Die Versuchung Christi
Matthäus 4,1-11: „Darauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde. Und als er 40 Tage und 40 Nächte gefastet hatte, war er zuletzt hungrig. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden! Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!“ Darauf nimmt ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt“. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!“ Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu ihm: Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest! Da spricht Jesus zu ihm: Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!“ Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm.
Meine Lieben, heute seid ihr eingeladen, einen Ausflug in die Wüste zu machen, um einen in Versuchung geführten Erlöser zu sehen, mit ihm zu sympathisieren und von ihm Belehrung und Trost zu erhalten. In der Auseinandersetzung bestätigt er selbst, dass er Gottes geliebter Sohn ist; und der Vater liefert demonstrative Beweise dafür, dass er tatsächlich an ihm Wohlgefallen hat. 1Mt 3,17 Lasst uns mit ernsthafter Aufmerksamkeit betrachten, wann, wo und wie unser großer Michael mit dem Drachen kämpfte und ihn überwand. Der Evangelist Matthäus berichtet sehr genau über die Vorbereitungen, den Beginn, den Verlauf und den Ausgang dieses glorreichen und wichtigen Kampfes.
„Darauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde.“ Am Ende des vorangehenden Kapitels wird uns gesagt, dass der gesegnete Jesus öffentlich getauft und dass er auch feierlich in sein Mittleramt eingeweiht worden war, durch die Öffnung des Himmels, durch den Geist Gottes, der wie eine Taube auf ihn herabkam, und durch eine Stimme vom Himmel, die sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Und es geschah dann, als er von der feierlichen Taufe kam; als er im Begriff war, sich Israel öffentlich zu zeigen; als er voll des Heiligen Geistes war (Lk 4,1); genau dann wurde er als ein Champion ins Feld geführt, mit einer heiligen, unbeschränkten Gewalt, um einen Feind zu bekämpfen, den er mit Sicherheit besiegen würde. Aber wohin wird dieser Favorit geführt? In eine einsame, weite, heulende Wüste; wahrscheinlich, meint Matthew Henry, in die große Wüste des Sinai; eine Wüste, die nicht nur einsam, sondern auch von wilden Tieren bewohnt ist, wie es bei Markus 1,13 steht. Dorthin wurde unser Herr geführt, nicht nur, um sich durch Rückzug und Gebet vorzubereiten, sondern auch, um allein zu sein und dadurch Satan alle Vorteile zu verschaffen, die er sich nur wünschen konnte. „Von den Völkern war kein Mensch mit ihm;“ 2Jes 63,3 in diesem Kampf, wie auch in dem seiner letzten Qual. Er betet nicht nur, sondern fastet auch, und zwar „vierzig Tage und vierzig Nächte“ (Vers 9): wie Mose und Elia es viele Jahre zuvor möglicherweise am selben Ort getan hatten. Alle diese Fastenzeiten waren wundersam; und deshalb, obwohl wir hiermit gelehrt werden, dass das Fasten eine christliche Pflicht ist, ist es trotzdem ohne Zweifel abergläubisch, anmaßend und sündig, so zu tun als würde man diese auf gewöhnliche Weise nachahmen, indem man so lange am Stück fastet. Aber ich glaube, nur wenige Menschen brauchen einen solchen Warnhinweis.
Wir können annehmen, dass unser Herr während dieser vierzig Tage keinen Hunger verspürte; das Gespräch mit dem Himmel war ihm Speise und Trank; aber „zuletzt war er hungrig“: und zwar ziemlich, ohne Zweifel. Und jetzt beginnt der wichtige Kampf. Weil dann „der Versucher“ kam, der ausdrücklich so genannt wird, weil er zuerst unsere Ureltern zur Sünde versuchte und seitdem unermüdlich darin war, ihre Nachkommen zu versuchen; dann kam der Versucher, der unseren gesegneten Herrn die ganzen vierzig Tage lang auf unsichtbare Weise angegriffen hatte, als er ihn hungern und in so bedrückenden Umständen sah, zu ihm, wie es den Anschein hat, in sichtbarer Gestalt und wahrscheinlich verwandelt in die Gestalt eines Engels des Lichts. 32Kor 11,14 Und wozu versucht er ihn? Zu nichts Geringerem, als daran zu zweifeln, dass er der Sohn Gottes ist. „Wenn du Gottes Sohn bist.“ Was! Hier ein „Wenn“ einfügen, Satan, nachdem bereits bewiesen wurde, dass der glorreiche Jesus Gottes Sohn ist, und sogar wiederholt auf so glorreiche Weise? Wahrlich, du selbst konntest gar nicht anders als den geöffneten Himmel und das Herabkommen des Geistes zu sehen; wahrlich, du hast die Stimme gehört, die gleich nach seiner Taufe vom Himmel zu ihm herabkam und sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn.“ Und du sagst jetzt zu ihm: „Wenn du Gottes Sohn bist.“ Ja; Satan wusste es und glaubte es nur zu gut; aber er wollte unseren Herrn daran zweifeln lassen. Und warum? Weil er sich in solch einer trostlosen Situation befand. Als ob er gesagt hätte: „Wenn Gott dein Vater wäre, würde er dich niemals so leiden und in einer heulenden Wüste inmitten wilder Tiere verhungern lassen. Sicherlich war die Stimme, die du kürzlich gehört hast, nur eine Täuschung. Wenn du Gottes Sohn wärst, insbesondere sein geliebter Sohn, an dem er so Wohlgefallen hätte, würde er sich besser um dich kümmern.“ So griff er unsere Ureltern an, indem er ihnen harte Gedanken über ihren allgütigen Schöpfer suggerierte: „Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ 41Mo 3,1 „Hat er euch inmitten solch einer Vielfalt köstlicher Früchte platziert, nur um euch zu ärgern und unglücklich zu machen?“ Und wie geschickt bemüht er sich jetzt, sich in die Gefühle unseres Herrn einzuschleichen, so wie er es damals bei unseren ersten Eltern tat. „Wenn du Gottes Sohn bist“, sagt er, „komm und beweise es, indem du sprichst, dass diese Steine (von denen wahrscheinlich ein Haufen ganz in der Nähe lag) Brot werden: Das wird deine Göttlichkeit beweisen und gleichzeitig deine dringende Not lindern.“ Wie bei all seinen anderen Versuchungen, würde Satan gerne als sein überaus liebenswürdiger Freund erscheinen; aber der heilige Jesus durchschaute die verdeckte Feindschaft seines Gegners; und er verschmähte es sowohl, einerseits seinem gerechten Vater zu misstrauen, als auch andererseits, ein Wunder zu wirken, um den Teufel zu erfreuen und zu befriedigen, obwohl er den Geist Gottes ohne Maß 5Joh 3,34 hatte und noch tausend andere Wege hätte nutzen können, und antwortet ihm stattdessen mit einem Bibelvers: „Es steht geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht!“ Das ist ein Zitat aus 5. Mose 8,3 und nennt einen vom großen Gott gegebenen Grund, warum er sich entschied, die Israeliten mit Manna zu ernähren; damit sie dadurch lernen konnten, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt. Das wendet unser gesegneter Herr hier auf sich selbst an; und sein Aufenthalt in der Wüste machte seine Anwendung noch relevanter. Israel war Gottes Sohn: Aus Ägypten wurde es in die Wüste berufen, wo es auf wundersame Weise versorgt wurde. Und deshalb zitiert unser Herr, der weiß, dass er durch dieses Israel versinnbildlicht wurde und dass er sich jetzt wie sie in der Wüste befindet, diese Schriftstelle als Begründung, warum er auf Satans Eingebung hin weder daran zweifeln sollte, in seinen gegenwärtigen Umständen Hilfe von seinem Vater zu erhalten noch der Gültigkeit der kürzlich erhaltenen Offenbarungen misstrauen sollte, noch ungerechtfertigte Mittel zu seiner momentanen Erleichterung einsetzen sollte. Denn da Gott sein Vater war, würde er entweder auf gewöhnliche Weise einen Tisch für ihn in der Wüste decken oder ihn versorgen und ernähren, wie er es einst mit seinem Israel getan hatte, auf die eine oder andere außergewöhnliche Weise: „Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht.“
So wird der erste Angriff des Versuchers vereitelt; aber er hat andere Pfeile in seinem Köcher, mit denen er noch weiter versuchen wird, das unbefleckte Lamm Gottes zu verletzen. Da er ihn weder zum Misstrauen noch zur Verzweiflung verführen kann, wird er jetzt versuchen, ob er ihn nicht dazu überwältigen kann, anmassend zu werden. Um das zu bewirken, „nimmt er den gesegneten Jesus mit sich in die heilige Stadt“ oder Jerusalem, die von unserem Erlöser die Stadt des großen Königs 6Ps 48,3 genannt wurde und hier heilig genannt wird, weil der heilige Tempel darin war und wir wollen es hoffen, viele heilige Menschen. Das war ein belebter Ort und würde daher dem Plan des Teufels sehr zugute kommen. Und nicht nur das, sondern „er stellt ihn auf die Zinne“, eine Zinne oder einen Flügel „des Tempels“, dessen Spitze so hoch war, dass es, wie Josephus bemerkt, einen Menschen schwindlig machen würde davon herunter zu schauen. Und einige glauben, dass das zur Zeit der öffentlichen Anbetung geschah. Wie der heilige Jesus es zuließ, hierher gebracht zu werden; ob er durch die Luft transportiert wurde oder ob er Satan zu Fuß folgte, ist ungewiss; aber sicherlich war es ein Beispiel von erstaunlicher Herablassung unseres Herrn, dass er einem so üblen Feind erlaubte, seinen heiligen Körper auf diese Weise zu tragen oder zu führen. Also! Satan hat ihn jetzt auf die Spitze des Tempels gebracht und spielt immer noch auf dieser alten Saite: „Wenn du Gottes Sohn bist (sagt er), so stürze dich hinab“ und zeige dadurch dieser großen anbetenden Versammlung, (die dann gewiss glauben werden), dass du Gottes geliebter Sohn bist, unter dem besonderen Schutz des Himmels, und dass du der Messias bist, „der in die Welt kommen soll.“ 7Joh 11,27; Das war raffiniert, ziemlich raffiniert. Und er scheint seine Listigkeiten zu verbessern: denn er bringt seine Bibel mit und untermauert seine Versuchungen mit einem Vers aus der Heiligen Schrift; „Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben (sagt er), und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt.“ Aber ist Saul auch unter den Propheten? 81Sam 10,11 Zitiert der Teufel eine Bibelstelle? Ja, und scheinbar auch eine sehr passende. Ich vermute ohne Zweifel einen Plan dahinter: Denn darin würde er unseren Herrn nachahmen, der, wie er erkannte, die Absicht hatte, ihn mit dieser Waffe zu bekämpfen; und weil ihm diese scharfe Klinge nicht gefiel, dachte er, wenn er aus der Heiligen Schrift zitierte, würde der Herr Jesus sie nicht mehr gegen ihn anwenden. Daher sagte er: „Denn es steht geschrieben, er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt; und deshalb, weil du unter solch einem Schutz stehst, brauchst du dich nicht zu fürchten, dich hinunterzustürzen.“ Das war plausibel, und angesichts der Länge könnte man meinen, dass es sich um ein echtes Zitat handelte; aber Satan achtet darauf, es nicht nur falsch anzuwenden, sondern auch zu verstümmeln, indem er diese wichtigen Worte „auf all deinen Wegen“ absichtlich weglässt. Es ist wahr, Gott gab seinen Engeln im Hinblick auf seine Kinder im Allgemeinen und seinen geliebten Sohn im Besonderen den Auftrag, ihn auf allen seinen Wegen zu behüten; hätte sich aber unser Herr zu diesem Zeitpunkt auf Wunsch des Teufels und zur Befriedigung seines Stolzes von der Spitze gestürzt und dadurch unnötigerweise den Schutz seines Vaters in Anspruch genommen, wäre er nicht auf Gottes Wegen gewesen, und hätte deshalb überhaupt keinen Anspruch auf den versprochenen Schutz gehabt. Satan war sich dessen bewusst und ließ daher mit Absicht weg, was nicht zu seinem Zweck passte. Aber wird die Heilige Schrift inakzeptabel, wenn sie vom Teufel oder seinen Gesandten missbraucht oder pervertiert wird? Nein, auf keinen Fall. Unser Herr lässt ihn daher wissen, dass er diese wichtige Waffe nach dieser Erwiderung nicht wegwerfen wird, sondern versetzt ihm einen Stich mit dieser Schriftstelle: „Wiederum steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!“ Wieder zitiert unser Herr etwas aus dem Buch Deuteronomium und hat dabei Israel, als sie in der Wüste waren, im Blick. Ursprünglich waren diese Worte an die Israeliten im Allgemeinen gerichtet und stehen dementsprechend im Plural; 95Mo 6,16 aber hier wendet unser Herr sie wie zuvor in besonderer Weise auf sich selbst an: Satan fordert ihn auf, sich hinabzuwerfen und versichert ihm, dass Gott in seinem Wort versprochen hat, seinen Engeln zu befehlen, sich um ihn zu kümmern. Nun sagt unser Herr: „In einem anderen Teil seines Wortes steht geschrieben, dass die Israeliten den Herrn, ihren Gott, nicht auf die Probe stellen sollen, indem sie einerseits seiner Güte misstrauen oder andererseits auf seinen Schutz vertrauen. Und deshalb, so wie ich nicht befehlen wollte, dass die Steine zu Brot werden, und es damit unnötigerweise und ohne Vertrauen einzurichten, mich selbst zu versorgen; werde ich jetzt auch nicht unnötig die Macht Gottes voraussetzen, indem ich mich hinabwerfe, obwohl du mich in eine so gefährliche Situation gebracht hast.
So ging unser großer Michael aus dem zweiten Anschlag als Sieger hervor. Und spürt die Schlange nicht ihren Kopf schon genug zertreten? 101Mo 3,15 Überhaupt nicht; im Gegenteil: Da er über solch ungewöhnlichen Widerstand und seinen mangelnden Erfolg immer wütender wurde, „nimmt er ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit“, der heilige Lukas fügt hinzu, „in einem Augenblick“, was die verbreitete Vermutung bestätigt, dass Satan unserem Herrn nicht wirklich die Königreiche der Welt gezeigt hat (denn das hätte mehr Zeit in Anspruch genommen), sondern er führte ihn nur auf einen überaus hohen Berg und indem er seine äußerste Kunst anwandte, prägte er der Vorstellungskraft unseres Herrn auf einmal eine sehr starke und für alle außer der Unschuld selbst sehr beeindruckende Aussicht auf die Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit ein; nicht ihre Sorgen; das würde Satan nicht helfen. Er zeigte unserem Erlöser Kronen, sagte ihm aber nie, dass diese Kronen mit Dornen ausgelegt waren. „Er zeigte ihm (sagt Matthew Henry, mein Lieblingskommentator) wie in einer Landschaft oder einer luftigen Darstellung in einer Wolke, wie sie dieser große Betrüger leicht rahmen und zusammenstellen konnte, die herrliche und prächtige Erscheinung von Prinzen, ihren Gewändern und Gefolge, ihre Ausrüstung und Leibwächter; den Prunk der Throne und Höfe und stattlichen Paläste; die prächtigen Gebäude in den Städten; die Gärten und Felder rund um das Land mit den verschiedenen Beispielen ihres Reichtums, ihrer Freude und ihrer Fröhlichkeit; so dass es am wahrscheinlichsten wäre, die Fantasie anzuregen und die Bewunderung und Zuneigung zu erregen. So eine Show war das.“ Unser Erlöser wusste das sehr gut, er lässt Satan nur sein ganzes Potenzial entfalten, damit sein Sieg über ihn noch glanzvoller werde. Und nun, sagt der Teufel, „All diese Dinge (in der Tat ein mächtiges Ganzes; eine bloße eingebildete Blase!) werde ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“ Er würde gerne davon ausgehen, dass er mit den beiden vorangegangenen Versuchungen erfolgreich war: „Komm, du siehst, dass du nicht der Sohn Gottes bist, oder wenn du es bist, siehst du, was für ein unfreundlicher Vater er ist; du bist hier in einem Zustand des Verhungerns, also folge meinem Rat, verleugne deine Beziehung zu ihm, sorge für dich selbst, nenne mich Vater, erbitte Segen von mir, und all das werde ich dir geben; während alles, was ich als Gegenleistung verlange, nur eine Verbeugung ist, falle nur nieder und bete mich an.“ Hier enttarnt Satan sich selbst vor einem Zeugen: Das war in der Tat ein Verzweiflungsschlag zum Abschied. Es ist höchste Zeit, dass dir, oh Seelenfeind, befohlen wird, zu verschwinden! Erfüllt von einem heiligen Groll über solch eine höllische Behandlung und ungeduldig bei dem bloßen Gedanken, sich auf sich selbst auszurichten oder auch nur den geringsten Teil seines Herzes und seiner Zuneigung von seinem Vater zu entfremden oder diese zwischen seinem Gott und der Welt zu teilen. „Dann sprach Jesus zu ihm: Weiche, Satan (ich weiß, wer du bist, unter all deinen Verkleidungen). Weiche, du großer Widersacher; denn es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen. Das ist das große Gebot des Gesetzes; das ist das Gebot, das mein Vater seinem Israel einst gegeben hat. Möchtest du, dass ich, der ich gekommen bin, um das Gesetz und die Propheten zu erfüllen, 11Mt 5,17 auf so schändliche Art ein Übertreter davon sei? Weiche, ich werde deine Unverschämtheit nicht länger ertragen: Deine anderen Versuchungen waren höllisch, wie du selbst, aber diese ist unerträglich; weiche fort, Satan! Mein himmlischer Vater ist der Herr, mein Gott, und ihm allein werde ich dienen.“
Und jetzt ist der Kampf vorbei; die wichtige Schlacht ist beendet; Jesus hat das Feld gewonnen: Satan ist besiegt und vollends in die Flucht geschlagen. „Dann“, als der Teufel feststellte, dass Jesus selbst dem goldenen Köder, der Lust der Augen und dem Stolz des Lebens in den beiden letzten, sowie der Lust des Fleisches 121Joh 2,16 in der ersten Versuchung widerstehen konnte, verzweifelt über die Erfolglosigkeit und völlig verblüfft von diesem allmächtigen „Weiche, Satan“ „verließ er ihn.“
Wir können wohl annehmen, dass die Hölle, wie einst die Philister, beschämt war und fürchterlich stöhnte, als sie sahen, wie ihr großer Goliath, auf den sie so lange vertraut hatten, in einem Kampf von drei Runden so schändlich und völlig besiegt wurde. Der erste Adam wurde nur einmal angegriffen und besiegt; aber der zweite Adam kommt trotz dieser wiederholten Angriffe ohne die geringste Sünde davon, nicht nur als Überwinder, sondern mehr als Überwinder. 13Röm 8,37 Denkt ihr nicht, dass bei diesem herrlichen Anlass eine Freude herrschte, eine unaussprechliche Freude im Himmel? Denkt ihr nicht, dass die Engel, diese Söhne Gottes und die Menge der himmlischen Heerscharen, die bei der Geburt unseres Herrn so laut riefen, diese himmlische Hymne, wenn möglich, mit noch größerer Ekstase wiederholten: „Ehre sei Gott in der Höhe.“ Eine Zeit lang waren sie nur Zuschauer und wir können annehmen, dass ihnen der Befehl erteilt wurde, nur abzuwarten aber ihren betenden, fastenden und versuchten Herrn nicht zu unterstützen; aber jetzt ist die Einschränkung aufgehoben: Satan weicht, und „siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm.“ Sie kamen, um für seine körperlichen Bedürfnisse zu sorgen und ihm zu dem glorreichen und vollständigen Sieg zu gratulieren, den er errungen hatte. Vielleicht hatten einige von ihnen diesen gütigen Dienst schon vor langer Zeit für Elia getan; und mit unaussprechlich größerer Freude wiederholen sie ihn jetzt für Elias Herrn. Sein Vater sendet ihm Brot vom Himmel; und lässt ihn dadurch wissen, dass er in all den schrecklichen Versuchungen, mit denen er angegriffen wurde, sein eigener geliebter Sohn ist, an dem er Wohlgefallen hat.
Und herrschte bei diesem glücklichen Anlass Freude im Himmel? Welche gleichwertige und, wenn möglich, welche unendlich größere Freude sollte hier unter den Kindern Gottes auf Erden herrschen? Denn wir sollten uns gut daran erinnern, dass unser gesegneter Herr in diesem großen Kampf mit dem Drachen und seiner Bezwingung als öffentliche Person gehandelt hat, als das Oberhaupt seines mystischen Körpers, der Gemeinde, und als gemeinsamer Vertreter von allen Gläubigen. Wir können daher aus dieser gesegneten Textstelle grossen Trost schöpfen; denn durch den Sieg unseres Herrn über Satan werden wir uns unseres eigenen versichert und können uns in der Zwischenzeit an ihn als einen mitfühlenden Hohepriester wenden, der in allen Dingen versucht wurde, wie wir es sind, damit er unser Beistand sein kann, wenn wir in Versuchung geraten.
Wer, der das gehört oder gelesen hat, kann von sich selbst denken, dass er für Gott nutzlos ist oder völlig von ihm verstoßen werden wird, weil er in Versuchung gerät, sich selbst zu töten, zu lästern oder andere schreckliche und schockierende Verbrechen zu begehen? Wer kann sich darüber wundern, dass Welle auf Welle kommen kann und eine Prüfung auf die nächste folgt? Wer kann sich darüber wundern, dass Satan ihm zu heiligen Handlungen folgt und ihn dazu versucht, an der Realität all seiner Offenbarungen zu zweifeln und daran, dass er Gottes Kind ist, zu zweifeln, selbst nachdem er schon die innigste und entzückendste Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater genossen hat? Wurde nicht unser Herr auch so behandelt? Und „soll der Knecht über seinem Herrn stehen oder der Jünger über seinem Meister?“ Nein, es ist für den Jünger genug, dass er werde wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. 14Mt 10,24-25
Aber um nicht nur bei einer allgemeinen Lektion zu verweilen, wollen wir sehen, welche besonderen Lehren aus diesem berührenden Teil der Heiligen Schrift gezogen werden können.
Als erstes: Wurde unser Herr in der Wüste so gewaltsam bedrängt? Daraus können wir lernen, dass egal wie vorteilhaft Einsamkeit und Zurückgezogenheit sein können, wenn sie zu gegebener Zeit gesucht werden, sie doch verletzen können und Versuchungen eher begünstigen als verhindern, wenn sie im Extrem betrieben werden. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt und kein Zweiter da ist, um ihn aufzurichten 15Pred 4,10 oder der ihm Rat gibt, wenn er versucht wird. Wie mir einmal ein Einsiedler in Amerika sagte, als ich ihn fragte, ob er fand, dass diese Lebensweise seine Versuchungen linderte: „Weißt du nicht, Freund (sagte er), dass ein Baum, der alleine wächst, stärker Winden und Stürmen ausgesetzt ist als ein anderer, der umgeben von anderen Bäumen im Wald steht?“ Unser Herr wusste das und deshalb wurde er vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Herr, bewahre uns davor, in diese Versuchung zu geraten, und stehe uns bei und unterstütze uns, wann immer deine Vorsehung uns hineinführt! Dann, und nur dann, werden wir inmitten der feurigen Pfeile 16Eph 6,16 des großen Feindes unserer Seelen sicher sein.
Zweitens: Hat sich unser Herr durch Gebet, Fasten und Versuchung auf seinen öffentlichen Dienst vorbereitet? Sicherlich sollten alle, die behaupten, dass sie innerlich vom Heiligen Geist dazu bewegt werden, das Amt und die Verwaltung der Kirche auf sich zu nehmen, auf die gleiche Weise vorbereitet sein. Denn obwohl das Wissen der Bücher und der Menschen seinen guten Stellenwert hat, wird ein Geistlicher, ohne dass noch ein Wissen über die Machenschaften Satans hinzukommt, nur wie ein Arzt sein, der es unternimmt, kranken Menschen Medizin zu verschreiben, ohne dazu die Natur der Kräuter studiert zu haben. Und daher ist zu befürchten, dass viele schwer beladene und geplagte Seelen von bestimmten Geistlichen zu Ärzten geschickt wurden, um sie am Arm bluten zu lassen, anstatt angewiesen zu werden, sich an das Blut Christi zu wenden, um ihre Herzen zu reinigen. Daher wird Überzeugung als Delirium angesehen und heftige Versuchungen als regelrechter Wahnsinn gebrandmarkt. Daher wurden Seelen, die ihre Sünden wirklich und ernsthaft bereuen und ebenso ernsthaft nach Ruhe in Christus suchen, zu Theaterstücken, Romanen, Liebesromanen und fröhlicher Gesellschaft angewiesen, um sie davon abzuhalten, allzu gerecht zu werden. 17Pred 7,16 Elende Tröster sind solche blinden Führer! Sicherlich verdienen sie keine bessere Bezeichnung als die von Seelenmördern! Sie gehen selbst nicht ins Himmelreich hinein und die hineinwollen, lassen sie nicht hineingehen. 18Mt 23,13 Geht ihnen nicht nach, all ihr jungen Männer, die ihr fähige Diener des Neuen Testaments sein könntet; sondern im Gegenteil, wenn ihr euch dazu nützlich machen möchtet, die zerbrochenen Herzen zu verbinden 19Jes 61,1 und das Öl des Trostes auf verwundete Seelen zu gießen, bereitet euch auf vielfältige Versuchungen vor. Denn wie Luther sagt: „Gebet und Meditation, Lesen und Anfechtung machen einen Geistlichen.“ Wenn ihr euch jetzt mit spirituellen Konflikten herumschlagt, lasst euch nicht entmutigen, es ist ein gutes Zeichen dafür, dass unser Herr beabsichtigt, euch zu benutzen. Wenn du wie deine Brüder auf diese Weise versucht wirst, wirst du umso besser in der Lage sein, denen beizustehen und sie zu beraten, die sich unter ihren Versuchungen an dich wenden werden. Was sagt der Apostel Paulus? „Haben wir Bedrängnis, so geschieht es zu eurem Trost und eurer Rettung.“ 202Kor 1,6 Und wenn ihr Bedrängnis habt, geschieht es nur, dass ihr eure eigenen Seelen retten möget und dabei helft, die Seelen derer zu retten, die sich eurer Obhut anvertrauen sollen. Seid also stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist, 212Tim 2,1 undlernt, die Widrigkeiten zu erdulden als gute Streiter, 222Tim 2,3 die danach andere unterweisen sollen, wie sie den guten Kampf des Glaubens kämpfen sollen. 231Tim 6,12
Drittens: Kam der Versucher zu Christus, als er ihn hungrig sah? Mögen diejenigen von euch, die auf ein niedriges Niveau herabgestuft wurden, daraus lernen, dass eine Stunde der Armut eine Stunde der Versuchung ist, nicht nur zum Murren und Zweifeln an unserer Sohnschaft und der göttlichen Gunst, sondern auch dazu, uns selbst mit unrechtmäßigen Mitteln zu helfen. „Wenn du Gottes Sohn bist“, sagte Satan, „so sprich, dass diese Steine Brot werden.“ Das ist es, was Agur fürchtete: „Damit ich nicht, arm geworden, stehle.“ 24Spr 30,9 Lernt, ihr gottesfürchtigen Armen, auf der Hut zu sein und denkt daran, dass Armut und Versuchungen kein Zeichen dafür sind, dass ihr von Gott verstoßen wurdet. Euer Herr war hungrig; euer Herr war deshalb versucht, vor euch an seiner Sohnschaft zu zweifeln. Lernt von ihm, eurem himmlischen Vater nicht zu misstrauen, sondern ihm zu vertrauen. Engel kamen und dienten Christus; und er, der Herr der Engel, wird den einen oder anderen freundlichen Boten senden, um eure Bedürfnisse zu lindern. Eure Ausnahmesituation soll die Gelegenheit des Erlösers sein, 25“Man’s extremity is God’s opportunity.” John Flavel (1627-1691) euch zu helfen. Teilt ihm eure Nöte mit, er kümmert sich um euch. Auch wenn ihr in einer Wüste seid, auch wenn derzeit keine sichtbaren Mittel vorhanden sind, wirst du doch zu von Gott bestimmter Zeit einen gedeckten Tisch für dich und deine Familie finden. „Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes hervorgeht.“
Und mögen diejenigen unter euch, die erhöht sind und diejenigen, die erniedrigt sind, auch eine Lektion heiliger Wachsamkeit und Vorsicht lernen, weil Satan den Herrn Jesus nahm und ihn auf die Zinne des Tempels brachte. Hoch oben, das sind rutschige Orte und dazu geeignet, selbst die stärksten Köpfe und gläubigsten Herzen schwindlig zu machen. Wie notwendig ist daher die ausgezeichnete Bitte in unserer Litanei: „Zu allen Zeiten unseres Reichtums (sowie zu allen Zeiten unserer Drangsal), guter Gott, errette uns!“ Passend dazu betet Agur sowohl gegen Reichtum als auch gegen Armut; wenn er arm war, fürchtete er, dass er versucht sein könnte, zu stehlen, und wenn er reich war, satt geworden, zu leugnen und zu sagen: Wer ist der Herr? 26Spr 30,9
Ich fordere daher alle von euch, die in dieser Welt reich und privilegiert sind, dazu auf, zu wachen und zu beten, damit ihr nicht der Versuchung Satans erliegt. Besonders jene von euch, die auf der Zinne des Tempels stehen und über eure Mitmenschen in der Gemeinde Gottes erhaben seid, achtet besonders auf euch selbst, damit ihr nicht durch geistigen Stolz, Eitelkeit oder irgendeine andere Sünde, die Menschen in so hohen Positionen so einfach befallen kann, euch selbst hinabstürzt. Das ist es, worauf Satan abzielt. Er strebt danach, uns zu Selbstzerstörern zu machen. Und er hegt eine besondere Feindschaft gegen solche wie euch; er weiß, dass euer Name Legion ist; 27Mk 5,9 und dass er einen großen Vorteil gegenüber vielen anderen erlangen wird, wenn ihr euch selbst hinabstürzt; ihr könnt nicht alleine fallen. O, dass von uns gesagt werden könnte, wie die Papisten von Luther zu sagen pflegten: „Dieses deutsche Tier liebt kein Gold.“ Möge das Feuer der göttlichen Liebe alle Liebe zu dieser gegenwärtigen bösen Welt und dem Stolz des Lebens niederbrennen aus euren Herzen! Das hatte sich Satan für seine letzte Versuchung aufgehoben, da er glaubte, sie sei die mächtigste und bezwingendste: „Er nahm unseren Herrn mit auf einen überaus hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit.“ Es ist ihm egal, wie hoch er uns erhöhen oder wie hoch er bieten muss, wenn er es nur erreichen kann, dass unsere Herzen geteilt werden zwischen Gott und der Welt. Alles das wird er uns anbieten, wenn wir nur niederfallen und ihn anbeten. Bewaffne uns, lieber Herr Jesus, mit Deinem Geist und hilf uns unter allen solchen Umständen, von Dir zu lernen und zum Versucher zu sagen: „Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!“
Viertens: Ob wir nun dieser oder einer anderen Versuchung ausgesetzt sind, lasst uns alle von unserem Herrn lernen, den Teufel mit dem Schwert des Geistes zubekämpfen, welches das Wort Gottes ist. 28Eph 6,17 Er nutzte immer das, obwohl er den Geist hatte ohne Maß. Wir können davon sagen, wie David von Goliaths Schwert: „Seinesgleichen gibt es nicht;“ 291Sam 21,10 seinesgleichen gibt es nicht. Und angenommen, Satan wäre es gestattet, sich in einen Engel des Lichts zu verwandeln 302Kor 11,14 und durch falsche Eindrücke und irreführende Anwendung falsch zitierter Bibelstellen zu versuchen, diese Waffe gegen uns selbst zu richten; lasst uns deshalb nicht besiegt werden, loszulassen, sondern lasst uns Gottes Gedanken und unsere Pflichten herausfinden, indem wir geistliche Dinge mit geistlichen vergleichen, wie unser Herr es tat. Hätten die Kinder und Diener Christi nur diese eine Lektion beachtet, wie viel fremdes Feuer 313Mo 10,1 wäre dann schnell gelöscht worden? Wie viel unguter Eifer hätte leicht gestoppt werden können? Wie hätten eingebildete Offenbarungen entdeckt werden können? Wie viele Triumphe Satans und seiner Abgesandten hätten verhindert werden können? Und um wie viel mehr würden die Tröstungen des Volkes und der Diener Christi nicht nur in dieser Gegenwart, sondern in jedem Zeitalter der christlichen Gemeinde aufrechterhalten und gesteigert werden? Aber lasst euch nicht entmutigen oder schlechter über Christus, seine Sache oder sein Wort denken, denn durch die List Satans könnte einer von uns oder andere dazu verleitet worden sein, daraus falsche Schlüsse zu ziehen; andere sind schon vor uns so versucht und getäuscht worden. Lasst uns jedoch demütig vor Gott und den Menschen sein und durch unsere frühere Unwissenheit über die Machenschaften Satans angespornt werden, uns stärker an das geschriebene Wort zu halten und ernsthafter darum zu beten, dass uns Gottes heiliger Geist durch es Führung gibt. „Dann wird es immer noch meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege sein.“ 32Ps 119,105 So werden wir in der Lage sein, uns in all unseren zukünftigen Prüfungen geschickter zu verhalten. Mit vielen müssen wir noch rechnen; ja, vielleicht stehen uns unsere schwersten Versuchungen noch bevor; Satan verließ unseren Herrn, nachdem er ihn in der Wüste angegriffen hatte, „eine Zeit lang“, wie der heilige Lukas es ausdrückt, bis zur Zeit seines Todes und seiner Passion. Und so könnte es ihm gestattet sein, mit uns umzugehen. Wir sind noch nicht zur völligen Ruhe gelangt; mit dem König der Schrecken 33Hi 18,14 muss noch gerungen werden und das Tal der Todesschatten 34Ps 23,4 muss noch durchquert werden. Schon lange davor müssen wir möglicherweise viele schwere Prüfungen ertragen und werden mit mannigfaltigen Versuchungen konfrontiert, in denen wir ebenso ahnungslos sind, wie wir uns verhalten sollen, wie in denen, denen wir bereits ausgesetzt waren. Ach! Wir wissen nicht, welche Verdorbenheit in unseren Herzen noch vorhanden ist, die die Zeit und die Versuchung noch herausholen und entdecken können. Vielleicht hat Satan uns noch nicht an unserer schwächsten Stelle angegriffen; wenn er es tut, wie schwach werden wir sein, wenn wir auf uns selbst gestellt sind? Von Achilles heißt es, er sei unverwundbar gewesen, außer an der Ferse, und an einer Wunde dort sei er schließlich gestorben. Wer den Harnisch anlegt, soll sich nicht rühmen wie der, der ihn abgelegt hat. 351Kön 20,11 Lasst uns andererseits aber auch nicht kleinmütig oder bestürzt sein. Satan mag versuchen, aber er kann nicht zwingen; er mag sieben wie den Weizen, aber Christus wird beten. 36Lk 22,31 Er, der uns bereits geholfen hat, wird uns bis zum Ende helfen. Er, der für uns in der Wüste überwunden hat, wird uns durch seine allmächtige, ewige und nie versagende Liebe auch bald zu mehr als Überwindern machen über alle Prüfungen und Versuchungen, innerlich und äußerlich, und über Tod und Hölle selbst. Wir säen jetzt mit Tränen, aber werden schon bald mit Freuden ernten. 37Ps 126,5 Vielleicht gehen wir jetzt weinend voran, weil der Feind uns unterdrückt. Aber schon bald werden Engel gesandt werden, nicht um uns in dieser Wüste zu dienen, sondern um uns in das himmlische Kanaan zu tragen, ja in Abrahams Schoß. Dann werden wir sehen, wie dieser Verkläger und Versucher unseres Herrn, unserer Brüder 38Offb 12,10 und von uns selbst vertrieben wird: Dieser Böse und auch die böse Welt und das böse Herz werden nicht mehr die Erlaubnis haben, uns zu belästigen, zu beunruhigen oder zu ärgern.
„Aber wehe euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet weinen und klagen.“ 39Lk 6,25 Wehe euch, der ihr entweder glaubt, dass es keinen Teufel gibt oder nie eine seiner Versuchungen gespürt habt. Wehe den Sorglosen in Zion, 40Am 6,1 durch Müßiggang, Maßlosigkeit und Fleischlichkeit versucht ihr sogar selbst den Teufel, euch in Versuchung zu führen. Wehe euch, die ihr euch nicht damit zufriedengebt, selbst zu sündigen, sondern darin geschäftig seid, andere zur Sünde zu verleiten. Wehe euch, die ihr entweder die göttliche Offenbarung leugnet oder sie niemals benutzt ausser, um euch zum Schlechteren zu wenden. Wehe euch, die ihr euer Gewissen verkauft und eure Seelen für ein wenig weltlichen Reichtum oder Ehre verpfändet. Wehe euch, die ihr in der Kirche oder im Staat hohe Positionen erklimmt, durch Korruption, Bestechung, Erpressung, Duckmäuserei, Schmeichelei oder indem ihr euch unter die Laster von denen, über die ihr aufsteigen wollt, unterwerft und sie herunterspielt. Wehe euch! Denn ob ihr die Verwandtschaft anerkennen wollt oder nicht, ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun; 41Joh 8,44 ich zittere für euch. Wie könnt ihr der Verdammnis der Hölle entkommen?
Aber ich habe keine Zeit, mich noch weiter mit solchen wie euch zu befassen. Diese Rede und meine aktuelle Geistesverfassung veranlassen mich eher dazu, zu denen zu sprechen, die mit Gewissheit wissen, dass es einen Teufel gibt, weil sie die feurigen Pfeile Satans spüren. Tröste du, tröste du o Herr die in Bedrängnissen. O du allbarmherziger und allgütiger Gott und du mitfühlender Hohepriester, du einst versuchter, jetzt aber triumphierender Erlöser, wie du es einst nicht verschmähtest, von Engeln bedient zu werden, wir bitten dich, diese Rede zu segnen zur Unterstützung und Stärkung deines versuchten Volkes, auch wenn sie von dem geringsten Boten überbracht wurde, den du jemals in deiner Kirche eingesetzt hast!
Ich füge nichts mehr hinzu. Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir, hebe sein Angesicht über dich, 424Mo 6,24-26 stärke, kräftige, gründige dich 431Petr 5,10 und bringe dich in sein ewiges Königreich!
Fussnoten
- 1Mt 3,17
- 2Jes 63,3
- 32Kor 11,14
- 41Mo 3,1
- 5Joh 3,34
- 6Ps 48,3
- 7Joh 11,27;
- 81Sam 10,11
- 95Mo 6,16
- 101Mo 3,15
- 11Mt 5,17
- 121Joh 2,16
- 13Röm 8,37
- 14Mt 10,24-25
- 15Pred 4,10
- 16Eph 6,16
- 17Pred 7,16
- 18Mt 23,13
- 19Jes 61,1
- 202Kor 1,6
- 212Tim 2,1
- 222Tim 2,3
- 231Tim 6,12
- 24Spr 30,9
- 25“Man’s extremity is God’s opportunity.” John Flavel (1627-1691)
- 26Spr 30,9
- 27Mk 5,9
- 28Eph 6,17
- 291Sam 21,10
- 302Kor 11,14
- 313Mo 10,1
- 32Ps 119,105
- 33Hi 18,14
- 34Ps 23,4
- 351Kön 20,11
- 36Lk 22,31
- 37Ps 126,5
- 38Offb 12,10
- 39Lk 6,25
- 40Am 6,1
- 41Joh 8,44
- 424Mo 6,24-26
- 431Petr 5,10