Das Evangelium als Triumph einer sterbenden Heiligen
Markus 16, 15–16: „Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“
Eine Trauerpredigt
Ich bin überzeugt davon, dass ich dieses Auditorium nicht darüber informieren muss, dass es üblich ist, wenn Botschafter zu einem Fürsten gesandt werden oder wenn Richter in ihre jeweiligen Bezirke kommen, dass sie ihre Beglaubigungsschreiben vorzeigen, dass sie ihren Auftrag öffnen und vorlesen, durch den sie im Namen Seiner Majestät handeln. Dasselbe ist absolut notwendig für diejenigen, die die Botschafter des Sohnes Gottes sind, dass sie ihrem Herrn so treu sein würden; weil sie mit ihm auf dem Thron sitzen werden, wenn er das zweite Mal kommen wird, um sowohl böse Engel als auch Menschen zu richten.
Wenn jemand mich fragt: „Wo ist dein Auftrag?“ Er wurde euch eben gerade vorgelesen. Hier ist er in meiner Hand. Er wurde eigenhändig vom König selbst geschrieben, mit dem Finger des ewig gepriesenen Gottes, und besiegelt mit dem Siegel seines ewigen Geistes, mit seinem großen Siegel zur Beglaubigung darauf angebracht. Der Auftrag ist kurz, aber sehr weitreichend, und es ist bemerkenswert, dass er unmittelbar vor der Himmelfahrt des Erlösers erteilt wurde. Er reservierte es in unendlicher Weisheit für seinen letzten Segen, Stellvertreter zu ernennen und zu beauftragen, die sein Werk auf Erden weiterführen sollten. Wer Ohren hat zu hören, der höre, 1Mt 11,15 was der Sohn Gottes zu einer Gruppe armer Fischer sagt. Es war kein einziger Gelehrter unter ihnen. Was sagt er? „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung.“
Lasst uns einen Moment innehalten und bevor wir fortfahren, betrachten, welche Barmherzigkeit, welche Liebe und zugleich welche majestätische Autorität in dieser Formulierung bzw. Auftrag vereint sind. „Geht hin“, ihr armen Fischer, ihr, auf die von den schriftkundigen Gelehrten herabgesehen wird, als ungebildetete Männer; „Geht hin“, ihr, die ihr bisher von irdischen Ehrenämtern geträumt habt und darüber gestritten habt, wer zu meiner Rechten und zu meiner Linken sitzen soll in meinem Reich: 2Mt 20,21 „Geht hin;“ wartet nicht, dass die Menschen zu euch kommen, sondern ahmt das Verhalten eures Meisters nach; „Geht hin“, und seid euch bewusst, dass der Teufel den Seelen nicht erlauben wird, euch mit Begeisterung zuzuhören. Geht deshalb. Wohin? „In alle Welt“ – hier ist ein Auftrag für euch; es hat nie einen Auftrag wie diesen gegeben; es hat nie etwas Vergleichbares auf der Erde gegeben. „Geht hin in alle Welt“ – das heißt, in die heidnische ebenso wie in die jüdische Welt. Bis jetzt war mein Evangelium auf die Juden beschränkt gewesen. Früher hatte ich euch einmal gesagt, dass ihr nicht zu den Heiden gehen sollt. Ich hatte einmal zu einer armen Frau, die zu mir kam, gesagt: „Es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“ 3Mt 15,26 Aber jetzt, da die Trennwand niedergerissen und der Vorhang des Tempels in zwei Teile gerissen war, gab er ihnen einen universellen Auftrag: „Geht hin in alle Welt.“ Wie? Was, in die Pfarrbezirke von anderen Pastoren gehen? Denn es gab damals keinen Bezirk, der nicht mit Hirten besiedelt gewesen wäre, solchen wie sie es waren. Ja, ja: „Geht hin in alle Welt!“ Und obwohl ich nicht behaupten möchte, dass dies den Predigern befiehlt, in jeden Winkel der Welt zu gehen, bestehe ich aber darauf – und mit Gottes Gnade werde ich dies sagen, selbst wenn es mich mein Leben kosten würde–, dass keine Macht auf Erden die Macht hat, Prediger am Predigen zu hindern, wo eine Gruppe von Menschen willig ist, zuzuhören. Wären Prediger von der richtigen Gesinnung, würden sie reden wie ein Pastor in Oxford, der die Häftlinge dort regelmäßig besuchte. Ich erinnere mich, wie ich ihn einmal fragte, ob ich einige aus seiner Gemeinde besuchen könnte, würde es ihn kränken, wenn wir die Häftlinge besuchen? „Nein, nein“, sagte er, „ich bin froh, dass ich ein paar junge Vikare so wie dich habe.“ Und wenn die Prediger heute von solch einem Geist erfüllt wären, mein Lieber, was würde der Teufel dann vor uns fliehen. Wie der gute Mr. Philip Henry zum Pastor von Broad Oaks sagte, von wo er hinausgeworfen worden war, aber danach predigte er in einer Scheune und als er den Pastor traf, nachdem die Predigt vorbei war, sagte Mr. Henry: „Sir, ich habe es mir erlaubt, eine Handvoll Samen in Ihren Boden zu werfen.“ „Danke, Sir“, sagt er, „möge Gott es segnen; es gibt genug Arbeit für uns beide.“ Wir können reden, was wir wollen; wenn man genauer hinschaut, dann liegt es nicht an einem Mangel an Licht, sondern an einem Mangel an mehr Eifer und Liebe zum Sohn Gottes. Wenn wir so warm und so erfüllt von Gottes Liebe wären, wie wir es sein sollten, dann würden diese hübschen Ausreden, die wir vorbringen, um unsere Faulheit zu rechtfertigen, nicht einmal erwähnt werden. Wir würden hinausgehen und diese sterblichen Körper der Gnade Gottes überlassen. Ich sehe nicht, wie wir als Priester der Kirche von England handeln können, ohne das zu tun. Seid so freundlich und lest den Ordinationsdienst, sobald ihr nach Hause kommt. Denn die Liturgie zur Ordination und Weihe von Bischöfen, Priestern und Diakonen ist aus den meisten allgemeinen Gebetsbüchern entfernt worden, sodass die Menschen davon so wenig wissen, als würde sie gar nicht existieren. Das Amt eines Priesters ist dieses: Er soll sich nicht nur auf seinen Platz beschränken. Nein: was dann? Nun, er soll hinausgehen und nach den Kindern Gottes suchen, die in dieser bösen Welt zerstreut sind. Das sind genau die Worte, die der Bischof zu uns spricht, wenn wir ordiniert werden. Aber wenn wir auf einen bestimmten Ort beschränkt sind und in einer Ecke eingeschlossen sein sollen, bitte, wie sollen wir dann nach den Kindern Gottes suchen, die in dieser bösen Welt zerstreut sind? Es muss Pfarreien und niedergelassene Pastoren geben, aber ich bestehe darauf, dass wir nicht daran gehindert werden sollen, Christus überall zu predigen, denn er befiehlt uns: „Geht hin in alle Welt.“ Hier ist unsere Lizenz. Ich erkenne an, dass die Kapelle lizenziert ist; hier ist meine Lizenz, und wohin ich auch gehe, ich werde meine Lizenz vorzeigen. Woher? Nun, aus Markus 16,15: „Geht hin und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung.“ Da ist die Lizenz, und der Geist Christi, der uns hilft, nach dieser Lizenz zu predigen, wird alle Kinder des Teufels vor uns zu Feiglingen machen. Wir haben uns die letzten dreißig Jahre um sie bemüht; wollte Gott doch, dass wir es jetzt ernsthaft angehen! Wenn ich die Kraft hätte, würde ich morgen damit richtig anfangen. Es macht mich nur traurig, dass mein Körper das Predigen im Freien nicht mehr aushält, ansonsten wäre Kennington Common meine Kanzel, denn jeder Ort wird geheiligt, wo Christus anwesend ist. Nun, wir sollen hingehen, um was zu tun? „Geht hin in alle Welt und predigt.“ Predigen! Was bedeutet das? Nun, das ursprüngliche Wort für „predigen“ bedeutet, laut zu sprechen, wie ein Ausrufer, der verlorene Gegenstände ausruft; es proklamieren. Und Jesaja würde vermutlich für einen schrecklichen Eiferer gehalten werden, wenn er heute leben würde. Wie predigt er? Er predigt in der King’s Chapel mit einer solchen Sprache und Eloquenz, die alles überwältigen würde; und doch, wie genau predigt er? „Wohlan, ihr Durstigen alle!“ 4Jes 55,12 Oh, er erhebt seine Stimme wie eine Posaune. 5Jes 58,1 Das Wort „predigen“ bedeutet, laut auszurufen; „Rufe aus voller Kehle, halte nicht zurück!“ 6Jes 58,1 Was haltet ihr von einem Ausrufer, der eure verlorenen Gegenstände ausruft, wenn er nur flüstert? Würde ihr jemanden engagieren, den man nicht einmal zwei Schritte entfernt hören kann? Oh, würdet ihr sagen, ich werde meine Sachen nie finden. Und egal, wie qualifiziert jemand sein mag, wenn man ihn nicht hören kann, braucht er erst gar nicht zu predigen. Ich kenne einen Kanoniker in der Kathedrale von York, der so leise sprach, dass niemand ihn hören konnte. Jemand sagte einmal, das sei die bewegendste Predigt gewesen, die sie je in dieser Kathedrale gehört hätten, denn sie brachte alle Menschen dazu, sich nach draußen zu bewegen, da sie nichts verstehen konnten.
Die Angelegenheit des Dienstes am Evangelium ist von unendlich großer Bedeutung. Wenn man uns nicht hören kann, wozu predigen wir dann überhaupt, meine Brüder? Das bedeutet Ernsthaftigkeit, sowohl in Bezug auf das Predigen als auch in Bezug auf den Prediger. Ihr erwartet von einer Person, zum Beispiel von der, die eure Sachen ausruft, dabei ernsthaft zu sein und wenn wir predigen und die Proklamation des Königs verkündigen, sollten wir ernsthaft sein. Es heißt, Christus „öffnete seinen Mund und lehrte sie“ 7Mt 5,2 Nun, ein moderner Kritiker würde darüber lachen: „Seinen Mund öffnen“, sagen sie, „wie könnte er sprechen, ohne den Mund zu öffnen? Wäre es nicht besser, einfach zu sagen: „Er lehrte sie?” Nein, nein, es gibt kein unnötiges Wort im Buch Gottes. Es heißt, der Herr Jesus „öffnete seinen Mund.“ Wozu? Nun, um Atem zu holen, damit er laut zu den Leuten sprechen konnte, als die Himmel sein Resonanzboden waren. Dann öffnete er seinen Mund und lehrte sie mit Ernsthaftigkeit und Kraft. Und deshalb bemerkten die Menschen, nachdem er gesprochen hatte, dass er „wie einer lehrte, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“ 8Mt 7,29
Für diejenigen, die ordiniert sind zu predigen, gibt es keine Freistellung vom Predigen, außer Krankheit oder ein Mangel an Fähigkeiten. Und deshalb gab es ein Sprichwort in der frühen Kirche, dass „es sich für einen Bischof ziemt, predigend zu sterben.“ Bischof Jewell, dieser gesegnete Geistliche der Kirche von England, gab jemandem diese Antwort, der seine Lordschaft traf, als er zu Fuß auf einem schmutzigen Weg unterwegs war, um zu ein paar Leuten zu predigen. „Warum setzen sich Eure Lordschaft in Ihrem schwachen Zustand so etwas aus?“ da sagt er: „Es ziemt sich für einen Bischof, predigend zu sterben.“ Herr, sende aller Welt, die Bischöfe haben, solche Juwelen wie er eines war! Bitte, was sollen sie predigen? Nicht sich selbst. Was sollen sie predigen? Nun, sie sollen nicht Moral predigen. Nicht Moral! Kommt, habt keine Angst, alle von euch, die sich vor guten Werken fürchten, habt heute morgen keine Angst. Ich sage, nicht Moral, das heißt, Moral soll nicht der zentrale Punkt ihres Predigens sein; sie sollen nicht predigen wie ein heidnischer Philosoph es tun würde. Ein kürzlich verstorbener Bischof von Lincoln sagte zu seinem Kaplan: „Du bist kein Diener von Cicero oder irgendeinem heidnischen Philosophen. Du sollst deine Leute nicht mit trockener Moral unterhalten, sondern dich daran erinnern, dass du ein Diener Christi bist. Deshalb sollst du das Evangelium predigen. Und wenn du nicht das Evangelium in der Kirche predigst, darfst du dich nicht ärgern, wenn die armen Leute hinaus auf die Felder gehen, wo sie das Evangelium hören.“ Das soll euer zentrales Thema sein: „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium!“
Nun, das Evangelium bedeutet gute Nachrichten, freudige Botschaft: „Siehe, ich verkündige euch große Freude,“ 9Lk 2,10 sagte der Engel. So gering und verächtlich der Beruf eines Predigers heute erscheinen mag, die Engel freuten sich über den Auftrag, dieses Evangelium zu verkündigen und Dr. Goodwin, diese gelehrte, fromme Seele, sagt in seiner freundschaftlichen Art – und das ist die beste Art zu schreiben: „Gott hatte nur einen Sohn, und er machte einen Prediger aus ihm.“ Und ich füge hinzu, er machte aus ihm auch einen Wanderprediger. Nun, und manche sagen, ihr dürft nicht das Gesetz predigen. Ihr könnt das Evangelium nicht predigen, ohne das Gesetz zu predigen. Denn ihr werdet nach und nach herausfinden, dass wir etwas predigen müssen, wodurch die Leute gerettet werden müssen: Es ist unmöglich, ihnen zu sagen, wie sie gerettet werden sollen, ohne ihnen zu erklären, wovor sie gerettet werden müssen. Der Weg, den der Geist Gottes nimmt, ist wie der, den wir nehmen, um den Boden zu präparieren: Denkt ihr, irgendein Bauer könnte im nächsten Jahr eine Getreideernte erwarten, ohne jetzt zu pflügen? Und ihr könnt genauso gut eine Ernte von Getreide auf ungepflügtem Boden erwarten, wie eine Ernte der Gnade, bevor die Seele davon überzeugt ist, dass sie ohne einen Retter verloren ist. Das ist der Grund, warum wir so viele Pilz-Bekehrte haben – Menschen, die immerzu „happy, happy, happy“ sind und noch nie elend gewesen sind. Warum? Weil ihr steiniger Boden nicht umgepflügt worden ist; sie haben keine Überführung durch das Gesetz erfahren. Sie sind felsiger-Boden-Hörer: Sie nehmen das Wort sogleich mit Freuden auf, aber in einer Zeit der Anfechtung, welche bald nach einer realen oder scheinbaren Bekehrung kommen wird, fallen sie ab. 10Mt 13,20-21 Sie dienen Christus so, wie der junge Mann den Juden diente, die ihn festhalten wollten, der, als er realisierte, dass er dafür, Christus nachzufolgen auch ein Gefangener sein würde, sein Gewand fahren ließ: 11Mk 14,52 und so lassen manche Leute ihr Bekenntnis fahren. Das lässt mich jetzt so vorsichtig sein, was ich vor dreißig Jahren nicht war, Menschen so früh als Bekehrte zu bezeichnen. Heute warte ich lieber eine Weile ab, um zu sehen, ob die Leute Früchte hervorbringen. Denn es gibt so viele Blüten, die die Märzwinde hinwegblasen, ihr wisst, was ich meine, dass ich nicht glauben kann, dass sie wirklich bekehrt sind, bis ich Frucht sehe. Es wird Bekehrten keinen Schaden zufügen, sie eine Zeit lang ein wenig zurückzuhalten; einer aufrichtigen Seele wird das niemals schaden.
Wir sollen das Evangelium predigen: Zu wem? Der ganzen Schöpfung– hier ist der Auftrag, der ganzen Schöpfung. Ich nehme an, die Apostel sind nicht der ganzen Schöpfung begegnet; sie gingen nicht in alle Nationen, sie hatten bestimmte Bezirke. Aber wo immer sie hingingen, dort predigten sie. Habt ihr jemals gehört, dass Paulus oder irgendeiner der Apostel eine Versammlung ohne Predigt fortgeschickt hätte? Nein, nein: Wenn sie aus dem Tempel hinausgeworfen wurden, predigten sie auf den Landstraßen und an den Zäunen, 12Lk 14,23 in den Straßen und Gassen der Stadt. 13Lk 14,21 Sie gingen ans Flussufer; dort wurde Lydia gewonnen. Meine Brüder, wir haben hier einen Auftrag von Christus, und nicht nur einen Auftrag, sondern wir haben einen Befehl, der ganzen Schöpfung zu predigen, allen, die bereit sind zu hören. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Und wenn manche sagen, sie werden nicht kommen, wenn wir predigen, so möge Gott geben, dass wir es trotzdem versuchen: Wo das Aas ist, da werden sich die Adler versammeln. 14Mt 24,28 Wir sollen die frohe Botschaft der Errettung predigen; einer armen, umnachteten Welt, die in dem Bösen liegt, 151Joh 5,19 im Teufel, ihren Status und Zustand mitteilen. Wir sollen ihnen sagen, dass Gott Liebe ist, 161Joh 4,8 ihnen sagen, dass Gott sie mehr liebt als sie sich selbst. Wir müssen das Gesetz predigen, aber die Leute dort nicht zurücklassen. Wir müssen ihnen erzählen, wie Mose sie bis an die Grenzen von Kanaan bringt, und ihnen dann von einem glorreichen Josua erzählen, der sie über den Jordan tragen wird. Zuerst ihnen ihren Mangel zeigen, und sie dann auf Jesus hinweisen, der all ihren Mängeln abhelfen kann und noch mehr als das. Das ist es, was wir der ganzen Schöpfung erzählen sollen; und dafür werden Prediger des Evangeliums gesteinigt. Ich glaube nicht, dass die Gefangenen wütend auf uns wären, wenn wir ihnen sagen würden, dass der König uns beauftragt hat, ihnen mitzuteilen, dass sie aus ihrem Gefängnis herauskommen können, dass ihre Ketten abgemacht werden können. Wenn ihr dann zu einem von ihnen gehen würdet und sagen würdet: „Hier bitte, deine Ketten“ und er würde sagen „An mir sind doch überhaupt gar keine Ketten“ dann würdet ihr denken, der Mann hätte nicht alle Tassen im Schrank. Und so ist es mit jedem Menschen, der sich selbst nicht in den Ketten von Sünde und Täuschung erkennt. Wir sollen den Gefangenen die Freilassung verkünden, das angenehme Jahr des Herrn ausrufen, 17Lk 4,18-19 die Posaune des Jubeljahres erschallen lassen 183 Mo 25,9 und ihnen sagen, dass das Erlassjahr 195Mo 15,1 gekommen ist: Dass Jesus sie glücklich machen kann.
Und nun, wenn wir predigen sollen, was sollen dann die Geschöpfe tun, die die Notwendigkeit dieser Errettung erkennen? Ich werde es euch sagen: Sie sollen glauben. Wer da glaubt und getauft wird, usw. Die großen zentralen Themen, die die Diener Christi predigen sollen, sind die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. 20Apg 20,21 Die Menschen dieser Welt bilden sich oft ein, sie hätten schon längst geglaubt, und manche von ihnen erheben ihre Häupter und sagen: „Gott sei Dank, wir haben schon immer geglaubt, seit wir geboren wurden.“ Und in einem gewissen Sinn mögen die Leute glauben, aber in welchem Sinn? Einfach so, wie der Teufel glaubt: Sie glauben und bleiben dabei weiter Teufel in ihrem fleischlichen Zustand. Das heißt, sie stimmen dem Evangelium zu, sie stimmen ihm zu, als eine Sache, die glaubhaft ist. Das ist unsere schulmäßige Definition von Glauben, und ich glaube, dass es Tausende gibt, die sich selbst Christen nennen, die nicht einmal ein Tausendstel davon glauben, was der Teufel glaubt. Der Teufel glaubt mehr als ein Arianer, denn dieser glaubt nicht, dass Christus Gott ist. Der Teufel sagt: „Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.“ 21Mk 1,24 Der Teufel wird im Gericht auftreten gegen 22Lk 11,31 ihn. Der Teufel glaubt mehr als ein Sozinianer, der glaubt, dass Jesus Christus nicht mehr war als ein außergewöhnlicher Mann; und er glaubt mehr von Jesus Christus als es Tausende von Bekennern tun, die weder Arianer noch Sozinianer sind. Es gibt tausend Dinge in diesem Buch [hält seine Bibel hoch], von denen viele Leute, wenn man ihnen genau auf den Zahn fühlt, sagen werden, dass sie sie nicht glauben, obwohl sie sich schämen, es zuzugeben. Das Äußerste, wie weit sie gehen, ist, dem Glaubensbekenntnis zuzustimmen, dem Vaterunser und den Zehn Geboten. Und wenn jemand diese in seiner Muttersprache aufsagen kann, und vom Priester getauft und vom Bischof konfirmiert worden ist, und einmal in der Woche in die Kirche geht, und ab und zu an Feiertagen, denken sie, dass sie nicht nur Gläubige sind, sondern starke Gläubige. Ich bin nicht gegen den Kirchenbesuch, oder gegen das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser oder die Gebote; ich liebe und ehre sie und ich bete zu Gott, dass wir sie immer haben werden; und ich würde für zehntausend Welten nicht von unserer Liturgie oder unseren Artikeln abweichen wollen. Viele wollen sie ändern, weil sie einige Schwachstellen haben, aber wenn unsere modernen Leute sie ändern würden, würden sie sie zehntausend Mal schlechter machen als sie sind.
Aber zu Glauben ist mehr: Es ist ein Kommen zu Jesus Christus, Empfangen von Jesus, uns selbst Umkehren zu Jesus; es ist ein Vertrauen auf den Herrn Jesus. Und ich weiß von keiner anderen Sache, die in der Schrift vielfältiger ausgedrückt wird als zu glauben. Warum? Weil es der Kern des Evangeliums ist. Ohne Glauben können wir nicht gerechtfertigt werden, weder anhand unserer Personen noch anhand unserer Leistungen; und deshalb hat der Heilige Geist es auf vielfältige Weise ausgedrückt, um uns die Wichtigkeit dieses Themas sehen zu lassen. Es wird ausgedrückt durch ein Kommen, Vertrauen, Empfangen und Sich-Darauf-Verlassen (was alles auf dasselbe hinausläuft), unter der tief gespürten Überzeugung, dass wir verloren, verdammt und hilflos sind ohne ihn, so wie es ein guter alter Puritaner bemerkte: Christus ist keinem von uns gegenüber verpflichtet für unsere Herzen. Wir würden niemals zu Jesus Christus kommen, dem letzten Strohhalm des Sünders, bis wir fühlen, dass wir ohne ihn nicht zurechtkommen.
Wir sind wie die Frau mit dem Blutfluss; sie hatte eine Menge Geld für Ärzte ausgegeben. Hätte sie noch eine halbe Guinee übriggehabt, wäre sie vermutlich nicht zu Christus gekommen, bis diese auch noch weg gewesen wäre. Aber als sie alles ausgegeben hatte und hörte, dass Jesus in ihre Nähe kommen würde, brachten ihr Bewusstsein für ihre Not, ein inneres Gefühl, dass es für sie wichtig sei, und die Unwirksamkeit aller anderen Mittel sie dazu, zu Christus kommen. In ihrem Herzen sagte sie: „Wenn ich nur sein Gewand berühre, so werde ich gesund. 23Mt 9,21 Jesus, der Sohn Davids, würde sich meiner erbarmen.“ Sie ging nicht herum und sagte: „Bitte, leiht mir ein „Allgemeines Gebetbuch.“ Das war damals noch nicht im Druck. Wo soll sie eins ausleihen? Ihr Herz, von Gott berührt, war das beste allgemeine Gebet, und ein paar Worte, ausgesprochen aus dem Gefühl ihrer Schwäche und ihres Elends heraus, waren mehr Rhetorik, mehr Musik in Gottes Ohr als ein spontanes Gebet eines begabten Mannes, der sich dabei eineinhalb Stunden lang selbst bewundert. Gerade erst gestern erzählte mir jemand von einem armen ausländischen Papisten, der zum Tode verurteilt war und eine lange Zeit ausgehalten hatte. Er wollte nicht mit einem protestantischen Geistlichen sprechen, aber eine oder zwei Nächte vor seiner Hinrichtung kommt er zu ihm und sagt: „Jetzt erkenne ich die Notwendigkeit einer größeren Vergebung, als ein Priester sie mir geben kann.“ Und dann ruft er aus, in seinem gebrochenen Englisch: „Lieber Herr Jesus, zeige deine Nächstenliebe zu deinem armen Sünder!“ Das ist Sprache! Da ist Rhetorik für euch! Und wir selbst mögen eine solche Sprache. Ihr mögt es nicht, wenn schmeichlerische Menschen das Zimmer betreten und allein durch ihr Verhalten zeigen, dass sie nicht aufrichtig sind. Aber eine arme Kreatur, die kommt, um zwei oder drei Worte auszugießen, von denen ihr seht, dass sie ehrlich gemeint sind, zu so jemanden werdet ihr nicht sagen: „Warum kommst du zu mir und redest nicht in Blankversen? Warum kommst du zu mir, und sprichst nicht in höflichen Floskeln?“ Nein, das Entscheidende ist Aufrichtigkeit; Aufrichtigkeit ist alles. Wenn wir einmal von unserer Not und Hilflosigkeit überzeugt worden sind, und davon, dass Jesus ein Erlöser ist, ein Held, der rettet 24Zef 3,17 und willig ist, es zu tun, dann wirft eine arme Seele sich auf diesen Jesus, empfängt diesen Jesus, vertraut auf diesen Jesus, glaubt dem Wort und erhält durch dieses Vertrauen auf die Verheißung die von Jesus verheißene Sache. Der Glaube kommt aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. 25Röm 10,17 Aber dann, dort wo wahrer Glaube vorhanden ist, meine lieben Zuhörer, wird er begleitet von was? Nun, von Errettung! ”Wer glaubt und getauft wird”, sagt unser Herr, ”der wird gerettet werden.” Gerettet wovon?
Nun, von allem, von dem er gerettet werden will, und er erhält alles, was Gott geben kann, um seine vollständige Errettung zu vollenden. Was ist es, wovon ein armer Sünder gerettet werden möchte? Oh, die Sünde, die Sünde, die Schuld der Sünde. Die erste Überführung bringt die Geschöpfe mit Gewalt zu Gott; es gibt nur sehr wenige, die allein durch Liebe gezogen werden. Und ich finde selten jemand von denen, die durch Liebe gezogen wurden, die danach nicht noch schreckliche Konflikte erlebt haben: Denn entweder vor oder nach der Bekehrung müssen unsere Herzen umgepflügt werden, oder wir werden nie vorbereitet sein für das Himmelreich.
Ihr sollt von der schmerzhaften Schuld der Sünde gerettet werden. Was ist das? Nun, das allgemeine Gebetbuch wird es euch sagen, in der Abendmahlsliturgie: „Das Gedenken an unsere Sünden ist uns schmerzlich, und ihre Last ist unerträglich.“ 26The Book of Common Prayer, General Confession, Morning and Evening Prayer, 1662 Das ist methodistische Sprache. Cranmer, Latimer oder Hooper waren, meine Brüder, was? Nun, sie waren methodistische Prediger; und sie predigten für gewöhnlich in Paul’s Cross, einer so heißt es in Kreuzform gebauten Kanzel nahe der St.-Pauls-Kirche, mit einer dafür vorgesehenen Vergütung, die, glaube ich, bis heute besteht. Es spielt keine Rolle, wo wir predigen, so dass Sünder Christus‘ Kraft dabei spüren, dass er sie davon befreit, was ganz sicher ein Bewusstsein dafür beinhaltet, begnadigt worden zu sein.
Ich denke nicht, dass das arme Geschöpf, das neulich begnadigt worden ist, es geglaubt hätte, wenn er nicht den königlichen Hinrichtungsbefehl gesehen hätte, kurz bevor die anderen hinausgeführt wurden. Nun, sagen sie, „Hier ist seine Begnadigung durch Seine Majestät.“ Er nimmt sie und empfängt sie mit Freuden und ist jetzt vom Galgen befreit. Und wenn Personen einem irdischen König diese Glaubwürdigkeit zuschreiben können, warum kann ein Gläubiger nicht ein Bewusstsein für die Begnadigung von seinen Sünden durch Gott spüren? Wenn es so einen Effekt hat, wenn jemand mir das vorliest, und mir sagt, dass der König mich begnadigt hat, warum sollte dann nicht Gottes Wort, unterstützt durch seinen Geist, mit solcher Kraft in mein Herz heimgebracht werden, dass ich ganz sicher sein kann, dass Gott mich begnadigt hat, genauso wie ein Verurteilter, der von seinem König verschont worden ist? „Wenn das das Evangelium ist, dann weg damit“, sagen manche, die denken, dass wir nicht gerechtfertigt werden, bis wir ins Gericht kommen. Oh, gesegnete Geschöpfe! Das ist moderne Theologie! Unsere Reformatoren wussten nichts davon. Ich bitte euch, wir werden für gerechtfertigt erklärt werden am Tag von Jesus Christus, der es vor der ganzen Menschheit aussprechen wird. Aber, meine Brüder, wir werden in dieser Welt mit Jesus Christus verheiratet werden, und die Heirat wird in einer anderen Welt verkündet werden. Und ich werde darauf bestehen, obwohl ich nicht behaupten werde, dass alle, die keine volle Gewissheit haben, keine Christen sind, so sage ich doch, dass Gewissheit notwendig ist für das Wohlergehen eines Christen; für das Wohlbefinden, wenn auch nicht für seine Existenz an sich. Und ich wage es zu sagen, dass eine Seele niemals zu Christus gebracht worden ist, außer die, die eine gewisse Grundlage zur Gewissheit ihrer Begnadigung hatte; auch wenn sie, weil sie es nicht besser wusste, es beiseitegelegt hat und das Geschenk von Gott nicht erkannt hat, als es kam. Aber, meine Brüder, wir werden von all unseren Sünden gerettet werden. 27Mt 1,21 Gerade ist hier gute Botschaft von einer großen Freude 28Lk 2,10 eingetroffen: Satan mag das hören, und auch jeder von euch, der in die Kapelle gekommen ist, weil er zufällig gerade vorbeigekommen ist. Ich bin froh, arme Geschöpfe kommen zu sehen, damit ich ihnen sagen kann: Gott ist Liebe. 291Joh 4,8 Gläubige, ihr werdet von all euren Sünden gerettet, von jeder einzelnen von ihnen; sie werden alle ausgetilgt werden. 30Apg 3,19 In der Regel predigt der Teufel Verzweiflung, wenn Menschen überführt werden; irgendeine große Sünde lastet auf ihnen, und der arme Sünder sagt: „Ich werde von allem gerettet werden außer davon. Hätte ich mich nicht solch einer schrecklichen Tat schuldig gemacht, hätte ich Hoffnung, aber ich bin schuldig, für eine solche Sünde, die so entsetzlich ist, mit solch schrecklichen Umständen, die außerdem noch erschwerend hinzukommen, dass ich fürchte, niemals begnadigt werden zu können.“ Aber, meine lieben Seelen, Christus ist Liebe; und wenn er liebt, um zu vergeben, dann vergibt er wie ein Gott: „Ich werde eure Ungerechtigkeiten, Übertretungen und Sünden auslöschen. 31Jes 4325 Kommt doch, wir wollen miteinander rechten!, spricht der HERR. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiß werden wie der Schnee. 32Jes 1,18 Ich bin so weit davon entfernt, unwillig zu sein, zu retten oder zu begnadigen, dass die Engel jedes Mal, wenn das Evangelium gepredigt wird, bereit sind, ihre Harfen zu stimmen und sehnsüchtig darauf warten, eine Hymne anlässlich der Bekehrung eines armen Sünders zu singen.“
Sie sollen von der Macht der Sünde gerettet werden. Erinnert ihr euch nicht, als Josua mit seinen Eroberungen fortfuhr, dass da einige Könige in einer Höhle versteckt waren; und als er zurückkehrte, befahl er ihnen, die Könige herauszubringen, damit das Volk Gottes auf sie treten solle? Wenn ich diese Textstelle lese, habe ich immer gedacht, dass diese Könige waren wie unsere Verdorbenheiten, versteckt in der Höhle unserer Herzen, und der Stein des Unglaubens davor gerollt, um sie darin zu behalten. Doch wenn wir Christus durch den Glauben empfangen und in ihm die Begnadigung haben, nimmt unser großer Josua den Stein weg und sagt: „Bringt diese Könige heraus, diese Verdorbenheiten, die über mein Volk geherrscht haben, und im Glauben lasst sie ihnen den Fuß auf den Nacken setzen.“ 33Jos 10,22-24 Als er den Befehl im Text gab, sagte unser großer Meister: „Diese Zeichen werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Zungen reden; sie werden Schlangen aufheben; und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden.“ 34Mk 16,17-18 Dies waren in gewisser Hinsicht ganz speziell für die Apostel bestimmte Dinge; aber in der Kraft des Glaubens, wenn das so jedem Gläubigen klar wird, vertreibt er teuflische Begierden. Und wenn sie etwas Tödliches getrunken haben, wenn wir das Gott weiß wie getan haben, dann können sie es damit wie Paulus mit der Viper machen: es durch die Kraft des Glaubens abschütteln und dadurch beweisen, dass Christus Gott ist.
Das ist, meine lieben Zuhörer, eine gegenwärtige Errettung. Der gottloseste Schuft in der Welt wird ausrufen: „Ich hoffe, gerettet zu werden“, obwohl sie keine Vorstellung davon haben, gerettet zu sein, als erst nach ihrem Tod. So wie einmal eine Frau in Virginia zu mir sagte, als ich ihr erklärte, sie müsse wiedergeboren werden: „Ich glaube Ihnen, Sir, aber das muss geschehen, nachdem ich tot bin.“ Und so wie die Leute ihr Leben leben, könnte man annehmen, dass sie denken, dass sie nicht gerettet werden, bis sie sterben, weil so leben sie. Aber wie ich es euch gesagt habe, sage ich euch noch einmal: Die Errettung Christi ist eine großartige Errettung; und alles, was Christus für sein Volk auf Erden tut, ist nur eine Anzahlung auf die guten Dinge, die kommen werden, eine Vorwegnahme auf das, was er im Himmel für sie tun wird.
Unser Herr sagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ 35Lk 17,21 und „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ 36Mt 10,7 Ihr müsst nicht nur über Christus etwas glauben, sondern an ihn glauben. Wir sollen nicht nur auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werden, sondern auch in die Natur des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes hinein. Das ist die Taufe des Geistes, und das ist jene Errettung, welche Gott gewähren möge, dass wir alle daran teilhaben.
Wir sollen gerettet werden, meine Brüder, wovor? Nun, vor der Furcht vor dem Tod. Er kam, um diejenigen zu befreien, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden. 37Heb 2,15 Was, gibt es keine Kinder Gottes außer denen, die völlige Gewissheit haben? Ihr habt mich das nie sagen hören; ich neige dazu, manchmal ein wenig schnell zu sprechen, aber ich würde niemals so schnell sprechen wollen, dass ich dem Wort Gottes widerspreche. Es gibt eine sehr große Anzahl guter Seelen, die manchmal an der Realität dieses Werks an ihren Seelen zweifeln mögen: Ein geschwächter Körperzustand, eine nervöse Störung, ihr könnt sagen, was ihr wollt, wird ein schwaches Kind Gottes daran zweifeln lassen, was Gott in ihm getan hat, und das verletzt den Geist, weil er so eine enge Verbindung mit dem Körper hat. Und dann ist ein Gläubiger niedergeschlagen: Gottes Volk sind niedergeschlagene Menschen. So wie die größten Genies am meisten zur Niedergeschlagenheit neigen, weil die Scheide nicht stark genug für das Schwert ist, und Leute, die viel reden, mit der Zeit verschleißen. Aber dies, dazu stehe ich, ist unser Privileg, über der Furcht vor dem Tod zu leben.
Wir leben nicht gemäß unserer Würde, bis wir nicht jeden Tag auf das Kommen unseres Herrn aus dem Himmel warten. Und ich bin davon überzeugt, obwohl ich Ausnahmen anerkenne, dass der Grund, warum wir nicht mehr über der Furcht vor dem Tod leben, darin liegt, dass wir uns zu sehr mit diesen scheußlichen irdischen Dingen beschäftigen. Ihr könnt die besten Augen der Welt haben, aber haltet nur eure Hände davor und die Sonne wird vor euch verborgen sein. Genauso könnt ihr ein großes Feuer haben, doch werft ein wenig Erde auf das Feuer in eurem Salon oder Wohnzimmer, und ihr werdet feststellen, dass das Feuer gedämpft wird. Und wie können Leute viel von Gott oder dem Himmel haben, wenn sie so viel von der Erde in ihren Herzen haben? Es ist unser Privileg, über der Furcht vor dem Tod zu leben, auch wenn wir nicht vor dem Sterben bewahrt werden. Und ich bin sicher, ein Gläubiger würde für eine Million Welten nicht vor dem Sterben bewahrt werden wollen; es wäre der Tod für ihn, nicht zu sterben. Aber eine Seele, die mit der Liebe Gottes berührt worden ist; selbst in Krankheit, inmitten eines brennenden Fiebers, mitten in einem Feuer, das tausend Körper verbrennen könnte, zuckend mit Qualen und Schmerzen in jedem Glied, wird ein Gläubiger befähigt zu sagen: „O mein Gott, mein Gott, du bist Liebe. Ich bin bereit, zu dir zu kommen, inmitten von all dem.“ Gepriesen sei Gott, ich brauche nicht weit nach einem Beispiel zu suchen. Dort drüben, unter der Galerie, liegen die sterblichen Überreste, der Leichnam einer lieben Heiligen, die ganze fünfundzwanzig Tage lang von einem Fieber verbrannt wurde, genug, um jede Kreatur zu verzehren. Doch sie, erfüllt mit göttlicher Liebe und Kraft, pries den Herrn Jesus. Obwohl sie ausrief: „Wenn ich nicht unterstützt werden würde, würde die Qual meines Körpers mich ungeduldig machen,“ sprach sie aber trotzdem nie ein murrendes Wort, sondern rief inmitten all dessen denen um sich herum zu: „Gott ist Liebe! O meine Freuden! O der Trost, den ich fühle!“ Und in ihren allerletzten Momenten rief sie aus: „Ich komme, lieber Herr, ich komme!“ Und so schlief sie sanft in Jesus ein.
Wenn das Schwärmerei ist, dann möge Gott uns einen guten Anteil davon schenken, wenn unser Tag des Sterbens kommt! Das sind sterbende und dennoch lebende Zeugen dafür, dass Gott Liebe ist! Sie befand sich in einem Zustand der Verzückung, als Mr. Sheppard sie besuchte: Sie bat mich, euch zu sagen, dass Gott Liebe ist. Sie bat mich, euch von der Kanzel der Kapelle aus zu sagen, dass sie vor vier Jahren gerufen wurde. Ich glaube, Mr. Lee war das Werkzeug ihrer Bekehrung. Jetzt wird ihr Körper zur Mittagszeit zur Ruhe gelegt, aber ihre Seele ruft aus: „O die Freuden! Die Freuden! Die Freuden! von einem gesegneten Emanuel gerettet zu sein!“ Nun, wird es irgendjemand wagen, dieses Zeugnis zu leugnen? Habt ihr jemals gesehen, dass weltliche Menschen sich in so einen Zustand versetzen, wenn sie sterben? Besucht sie, wenn sie dem Tod nahe sind: Oh, Liebes! Sie haben einen Ohnmachtsanfall. Sie sind so voller Angst vor dem Sterben, dass der Arzt uns nicht in ihre Nähe lässt, nein, keine gewöhnlichen Gottesdiener, aus Angst, wir könnten ihre Stimmung trüben. Bis sie merken, dass es so weit ist, und dann erlauben sie uns, ein Abschiedsgebet für sie zu sprechen. Aber diejenigen, die von oben geboren sind, die zu einer neuen Schöpfung in Christus gemacht worden sind, fühlen etwas, das ihnen im Tod entgegenlächelt. Sie sagte zu ihnen, dass sie glaubt, dass Gott sie mit trockenen Füssen über den Jordan gehen lassen würde; das war ihr Ausdruck. Wenn das die Errettung auf Erden ist, wie wird sie dann im Himmel sein? Wenn eine verzückte Seele mitten in den Qualen eines brennenden Fiebers ausrufen kann: „O die Freuden! O der Trost! Herr, ich komme! Ich komme!“ wie muss das dann erst sein, umfangen in den Armen eines Erlösers zu sein? Wozu oben auf der Himmelsleiter die herrlichen Engel bereitstehen, um einen armen müden Pilger nach Hause zu bringen. Herr, gebe uns einen solchen Zustand nicht nur, wenn wir sterben, sondern auch während wir leben. Denn wenn es tröstlich ist, in einem solchen Zustand zu sterben, warum nicht auch darin leben? Im Himmel auf Erden leben. „Oh“, sagt ihr, „ich danke Gott, ich wandle durch Glauben; ich habe die Verheißung.“ Nun, dankt Gott, dass ihr die Verheißung habt; aber mit dieser Verheißung lernt in dem Glauben zu wandeln, der die Beweisführung ist auf Dinge, die man nicht sieht, 38Heb 11,1 der Gott herabbringt, den Himmel nahebringt und der Seele eine im Herzen gefühlte Erfahrung gibt, dass Gott Liebe ist.
Hier ist eine Errettung, die eines Gottes würdig ist! Hier ist eine Errettung, die des Blutes des Mittlers würdig ist! Dafür hat er geseufzt, dafür hat er geblutet, dafür ist er gestorben, dafür ist er auferstanden, dafür ist er aufgefahren, dafür hat er den Heiligen Geist gesandt, und zu diesem Zweck sendet er ihn jetzt in die Herzen seines Volkes. Meine Brüder, was sagt ihr dazu? Ich hoffe, es ist genug, um euch ausrufen zu lassen: „Herr, mein Ende soll dem ihren gleichen!“ 394Mo 23,10 Das mag euch trösten, die ihr um ihren Leichnam trauert, das mag einen liebenden Ehemann trösten, dessen Geliebte nun mit einem Streich weggenommen worden ist. Was für eine Barmherzigkeit ist es, Sir, dass Sie ein Werkzeug dazu gewesen sind, sie unter das Wort zu bringen? Sie war zuerst abgeneigt, hierherzukommen: „Was, meine Pfarrkirche verlassen?“ sagte sie; „Was, in eine Kapelle, in ein Gemeindehaus von Methodisten gehen?“ Aber er riet ihr immer und immer wieder, zu kommen. Schließlich, an einem Tag, als sie nach St. Giles gingen, sagte sie: „Na gut, lass deinen Spazierstock umfallen; wenn er in Richtung St. Giles fällt, gehe ich dorthin; wenn er zur Kapelle fällt, dann gehe ich dahin.“ Der Stock fiel zur Kapelle, sie kam und wurde zu Gott bekehrt. Oh, mit welcher Freude muss ihr Ehemann sie im Himmelreich wiedersehen! Und oh welch ein glücklicher Tag war es, an dem sie ermutigt wurde, nach Gott zu suchen. Letzte Woche wurde jemand anderes unter ähnlichen Umständen begraben; und, gepriesen sei Gott, auf dem Friedhof drüben ruhen die sterblichen Überreste von vielen kostbaren Seelen, die am Tag des Gerichts die Welt wissen lassen werden, ob diese Kapelle für Gott gebaut worden ist oder nicht.
Oh, welch ein schrecklicher Spruch ist das in der zweiten Hälfte des Textes: „Wer nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Machen wir hier eine kleine Pause, ich gebe euch etwas Zeit, darüber nachzudenken. Wenn ihr wollt, dass Christus so zuverlässig ist wie sein Wort der Verheißung, dann denkt daran, dass er ebenso zuverlässig sein wird wie sein Wort der Drohung. Ihr hört von der Notwendigkeit, das Evangelium zu verkündigen, weil unser Heil oder unsere Verdammnis davon abhängt, ob wir glauben oder nicht. Was, werdet ihr über den Prediger lachen, der ausruft: „Der Herr helfe euch zu kommen; kommt, kommt!“ Denkt ihr, wir haben nichts anderes zu sagen und es fällt uns nichts anderes ein, wenn wir rufen: „Kommt, kommt, kommt!“ um unsere Predigten zu füllen? Nein, es ist Teil unseres Auftrags; es ist ein wesentlicher Teil. Und, meine Mitsünder, wir sind gekommen, um euch zu sagen, dass unser Herr ein zweischneidiges Schwert hat genauso wie ein goldenes Zepter; und wenn ihr nicht unter den Klang des Wortes kommen wollt und nicht dessen bekehrende Kraft spürt, dann müsst ihr sein zerstörerisches Gewicht fühlen. Ich wiederhole es noch einmal für euch: „Wer nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Schon das Wort allein ist schrecklich; Gott gebe, dass ihr niemals erfahren müsst, wie schrecklich es ist. Ihr seid bereits verurteilt; „Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet.“ Warum? „Weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat.“ 40Joh 3,18 Es ist nicht, dass er ein Hurenbock oder ein Ehebrecher ist, was ihn verdammen wird; sondern sein Unglaube ist die verdammende Sünde; dafür wird er verurteilt werden: Für immer verbannt aus der Gegenwart des ewig-gepriesenen Gottes. Und wie werdet ihr toben, wie werdet ihr rasen und wie werdet ihr eure Hände ringen, wenn ihr eure Verwandten und Freunde – jene, die ihr verachtet habt und froh wart, als sie gestorben waren und somit euch aus dem Weg waren, in Abrahams Schoß seht, während ihr selbst eure Augen in Qualen erhebt! 41Lk 16,23 Oh, meine lieben Zuhörer, lasst mich flehen, lasst mich euch inständig bitten. Wenn es helfen würde, würde ich auf die Knie gehen; wenn es helfen würde, würde ich von der Kanzel steigen, euch umarmen und euch nicht loslassen. Ich würde mich selbst anbieten, unter euren Füßen zertreten zu werden. Ich habe erlebt, wie es ist, unter den Füßen von Menschen zertreten zu werden, und ich bin immer noch derselben Gesinnung: Macht mit mir, was ihr wollt, ich bin ein armer Sünder; und wenn ich auf tausend Arten getötet werden würde, würde ich nicht mehr erleiden, als es meine Belohnung als unnützer Knecht 42Lk 17,10 Gottes ist. Aber trampelt nicht auf dem lieben Jesus herum. Was hat er euch getan? War es ein Vergehen, den Schoß seines Vaters zu verlassen, herabzukommen, zu sterben und für Sünder zu bitten? Seht ihn dort am Holz hängen! Betrachtet ihn mit ausgestreckten Armen, ganz blutüberströmt, wie er in seinem letzten Todeskampf Liebe predigt! Wollt ihr ihm einen weiteren Stich versetzen? Gibt es unter euch jemanden, der denkt, dass das Schwert ihn nicht tief genug durchbohrt hat, dass sie die Dornenkrone nicht tief genug in seinen Kopf gebohrt haben? Und wollt ihr ihm noch einen weiteren Hieb geben, noch mehr Dornen? Und werdet ihr ihn noch einmal durchbohren und weggehen, ohne zu glauben, dass er die Liebe ist? Ich kann nicht anders; ich bin frei vom Blut von euch allen. Oh, dass ihr bloß nicht eure eigenen Seelen verdammt! Seid keine Mörder; und verkauft auch nicht euer Geburtsrecht wie Esau für ein Linsengericht. Gott überführe euch, Gott bekehre euch. Gott helfe denen, die geglaubt haben, mehr zu glauben, damit sie mehr und mehr diese Errettung erfahren, bis der Glaube in Schauen verwandelt wird und die Hoffnung in Erfüllung, bis wir alle zusammen mit dieser Heiligen und allen, die uns vorausgegangen sind, die vollkommene Errettung im Königreich der Himmel erfahren: Amen. — Ja, komm, Herr Jesus! 43Offb 22,20 Amen.
Fussnoten
- 1Mt 11,15
- 2Mt 20,21
- 3Mt 15,26
- 4Jes 55,12
- 5Jes 58,1
- 6Jes 58,1
- 7Mt 5,2
- 8Mt 7,29
- 9Lk 2,10
- 10Mt 13,20-21
- 11Mk 14,52
- 12Lk 14,23
- 13Lk 14,21
- 14Mt 24,28
- 151Joh 5,19
- 161Joh 4,8
- 17Lk 4,18-19
- 183 Mo 25,9
- 195Mo 15,1
- 20Apg 20,21
- 21Mk 1,24
- 22Lk 11,31
- 23Mt 9,21
- 24Zef 3,17
- 25Röm 10,17
- 26The Book of Common Prayer, General Confession, Morning and Evening Prayer, 1662
- 27Mt 1,21
- 28Lk 2,10
- 291Joh 4,8
- 30Apg 3,19
- 31Jes 4325
- 32Jes 1,18
- 33Jos 10,22-24
- 34Mk 16,17-18
- 35Lk 17,21
- 36Mt 10,7
- 37Heb 2,15
- 38Heb 11,1
- 394Mo 23,10
- 40Joh 3,18
- 41Lk 16,23
- 42Lk 17,10
- 43Offb 22,20