Die Gerechtigkeit Christi, eine ewige Gerechtigkeit
Daniel 9,24: „Und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen.“
Beim Lesen dieser Worte kann ich nicht anders, als mich in der Sprache der Engel zu den armen Hirten, die in der Nacht über ihre Herde Wache hielten, an euch zu wenden: „Siehe, ich verkündige euch große Freude,“ 1Lk 2,8-10 solche frohe Botschaft, dass sie uns, wenn wir Ohren zum Hören haben, wenn wir Augen zum Sehen haben und wenn unsere Herzen tatsächlich die Gnade Gottes erfahren haben, dazu veranlasst, mit der Jungfrau Maria auszurufen: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter.“ 2Lk 1,46-47 Die Worte, die ich euch vorgelesen habe, sind Teil einer der deutlichsten Offenbarungen, die über Jesus Christus gegeben wurden, bevor er öffentlich in diese unsere Welt eintrat. Einige haben zu Recht bemerkt, dass es ein Zeichen der göttlichen Güte gegenüber seinen Geschöpfen ist, dass es ihm Freude bereitet, das Licht schrittweise in die natürliche Welt eindringen zu lassen. Wenn die Sonne aus der Mitternachtsfinsternis sofort in ihrem vollen Mittagsglanz erstrahlen würde, würde ihre große Pracht unsere Augen blenden und uns wieder blind machen: Aber Gott hat Wohlgefallen daran, das Licht allmählich hereinkommen zu lassen, und auf diese Weise werden wir darauf vorbereitet, ihm ausgesetzt zu sein. Und so wie es Gott gefällt, mit der natürlichen Welt umzugehen, so ist er auch mit der moralischen, der geistigen Welt umgegangen. Der Herr Jesus Christus erschien nicht auf einmal in seiner vollen Herrlichkeit, sondern so wie die Sonne allmählich aufgeht, ging auch der Herr Jesus, die Sonne der Gerechtigkeit, allmählich über den Menschen auf, mit Heilung unter seinen Flügeln. 3Mal 3,20 Deshalb war es so, dass unsere ersten Eltern ihren Glauben auf nichts anderes stützen konnten als auf die erste Verheißung: „Der Same der Frau wird der Schlange den Kopf zertreten.“ 41Mo 3,15 Und in den folgenden Zeitaltern hat es Gott wohlgefallen, vielfältig und auf vielerlei Weise durch die Propheten zu den Vätern zu reden, bevor er in diesen letzten Tagen durch den Sohn zu uns geredet hat; 5Heb 1,1-2 und es scheint so, dass den Propheten, die Gott ganz besonders am Herzen lagen, ganz besondere und außergewöhnliche Offenbarungen über Jesus Christus gewährt wurden.
Aus den Berichten, die wir in der Schrift haben, geht klar hervor, dass der Prophet Daniel einer von diesen war; der Engel bezeichnet ihn nicht nur als einen „geliebten Mann“, sondern als einen „vielgeliebten Mann“ 6Dan 10,19 oder wie es am Rande eurer Bibeln heißt: „Mann der Kostbarkeiten;” 7Dan 10,19 Fussnote Elberfelder von großem und ausgiebigem Wert, für die Förderung der Verherrlichung Gottes; er war ein kostbarer Mann, ein Mann, der in seiner Generation viel Gutes tat, und deshalb war sein Leben für diejenigen, die Gott liebten, sehr kostbar. Die Worte, die ich für das Thema unserer heutigen Betrachtung ausgewählt habe, enthalten einen Teil einer Offenbarung, die diesem Mann gegeben wurde. Wenn ihr auf den Anfang dieses Kapitels zurückblickt, werdet ihr feststellen, womit der gute Mann beschäftigt war, als Gott Wohlgefallen daran hatte, ihm diese Offenbarung zu geben; in Vers 2 heisst es: „Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes Ahasveros‘, von medischer Abstammung, der zum König über das Reich der Chaldäer gemacht worden war, im ersten Jahr seiner Regierung achtete ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, von der das Wort des Herrn an den Propheten Jeremia ergangen war, dass die Verwüstung Jerusalems in 70 Jahren vollendet sein sollte.“ Daniel war ein großer Mann, und dazu noch ein guter Mann; groß wie er war, scheint es, dass er sich nicht dafür zu schade war, seine Bibel zu lesen; er studierte regelmässig die Bibel; denn es ist die Bibel, die hier die Bücher und anderswo die Schriften der Wahrheit genannt wird. Er stellte fest, dass die Zeit für die Befreiung des Volkes Gottes aus der Gefangenschaft nun nahe war. Nun, man hätte meinen können, dass Daniel ja dann deshalb nicht hätte beten müssen, aber es belebte seine Gebete eher noch, statt dass es ihn zurückhielt, und deshalb wird uns im dritten Vers gesagt: „Und ich wandte mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn zu suchen mit Gebet und Flehen, mit Fasten im Sacktuch und in der Asche.“ Wunderschön wird ausgedrückt: „Er wandte sein Angesicht“, als sei er entschlossen, Gott so lange nicht aus den Augen zu lassen, bis Gott Wohlgefallen daran haben würde, ihm eine Antwort zu geben; er war auf Jakobs Weise entschlossen, mit Gott, dem Herrn, zu ringen, bis es Gott gefallen würde, ihm den ersehnten Segen zu geben. 81Mo 32,25-27 Im vierten Vers wird uns gesagt, dass „er zum Herrn betete und bekannte“, nicht nur seine eigenen Sünden, sondern auch die Sünden seines Volkes. Und wenn ihr nachher nach Hause geht, empfehle ich euch, dieses Gebet zu lesen, bevor ihr ins Bett geht; jedes Wort davon zeugt von seiner überaus großen Sorge um das Gemeinwohl. Es würde mich zu viel Zeit kosten, noch nähere Betrachtungen anzustellen, welche das Gebet in der Tat verdient; um euch schneller zu der Textstelle zu bringen, springen wir vorwärts zum zwanzigsten Vers, und dort werdet ihr den Erfolg finden, den Daniel beim Beten hatte. Er sagt: „Während ich so noch redete und betete und meine Sünde sowie die Sünde meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor den HERRN, meinen Gott, brachte, während ich also noch mein Gebet verrichtete, kam der Mann Gabriel, den ich früher schon in dem ersten Gesicht gesehen hatte, eilends auf mich zugeflogen um die Zeit des Abendopfers.“ Die Art und Weise, wie Daniel sich ausdrückte, ist sehr nachdrücklich: „Während ich im Gebet redete“; impliziert, dass Gott es uns gestattet, ihm alle unsere Beschwerden vorzulegen, wenn wir uns ihm im Glauben und im Gebet nähern; er gestattet es uns, dass wir zu ihm sprechen und mit ihm reden, wie ein Mann mit seinem Freund redet. Auch zu dieser Zeit machte Daniel die Beichte zu einem Teil seines Gebets; denn wir sind niemals in einer besseren Verfassung, Antworten von oben zu empfangen, als wenn wir uns vor dem Herrn demütigen. Er bekannte nicht nur seine eigenen Sünden, sondern er bekannte auch die Sünden seines Volkes; er betete für diejenigen, die vielleicht selten für sich selbst beteten; „Während ich noch redete und betete, kam der Mann Gabriel.“ Dieser Name bedeutet in der Übersetzung „die Stärke Gottes“; ein sehr passender Name, sagt Bischof Hall, für den Engel, der kommen und der Welt die Nachricht vom Gott der Stärke, dem Herrn Jesus Christus, überbringen sollte. Dieser Engel wird hier als fliegend, und zwar eilends fliegend dargestellt; um uns zu zeigen, wie bereitwillig, wie unaussprechlich bereitwillig diese gesegneten Geister sind, den Menschen gute Nachrichten zu überbringen. Und aus diesem Grund, nehme ich an, lehrt uns unser Herr zu beten, „dass Gottes Wille durch uns auf Erden geschehe, wie er im Himmel geschehe,” 9Mt 6,10 damit wir ein wenig von diesem Eifer und der Energie nachahmen können, welche die Engel an den Tag legen, wenn sie für Gott zu Botengängen gesandt werden.
Nun, hier wird nicht nur erwähnt, dass der Engel schnell flog, sondern es wird auch die Zeit erwähnt, als er kam: „Er kam und berührte mich zur Zeit der Abendopfer“ also etwa um drei Uhr nachmittags; zu dieser Zeit fand ein Opfer für Gott statt, und dieses Opfer war in besonderer Weise ein Sinnbild für den Herrn Jesus, der am Abend der Welt ein Opfer für Sünder werden sollte. Im 22. Vers erfahren wir, welche Botschaft dieser Engel überbrachte: „Er wollte mir Aufklärung geben und redete mich mit den Worten an: „Daniel, schon jetzt bin ich hergekommen, um dir zum richtigen Verständnis zu verhelfen. Als du zu flehen begannst, erging ein Gotteswort, und ich bin gekommen, um dir Auskunft zu geben; denn du bist ein vielgeliebter Mann. So achte nun auf das Wort, damit du die Offenbarung genau verstehst!“ Diese Stelle hat zusammen mit ähnlichen Stellen aus der Heiligen Schrift oft meine Seele getröstet und kann die Herzen des gesamten Volkes Gottes trösten. Viele von euch haben vielleicht zu Gott gebetet und wieder gebetet, und haben vielleicht keine Antwort erhalten: Ihr betet um ein grösseres Herz, ihr betet um Trost, ihr betet um Befreiung; Gott hält es gerne für eine Weile zurück; dann greift der Teufel an und sagt: „Gott hat deine Gebete ausgeschlossen, Gott wird dich nie erhören, Gott wird dich nie beachten, also bete nicht mehr.“ Aber, meine lieben Freunde, das ist ein Fehler; tausend Jahre sind bei Gott wie ein Tag; 102Petr 3,8 und der Herr Jesus hatte uns geboten, „immer zu beten und nicht müde darin zu werden.” 11Lk 18,1 Möglicherweise wurden eure Gebete in dem Moment erhört, in dem sie über eure Lippen kamen, auch wenn es eurem Gott vielleicht nicht gefallen mag (und es für euch vielleicht nicht angemessen ist), euch wissen zu lassen, dass sie gehört werden. „Als du zu flehen begannst, erging ein Gotteswort.“ Und derselbe Engel sagte einige hundert Jahre später zu Zacharias, dass „sein Gebet erhört“ worden sei. 12Lk 1,13 Welches Gebet? Sein Gebet für ein Kind: Man konnte nicht annehmen, dass Zacharias zu dieser Zeit für ein Kind betete; aber Gott hatte Wohlgefallen daran, sein Gebet, das er vielleicht vierzig Jahre zuvor gesprochen hatte, so lange danach zu beantworten.
Aber um mit Gabriels Erklärung fortzufahren, Vers 24: „Siebzig Jahre sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und den Sünden ein Ende zu machen, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen.“ Ich habe nicht die Absicht, euch mit der kritischen Darstellung dieser siebzig Wochen zu belasten; Kommentatoren sind sich zu diesem Thema äußerst uneinig; einige von ihnen erklären sie auf die eine Weise und andere auf die andere Weise, und vielleicht werden wir bis zum Tag des Gerichts, bis zu dem herrlichen Tag, von dem im Neuen Testament die Rede ist, nie erfahren, welche die richtige ist. Meine Absicht ist es, auf diesen besonderen Teil der Botschaft des Engels einzugehen, nämlich dass eine bestimmte Person etwas Unaussprechliches für Gottes Volk tun sollte, nämlich „eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen.“
Wenn ihr wissen möchtet, wer die Person war, die das tun sollte, schaut euch den 26. Vers an, und ihr werdet die erwähnte Person finden, den Herrn Jesus Christus: „Und nach den zweiundsechzig Jahrwochen wird ein Gesalbter ums Leben gebracht werden, ohne dass eine Schuld an ihm wäre.“ Er ist die Person, von der gesprochen wird, er sollte „den Sünden ein Ende machen, die Missetat sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeiführen.“
Ausgehend von diesen wichtigen Worten werde ich es unternehmen,
- Erstens: Euch zu zeigen, was wir unter dem Wort „Gerechtigkeit“ verstehen sollen.
- Zweitens werde ich euch zeigen, worauf es zurückzuführen ist, dass die im Text erwähnte Gerechtigkeit eine „ewige Gerechtigkeit“ genannt wird.
- Drittens werde ich zeigen, was wir unter „sie herbeiführen“ verstehen sollen.
- Und dann werde ich noch ein Wort zu Heiligen und Sündern sprechen. Und während ich zu euren Ohren spreche, möge Gott um des Herrn Jesus Christus willen zu euren Herzen sprechen!
Erstens: Werde ich erklären, was wir unter dem Wort „Gerechtigkeit“ verstehen sollen.
Wenn ich ein paar Leute fragen würde, was wir unter dem Wort „Gerechtigkeit“ verstehen; wenn die Person ein Arminianer oder ein Feind der Lehre von der freien Gnade wäre, würde er mir antworten, dass es etwas bezeichnet, was wir allgemein moralische Ehrlichkeit nennen oder gerechtes Handeln zwischen Mensch und Mensch. Und tatsächlich hat das Wort „Gerechtigkeit“ an verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift keine andere Bedeutung, zumindest trägt es diese Bedeutung. Ich nehme an, wir müssen es in diesem Sinne verstehen, wenn uns gesagt wird, dass Paulus, als er vor Felix predigte „über Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und das künftige Gericht redete.” 13Apg 24,25 Felix war ein sehr unredlicher und ungerechter Mann gewesen, und um ihn von seiner Bosheit zu überzeugen, um sein Gewissen zu beunruhigen und ihn dazu zu bringen, Hilfe beim Herrn Jesus zu suchen, predigte Paulus nicht nur von Beherrschung (denn Felix war ein sehr unbeherrschter Mann gewesen), sondern er predigte ihm auch von Rechtschaffenheit, von der Notwendigkeit, gerecht zu handeln, weil er ein ungerechter Mann gewesen war; und er wies ihn auf das kommende Gericht hin, um ihn dazu zu bringen, zu Jesus Christus zu fliehen, um von den schlimmen Folgen dieses Gerichts befreit zu werden; und es gibt keine andere Stelle in der Heiligen Schrift, wo das Wort Gerechtigkeit in diesem Sinne verstanden werden kann.
Gleichermassen bezeichnet es auch innere Heiligkeit, gewirkt in uns durch den gesegneten Geist Gottes. Aber ich glaube, dass das Wort Gerechtigkeit in meinem Text etwas bezeichnet, worüber alle, die an diesem Abend anwesend sind, sehr froh sein werden, davon zu hören, da bin ich mir absolut sicher: Was ist es? Es ist das, was alle reformierten Geistlichen, die einen klaren Kopf und ein reines Herz haben, eine zugerechnete Gerechtigkeit nennen, oder die Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus, die armen Sündern zugerechnet wird durch ihren Glauben; und wenn ihr mich fragt, was ich mit einer zugerechneten Gerechtigkeit meine, wenn Gott Wohlgefallen daran hat, dass ich eure Herzen erreichen kann, werde ich euch sagen, dass ich unter dem Wort „Gerechtigkeit“ alles verstehe, was Christus getan hat und alles, was Christus erlitten hat. Oder, um den von gesunden Geistlichen allgemein verwendeten Begriff zu gebrauchen: „Christus’ aktiver und Christus’ passiver Gehorsam“; füge diese beiden zusammen, und sie ergeben die Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus. Meine lieben Freunde, so verhielt es sich zwischen Gott und dem Menschen: Am Anfang hat Gott die Menschen gerade geschaffen. 14Pred 7,29 Moses gibt uns eine kurze und ausführliche Beschreibung des Ursprungs und der Natur des Menschen: „Als Bild Gottes schuf er den Menschen,“ 151Mo 1,27 sagt der heilige Historiker, inspiriert vom Geist Gottes. Gott sprach und es geschah; Gott befahl, und die Welt erstand vor ihm auf; „Es werde Licht,“ 161Mo 1,3 und siehe, augenblicklich erschien das Licht: Aber als dieses schöne, dieses göttliche, dieses gesegnete Geschöpf Mensch, der Herr der Schöpfung, Gottes Stellvertreter, geschaffen werden sollte, beruft Gott einen Rat ein und sagt: „Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!“ 171Mo 1,26 Nun, dieses Bild ist zweifellos im Hinblick auf die Seele des Menschen zu verstehen; da Gott keine körperliche Substanz ist, konnte der Mensch nicht auf diese Weise nach seinem Bild geschaffen werden. Nun, Gott schuf den Menschen in diesem Zustand. Adam war unser Repräsentant. Adam und Eva hatten ursprünglich nur einen Namen: „Gott schuf den Menschen und gab ihnen den Namen „Mensch“ („Adam“).“ 181Mo 5,2 Gott überließ Adam seinem eigenen freien Willen; er hatte Wohlgefallen daran, einen Bund mit ihm zu schließen, was in der Tat ein erstaunliches Beispiel für die Herablassung Gottes ist. Gott hätte dem Menschen befehlen können, dies und das zu tun, ohne ihm irgendein Versprechen auf eine Belohnung zu geben. Aber der große Schöpfer hatte Wohlgefallen daran, ihm zu versprechen, dass er und seine Nachkommen für immer leben sollten, wenn er gehorsam wäre, ohne zu sündigen, wenn er darauf verzichten würde, von einem bestimmten Baum zu essen; aber wenn er dieses Gebot brechen würde, würden ab dem Tag, an dem er davon aß, er und alle seine Nachkommen sterben. Nun, ich glaube, wenn ihr und ich dabei gewesen wären, hätten sicher einige Menschen Einwände gegen Gottes Strenge erhoben, dass er uns Adams Sünde zurechnen würde; dennoch glaube ich, wenn ihr und ich und die ganze Welt dabei gewesen wären, wären wir von ganzem Herzen diese Vereinbarung eingegangen. Angenommen, Gott hätte die ganze Schöpfung zusammengerufen und hätte gesagt: „Hier, meine Geschöpfe, ich habe hier einen Menschen nach meinem eigenen Bild geschaffen, ich habe ihm den Atem des Lebens eingehaucht, ich habe ihn zu einer lebendigen Seele werden lassen, ich habe ihn mit Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit erfüllt; er hat nicht die geringste Neigung zur Sünde, nur ist er ein fehlbares und veränderliches Geschöpf. Alles, was ich von diesem Menschen wünsche, ist, dass er sich von jenem Baum fernhält. Ich habe ihm alle Bäume des Gartens gegeben, ich habe ihn geschaffen und mit meiner eigenen rechten Hand einen Garten für ihn gepflanzt; ich wünsche, dass er davon absieht, jene Früchte zu pflücken! Werdet ihr mit diesem Mann stehen oder fallen, werdet ihr euch von ihm repräsentieren lassen, wird es für euch in Ordnung sein, dass sein Gehorsam oder Ungehorsam euch zugerechnet wird?“ Wenn wir alle dort gewesen wären, hätte jeder von uns gesagt: „Herr Gott, wir lassen ihn unseren Repräsentanten sein.“ Die Bedingungen waren so einfach, die Wahrscheinlichkeit seines Falls so überaus gering; so dass ich glaube, dass jeder von uns unsere Hand zu dem Bund gegeben hätte. Und angenommen, wir hätten diesem Bund in Anwesenheit zugestimmt, wer ist dann der Mann oder die Frau, die daran etwas auszusetzen haben könnten, wenn Gott uns Adams Sünde zurechnet? Nun, meine Freunde, Gott hat den Menschen in diesem Zustand erschaffen; der Teufel war neidisch auf sein Glück; einige nehmen an, dass der Mensch dazu geschaffen wurde, die Plätze der gefallenen Engel zu füllen. Aber der Teufel beneidete den Menschen und hatte die Erlaubnis, ihn zu versuchen; Eva streckte bald ihre Hand aus und pflückte von der verbotenen Frucht, und danach beging auch Adam den Verstoss; und von diesem Moment an, um Mr. Bestons Worte zu gebrauchen: „war der Name des Menschen Ikabod,“ 191Sam 4,21 «Die Herrlichkeit ist fort gewichen» die Herrlichkeit des Herrn wich von ihm fort. Dann fielen Adam und Eva; du und ich und alle ihre Nachkommen (die sie repräsentierten) fielen in ihnen. Die Menschheit hatte nur einen Hals; und Gott hätte der Menschheit dienen können, so wie Caligula Rom gedient hätte, nach seinen eigenen Worten: „Ich wünschte, es hätte nur einen Hals, und ich würde ihn mit einem Schlag abschneiden.“ Wenn Gott gewollt hätte, hätte er uns alle in die Hölle schicken können. Hier stellt Calvin die Eigenschaften Gottes als miteinander kämpfend dar: Die Gerechtigkeit sagte zu Gott, als sie sah, dass die Gerechtigkeit den Rahmen für Strafmassnahmen ergab: „Ist das Gesetz gebrochen, verdamme den Täter und schicke ihn zur Hölle.“ Die Barmherzigkeit Gottes, seine liebenswerte Eigenschaft, ruft: „Verschone ihn, verschone ihn.“ Die Weisheit Gottes erfindet einen Weg, damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird und dennoch auch die Barmherzigkeit triumphiert. Wie ging das? Der Herr Jesus schaltet sich ein, der Schiedsmann, der liebe Erlöser! Er sah, wie Gott sein flammendes Schwert schwang und wie seine Hand Rache ausübte; der Herr Jesus Christus sah das Schwert bereit, in das Blut des Täters gesteckt zu werden. Als kein Auge Mitleid zeigen konnte, als kein Engel und Erzengel retten konnte, gerade als Gott gleichsam im Begriff war, den tödlichen Schlag zu versetzen, gerade als das Messer an die Kehle des Täters gelegt wurde, sagt der Sohn Gottes, der Ewige Logos: „Vater, verschone den Sünder; lass ihn nicht sterben; Vater, Vater, o halte deine Hand, ziehe dein Schwert zurück, denn ich komme, um deinen Willen zu tun. 20Heb 10,9 / Ps 40,8-9 Der Mensch hat dein Gesetz gebrochen und deinen Bund verletzt. Ich streite es nicht ab, dass der Mensch es verdient, für immer verdammt zu werden. Aber, Vater, was Adam nicht tun konnte: Wenn du mir einen Körper bereitest, 21Heb 10,5 werde ich gehen, wenn die Zeit erfüllt ist 22Gal 4,4 und für ihn sterben; er hat dein Gesetz gebrochen, aber ich werde hingehen und es halten, damit dein Gesetz geehrt werden möge. Ich werde allen deinen Geboten vollkommenen, sündlosen Gehorsam erweisen; und damit du die gottlosen Geschöpfe rechtfertigst, werde ich nicht nur hinabsteigen und deinem Gesetz gehorchen, sondern ich werde hinabsteigen und bluten; ich werde hinabsteigen und sterben: Hier bin ich; ich werde zwischen dich und die Sünder treten und mich freuen, dass dein Schwert für sie in die Scheide meines Herzensblutes gesteckt wird.“
Als die Zeit erfüllt war, steigt der ewige Logos herab: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, 23Gal 4,4 damit er die, welche unter dem Gesetz waren, von dem Fluch erlöste, indem er selbst zum Fluch wurde für uns.” 24Gal 3,13 Der Herr Jesus Christus, gekleidet in die menschliche Natur, erfüllte alle Gerechtigkeit; er unterwarf sich jeder Einrichtung Gottes und gehorchte gern dem gesamten moralischen Gesetz; und danach, O können wir daran denken, O könnt ihr davon hören, ohne dass euer Herz Freudensprünge macht, als Letztes blutete und starb der Herr Jesus! Und als er gerade starb, gerade als er seinen Kopf senken und den Geist aufgeben wollte, was meint ihr, was er gesagt hat? Er sagte: „Es ist vollbracht!“ 25Joh 19,30 So viel wie zu sagen: „Jetzt ist die mühsame Arbeit, die schwierige Aufgabe, die ich übernommen hatte, Gott sei gesegnet, ganz vorbei; alle Forderungen des Gesetzes sind erfüllt; jetzt ist Gottes Gerechtigkeit erfüllt; jetzt wird durch mein Blut ein neuer und lebendiger Weg zum Eingang in das Heiligtum 26Heb 10,19 für arme Sünder geöffnet.“
Wenn also hier von der Gerechtigkeit Christi gesprochen wird, müssen wir „Christus Gehorsam und Tod“ darunter verstehen, alles, was Christus getan hat und alles, was Christus für eine auserwählte Welt gelitten hat, für alle, die an ihn glauben werden. Und gesegnet sei Gott für diese Gerechtigkeit! Gepriesen sei Gott für den Beinamen, der dieser Gerechtigkeit im Text gegeben wird; man könnte es eine gesegnete Gerechtigkeit nennen, man könnte es eine herrliche Gerechtigkeit nennen, man könnte es eine unschätzbare Gerechtigkeit nennen; aber der Engel nennt es eine ewig anhaltende Gerechtigkeit: Gott gebe dir, den Trost daraus zu erfahren!
Zweitens werde ich zeigen, weshalb diese Gerechtigkeit hier eine ewige Gerechtigkeit genannt wird.
Was denkt ihr, warum die Gerechtigkeit Christi eine ewige Gerechtigkeit genannt wird? Ich vermute, es wird eine ewige Gerechtigkeit genannt, weil:
Erstens, es vom großen Gott beabsichtigt war, dass sich die Gerechtigkeit Christi auf die Menschheit ausdehnen sollte, von Ewigkeit her. Ihr alle wisst, dass alte Liebe die beste Liebe ist. Wenn wir einen alten Bekannten haben, einen Freund, der uns seit vielen Jahren liebt, ist diese Liebe tatsächlich süß: Auch wenn wir neue Freunde lieben mögen, können wir doch, wenn ein alter Freund und ein neuer Freund zusammentreffen, sagen, dass der alte besser ist. Nun, dafür sollten wir Gott liebgewinnen, zu denken, dass Gott von allen Zeitaltern der Ewigkeit her an euch gedacht hat; Gott beabsichtigte, dass der Herr Jesus Christus eure und meine Seele rettet. Daher sagt Gott, um Jeremias Zuneigung zu gewinnen, zu ihm: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt.“ 27Jer 31,3 Daher kommt es, dass der Herr Jesus sagt, als er sein auserwähltes Volk in den Himmel ruft: „Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters;“ was folgt? „empfangt das für euch bereitete Königreich;“ seit wann? „seit der Grundlegung der Welt.“ 28Mt 25,34 Alles, was wir in der Zeit empfangen; alle Ströme, die zu unseren Seelen kommen, sind nichts anderes als unzählige Ströme, die aus dieser unerschöpflichen Quelle fließen, Gottes erwählende, Gottes souveräne, Gottes auszeichnende, Gottes ewige Liebe; und deshalb kann die Gerechtigkeit Jesu Christi zu Recht eine ewige Gerechtigkeit genannt werden, weil Gott sie von Ewigkeit her beabsichtigt hat.
Zweitens wird es eine ewige Gerechtigkeit genannt, weil die Wirksamkeit des Todes Christi unmittelbar nach dem Fall Adams einsetzte. In gewisser Hinsicht ist das Christentum so alt wie die Schöpfung. Der große deutsche Professor Franck sagt: „Christus ist die Summe und Substanz aller Gerechtigkeit.“ Matthew Henry bemerkt: „Dass der Herr Jesus Christus der Schatz ist, der im Ackerfeld des Alten Testaments verborgen ist, 29Mt 13,44 unter den Archetypen und Schatten der mosaischen Dispensation. Wir sehen die Sonne der Gerechtigkeit in der neutestamentlichen Dispensation in ihrem vollen Meridian scheinen.“ Nun kann die Gerechtigkeit Jesu Christi eine ewig andauernde Gerechtigkeit genannt werden, weil alle Heiligen, die gerettet wurden oder jemals gerettet werden, alle durch die Gerechtigkeit Christi gerettet sind. Viele überkritische Menschen sind sehr neugierig, was aus den Heiden werden wird, die nie von Jesus Christus gehört haben. Ich würde zu solchen Personen sagen, wie es der Herr Jesus Christus zu einem anderen neugierigen Fragesteller tat: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!“ 30Joh 21,22 Wozu sollten ihr und ich uns wegen der Heiden Sorgen machen? Sind wir nicht Heiden? Es stimmt, dass wir zu viel heidnisches Temperament und Taten an uns haben. Aber warum sollten wir unsere Zeit damit verschwenden, uns zu erkundigen, was aus den Heiden wird, und nicht vielmehr zu fragen, was aus unserer eigenen Seele wird? Wir können sicher sein, dass Gott mit den Heiden nach ihrem Licht verfahren wird: Wenn er ihnen keine Offenbarung gegeben hat, werden sie nicht durch eine Offenbarung gerichtet; wenn sie kein Gesetz hatten, werden sie ohne Gesetz gerichtet. Aber was die Juden und Heiden betrifft, denen das Evangelium offenbart wurde, wie auch immer die Deisten dagegen argumentieren mögen; was auch immer sie an Gründen gegen die göttliche Offenbarung anbringen mögen; wir können sicher sein, dass niemand jemals gerettet wurde oder gerettet werden wird, außer durch die Gerechtigkeit Christi. Durch den Glauben an ihn wurde Abel gerettet; durch das Opfer von Jesus Christus wurde Abraham angenommen und alle alten Propheten wurden angenommen; und es ist uns kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden können, 31Apg 4,12 als den von Christus. Und deshalb, weil Menschen unter dem Gesetz und unter dem Evangelium nur durch Christus gerettet werden können; deshalb kann die Gerechtigkeit Christi zu Recht eine ewige Gerechtigkeit genannt werden. Aber das ist nicht alles.
Drittens: Die Gerechtigkeit Jesu Christi sollte nicht nur deshalb eine ewige Gerechtigkeit genannt werden, weil alle Menschen unter dem Gesetz und alle Menschen unter dem Evangelium dadurch gerettet werden; sondern auch wegen ihrer Wirksamkeit, gepriesen sei Gott dafür! Sie wird anhalten, bis es keine Zeit mehr geben wird. Gepriesen sei Gott für Jesus Christus! Die Wirksamkeit seines Blutes, seines Todes und seiner Sühne ist heute genauso groß und wirksam für die Erlösung armer Sünder wie damals, als er sein gesegnetes Haupt neigte und den Geist aufgab: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und auch in Ewigkeit!“ 32Heb 13,8 Und jeder, der an ihn glaubt, jetzt, jeder, der zu ihm kommt und ihn annimmt, soll jetzt seine Macht sehen, soll seine Gnade schmecken und soll tatsächlich von ihm gerettet werden, genauso als ob er mit denen zusammen wäre, die es sahen, wie er starb.
Viertens kann die Gerechtigkeit Christi eine ewige Gerechtigkeit genannt werden, weil ihr Nutzen darin besteht, ewiges Leben zu erlangen. In der Tat sagen uns einige Leute, dass jemand heute in Christus sein und morgen zum Teufel gehen könnte: Aber, gepriesen sei Gott, ihr habt Christus nicht so kennen gelernt! 33Eph 4,20 Nein, meine lieben Freunde, Dank sei Gott für diesen göttlichen Text: „So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind.“ 34Röm 8,1 Obwohl Gottes Volk in Konflikte geraten kann; und obwohl viele voller Zweifel und Ängste sind und sagen: „Eines Tages werde ich durch die Hand Sauls fallen.“ 351Sam 27,1 Wie auch immer eure armen Seelen bedrängt werden mögen; trotzdem wird kein böser Teufel und auch nicht euer eigenes verdorbenes Herz in der Lage sein, euch von der Liebe Gottes zu scheiden: 36Röm 8,39 Gott hat euch geliebt, Gott hat sein Herz auf euch gerichtet, und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende. 37Joh 13,1 Der Herr des Lebens und der Herrlichkeit, der gesegnete Jesus, wird nie aufhören, dich zu lieben, bis er dich geliebt und in den Himmel gebracht hat; wenn er sich freuen wird und sagen wird: „Siehe mich, mein Vater, und die lieben Kinder, die du mir gegeben hast; du hast sie mir gegeben; sie waren dein, ich habe sie mit meinem Blut erkauft, ich habe sie mit meinem Schwert und mit meinem Bogen gewonnen, 381Mo 48,22 und jetzt werde ich sie als viele Edelsteine in meinem Stirnband 39Sach 9,16 tragen.“ Daher kann die Gerechtigkeit Jesu Christi eine ewige Gerechtigkeit genannt werden, denn diejenigen, die sie einmal ergreifen und darin bleiben, werden für immer durch Christus gerettet: „Gott ist es, der rechtfertigt (sagt der heilige Paulus), wer will verurteilen? Christus ist es doch, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist.” 40Röm 8,33-34 Er fordert die Teufel heraus: „O Tod, wo ist dein Stachel, oh Grab, wo ist dein Sieg? 411Kor 15,55 Wer soll uns von der Liebe Gottes trennen? 42Röm 8,35 Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten noch irgendein anderes Geschöpf uns jemals von der Liebe Gottes trennen können, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. 43Röm 8,38-39 Diejenigen, die Gott gerecht macht, die verherrlicht er auch.“ 44Röm 8,30 Und weil Christus lebt, werden auch wir leben, gepriesen sei Gott. Ich weiß nicht, was ihr dazu sagt; obwohl ich darauf vertraue, jeden Tag die Gnade Christi zu spüren, die mir neue Kraft verleiht, als hätte ich noch nie zuvor geglaubt; trotzdem bin ich mir sicher, dass ich sogleich den Herrn Jesus Christus im Stich lassen würde, sobald ich mich auf meine eigene Treue verlassen würde und nicht auf die Treue des Sohnes Gottes. Aber Ehre sei Gott, er ist treu, der die Verheißung gegeben hat! 45Heb 10,23 Ehre sei Gott, unsere Erlösung hängt nicht von unserem eigenen freien Willen ab, sondern von Gottes geschenkter Gnade! Hier haben wir ein sicheres Fundament; der Gläubige kann darauf aufbauen; lasst die Stürme so lange und so stark wehen, wie sie wollen, sie mögen das arme Geschöpf zum Zittern bringen, aber gesegnet sei Gott, sie werden es niemals vom Fundament fortwehen können; auch wenn sie es erschüttern, werden sie nur seine Verdorbenheit abschütteln. Und ich glaube alle, die Gott fürchten, werden froh sein, sich davon zu trennen. Aus all diesen Gründen kann die Gerechtigkeit Christi als ewige Gerechtigkeit bezeichnet werden.
Drittens: In unserem Vers steht, dass Jesus sie herbeiführen sollte. Was sollen wir unter seinem „sie Herbeiführen“ verstehen?
Die öffentliche Bekanntmachung unseres Herrn und die Verkündigung an alle Welt. Tatsächlich wurde sie unter dem Gesetz eingeführt, dann wurde sie unter Archetypen und Schattenbildern herbeigeführt, und die meisten Juden suchten nicht weiter. Aber Jesus Christus brachte Leben und Unsterblichkeit ans Licht durch das Evangelium. Das Licht Moses war nur Dämmerung; das Licht des Evangeliums ist wie die Sonne am Mittag, die in ihrem vollen Meridian scheint. Daher kann man sagen, dass Jesus Christus diese ewige Gerechtigkeit herbeiführt, weil er sie der Welt verkündete und es befahl, zu predigen, dass Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, damit die Welt durch ihn gerettet werde. 46Joh 3,17
Der Herr Jesus Christus führte diese Gerechtigkeit herbei, als er sie am Kreuz für die Sünder erwirkte. Einige Antinomisten verrennen sich aus Mangel an einer angemessenen Unterscheidung in einen schwerwiegenden Fehler und sagen uns: Weil Gott beabsichtigte, durch die Gerechtigkeit Jesu Christi zu rechtfertigen, ist der Mensch von Ewigkeit her gerechtfertigt; was absurd ist. Ein Mensch kann nicht gerechtfertigt werden, solange bis er tatsächlich existiert; deshalb, obwohl es seit Ewigkeit in Gottes Gedanken liegt, dass der Mensch gerechtfertigt wird, wurde es nicht tatsächlich herbeigeführt, bis der Herr Jesus Christus diese gesegneten Worte aussprach: „Es ist vollbracht.“ 47Joh 19,30 Die große Vollendung! Dann führte Jesus es herbei. Ein neuer und lebendiger Weg zum Allerheiligsten für arme Sünder wurde geöffnet durch das Blut Christi. Aber ich glaube nicht, dass der Ausdruck „herbeigeführt“ auf diesen Sinn beschränkt sein soll, obwohl ich annehme, dass es der primäre Sinn ist; er beinhaltet nicht nur, dass Christus sie in die Welt herbeigeführt hat, sie bekannt gemacht und im Wort Gottes niedergeschrieben hat und sie für die Sünder gewirkt hat in seinem Leben und am Kreuz; sondern er führt sie herbei auf eine Art und Weise die, wie ich zu Gott bete, heute Abend auch passieren wird; ich meine damit, dass er sie durch seinen gesegneten Geist in die Herzen der armen Gläubigen herbeiführt. Alles, was Christus getan hat, alles, was Christus gelitten hat, aller aktive Gehorsam Christi, aller passive Gehorsam Christi wird uns nichts nützen, wenn es nicht durch den Geist Gottes in unsere Seelen gebracht wird. So wie der Ausdruck: „Ein Christus, der nicht angewandt wird, ist überhaupt kein Christus.“ Zu hören, dass Christus für Sünder gestorben ist, wird eure Verdammnis nur vergrössern, wird euch nur noch tiefer in die Hölle stürzen, es sei denn, wir haben Grund zu sagen, durch ein Werk der Gnade, gewirkt in unseren Herzen, dass der Herr Jesus dies zu uns nach Hause in unsere Seelen hineingebracht hat. Daher sagt der Apostel über Christus: „Der mich liebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ 48Gal 2,20 O dieses liebe, dieses großartige, dieses kleine, aber wichtige Wort, „mich“. Glücklich, wer die Sprache des Apostels übernehmen kann! Glücklich, wer es auf sein eigenes Herz anwenden kann; und wenn diese hören, dass Christus eine ewige Gerechtigkeit herbeigeführt hat, können sie sagen: Gepriesen sei Gott, diese ist durch den gesegneten Geist in meine Seele hinein herbeigeführt!
Gibt es hier jemanden, der mir in dieser Lehre zustimmen kann?
Aber warum stelle ich diese Frage, wenn ich vor vielen Leuten predige, die, wie ich hoffe, schon vor langer Zeit die Gnade Gottes gekostet haben? Ich weiß es nicht, ich kann euch nicht unterscheiden; ihr seid genauso wie andere Menschen, was euer Aussehen und eure Gewohnheiten betrifft; aber, wenn ich es nicht tue und wenn eure Nachbarn euch nicht kennen können, der große Gott, in dessen Gegenwart ihr euch befindet: Er kennt euch.
Er, vor dessen Gericht wir in Kürze erscheinen werden, kennt euch. Wenn Christus Jesus seine ewige Gerechtigkeit in euer Herz hineingebracht hat; wenn sie vom Geist Gottes auf eure Seele angewendet wird, was soll ich zu euch sagen? Ich werde wie der Engel zu Johannes sagen: „Komm hier herauf,“ 49Offb 4,1 du Kind Gottes! Komm hier herauf, du Sohn, du Tochter Abrahams! Kommt und schliesst euch mir an, mit Engeln und Erzengeln, mit den Geistern der vollendeten Gerechten 50Hebr 12,23 einzustimmen, diesen liebenden Erlöser zu preisen, der eine ewige Gerechtigkeit herbeigeführt hat. Oh, gab es jemals so eine Liebe! Als Abraham seinen Sohn opfern wollte, sagte Gott: „Jetzt weiß ich, dass du mich liebst, weil du mir deinen Sohn, deinen einzigen Sohn, nicht vorenthalten hast.” 511Mo 22,16 Möge jetzt jedes Kind Gottes sagen: „Nun, o Gott, ich weiß, dass du mich geliebt hast, denn du hast mir deinen Sohn, deinen lieben Sohn, den Herrn Jesus Christus, nicht vorenthalten, für mich zu sterben.“ Wenn du Christus durch den Glauben in deine Seele herbeigeführt bekommen hast, dann schaue nach vorn, schaue einer glücklichen Ewigkeit entgegen. O blicke auf die ewigen Wohnungen, 52Joh 14,2 in die Gott dich nach dem Tod bringen wird. Meine lieben Freunde, ich könnte noch mehr zu diesem Text sagen, um Gottes Volk zu trösten:
Aber ich muss mich an euch wenden, arme Seelen, die nicht sagen können, dass diese Gerechtigkeit nach Hause in eure Seelen hinein herbeigeführt wurde; aber wenn sie noch nie zuvor nach Hause gebracht wurde, möge Gott sie um des Herrn Jesus Christus willen jetzt nach Hause bringen! Gibt es hier welche unter euch, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit abhängig sind? Denken einige von euch hier daran, sich durch eigene Taten zu retten? Ich sage zu euch, wie der Apostel zu jemandem sprach, der Geld anbot für die Macht, die Gaben des Heiligen Geistes übertragen zu bekommen: Deine Gerechtigkeit fahre mit dir ins Verderben. 53Apg 8,20 Arme, elende Kreaturen! Was steckt in euren Tränen? Was in euren Gebeten? Was in euren Zeremonien, um den Zorn eines wütenden Gottes zu besänftigen? Fort mit euch von den Bäumen des Gartens; 541Mo 3,23 kommt, ihr schuldigen Sünder, kommt als arme, verlorene, sündige und elende Geschöpfe und akzeptiert eine bessere Gerechtigkeit als eure eigene. Wie ich bereits sagte, und ich sage es euch noch einmal: Die Gerechtigkeit Jesu Christi ist eine ewige Gerechtigkeit; ihre Wirkung erstreckt sich auf die allergrößten Sünder. Und wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst! 55Offb 22,17 Wurden welche unter euch durch die Sünde verwundet? Hat jemand von euch das Gefühl, dass er selbst keine Gerechtigkeit besitzt? Verschmachten welche unter euch vor Hunger? Hat jemand von euch Angst, dass er für immer zugrunde gehen wird? Kommt, liebe Seelen, in all euren befleckten Kleidern; 56Jes 64,6 komm, du armer Mann; komm, du arme, verzweifelte Frau; ihr, die glaubt, dass Gott euch niemals vergeben wird und dass eure Sünden zu groß sind, um vergeben zu werden; komm, du zweifelndes Geschöpf, das Angst hat, dass du niemals Trost finden wirst; steh auf, lass dich trösten, der Herr Jesus Christus, der Herr des Lebens, der Herr der Herrlichkeit, ruft nach dir. Durch seine Gerechtigkeit gibt es Hoffnung für die größten Sünder, für die schlimmsten Geschöpfe. Was wäre, wenn du alle Sünden der Welt begangen hättest? Was wäre, wenn du die Sünden von Tausenden Welten begangen hättest, was wäre, wenn du die Sünden von einer Million Welten begangen hättest? Die Gerechtigkeit Christi wird dich bedecken, das Blut des Herrn Jesus Christus wird dich von all der Schuld reinigen. O lass nicht eine arme Seele fern vom Erlöser stehen. Meine lieben Freunde, könnte meine Stimme durchhalten, wäre meine Stärke meinem Willen gewachsen, ich würde mit euch ringen; ich würde mit Argumenten kämpfen, bis ihr kommt und euch in diesem Blut des Lammes wascht; 57Offb 7,14 bis ihr kommt und diese ewige Gerechtigkeit angenommen habt. O kommt, kommt! Da sie nun von Christus in die Welt herbeigeführt wurde, bringe ich sie nun im Namen, in der Kraft und mit der Hilfe des großen Gottes auf die Kanzel; ich biete diese Gerechtigkeit, diese kostenlose, diese zugerechnete, diese ewige Gerechtigkeit nun allen armen Sündern an, die sie annehmen wollen. Um Gottes Willen, akzeptiere es heute Nacht: Du weißt es nicht, aber du könntest noch vor morgen sterben. Wer weiss, noch während ich spreche, könnte ein Schlaganfall geschehen und der Tod euch gefangen nehmen? O meine lieben Freunde, wohin könnt ihr gehen? Wo werdet ihr erscheinen? Wie werdet ihr vor einem zornigen Gott bestehen, ohne dass die Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus auf euren Seelen liegt? Kannst du in deinen eigenen befleckten Kleidern bestehen? Wirst du es wagen, ohne die Kleidung deines älteren Bruders vor einem herzerforschenden Gott zu erscheinen? Wenn ihr das tut, kenne ich euren Untergang: Christus wird euch in die Hölle schicken: „Hinweg mit euch, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer“ 58Mt 25,41 wird euer Teil sein. Denkt deshalb über diese Dinge nach, ich bitte euch; geht nach Hause, betet über die Textstelle und sagt: „Herr, Gott, du hast durch den Herrn Jesus Christus eine ewige Gerechtigkeit in die Welt gebracht; bringe sie durch den gesegneten Geist in mein Herz!“ dann stirb, wann du willst, du bist in Sicherheit; wenn es morgen ist, werdet ihr sofort in die Gegenwart des ewigen Gottes versetzt: Das wird süß sein! Glücklich, wer dieses Gewand trägt; glücklich sind diejenigen, die sagen können: „Mein Gott hat mich geliebt, und ich werde von ihm mit ewiger Liebe geliebt werden!” 59Jer 31,3 Dass jeder von euch das sagen kann, dass möge Gott um Jesu Christi, dem lieben Erlöser willen, gewähren. Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Amen.
Fussnoten
- 1Lk 2,8-10
- 2Lk 1,46-47
- 3Mal 3,20
- 41Mo 3,15
- 5Heb 1,1-2
- 6Dan 10,19
- 7Dan 10,19 Fussnote Elberfelder
- 81Mo 32,25-27
- 9Mt 6,10
- 102Petr 3,8
- 11Lk 18,1
- 12Lk 1,13
- 13Apg 24,25
- 14Pred 7,29
- 151Mo 1,27
- 161Mo 1,3
- 171Mo 1,26
- 181Mo 5,2
- 191Sam 4,21 «Die Herrlichkeit ist fort gewichen»
- 20Heb 10,9 / Ps 40,8-9
- 21Heb 10,5
- 22Gal 4,4
- 23Gal 4,4
- 24Gal 3,13
- 25Joh 19,30
- 26Heb 10,19
- 27Jer 31,3
- 28Mt 25,34
- 29Mt 13,44
- 30Joh 21,22
- 31Apg 4,12
- 32Heb 13,8
- 33Eph 4,20
- 34Röm 8,1
- 351Sam 27,1
- 36Röm 8,39
- 37Joh 13,1
- 381Mo 48,22
- 39Sach 9,16
- 40Röm 8,33-34
- 411Kor 15,55
- 42Röm 8,35
- 43Röm 8,38-39
- 44Röm 8,30
- 45Heb 10,23
- 46Joh 3,17
- 47Joh 19,30
- 48Gal 2,20
- 49Offb 4,1
- 50Hebr 12,23
- 511Mo 22,16
- 52Joh 14,2
- 53Apg 8,20
- 541Mo 3,23
- 55Offb 22,17
- 56Jes 64,6
- 57Offb 7,14
- 58Mt 25,41
- 59Jer 31,3