Abraham opfert seinen Sohn Isaak
1. Mose 22,12: „Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Jungen, und tu ihm nichts! Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest, da du deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“
Der große Apostel Paulus teilt uns in einem seiner Briefe mit, dass „alles, was zuvor geschrieben ist, uns zur Lehre geschrieben ist, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.“ 1Röm 5,14 Und weil es ohne Glauben unmöglich ist, Gott zu gefallen 2Heb 11,6 oder in Jesus, dem Sohn seiner Liebe, angenommen zu werden, können wir versichert sein, dass alle Beispiele für einen überdurchschnittlichen Glauben, die im Buch Gottes aufgezeichnet sind, vom Heiligen Geist unmittelbar zum Lernen und Nachahmen aufgeschrieben wurden für uns, auf die das Ende der Weltzeiten gekommen ist. 31Kor 10,11 Aus diesem Grund erwähnt der Autor des Briefes an die Hebräer im 11. Kapitel diese edle Liste von alttestamentlichen Heiligen und Märtyrern „die durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, die Rachen der Löwen verstopften usw. und uns vorausgegangen sind, die Verheißungen zu erben.“ 4Heb 11,33 /Heb 6,12 Eine ausreichende Widerlegung des Irrtums derjenigen, die die Heiligen des Alten Testaments geringschätzen und nicht wollen, dass sie den Christen gegenüber als Personen erwähnt werden, die wir uns hinsichtlich Glauben und Geduld unmittelbar zum Vorbild nehmen sollten. Weil dann hätte der Apostel niemals eine solche Wolke von Zeugen 5Heb 12,1 aus dem Alten Testament vorgestellt, um die Christen des ersten und folglich reinsten Zeitalters der Kirche dazu zu motivieren, das Bekenntnis ihres Glaubens standhaft und unerschütterlich aufrechtzuerhalten. Inmitten dieser Liste von Heiligen strahlt meiner Meinung nach der Patriarch Abraham am hellsten und unterscheidet sich von den anderen, so wie sich ein Stern in seiner Herrlichkeit von einem anderen unterscheidet; denn er strahlte mit solch einem hervorragenden Glanz, dass man ihn den „Freund Gottes“ 6Jes 41,8 und den „Vater der Gläubigen“ 7Röm 4,16 nannte; und diejenigen, die an Christus glauben, sind „Söhne und Töchter des gläubigen Abraham“ und sind mit ihm gesegnet. 8Gal 3,7-9 Gott sandte diesem großen und guten Mann viele Prüfungen seines Glaubens, nachdem er ihm geboten hatte, sein Land und seine Verwandtschaft zu verlassen, für ein Land, das er ihm zeigen würde; aber die letzte war die schlimmste von allen, ich meine die Opferung seines einzigen Sohnes. Mit göttlicher Hilfe möchte ich diese lehrreiche Geschichte heute zum Gegenstand unserer Betrachtung nehmen und abschließend einige praktische Schlussfolgerungen aus ihr ziehen.
Der heilige Schreiber beginnt die Erzählung so in Vers 1: „Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham.“ Nach diesen Geschichten, d.h., nachdem er zuvor viele schwere Prüfungen durchgemacht hatte, nachdem er alt geworden war, voller Tage, und sich vielleicht einbildete, dass die Sorgen und Mühen des Lebens nun vorbei seien. „Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham.“ Ihr Christen, ihr wisst nicht, welchen Prüfungen ihr begegnen werdet, bevor ihr sterbt: Auch wenn ihr vielleicht gelitten habt und schon viel geprüft wurdet, so kann es doch sein, dass ein größeres Maß noch zu erledigen ist, das ihr noch voll machen müsst. „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich.“ 9Röm 11,20 Unsere letzten Prüfungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach die größten sein: Und wir können niemals sagen, dass unser Kampf beendet ist oder unsere Prüfungen vorbei sind, bis wir den Kopf senken und den Geist aufgeben. „Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham.“
„Gott versuchte.“ Aber kann die Schrift sich selbst widersprechen? Sagt uns nicht der Apostel Jakobus, „dass Gott niemanden versucht;“ 10Jak 1,13 und Gott versucht niemanden zum Bösen oder zu dem Zweck, ihn zur Sünde zu verleiten; denn, wenn ein Mensch auf diese Weise versucht wird, wird er von der Begierde seines eigenen Herzens verleitet und verführt. Aber in einem anderen Sinne könnte man sagen, dass Gott seine Diener versucht oder besser gesagt, sie auf die Probe stellt; und in diesem Sinne müssen wir die Textstelle von Matthäus verstehen, wo uns gesagt wird: „Jesus wurde vom Geist (dem guten Geist) in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden.“ 11Mt 4,1 Und unser Herr verlangt in diesem hervorragenden Modell für ein Gebet, dass er uns mit Wohlgefallen geschenkt hat, nicht zu beten, dass wir nicht völlig in Versuchung geraten, sondern dass wir von ihrem Übel befreit werden; daraus können wir klar schließen, dass Gott es manchmal für angebracht hält, uns in Versuchung zu führen, das heißt, uns in Situationen zu bringen, die unseren Glauben und andere christliche Gnaden auf die Probe stellen. In diesem Sinne müssen wir den vor uns liegenden Ausdruck verstehen; „Gott hat Abraham versucht oder auf die Probe gestellt.“
Auf welche Weise es Gott gefallen hat, damals seinem treuen Diener seinen Willen zu offenbaren, ob durch die Schechina oder die göttliche Erscheinung, oder durch eine leise, ruhige Stimme, so wie er zu Elia sprach, oder durch ein Flüstern, wie als der Geist dem Philippus befahl, sich dem Wagen des Eunuchen anzuschließen, 12Apg 8,29 wird uns nicht gesagt und es ist auch nicht zweckdienlich, das nachzuforschen. Uns genügt die Information, dass Gott zu ihm sprach „Abraham“ und dass Abraham wusste, dass es die Stimme Gottes war. Denn er sagte: „Hier bin ich.“ Oh, was für eine heilige Vertrautheit (wenn ich so sagen darf) besteht zwischen Gott und den heiligen Seelen, die durch den Glauben an Christus Jesus mit ihm verbunden sind! Gott sprach: „Abraham“; und Abraham sagte: (scheinbar ohne die geringste Überraschung) „Hier bin ich.“ Mit Gott versöhnt durch den Tod und Gehorsam Christi, worüber er sich freute und was er im Glauben von Ferne her sah; er säte nicht wie der schuldige Adam Bäume im Garten, um sich dahinter zu verstecken, sondern hatte Freude daran, mit Gott zu sprechen und redete mit ihm wie ein Mann mit seinem Freund redet. Oh, dass Sünder ohne Christus wüssten, was es heißt, Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn zu haben! Sie würden das Glück der Heiligen beneiden und es für eine Freude halten, um Christi willen als Schwärmer und Narren bezeichnet zu werden. 131Kor 4,10
Aber was sagt Gott zu Abraham? Vers 2: „Nimm doch deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, Isaak, und geh hin in das Land Morija und bringe ihn dort zum Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir nennen werde!“
Jedes Wort verdient unsere besondere Aufmerksamkeit. Was auch immer er tun sollte, er musste es unverzüglich tun, sofort, ohne Rücksprache mit Fleisch und Blut. 14Gal 1,16 Aber was muss er tun? „Nimm deinen Sohn.“ Hätte Gott gesagt: „Nimm jetzt ein Erstgeborenes oder das edelste Lamm oder Tier deiner Herde und opfere es als Brandopfer“, wäre es nicht so grässlich erschienen; aber als Gott sagte: „Nimm deinen Sohn und opfere ihn als Brandopfer,“ das würde wohl ausreichen, den stärksten Glauben ins Wanken zu bringen. Aber das ist noch nicht alles: Es muss nicht nur ein Sohn sein, sondern „deinen einzigen Sohn Isaak, den du lieb hast.“ Wenn ein Sohn geopfert werden muss und kein Tier, warum dann nicht Ismael, der Sohn der Magd? Nein, es muss sein einziger Sohn sein, der Erbe von allem, sein Isaak, mit der Namensbedeutung „Lachen“, der Sohn seines Alters, 151Mo 37,3 an dem seine Seele Wohlgefallen hatte, 16Jes 42,1 „den du lieb hast“, sagt Gott, an dessen Seele seine Seele gebunden ist. 171Mo 44,30 Und dieser Sohn, dieser einzige Sohn, dieser Isaak, der Sohn seiner Liebe, 18Kol 1,13 muss jetzt, genau jetzt, ohne Verzögerung genommen und von seinem eigenen Vater als Brandopfer auf einem der Berge geopfert werden, den Gott ihm nennen würde.
Mit Recht kann der Apostel über diesen Mann Gottes sagen: „Wo keine Hoffnung war, hat er auf Hoffnung hin geglaubt und wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre.“ 19Röm 4,18-20 Denn wäre er nicht mit einem Glauben gesegnet gewesen, den so noch nie zuvor ein Mensch hatte, hätte er sich geweigert, diesem strengen Befehl zu folgen. Denn wie viele Argumente würde die Natur vorbringen, um zu beweisen, dass ein solcher Befehl niemals von Gott kommen kann, oder um ihn davon freizusprechen, diesem Befehl gehorchen zu müssen? Vielleicht hätte der gute Mann gesagt: „Was! Mein eigenes Kind schlachten! Das widerspricht jedem Gesetz der Natur; dazu noch meinen lieben Sohn Isaak abzuschlachten, in dessen Samen Gott selbst mir eine zahlreiche Nachkommenschaft zugesichert hat. Aber angenommen, ich könnte meine eigene Zuneigung aufgeben und bereit sein, mich von ihm zu trennen, obwohl ich ihn so sehr liebe, was würde dann aus Gottes Versprechen werden, wenn ich ihn ermorde? Außerdem bin ich jetzt wie eine Stadt, die auf einem Berg liegt; ich leuchte als Licht in der Welt, 20Mt 5,14 inmitten eines verdorbenen und verkehrten Geschlechts: 21Phil 2,15 Wie sollte ich dann zur Ursache dafür werden, dass Gottes Name gelästert wird, wie sollte ich dann zum Sprichwort unter den Heiden gemacht werden, 22Ps 44,15 wenn sie hören, dass ich ein Verbrechen begangen habe, das sie verabscheuen! Aber vor allem: Was wird Sara, meine Frau, sagen? Wie kann ich jemals wieder zu ihr zurückkehren, nachdem ich meine Hände mit dem Blut meines lieben Kindes befleckt habe? Oh, dass Gott mir in dieser Sache verzeihen oder das Leben mir anstelle meines Sohnes nehmen würde!“ So meine ich, hätte Abraham, gegen die Befolgung des göttlichen Befehls argumentieren können und das ja auch mit gutem Grund. Zuvor hatte er durch den Glauben Saras Mutterleib nicht für tot gehalten, als sie das Alter überschritten hatte, sondern glaubte an ihn, der sagte: „Sara, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären.“ Weil er weiß, dass derselbe Gott zu ihm gesprochen und ihm befohlen hat, diesen Sohn zu opfern, und weil er weiß, dass Gott ihn von den Toten auferwecken kann, gehorcht er unverzüglich dem himmlischen Ruf.
Oh, dass die Ungläubigen vom treuen Abraham lernen und alles glauben würden, was von Gott offenbart wird, auch wenn sie es nicht vollständig begreifen können! Abraham wusste, dass Gott ihm befohlen hatte, seinen Sohn zu opfern, und glaubte deswegen, ganz egal ob fleischliche Überlegungen Einwände dagegen vorbrachten.
Wir haben genügend Zeugnis, dass Gott durch seinen Sohn zu uns gesprochen hat; warum sollten wir nicht auch glauben, obwohl viele Dinge im Neuen Testament über unseren Verstand hinausgehen? Denn wo die Vernunft aufhört, beginnt der Glaube. Und egal wie Ungläubige sich auch als Vernünftige bezeichnen mögen, sie sind von allen Menschen die Unvernünftigsten: Denn widerspricht es nicht jeder Vernunft, ein Unendliches an einem endlichen Verstand zu messen oder zu denken, man könne die Geheimnisse der Gottesfurcht zur Vollkommenheit herausfinden?
Aber um auf den Patriarchen Abraham zurückzukommen: Wir haben festgestellt, welche plausiblen Einwände er hätte vorbringen können; aber er antwortete nicht mit einem einzigen Wort; nein, ohne seinem Schöpfer zu widersprechen, heißt es in Vers 3: „Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte.“
Aus diesem Vers können wir schließen, dass Gott in einem Traum oder einer Nachtvision zu Abraham gesprochen hatte: Denn es heißt, er sei früh aufgestanden. Vielleicht war es kurz vor der vierten Nachtwache, kurz vor Tagesanbruch, als Gott sprach: „Nimm deinen Sohn!“ Und Abraham stand früh auf, um es zu tun; ich zweifle nicht, dass er für gewöhnlich früh aufstand, um sein morgendliches Opfer des Lobes und der Danksagung darzubringen. Von Menschen im Alten Testament wird oft berichtet, dass sie früh am Morgen aufstanden; und besonders auch von unserem Herrn im Neuen Testament, dass er lange vor Tagesanbruch aufstand, um zu beten. Der Morgen ist befreundet mit der Hingabe; und wenn die Menschen nicht so viel Selbstverleugnung aufbringen können, früh aufzustehen, um zu beten, weiß ich nicht, wie sie für Jesus Christus auf dem Scheiterhaufen sterben können (wenn sie dazu berufen werden).
Sowohl die Demut als auch die Frömmigkeit des Patriarchen sind sichtbar: Er sattelte seinen eigenen Esel (große Männer sollten demütig sein) und um seine Aufrichtigkeit zu zeigen, nahm er zwei seiner jungen Männer und Isaak, seinen Sohn mit, doch er behält seinen Plan vor allen geheim: Ja, er erzählt nicht einmal seiner Frau Sara etwas; denn er wusste nicht, ob sie ihm in dieser Angelegenheit nicht zur Falle werden könnte; und wie Rebekka später bei einer anderen Gelegenheit Jakob riet, zu fliehen, so hätte auch Sara den Isaak überreden können, sich zu verstecken; oder die jungen Männer hätten ihn, wenn sie davon gewusst hätten, vielleicht vertrieben, so wie später die Soldaten Jonathan aus den Händen Sauls retteten. Aber Abraham suchte keine solche Ausflucht und deshalb entschloss er sich, ganz wie ein Israelit, in dem keine Falschheit ist, 23Joh 1,47 selbst „das Holz zum Brandopfer zu spalten, machte sich auf und ging hin an den Ort, den Gott ihm gesagt hatte.“ Im zweiten Vers befahl ihm Gott, seinen Sohn auf einem der Berge zu opfern, den er ihm nennen würde. Er befahl ihm, seinen Sohn zu opfern, sagte ihm dann aber nicht direkt den Ort, wo: Das geschah, um ihn abhängig bleiben zu lassen und wachsam im Gebet. Denn damit ist nichts vergleichbar, wenn Gott uns auf sich warten lässt; und wenn wir das dann tun, seien wir versichert, dass Gott sich uns gegenüber offenbaren wird aber zu seiner eigenen Zeit. Lasst uns in die Tat umsetzen, was wir wissen, und der Vorsehung folgen, soweit wir es bereits sehen können; und was wir nicht wissen, was wir noch nicht sehen, lasst uns nur auf dem Weg der Pflicht gefunden werden, und der Herr wird uns auch das offenbaren.
Abraham wusste nicht genau, wo er seinen Sohn opfern sollte; aber er stand auf und machte sich auf den Weg und siehe, da zeigte Gott es ihm: „Und er ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte.“ Lasst uns hingehen und ebenso handeln. 24Lk 10,37
Vers 4: „Am dritten Tag hob Abraham seine Augen auf und sah den Ort von ferne.“
Der Ort, von dem Gott ihm erzählt hatte, war nicht weniger als drei Tagesreisen von dem Ort entfernt, an dem Gott ihm zum ersten Mal erschienen war und ihm befohlen hatte, seinen Sohn mitzunehmen. Wollte er damit nicht seinen Glauben auf die Probe stellen und ihm klar machen, dass das, was er tat, nicht nur einem plötzlichen Anflug von Hingabe entsprang, sondern eine Frage der bewussten Entscheidung war? Aber wer kann sagen, was der alte Patriarch in diesen drei Tagen empfand? So stark er auch im Glauben war, bin ich davon überzeugt, dass oft sein Inneres aufgewühlt war wegen seines liebenSohns Isaak. 251Mo 43,30 Ich stelle mir vor, ich sehe den guten alten Mann mit seinem lieben Kind in der Hand gehen, wie er es ab und zu anschaut, es liebt und sich dann abwendet, um zu weinen. Und vielleicht bleibt er manchmal ein wenig zurück, um sein Herz vor Gott auszuschütten, denn er hatte keinen Sterblichen, dem er seinen Fall hätte mitteilen können. Dann schließt er wieder zu seinem Sohn und seinen Knechten auf und redet mit ihnen über die Dinge, die das Reich Gottes betreffen, während sie den Weg entlanggehen. Schließlich „erhob er am dritten Tag seine Augen und sah den Ort von ferne.“ Und um zu zeigen, dass er dennoch aufrichtig entschlossen war, alles zu tun, was der Herr von ihm verlangte, verrät er seine Absicht nicht einmal seinen Knechten, sondern „sprach zu seinen Knechten“ (wie wir zu unseren weltlichen Gedanken sprechen sollten, wenn wir im Begriff sind, die Vorhöfe des Hauses des Herrn zu betreten) „Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.“ Das genügte als Grund für ihr Zurückbleiben; und da es die Gewohnheit ihres Herrn war, häufig zur Anbetung zu gehen, konnten sie keine Ahnung davon haben, was er vorhatte. Und weil Abraham sagte, dass er und der Junge wiederkommen würden, neige ich zu der Annahme, dass er glaubte, dass Gott ihn von den Toten auferwecken würde, wenn es so sein sollte, dass er ihm erlauben würde, sein Kind als Brandopfer zu opfern. Wie dem auch sei, er ist noch immer entschlossen, Gott bis zum Äußersten zu gehorchen; und deshalb, Vers 6: „Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in seine Hand; und die beiden gingen miteinander.“ Isaak hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er auf dem Holz geopfert werden würde, das er auf seinen Schultern trug. Und deshalb sprach Isaak unschuldig und mit heiliger Freizügigkeit (denn gute Männer sollten keine zu große Distanz zu ihren Kindern halten): „Zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! und Abraham antwortete (mit gleicher Zuneigung und heiliger Herablassung): Hier bin ich, mein Sohn.“ Hier zeigt sich, wie sorgfältig Abraham darauf geachtet hatte (wie alle christlichen Eltern es tun sollten), seinem Isaak beizubringen, wie er Gott opfern sollte; und wie ein Jugendlicher, der in dem Weg erzogen wurde, den er gehen sollte, sagte er: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Lamm zum Brandopfer? Wie schön ist die frühe Frömmigkeit! Wie liebenswert ist es, wenn junge Menschen Fragen dazu stellen, wie man auf akzeptable Weise Opfer für Gott bringen kann! Isaak wusste sehr gut, dass ein Lamm fehlte und dass ein Lamm für ein angemessenes Opfer notwendig war: „Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Lamm zum Brandopfer?“ Jungen und Mädchen, lernt von ihm.
Es ist klar, dass Isaak bis dahin nichts von der Absicht seines Vaters wusste, aber ich glaube, dass es jetzt an der Zeit war, dass Abraham es ihm offenbarte, wegen der Antwort seines Vaters auf seine Frage.
Vers 8: „Und Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird für ein Lamm zum Brandopfer sorgen!“ Einige denken, dass Abraham im Glauben den Herrn Jesus von weitem sah und hier prophetisch von dem Lamm Gottes sprach, das bereits per Beschluss geschlachtet worden war und später tatsächlich für die Sünder geopfert werden sollte. Das war in der Tat ein Lamm, für das Gott gesorgt hatte (daran hätten wir nicht zu denken gewagt), um seiner eigenen Gerechtigkeit Genüge zu tun und ihn gerecht zu machen, indem er die Gottlosen rechtfertigte. Was ist unser ganzes Feuer und Holz, die besten Vorbereitungen und Leistungen, die wir erbringen oder darbieten können, wenn Gott sich dieses Lamm nicht für ein Brandopfer zur Verfügung gestellt hätte? Aber was auch immer Abraham damit beabsichtigte, ich glaube, dass er hier eine Bitte vorbrachte und seinen Sohn daran teilhaben ließ, wie Gott mit seiner Seele umging; und schließlich rief er mit Tränen in den Augen und größter Zuneigung im Herzen aus: „Du sollst das Lamm sein, mein Sohn.Gott hat mir geboten, dich als Brandopfer darzubringen und dich auf dem Berg zu opfern, den wir jetzt gerade besteigen.“ Und wie aus einem späteren Vers hervorgeht, leistete Isaak, überzeugt davon, dass es der göttliche Wille war, überhaupt keinen Widerstand. Denn es heißt: „Sie gingen beide miteinander.“ Und dann, wenn es heißt, dass Abraham Isaak fesselte, hören wir nicht, dass er sich beklagte oder versuchte zu fliehen, was er hätte tun können, da er (wie manche denken) fast dreißig Jahre alt war und dazu fähig, das ist klar, genug Holz für ein Brandopfer zu tragen. Aber er ist mit seinem alten Vater Teilhaber des gleichen kostbaren Glaubens und ist daher ebenso willig, sich opfern zu lassen, wie Abraham willig war, ihn zu opfern: Und „so gingen sie beide miteinander.“
Vers 9: „Und als sie an den Ort kamen, den Gott ihm genannt hatte, baute Abraham dort einen Altar und schichtete das Holz darauf; und er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.“ Und hier lasst uns kurz innehalten und im Glauben einen Blick auf den Ort werfen, an den der Vater ihn gelegt hat. Ich bezweifle nicht, dass gesegnete Engel um den Altar schwebten und sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe“, weil er den Menschen solchen Glauben geschenkt hat. Kommt, alle Eltern mit zarten Herzen, die ihr wisst, was es bedeutet, auf ein sterbendes Kind zu blicken: Stellt euch vor, ihr seht den Altar vor euch errichtet, das Holz ordentlich gestapelt und den geliebten Isaak darauf gebunden. Stellt euch vor, ihr seht den alten Vater weinend danebenstehen. (Denn warum sollten wir nicht annehmen, dass Abraham weinte, da Jesus selbst am Grab des Lazarus weinte?) O was für fromme, liebenswerte Worte wechselten jetzt abwechselnd der Vater und der Sohn! Josephus zeichnet eine pathetische Rede auf, die von jedem gehalten wurde, ob das authentisch ist, weiß ich nicht: Aber mir scheint, ich sehe die Tränen über die Wangen des Patriarchen Abraham rinnen und aus der Fülle seines Herzens ruft er: „Adieu, adieu, mein Sohn; Der Herr hat dich mir gegeben und der Herr ruft dich weg; gepriesen sei der Name des Herrn. Adieu, mein Isaak, mein einziger Sohn, den ich liebe wie meine eigene Seele; adieu, adieu.“ Ich sehe wie sich Isaak gleichzeitig demütig in die Hände seines himmlischen Vaters begibt und zum Allerhöchsten betet, er möge seinem irdischen Vater die Kraft geben, den Schlag auszuführen. Aber warum versuche ich zu beschreiben, was der Sohn oder der Vater gefühlt haben? Es ist unmöglich: Wir können uns zwar eine vage Vorstellung davon machen, aber wir werden es nie ganz begreifen bis wir kommen und uns mit ihnen im Königreich der Himmel hinsetzen und hören, wie sie die erfreuliche Geschichte noch einmal erzählen. Beeil dich, o Herr, mit dieser gesegneten Zeit! O lass dein Königreich kommen!
Und jetzt wird der tödliche Stich ausgeführt. „Und Abraham streckte seine Hand aus und fasste das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.“ Aber glaubt ihr nicht, dass er vorhatte, den Kopf abzuwenden, wenn er den Stich ausführte? Ja, warum können wir nicht annehmen, dass er einige Male seine Hand zurückzog, nachdem sie ausgestreckt war, bereit, noch einmal Abschied von seinem geliebten Isaak zu nehmen, und den Wunsch hatte, es ein wenig hinauszuzögern, obwohl er doch entschlossen war, es letztlich durchzuführen? Wie dem auch sei, sein Arm ist jetzt ausgestreckt, das Messer ist in seiner Hand und er ist im Begriff, es seinem lieben Sohn an die Kehle zu setzen.
Aber jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! 26Jes 49,13 Die Ausnahmesituation des Menschen ist Gottes Gelegenheit: 27“Man’s extremity is God’s opportunity.” John Flavel (1627-1691) Denn siehe, gerade als das Messer aller Wahrscheinlichkeit nach ganz nah an seiner Kehle war, Vers 11: „Der Engel des HERRN (oder vielmehr der Herr der Engel, Jesus Christus, der Engel des ewigen Bundes) rief ihm (wahrscheinlich sehr hörbar) vom Himmel her zu und sprach: Abraham, Abraham! (Das Wort wird verdoppelt, um seine Aufmerksamkeit zu erregen; und die Plötzlichkeit des Rufs brachte ihn wohl dazu, seine Hand zurückzuziehen, gerade als er im Begriff war, zuzustechen.) Und Abraham sagte: Hier bin ich. Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tue ihm gar nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, weil du deinen einzigen Sohn nicht verschont hast um meinetwillen!“
Hier geschah es also, dass Abraham seinen Sohn Isaak von den Toten zurückerhielt, bildlich gesprochen. Er wurde effektiv auf dem Altar geopfert, und Gott betrachtete ihn wie als geopfert und ihm gegeben. Als nun Abrahams Glaube auf die Probe gestellt wurde, wurde er für kostbarer befunden als Gold, das siebenmal im Schmelzofen geläutert worden war. 281Petr 1,7 / Ps 12,6 Jetzt gibt und bestätigt Gott als Belohnung aus Gnade, nicht aus Verpflichtung, für diesen Signalakt des Gehorsams durch einen Eid die Verheißung, „dass in seinem Samen alle Nationen der Erde gesegnet werden sollten“ in den Versen 17 und 18. Mit welchem Trost sind wohl der gute alte Mann und sein Sohn vom Berg hinabgestiegen und zu den jungen Männern zurückgekehrt! Mit was für einer Freude ging er wohl nach Hause und erzählte Sara alles, was geschehen war! Und vor allem, mit welchem Triumph jubelt er jetzt im Paradies Gottes und verehrt die reiche, freie, herausragende, erwählende, ewige Liebe, die allein ihm gewährte, sich vom Rest der Menschheit zu unterscheiden und ihn würdig macht für diesen Titel, denn er tragen wird, solange Sonne und Mond bestehen bleiben, „Der Vater der Gläubigen!“
Doch lasst uns jetzt unseren Blick vom Geschöpf weg abwenden und dahin richten, wohin Abraham, wenn er anwesend wäre, ihn lenken würde; auf den Schöpfer, Gott gepriesen in Ewigkeit. 29Röm 9,5
Ich sehe eure Herzen betroffen, ich sehe eure Augen weinen. (Und wirklich, wer würde nicht über die Erzählung einer solchen Geschichte weinen?) Aber siehe, ich zeige euch ein Geheimnis, das unter der Opferung von Abrahams einzigem Sohn verborgen ist und das euch, wenn eure Herzen nicht verhärtet sind, dazu bringen wird, Tränen der Liebe zu weinen und zwar reichlich. Gerne hoffe ich darauf, dass ihr mich schon gleich hier unterbrechen wollt und bereit seid zu sagen: „Es ist die Liebe Gottes, dass er Jesus Christus hingegeben hat, um für unsere Sünden zu sterben.“ Ja; das ist es. Aber vielleicht stellt ihr dennoch fest, dass eure Herzen nicht so sehr berührt werden, wenn das erwähnt wird. Lasst euch dadurch davon überzeugen, dass wir alle gefallene Geschöpfe sind und dass wir Gott oder Christus nicht so lieben, wie wir es tun sollten: Denn wenn ihr Abraham bewundert, wie er seinen Isaak opfert, wie viel mehr solltet ihr die Liebe Gottes, der die Welt so sehr liebte, dass er seinen eingeborenen Sohn Christus Jesus, unseren Herrn, gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat 30Joh 3,16 preisen, verherrlichen und anbeten? Sollten wir nicht ausrufen: Jetzt wissen wir, o Herr, dass du uns geliebt hast, da du deinen Sohn, deinen einzigen Sohn, nicht verschont hast um unseretwillen! Abraham war Gottes Geschöpf (und Gott war Abrahams Freund) und unterlag deshalb der höchsten Verpflichtung, seinen Isaak dahinzugeben. Aber oh wunderbare Liebe! Als wir seine Feinde waren, 31Röm 5,10 sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er für uns zum Fluch werde. 32Gal 4,4 / Gal 3,13 O die Großzügigkeit und Unendlichkeit der Liebe Gottes, unseres Vaters! Es ist unerforschlich: Ich verliere mich darin, darüber nachzusinnen; es ist außerhalb der Vorstellungskraft. Denkt doch, oh Gläubige, an die Liebe Gottes, die Jesus Christus als Sühne für unsere Sünden gegeben hat. Und wenn ihr hört, wie Abraham einen Altar baute und das Holz aufrichtete und Isaak, seinen Sohn, band und ihn auf den Altar auf das Holz legte; denkt daran, wie euer himmlischer Vater Jesus Christus, seinen einzigen Sohn, gebunden und ihn auf dem Altar seiner Gerechtigkeit dargebracht und die Schuld von uns allen auf ihn geworfen hat. 33Jes 53,6 Wenn ihr lest, wie Abraham seine Hand ausstreckte, um seinen Sohn zu töten, denkt darüber nach, wie Gott tatsächlich zuließ, dass sein Sohn getötet wurde, damit wir für immer leben können. Lest ihr von Isaak, der das Holz auf seinen Schultern trug, auf dem er geopfert werden sollte? Lasst euch auf diese Weise zum Hügel von Golgatha führen (dem Berg Moria, auf dem Isaak geopfert wurde, wie manche meinen) und werft einen Blick auf den Antitypos Jesus Christus, den Sohn Gottes, der willig die Last des Kreuzes trägt, an das er für uns aufgehängt werden sollte. Bewundert ihr Isaak, der so bereitwillig in den Tod einwilligte, obwohl er ein Geschöpf war und deswegen dazu verpflichtet zu gehen, als Gott rief? O vergesst nicht, den lieben Herrn Jesus, diesen verheißenen Samen, unendlich mehr zu bewundern, der bereitwillig sagte: „Siehe, ich komme,“ obwohl er dazu nicht verpflichtet war, „deinen Willen zu tun,“ zu gehorchen und für die Menschen zu sterben, „mein Gott!“ 34Ps 40,8-9 Habt ihr jetzt geweint, als ich euch bat, euch den Altar vorzustellen, das aufgeschichtete Holz und Isaak gefesselt auf dem Altar liegend? Schaut im Glauben, seht den gesegneten Jesus, unseren allherrlichen Emmanuel, nicht gefesselt, sondern an ein verfluchtes Holz genagelt: 35Gal 3,13 Seht, wie er mit Dornen gekrönt hängt und von allen, die ihn umgeben, verspottet wird: Seht, wie die Dornen ihn durchdringen, und wie das Blut in purpurnen Strömen seine heiligen Schläfen hinabrinnt! Hört, wie der Gott der Natur stöhnt! Seht, wie er den Kopf senkt, und am Ende gibt seine Menschheit den Geist auf! Isaak wird gerettet, aber Jesus, der Gott Isaaks, stirbt; an Isaaks Stelle wird ein Widder geopfert, aber Jesus hat keinen Ersatz; Jesus muss bluten, Jesus muss sterben; Gott der Vater hat sich dieses Lamm von Ewigkeit an ausersehen. Er muss zur rechten Zeit geopfert werden oder der Mensch wird für immer verdammt sein. Und wo sind jetzt eure Tränen? Sollte ich sagen: Unterdrückt euer Weinen? Nein; ich möchte euch vielmehr ermahnen, auf den zu blicken, den ihr durchbohrt habt, und zu trauern, wie eine Frau um ihren Erstgeborenen trauert. 36Sach 12,10 Denn wir waren die Verräter, wir waren die Mörder dieses Herrn der Herrlichkeit; und sollen wir nicht jene Sünden beklagen, die den gesegneten Jesus ans verfluchte Holz führten? Er hat so viel für uns getan, so viel gelitten und so viel vergeben, sollten wir nicht viel lieben! O! Lasst uns ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft lieben 37Mk 12,30 und ihn in unseren Seelen und unseren Körpern verherrlichen, denn sie gehören ihm. Das führt mich zu einer zweiten Schlussfolgerung, die ich aus dem vorangegangenen Diskurs ziehen möchte.
Wir können daraus die Natur des wahren, rechtfertigenden Glaubens lernen. Wer die Wahrheit, wie sie in Jesus ist, versteht und predigt, muss anerkennen, dass die Erlösung Gottes kostenloses Geschenk ist und dass wir nicht durch einige oder alle Werke der Gerechtigkeit gerettet werden, die wir getan haben oder tun können: Nein; wir können uns weder ganz noch teilweise im Licht Gottes rechtfertigen. Der Herr Jesus Christus ist unsere Gerechtigkeit; und wenn wir bei Gott angenommen werden, darf das nur in und durch die persönliche Gerechtigkeit, den aktiven und passiven Gehorsam Jesu Christi, seines geliebten Sohnes, geschehen. Diese Gerechtigkeit muss uns zugerechnet oder angerechnet und durch den Glauben auf unsere Herzen angewendet werden, sonst können wir in den Augen Gottes in keiner Weise gerechtfertigt werden. Und in dem Moment, wenn ein Sünder in die Lage versetzt wird, die Gerechtigkeit Christi durch den Glauben zu ergreifen, wird er von all seinen Sünden freigesprochen und wird niemals in die Verdammnis geraten, auch wenn er davor ein Feuerbrand der Hölle war. So war es mit Abraham, dass er gerechtfertigt wurde, bevor er irgendein gutes Werk getan hatte: Er wurde befähigt, an den Herrn Christus zu glauben; und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit an; 381Mo 15,6 das heißt, die Gerechtigkeit Christi wurde ihm übertragen und somit angerechnet als die seine. Das, das ist das Evangelium; nur so können wir bei Gott Akzeptanz finden: Gute Werke haben nichts mit unserer Rechtfertigung vor ihm zu tun. Wir werden allein durch den Glauben gerechtfertigt, wie es im Artikel unserer Kirche heißt; in Übereinstimmung mit dem, was der Apostel Paulus sagt: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ 39Eph 2,8 Ungeachtet dessen haben gute Werke ihren rechten Platz: Sie rechtfertigen unseren Glauben, wenn auch nicht unsere Person; sie folgen aus ihm und beweisen unsere Rechtfertigung vor den Augen der Menschen. Daher fragt der Apostel Jakobus: „Wurde Abraham nicht durch Werke gerechtfertigt?“ 40Jak 2,21 Was zweifellos auf die Geschichte anspielt, über die wir gesprochen haben. Das heißt, hat er nicht bewiesen, dass er sich in einem gerechtfertigten Zustand befand, weil sein Glaube gute Werke hervorbrachte? Diese deklarative Rechtfertigung vor den Augen der Menschen ist unmittelbar aus den Worten des Textes zu verstehen; „Nun weiß ich, spricht Gott, dass du mich fürchtest, da du mir deinen Sohn, deinen einzigen Sohn, nicht vorenthalten hast.“ Nicht, dass Gott es nicht schon vorher wusste; aber das wird gesprochen in Herablassung gegenüber unseren schwachen Fähigkeiten und zeigt deutlich, dass die Opferung seines Sohnes von Gott als Beweis für die Aufrichtigkeit seines Glaubens angenommen wurde und aus diesem Grund auch für spätere Zeitalter aufgezeichnet wurde. Damit ihr daraus lernen könnt, ob ihr mit dem gläubigen Abraham gesegnet und seine Söhne und Töchter seid. 41Gal 3,7-9 Ihr sagt, ihr glaubt: Ihr sprecht von geschenkter Gnade und geschenkter Rechtfertigung: Ihr macht das gut; auch die Teufel glauben und zittern. 42Jak 2,19 Aber hat der Glaube, den ihr vorgebt, eure Herzen beeinflusst, eure Seelen erneuert und, wie der Abrahams, durch Liebe gewirkt? Trachtet ihr wie er nach dem, was droben ist? 43Kol 3,2 Seid ihr himmlisch gesinnt und versteht ihr euch wie er als Gäste und Fremdlinge auf der Erde? 44Heb 11,13 Kurz gesagt: Hat euer Glaube euch in die Lage versetzt, die Welt zu überwinden, und hat er euch bestärkt, eure Isaaks – euer Lachen – eure liebsten Gelüste, Freunde, Vergnügungen und Gewinne für Gott aufzugeben? Wenn ja, tröstet euch damit; denn mit Recht könnt ihr sagen: „Wir wissen mit Gewissheit, dass wir Gott fürchten und lieben, oder vielmehr von ihm geliebt werden.“ Aber wenn ihr nur redende Gläubige seid, nur einen Glauben des Kopfes habt und die Kraft davon nie in euren Herzen gespürt habt, wie sehr ihr euch auch selbst Mut macht und sagt: „Wir haben Abraham als unseren Vater“, oder „Christus ist unser Erlöser“; wenn ihr aber nicht einen Glauben des Herzens entwickelt, einen Glauben, der auf Liebe beruht, dann werdet ihr niemals mit Abraham, Isaak, Jakob oder Jesus Christus im Himmelreich zu Tisch sitzen. 45Mt 8,11
Aber ich muss noch eine letzte Schlussfolgerung ziehen, und damit komme ich zum Schluss.
Lernt, oh Heilige! Von dem, was gesagt wurde, euch von all euren weltlichen Annehmlichkeiten zu lösen; und seid jederzeit bereit, euch von allem zu trennen, wenn Gott es von euch verlangt. Einige von euch mögen vielleicht Freunde haben, die euch lieb sind wie eure eigene Seele; 461Sam 18,1 und andere mögen Kinder haben, an deren Seele eure eigene Seele gebunden ist: 471Mo 44,30 Alle, glaube ich, haben ihre Isaaks, ihre besonderen Freuden auf die eine oder andere Art. Bemüht euch um Christi willen, bemüht euch, ihr Söhne und Töchter Abrahams, sie täglich mit Zuneigung an Gott abzugeben, damit ihr, wenn er von euch verlangt, sie wirklich zu opfern, euch nicht erst mit Fleisch und Blut besprecht, 48Gal 1,16 genauso wenig wie der selige Patriarch hier vor unseren Augen. Und was euch betrifft, die in irgendeiner Weise wie er auf die Probe gestellt werden, lasst euch von seinem Beispiel ermutigen und trösten. Denkt daran, dass Abraham, euer Vater, schon vor euch auf die Probe gestellt wurde: Denkt, denkt an das Glück, das er jetzt genießt, und daran, wie er Gott unaufhörlich dafür dankt, dass er ihn hier auf der Erde versucht und auf die Probe gestellt hat. Schaut oft mit dem Auge des Glaubens nach oben und seht ihn mit seinem geliebten Isaak in der Welt der Geister sitzen. Denkt daran, es wird nur noch eine kleine Weile 49Heb 10,37 dauern und ihr werdet auch bei ihnen sitzen und einander erzählen, was Gott für eure Seelen getan hat. Dort hoffe ich, mit euch zusammenzusitzen und die Geschichte, wie er seinen Sohn opferte, aus seinem eigenen Mund zu hören und das Lamm zu preisen, das auf dem Thron sitzt, für das, was es für alle unsere Seelen getan hat, für immer und ewig.
Fussnoten
- 1Röm 5,14
- 2Heb 11,6
- 31Kor 10,11
- 4Heb 11,33 /Heb 6,12
- 5Heb 12,1
- 6Jes 41,8
- 7Röm 4,16
- 8Gal 3,7-9
- 9Röm 11,20
- 10Jak 1,13
- 11Mt 4,1
- 12Apg 8,29
- 131Kor 4,10
- 14Gal 1,16
- 151Mo 37,3
- 16Jes 42,1
- 171Mo 44,30
- 18Kol 1,13
- 19Röm 4,18-20
- 20Mt 5,14
- 21Phil 2,15
- 22Ps 44,15
- 23Joh 1,47
- 24Lk 10,37
- 251Mo 43,30
- 26Jes 49,13
- 27“Man’s extremity is God’s opportunity.” John Flavel (1627-1691)
- 281Petr 1,7 / Ps 12,6
- 29Röm 9,5
- 30Joh 3,16
- 31Röm 5,10
- 32Gal 4,4 / Gal 3,13
- 33Jes 53,6
- 34Ps 40,8-9
- 35Gal 3,13
- 36Sach 12,10
- 37Mk 12,30
- 381Mo 15,6
- 39Eph 2,8
- 40Jak 2,21
- 41Gal 3,7-9
- 42Jak 2,19
- 43Kol 3,2
- 44Heb 11,13
- 45Mt 8,11
- 461Sam 18,1
- 471Mo 44,30
- 48Gal 1,16
- 49Heb 10,37