 17
    Heb 10,26
  • 18
    2Kor 11,14
  • 19
    1Petr 5,8
  • 20
    Lk 16,28
  • 21
    Jud 1,6
  • 22
    Mt 25,41
  • 23
    Lk 21,36
  • 24
    Jak 2,19
  • 25
    Ps 49,13
  • 26
    Mt 15,14
  • 27
    Offb 22,18-19
  • 28
    Röm 9,20
  • 29
    4Mo 23,19
  • 30
    Röm 3,4
  • 31
    1Mo 18,25
  • 32
    Tit 1,2
  • 33
    Lk 16,30
  • 34
    Röm 7,24
  • 35
    Mt 16,24
  • 36
    2Tim 2,12
  • 37
    2Petr 2,1
  • 38
    2Tim 2,12
  • 39
    Lk 16,19
  • 40
    Jes 33,14
  • 41
    Offb 3,16
  • 42
    Apg 18,17
  • 43
    Joh 6,60
  • 44
    2Kor 4,17
  • 45
    Heb 10,20
  • 46
    2Petr 1,11
  • 47
    Heb 12,15
  • 48
    Heb 10,23
  • 49
    Mt 15,26
  • 50
    2Kor 5,11
  • 51
    Mt 25,34
  • 52
    Mt25,41
  • 53
    Jud 1,26